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an den zahlreichen Wanderwegen, die vom Campingplatz durch Buschwerk die Hügel hinauf führen, reparieren. Schon am Ende des ersten Arbeitstages tut mir alles weh. Allerdings haben wir viereinhalb Stunden gearbeitet und können diese „Überstunden“ die nächsten Tage abstottern – denn an diesen arbeiten wir weiter an den Wanderwegen. Allerdings ist unsere ehrgeizige Arbeit nur ein Anfang: Marcus, der immer mal wieder vorbeischaut, uns lobt und auch mit anpackt, könnte eine ganze „Wwofing-Armee“ gebrauchen, wie Fabien es treffend formuliert.

      Fabien und ich reparieren Zäune

      Während die körperliche Arbeit an den Wanderwegen noch Spaß macht, zählt die Aufgabe, die Plumpsklos für die nächsten Gäste zu putzen zu den unschöneren Wwoofing-Arbeiten. Ein Plumpsklo zu putzen ist tatsächlich nochmals eine Stufe schlimmer, als es zu benutzen.

      Die Nachmittage nutzen wir, um die Banks Peninsula zu erkunden. Hoch und runter gehen die kurvenreichen Straßen – und das mitunter steil. Dafür bietet sich einem immer wieder ein toller Blick, teils in nur spärlich bewohnte Buchten. Akaroa, der Hauptort der Insel und im Sommer ein Touristenmagnet, ist auch eines unser Ausflugsziele. Wir laufen dort nicht nur durch die kleinen Straßen, die dank der französischen Besiedlung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch immer französische Namen haben, sondern schauen uns auch nach Jobs um. Wir fragen in der Touristen-Info, in Geschäften und Cafés. Alle verweisen uns allerdings an eine kleine Arbeitsagentur oder sagen, wir sollten im Sommer zur Hauptsaison wiederkommen.

      Im Sommer sind die Parkplätze hier voller!

      Bei der Jobvermittlung fragen wir nicht an, denn dort hatte schon Marcus für uns angerufen. Das plötzliche Interesse an einem bezahlten Job kommt in erster Linie vom Kauf des Wagens – denn der hatte ja mehr Geld gebraucht als ursprünglich kalkuliert. Außerdem hatten wir einen heißen Tipp von unserem Rostentferner in Christchurch bekommen: Wir sollten in Akaroa in einem bestimmten Hotel nach Jack fragen. Der Mitarbeiter kenne viele örtliche Farmer und habe häufig Jobs zu vergeben. Was für eine Chance! Sich über Kontakte vom Rest der Backpackermasse herauszuheben, klingt in unseren Ohren vielversprechend. Auch, wenn ein Job zu diesem Zeitpunkt noch nicht zwingend notwendig ist, ergibt es für mich Sinn, zu arbeiten, solange noch Puffergeld da ist und nicht damit zu warten, bis der Notgroschen aufgegessen ist. Als wir gleich nach unserer Ankunft in das Hotel gehen, ist Jack allerdings nicht zu finden. Er arbeite erst in drei Stunden, so die Auskunft des nur mäßig freundlichen Personals. Also überbrücken wir die Zeit: Wir besichtigen den alten Friedhof, schauen uns einige der alten Häuschen (wobei „alt“ in diesem Falle immer relativ zu betrachten ist) an und gehen zum Akaroa Lighthouse. Der kleine Leuchtturm ist den kurzen Weg wert – oder man macht es so wie drei asiatische Touristen: Im Van hinfahren, aussteigen, drei Fotos mit beeindruckenden Sprung-Einlagen machen, die daraufhin auch ich mehrfach darbiete, und weiter geht es. Sie laufen noch nicht einmal die zwanzig Meter um den Turm herum …

      Akaroa Harbour

      Drei Stunden später finden wir uns wieder an dem Hotel ein. Ansprechpartner Jack ist noch immer nicht da. Wir sagen seiner Kollegin unser Anliegen und sie führt uns in die angeschlossene Kneipe, wo wir warten sollen. Um uns herum raue Farmer, die auf die Fernsehbilder des dazugehörigen Wettbüros starren. Zehn Minuten später betritt ein älterer Mann die Bar und wird kurz von seiner Kollegin auf uns aufmerksam gemacht. Wir fühlen uns nicht wirklich wohl – und Jack gibt sich auch nicht die Mühe, dies zu ändern. Nachdem er uns weitere Minuten warten lassen hat, kommt er zu uns rüber. „Ihr wollt also einen Job? Irgendwelche Erfahrungen?“. Kein Hallo, keine weiteren Fragen – nichts. Vollkommen perplex verneine ich. Er brummelt irgendetwas vor sich hin und fordert uns auf, unsere Namen und Handynummern zu notieren. Er melde sich dann in den nächsten Tagen bei uns, sagt unser Geheimtipp, dreht sich um und geht ohne ein weiteres Wort. Überrascht und mit einem unguten Gefühl im Bauch sehen wir zu, dass wir schnell aus dem Laden herauskommen und fahren wieder Richtung Little River Campingplatz. Wir sind uns einig: Auf seine Jobvermittlung können wir auch gut verzichten. Gemeldet hat sich Jack aber ohnehin nie mehr bei uns.

      Spielplatz in Okains Bay: Wie in „alten“ Schulzeiten

      An einem anderen Tag sind wir die „Touristen-Strecke“ der Banks Peninsula gefahren. Die ruhige Straße führt über den Mittelkamm der Halbinsel und bietet tolle Panoramen in die vielen Buchten hinein. Wir machen einen Abstecher nach Okains Bay hinunter. Die Fahrt in die kleine Bucht lohnt sich. Das Mini-Örtchen war einst richtig im Aufschwung, wie eine Informationstafel am verlassenen Strand verrät. Bei abblätternder Farbe lese ich, dass die einst so wichtige Käsefabrik den letzten Käse in den 1960er-Jahren auf den Markt brachte; und das einzige Hotel, in dem Gäste aus nah und fern unterkamen, brannte bei einem Unfall ab – allerdings geschah dies schon 1880. Jetzt gibt es nur noch einen riesigen Campingplatz, dessen Spielplatz wir kindisch verunsichern. Wir denken uns noch, dass der Platz direkt am Strand schön und für die Abgeschiedenheit ziemlich weitläufig sei, denn Camper sind hier Mitte September kaum zu sehen. Später erfahren wir, dass der Campingplatz „Okains Bay“ einer der größten auf den Banks Peninsula ist und für die Sommermonate teils schon Wochen vorher gebucht werden muss. So kann man sich täuschen …

      Wir verlassen die Banks Peninsula eher als ursprünglich geplant. Marcus hatte alle Hütten vermietet, da wir unseren Ankunftstag durch den Kauf des Wagens erst sehr spät festgesetzt hatten und das Wwoofing so immer wieder nach hinten verschieben mussten. Noch vom Little River Campingplatz aus schreiben wir weitere Wwoofing-Stationen an. Das Ziel: Eine Farm oder einen Weinberg zu finden, wo wir Erfahrungen sammeln können, die uns dann später einen Job in der Landwirtschaft verschaffen. Zunächst bekommen wir nur Absagen oder gar keine Antworten. Also erweitern wir unseren Radius und schreiben Farmen in ganz Canterbury an. In Waimate finden wir schließlich jemanden, der unsere Hilfe so nötig gebrauchen kann, dass er sogar direkt anruft und uns für in drei Tagen zu sich bittet. Zufrieden, eine neue Unterkunft gefunden zu haben, machen wir uns auf den Weg. Marcus ist begeistert von unserer Arbeit und lädt uns ein wiederzukommen – als Wwoofer oder Camper. Zum Abschied setzt er uns einen Kommentar auf unser Wwoofing-Profil im Internet: „Vor kurzem waren Maria und Philip auf dem Little River Campingplatz unsere Gäste. Es war uns eine Ehre, ihre ersten Wwoofing-Gastgeber zu sein und ich freue mich, sagen zu können, dass sie super waren. Wir hätten sie sehr gerne länger bei uns gehabt. Sie waren beide interessiert und offen für alle Jobs und erledigten diese sehr sorgfältig und kompetent. Ihr Englisch ist sehr gut und sie verstanden, was wir erreichen wollten. Die Aufgaben beinhalteten das äußerst akkurate Anstreichen von Fensterrahmen, Putzen, das Bewegen von schweren Gegenständen, Garten- und Wanderwegarbeiten. Ohne Beaufsichtigung arbeiteten sie hart und mit Eigeninitiative an der Fertigstellung der Projekte. Treppenstufen bauen, Geländer montieren, Geröll beseitigen und Kies verteilen. Viel harte und schwere Arbeit, aber alles mit einem Lächeln. Die Wanderwege sind jetzt in einem besseren Zustand als je zuvor. Sie sind motiviert und geschickt – also nutzen Sie die Gelegenheit, sie zu beherbergen, wenn Sie kontaktiert werden. Wir wünschen ihnen für ihre Reise alles Gute und hoffen, sie einmal wiederzusehen.“

      Und auch die beiden anderen Wwoofer, Noemie und Fabien, schreiben uns einige nette Worte: „Wir haben zwar nur ein paar Tage zusammen mit Philip und Maria gewoofed, aber es reichte, um festzustellen, wie verantwortungsbewusst, motiviert und engagiert sie bei der Arbeit waren. Auch wenn sie etwas jünger sind, sind sie die reifsten Wwoofer, die wir in den letzten sechs Monaten beim Woofen kennengelernt haben. Außerdem sprechen sie sehr gut Englisch. Wir wünschen ihnen alles Gute!”

      Es geht also weiter. Bevor wir nach Waimate fahren, das mit 230 Kilometern Richtung Süden schon recht weit „unten“ liegt, machen wir noch mal einen Abstecher nach Christchurch: Wir müssen die Kühlaggregate, die wir bei Fiona und Gary in Avonhead vergessen hatten, abholen und wollen außerdem zu einem Fabrik-Verkauf. Neuseelands

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