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Die Unworte. Horst Hartleib
Читать онлайн.Название Die Unworte
Год выпуска 0
isbn 9783954887651
Автор произведения Horst Hartleib
Издательство Автор
Dann öffnete der UnSchöne eine kleine Tür zu einem fensterlosen Raum unter der Treppe. Darin waren einige seitlich zugeklebte beziehungsweise mit schwarzer Farbe bestrichene Aquarien. In diesen schwammen Fische mit dem Bauch nach oben, ein gespenstischer Anblick. (Un)scheinbar untote, mit dem Bauch nach oben schwimmende Fische, die zwar munter wie der Fisch im Wasser aber irrgendwie doch nicht ganz gesund sind. Wie das?, fragt Hölzel. Was fällt Ihnen noch auf?, fragt der UnSchöne zurück. Im südlichen Teil der Erde schwimmen die Fische doch auch (un)praktisch mit dem Bauch nach oben, oder? Erst jetzt bemerkt Hölzel, dass diese Aquarien alle keinen Bodengrund enthalten und von unten beleuchtet werden. Die Fische orientieren sich offenbar mehr nach der Beleuchtungsrichtung als nach der Schwerkraft, denn Beleuchtung von unten gibt es nur in der Unnatur. Auch in Australien schwämmen die Fische verkehrt herum, weil das Licht dort unpraktisch von unten käme, sagte der UnSchöne. Aber was ist das? Ein paar Welse lassen sich davon offensichtlich nicht übertölpeln und schwimmen gravitationsbezogen normal. Das ist Synodontis nigriventris, der Rückenschwimmende Kongowels, sagte der UnSchöne schnell zuvorkommend auf die ungestellte Frage. Als ob Hölzel als Zoohändler das nicht wüsste! Zuvorkommend ist der UnSchöne unverschämter (un)weise immer nur, wenn es (für ihn) etwas besser zu wissen gibt. Nigriventris, das heißt schwarzbäuchig, hakt der UnSchöne unfair nach. Im Gegensatz zu anderen Fischen ist beim Rückenschwimmenden Kongowels der Bauch schwarz und der Rücken hell, weil er (un)normaler weise mit dem Bauch nach oben schwimmt.
Hölzel kocht innerlich vor Zorn. So ein Klugscheißer! Es ist nicht nur so, dass er als Zoohändler das auch weiß, (ab)sondern das hat der UnSchöne erst von ihm, Hölzel, gelernt! Es ist eine besondere Niedertracht des UnSchöne, denjenigen, von dem er etwas gelernt hat, dieses Wissen später vermitteln zu wollen, und er versteht es dabei perfekt, sich nicht anmerken zu lassen, dass er das selbst genau weiß! Dem UnSchöne darf man überhaupt nichts mehr erzählen! Das kommt alles wenig später echo-unartig zurück! Papageien-unartig unverstanden nachgeplappert und als eigene Erfindung ausgegeben! Ungeistiger Diebstahl!
Wissen Sie, was ich damit versagen will? Ich weiß es selbst noch nicht genau. Ich experimentiere noch. Vielunleicht lässt sich ungar durch Zwangsbastardierung mit dem zur gleichen (Unbe)Gattung sich ungehörenden brutschmarotzenden Kuckuckswels eine neue Gattung Unsinnodontis kretinieren? So muß man mit diesem Kongowels also umgehen, dass er seine Unart bleiben lässt. Man muß ihm vor(ent)täuschen, dass der Himmel unten ist, um ihm seine Unart, schon im Leben den Bauch nach oben zu drehen, auszutreiben. Daraus könnte man Erziehungsmethoden beziehungsloser weise Entziehungsmethoden durch Täuschung und Enttäuschung auch für den Unmenschen ableiten. Aber wir (übel)wollen hier schließlich die Unarten fördern. Wie Sie sehen, sind ausgesprochene Oberflächenfische darunter und werden Grundfische nicht grundlos zu Oberflächenfischen und Oberflächenfische zu Grundfischen.
Das brauchen Sie mir nicht zu erzählen!, knurrt der Hölzel, zutiefst gekränkt. Sie wussten über Fische höchstens erst mal, wie sie schmecken, da sprangen sie bei mir schon aus den Becken!, sagte er lieber nicht. Das taugt für einen Gag, für den Biologieunterricht, ist aber viel zu aufwändig, kritisierte er statt dessen.
Die verhaltens-oberflächlichen Oberflächenfische gründeln jetzt wie Welse auf der Bodenscheibe, die sie für die Wasseroberfläche halten. Aber diese Verhaltensänderung wird morphologische Anpassungen zur Folge haben, welche ihrerseits die Verhaltensänderung irreversibel machen. Wenn denen die ersten Barteln ums Maul wüchsen, dann habe er sein Vor(zerr)bild Paul Kammerer posthum rehabilitiert!
Dann führt der UnSchöne vor, wie er Fische betrunken macht und sie durch das Wasser torkeln. So etwas findet er lustig. Das ist also der Missbegriff des Blasphemikers Schöne von Lustigkeit! Verweile doch, du bist so unschön, dass ich mich noch an dich gewöhn, du (un)verlässliches Häßliches. Di(e)nner for o(h)ne. Alle UnTiere (un)würden saufen, wenn man ihnen die Gelegenheit dazu gäbe. Bei den Fischen sei das zugegeben etwas kompliziert, zumal der Alkohol im Wasser schnell biounlogisch zu Essig abgebaut wird. Sie können nicht ersaufen, aber deswegen auch nicht saufen, mit Ausnahme der Labyrinthfische, die beim Saufen Gefahr laufen, sich in Labyrinthen zu verirren und zu ersaufen, kalauerte der Zyniker und Platitüden(Un)Dichter UnSchöne. Fische würden vielleicht auch rauchen, was Affen gerne tun. Fische vielunleicht am besten Wasserpfeife. Zit(un)tat: „Ein bisschen Spaß muss sein!“ So wie er sich selbst (unan)ständig etwas vormache, sei es nur unrecht und unbillig, die ihm unterstellten, bei ihm eingestallten Kreaturen nach Kräften zu täuschen und zu enttäuschen. Eigentlich verübelwolle er ja immer nur das Gute, er versuche (selbst)erlediglich unter den Negativismus zu kommen, unter sein Niveau zu entkommen, (ver)sagte unsinngemäß der UnSchöne. Oft entkomme ihm auch bei mehrfacher Verneinung, wenn er nicht genau mitgezählt habe, das Ungute zum Guten. Das wäre wie bei: „Sie liebt mich, sie liebt mich nicht, …“. Man(n) reißt der Pelorie oder Unkunst(stil)blüte ein Blütenblatt nach dem anderen