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Die Unworte. Horst Hartleib
Читать онлайн.Название Die Unworte
Год выпуска 0
isbn 9783954887651
Автор произведения Horst Hartleib
Издательство Автор
Überlassen Sie mir die Handelsbezeichnung und bringen Sie mehr davon, hab ich gesagt. Das tue er ungern, nur weil er dazu gezwungen sei und das Geld brauche. Und was er verkaufe wäre doch nur der nicht dem Unzuchtziel entsprechende Ausschuss, die am wenigsten unschönen, die bei der Unschönheitsprüfung Durchgefallenen, ihm zu wenig ungefallenden. Die unzüchtigen charakterlos Gefallsüchtigen. Die mangelhaft unschönen Schönen hätten sein Unzuchtziel verfehlt, welches mit dem ihren nicht übereinstimme. Die hätten zu wenig Vorentstellungen von ihren Nachverkommen, pointierte es der UnSchöne ma©kaber. Seine verbalen Gehässigkeiten haben seine Häßlichkeitsliebe oder Pulchrophobie, wie er das nannte, durchaus glaubhaft erscheinen lassen.
Wie auch immer, der Umsatz stieg deutlich an und die befürchteten Probleme blieben, abgesehen von Einzelfällen, weitgehend aus. Der Schöne hat immer neue Unzuchten gebracht, nicht mehr nur Fische. Nun da er Geld für seine Kreationen bekomme, um die Unzuchten zu finanzieren, könne er sie erheblich ausweiten und sich auch an in der Anschaffung und Haltung teurere Tiergruppen wie Vögel und Säugetiere wagen. Was er mir bringe seien eigentlich nur die Nebenprodukte seiner Unzuchten, der zur Weiterzucht nicht verwendbare Ausschuss seiner Erschöpfungen, hat dieser Dummkopf seine eigene Ware schlechtgeredet. Das kam mir natürlich sehr entgegen. Er war in pekuniären Dingen geradezu uninteressiert, ein sogenannter Idealist, ein Spinner, der in diesem Unfall muss man mit seinen Unworten (ver)sagen, seinen UnIdealen sich nachvergeht. Ich habe mit ihm einen exklusiven Alleinvertretungsvertrag gemacht, dass er nur mir die Produkte seiner Unschönheitsfarm anbietet und ich alles für den Absatz geeignete für ihn verkaufe. Er brachte immer mehr und immer ausgefallenere Sachen und sagte, er baue gerade den elterlichen Hof für seine Zwecke aus, „jetzt, da die Eltern nicht mehr sind“. Dabei hat sich sein Gesicht zu einer blasphemischen Grimasse, zu einer grimmigen Masse, zur faustischen Faust verzogen. Da ich mich verpflichtet hatte, alles abzusetzen musste ich heftig expandieren, Leute einstellen. Ich habe mit den schnell wachsenden Einnahmen nach und nach Filiale auf Filiale eröffnet oder aufgekauft, sozusagen feindliche Übernahmen gemacht. Die geradezu wuchernden Einnahmen haben das ermöglicht, ja ungeratenzu erzwungen. Dazu kam ein Vertrieb im Fernhandel, beim Lebendversand solcher, pardon Krepierer, ein heikles Geschäft. Sogar Chimären „on Demand“, auf Unbedarf habe der UnSchöne herentstellt, etwa kürbisköpfige Ungeister für Halloweenparties. Aus der kleinen Zoohandlung sei schnell eine weithin berühmte, um nicht zu sagen berüchtigte Firma mit vielen Filialen geworden, schwärmte Hölzel. Er habe sogar Unschöne Melusinen nach China exportiert, ungewissermaßen in das Mutterland der Qualzuchten, das Vaterland der Unzuchten, und wollte wie verüblich, sich mit (N)Aktien an der Börse vergehen. Den Leuten an die Börse gehen, wie es der Blasphemiker Schöne genannt habe. Protestierende Tierschützer habe seine Firma in die Stadt gelockt, wovon wiederum die Hotellerie profitiert habe. Wir waren zunehmen wichtige Arbeitgeber, sagte Hölzel stolz. Ich weiß gar nicht, was diese selbsternannten Tierschützer von mir wollten. Das waren andere Zeiten und die beste Möglichkeit, diese armen Tiere vor dem UnSchöne zu retten war doch, sie ihm abzukaufen. Als Vermittler ihres Freikaufes habe ich einer guten Sache gedient! Der UnSchöne, pardon Schöne, hat gesagt, er wäre ein Künstler, ein Kreationist - ich glaube den Begriff gab es damals noch gar nicht, soll ja eine Weltanschauung sein -, aber ich habe ihn einen Kretinisten genannt. Sein Sarkasmus war sehr ansteckend, ungewissermaßen hoch virulent. Und insgeunheimlich, muss ich zugeben, sah er selbst aus wie ein Produkt seiner eigenen Unzuchten. Fürwahr kein schöner Mensch, dieser Herr Schöne! Physisch und erst (un)recht psychisch betrachtet. Das ist ein Triebtäter, hab ich gedacht. Der kennt keine Skrupel. Der rächt sich für die ihm von Ungeschicksal (auch so ein für ihn typisches Unwort) zugeteilte Hässlichkeit an der unschuldigen Kreatur, an den Schwächeren, den Tieren. Er hat sich vielleicht als eine Unart pikaresker Picasso der (Un)Tierzucht gewähnt und damit ebenfalls kräftig Kasse gemacht. Ich sei sein Galerist, der seine geunheiligten Unwerke aus(ent)stellt. Meinen galligen Galeristen, der seine beungnadeten Unwerke ausentstellt, zur S(ch)au entstellt, hat er mich unwortwörtlich genannt, um mich zu provozieren. Er wechsele mit seinen Unhappenings genannten Unzuchten gerade von einer dadaistischen in eine surrealistische Sich(ab)Schaffensphase. So lag es nahe, dass er mich eines unschönen Tages zur Besichtigung seiner Unschönheitsfarm und seines Raritätlichkeitenkabinetts eingeladen hat. Auch meine Frau sollte mitkommen, aber sie wollte sich das nicht antun. Wie sich herausentstellt hat eine kluge Entscheidung. Wie soll man diese Unperson beschreiben? (Un)Friedemann Schöne, genannt UnSchöne, Nomen est omen. Er hatte unter seinem Schnurrbart offenbar eine schlecht operierte Hasenscharte, ein sogenanntes Labium leporinum. Daher dieses ungeradezu Lindenberg’sche, allerdings unsympathische schnoddrige Nuscheln. Insgesamt gesehen eine sehr ungepflegte, minderwertigkeitskompexe Erscheinung. Ein Absonderling. Er muss in seiner Jugend viel gemobbt worden sein. Jaja, der UnSchöne. Ein hoffnungsloser VerFall! Ein seinen Kreationen fatal ähnlicher Verbrecher-Kretin, zum Glück zu noch größeren Untaten unfähig! Ein dafür zu spät, zur Unzeit am falschen Ort, Gott sei Dank in für größere Untaten ungeeigneter historischer Unsittuation Missgeborener!
Die Misanthropie des UnSchöne schließt erübrigens die eigene eigen(un)artige Unperson ein, ist vielunleicht sogar ein Vermissanthropie, eine Miss-Vermiss-Anthropie, ein vermissgestaltetes Leiden des jungen Werther, ein auf sich selbst nicht leiden können erweitertes Unkönnen. Eine unversehentliche Selbstaussperrung aus der Menschheit, ohne verrück zu können. Oder, im UnSchöne’schen Sargkasmus versagt: Die Leiden eines sich selbst einsperrenden Wärters. Mit seinem Fehlbetragen, seinem Unarten-VerFehlbetrag, hat er sich die Tür zur Rückkehr