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konnte, außer dass sie verhältnismäßig teuer war.

      Schließlich blieben die Summe für den Einsatz bei den Rodeo-Wettbewerben und eine Reserve … nein, nicht die ganze Reserve, denn King entschied plötzlich, dass für dieses Geld schon Hafer und Heu für den Winter gekauft werden müsste.

      Im Hause herrschte Ruhe. Queenie hielt alles sauber und in Ordnung, und seitdem sie nicht mehr befürchten musste, dass die Möbel kurz und klein geschlagen wurden, gab sie sich noch mehr Mühe, anstelle des völlig zerstörten Inventars eine Einrichtung nach ihrem und ihres Mannes Geschmack zustande zu bringen. Regelmäßig ging sie auf den nahen Friedhof und hielt ihre stillen Zwiegespräche mit dem unglücklichen alten Mann, der nun unter der Erde lag und dem sie versprochen hatte, ihn nicht zu vergessen.

      Einmal hatte die Großmutter sie besucht, sich an dem neuen Heim gefreut und angedeutet, dass der Vater nun nicht mehr unversöhnlich gestimmt sei. Übers Jahr werde Queenie wohl wieder seine Tochter sein. Die Großmutter brachte ein Geschenk mit, ein Stirnband für Queenie mit dem Tipi-Muster, Dreiecke in Rot, Blau und Gelb auf weißem Grund, mit Stachelschweinborsten als Fäden mühsam gearbeitet, in alten Erdfarben gefärbt.

      Queenie freute sich darüber und wollte es beim Sonnentanzfest des Stammes zum ersten Mal tragen.

      Von Harold Booth sprach niemand mehr. Die Eltern hatten sich damit abgefunden, dass er verschwunden war, und sich an den Gedanken gewöhnt, dass er sicherlich eines Tages frisch und mit seiner ganzen verwöhnten Unbefangenheit wieder auftauchen werde. Es war so, als ob ein Sohn auf Reisen sei. Man musste sich eben solange ohne ihn einrichten.

      Zu dieser Atmosphäre hatte die nüchterne Haltung Marys am meisten beigetragen. Mutter Booth legte schon Anzugstoff auf Vorrat hin, damit der Junge sich neu einkleiden konnte, wenn er nach Hause kam.

      Im Grunde war jedermann froh, dass man Joe King nicht übereilt hingerichtet hatte.

      Der Termin für das Rodeo rückte heran. Viele Familien hatten sich entschlossen, an diesem Tage nach New City zu fahren. Der gemeinsame Ehrgeiz, zu erleben, wie ein Stammesgenosse sich einen – oder vielleicht sogar zwei – Preise holte, war geweckt. Joe King wurde zu einer Art Nationalheld, noch ehe jemand wusste, wie er abschneiden würde. Aber man war ja gewohnt, dass mit ihm immer etwas Außergewöhnliches passierte. Und dieses Außergewöhnliche sollte diesmal der Sieg eines Indianers über die weißen Mitbewerber sein. Darauf hoffte die ganze Reservation. Darauf hofften sogar die Beamten der Agentur. Was für ein Triumph für den neuen Superintendenten, wenn das schwarze Schaf in so kurzer Zeit ein glänzendes Ausstellungsstück werden würde. Die Fachdezernenten hatten beschlossen, miteinander zu dem Rodeo zu fahren.

      Am längsten währten die einschlägigen Beratungen in der Familie Halkett. Aber endlich konnte auch Vater Halkett nicht der Versuchung widerstehen, den Schwiegersohn als Rodeo-Sieger zu erleben. Immerhin, so hatte er gehört, besaßen Queenie und Joe bereits einen Wagen, drei wertvolle Pferde, und es herrschte Ordnung in dem Haus.

      Der Abend, an dem Joe und Queenie, mit ihren Indianernamen Inya-he-yukan und Tashina genannt, hoch oben am Hang saßen, war nicht sanft. Es stürmte, die trockene Prärieerde wurde aufgewirbelt, und der Staub zog in Wolken auch über die betonierte Straße. Die Mähnen der Pferde flatterten, die Wolkenballen am Himmel ließen sich hetzen. Stonehorn hatte eine Zigarette ausgeraucht und spielte mit einem Grashalm. Beide schauten hinunter auf ihr kleines Blockhaus und auf die Wiesen, die zu der Ranch Joe Kings gehörten.

      »Nach dem Rodeo wirst du dir vielleicht einen anderen Mann suchen müssen.« Stonehorn sagte es vor sich hin, ohne Queenie anzusehen, und diese horchte auf, wie ein Mensch bei irgendeinem aus der Ferne drohenden Donner aufhorcht, von dem er nicht weiß, woher er kommt, und dessen Unheimlichkeit ihm den Atem verschlägt.

      »Du wirst im Herbst und Winter wieder auf die Schule gehen, und wenn ich nicht da bin, ist keiner da, der hier wirtschaftet, es sei denn, du heiratest wieder. Es wäre aber schade, alles aufzugeben, was wir eben angefangen haben.«

      Queenie wandte das Gesicht langsam ihrem Mann zu. »Ich verstehe das nicht«, sagte sie mit tonloser Stimme.

      »Wie ist es eigentlich mit dir … ich meine …« Stonehorn hatte eine Art von Verlegenheit in seinem Ton, die Queenie sonst nicht an ihm kannte. Sie verstand ihn aber.

      »Wir werden ein Kind haben.«

      Stonehorn warf den Grashalm weg. »Einen schlechten Pflegevater wirst du ihm nicht aussuchen.«

      »Inya-he-yukan …«

      »Wir haben keine Verwandten mehr auf unserer Reservation. Wir haben zwar einige, aber sie wollen von den Kings hier, von meinem Vater und mir, nichts mehr wissen. Zu ihnen brauchst du überhaupt nicht hinzugehen, und ich nenne dir auch die Namen nicht. Von meiner Mutter Seite her sollen noch Verwandte in Kanada leben. Sie sprach manchmal davon, aber gesehen haben wir sie nie. Vor neunzig Jahren sind einige hinaufgezogen, die nicht auf dieser Reservation hier leben wollten. Daher stammt auch mein Name … Inya-he-yukan, den meine Mutter mir gegeben hat. Es ist ein Häuptlingsname. Ich habe ihn erhalten, aber noch nicht verdient, und ich werde ihn mir kaum noch verdienen können.«

      »Es wird immer so sein, und es wird alles so sein, wie du es haben willst, mein Mann. Aber ich … ich verstehe nicht … und ich weiß nicht …«

      »Ich werde dir das erklären, Tashina. Du denkst, und das denken die meisten, Stonehorn ist ein guter Reiter, und er ist ein guter Lassowerfer, und er ist kräftig und schnell, er kann auch einen Stier an den Hörnern packen und niederzwingen. Er wird also einen Preis gewinnen, vielleicht nicht gleich den ersten und vielleicht nicht in allen Wettbewerben, zu denen er sich gemeldet hat. Aber er wird mit Ehren bestehen, zumindest mit guten Punkten. Er wird die Zeiten machen. Es ist nicht das erste Mal, dass er auf einem Rodeo reitet.«

      Queenie lehnte sich an Stonehorns Schulter, und er lächelte wieder das gute Lächeln, das sie in der Sturmnacht zum ersten Mal an ihm gesehen hatte.

      »Aber das Leben hat viele Seiten, Tashina, und in New City sind wir nicht in einem Gewächshaus, und es gibt dort keine Klimaanlage. Es wird heiß hergehen, sehr heiß – also in einer Art, die auch ein Joe King heiß nennt –, und ich weiß nicht, ob du mich nicht bald neben den Vater dort drüben legen musst, falls du meine Leiche überhaupt findest.«

      »Stonehorn! Ich begreife das noch immer nicht. Ich will es auch nicht begreifen.«

      »Das ist falsch, das ist air-conditioned, was du jetzt gesagt hast. Das ist Senior-Schülerin der Highschool, das ist nicht Tashina, und das ist nicht Prärie.«

      »Vielleicht hast du recht. Ich wollte meine Ohren schon verschließen. Aber ich werde sie offenhalten. Sprich.«

      »Du erinnerst dich an unsere erste Nacht …«

      »Ja …«

      »Ich bin damals fortgeritten, ohne dich mehr zu grüßen, weil ich einen zu verfolgen hatte. Er ist mir aber entkommen, und das war nicht gut. Er hat mich natürlich nicht angezeigt, weil er selbst zuviel auf dem Kerbholz hat und die Polizei scheut wie ein Huhn das Wasser. Er hat sich aber einer anderen Gang angeschlossen. Es ist eine kleine, exklusive Bande, so wie es auch die meine gewesen ist, abhängig natürlich von den großen Syndikaten, die einen ausnutzen. Vielleicht fünf oder sechs Mann, aber jeder soviel wie dreie wert – ich meine soviel wie drei qualifizierte Gangster. Er hasst mich, wie ein Totschläger hassen kann, und ich bin in den Augen dieser Leute schlechter als ein stinkendes Aas … ich bin ein Verräter, ich habe meine eigenen Brüder gekillt. Sie warten nur auf die Gelegenheit, mich abzuschaffen. Wenn das Bandengesetz verletzt ist, halten die Gangs zusammen, um es wieder zur Geltung zu bringen. Ich bin zum Tode verurteilt, nicht von Crazy Eagle und Co., sondern von Leuten, die ihre eigene Gerichtsbarkeit haben und ein Urteil selbst zu vollstrecken pflegen.«

      »Bleib hier, Stonehorn. Warum hast du das angenommen, nach New City zu gehen?«

      »Ich war schon ein paarmal dort. Das weißt du ja. Um den Wagen zu kaufen und den Hafer und so weiter. Ich muss informiert sein. Sonst ist alles verloren, ehe es überhaupt beginnt. Ich will mein Leben aber teuer verkaufen.«

      Queenie

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