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Sieger 1951/52/53, der Bremer Adolf Wöhler oder Norbert Sauer und dessen Dortmunder Kollege Uwe Stoltefuß, die auch in den späteren Jahren noch Glanzlichter im Hindernissport setzen konnten, wie auch die Pferde der Familie Seiler vom Stall Steintor. Norbert Sauer gewann dreizehn mal das Hindernis-Championat der Trainer, und konnte an Romping to Work 1977/79/80 auch einen dreifachen Sieger im Alten Badener Jagdrennen absattelte, der unter Rainer Ulrich gewann. U. Stoltefuß stand in den 1980/90er Jahren siebenmal an der Spitze der deutschen Hindernistrainer, gewann zusätzlich drei Championate auf der Flachen, sattelte 1989 an Mondrian den Derbysieger und gewann insgesamt rund 2.070 Rennen. Das „Alte Badener“ gewann er mehrfach, und mit Ottilie gelang Mitte der Achtziger auch ein Doppel. 1993 als der noch in Ostdeutschland gezogene Tauchsport-Sohn Registano gewann, hatte der Trainer wieder einen mehrfachen Steepler-Champion zur Hand, und zwei Jahre später folgten hinter seinem Campari zwei Stallgefährten auf den nächsten Plätzen. 1997 war es nochmals Regalo, ein in Görrlsdorf gezogener Vollbruder zu Registano, der diese Steeplechase gewann. Aber auch aus so großen Ställen wie die der Trainer Hans Blume, der mit Uomo (R. Hinterberger) 1963 für Röttgen gewann, Heiz Jetzsch (siegte 1970 und 1981), Bruno Schütz (1973 und 1975), Peter Remmert (1989) oder Hein Bollow kamen Pferde, die das Badener Hindernisrennen für sich entschieden. Für diesen vielfachen Jockey- und Trainerchampion gab es nach 1971 und, durch die gute Steeplerin Toronja 1974/76, erneut zwei Siegerschleifen. Und ihr von Chief stammender, 1968 geborener Bruder Tangelo, setzte sich in Steeples wie dem Underberg-Jagdrennen, Hauptjagdrennen der Vierjährigen, zweimal in der Westfalia, im Bandola Jagdrennen oder dem Großen Preis von Karlshorst durch, der bis 2007 in Bremen gelaufen wurde. Mehrfachsieger in diesem Rennen waren z. B. die Trainer Günter Broda (1974/76/78) oder Norbert Sauer (1980/ 83/86/87/93). Auch Peter Remmert sattelte 1989/91 an Oldtimer einen zweifachen Sieger für das Gestüt Bona. Adolf Wöhler gewann das „Alte Badener“ ebenso, wie sein Sohn Andreas als Amateur-Reiter und Trainer. Der Norweger Niels-Petter Bogen konnte an Ovideo 1987 und 1990, als auch an Sarafin 1991 und fünf Jahre später Doppelsieger absatteln, während der Stall Schnakenberg 2008/9 die beiden letzten Ausgaben mit Allegan gewann. Dieser Stall sattelt auch heute noch einige Hindernispferde wie der Bremer Pavel Vovcenco, der in Baden-Baden 2005 und 2007 gewann, und bisher auch auf dem Meraner Hinderniskurs sehr erfolgreich war wie in der Schwedischen Grand National.

      Selbst 1998 wurden in Deutschland noch 97 Hindernisrennen ausgeschrieben, und als das Direktorium für Vollblutzucht und Rennen 1999 beschlossen hatte, den Hindernissport auf Gelsenkirchen-Horst zu konzentrieren, standen von den 105 Hindernisrennen allein 25 auf der inzwischen abgerissenen Bahn im Programm. Und was hier der „Aral Pokal“ auf der Flachbahn war, das war das über 6.800 Meter führende Unterberg-Jagd-Rennen über die schweren Sprünge. Von 1956 bis 1973 stand der Namensgeber Pate, danach wurde es unter verschiedenen Titeln gelaufen, von denen besonders die des Großen Raab-Karcher Jagdrennens, Hohner Jagdrennens und des Gelsenkirchener Amateurpreises zu nennen sind.

       Der einstige „Große Karlshorster Sprung“ (Foto Menzendorf; Leihgabe Niedersächsische Sparkassenstiftung und Kreissparkasse Verden im Pferdemuseum)

      Es war das längste Amateur-Jagdrennen der Welt, war dank des Hauses „Underberg“ sehr gut dotiert und sah internationale Spitzen-Amateure im Sattel. So z. B. den fünffachen Champion Rolf Gaßmann, der seinen letzten Titel 1978 (40 Saisonsiege) als Major gewann, Günther Roßenbusch und Peter Gehm, die die Bestenliste zwei- bzw. fünfmal anführten. Siegreich waren auch die Schweizer Kurt Schafflützel, der 1970/75/76 siegte, A.Wyss, Adolf Renk (1964 und 1969 Sieger), der Italiener F. Turner, dem 1972 und zwei Jahre später ebenfalls ein Doppel gelang, oder der Engländer T. Thomson-Johnes, der 1979 und 1983 für Adolf Wöhler siegte, und 1984/85/86 noch einen Dreier für Trainer Uwe Stoltefuß folgen ließ. Auch die große, 2017 mit 81 Jahren verstorbene Rennpersönlichkeit aus Skandinavien, Terje Dahl, vielfacher Trainer-Champion Norwegens, war 1965 in diesem Rennen als Amateur siegreich, wie auch Wilfried Schütz, der für seinen Vater Willy den Rösslerschen Amoro von 1966 bis 1968 zu einem „Dreier“ steuerte. 1997 kam das Ende, und als letzter Sieger wurde der von Uwe Stoltefuß trainierte Regalo eingetragen, der damals R. Wahley im Sattel hatte. Danach ging es mit dem „Sport zwischen den Flaggen“ in Deutschland immer weiter bergab bis zur heutigen „Fast-Null“, wobei das Heinrich Vetter-Badenia-Jagdrennen auf dem traditionsreichen Kurs zu Mannheim-Seckenheim als Listenprüfung über 4.200 Meter (15.000 Euro) inzwischen Deutschlands wichtigstes Hindernisrennen ist.

       Gaditz im Oktober 1986 am Tag der offenen Tür (Foto: Siegfried Müller, Leipzig)

       GRADITZ STARTETE ALS KÖNIGLICH-PREUßISCHES HAUPTGESTÜT

      In die Zucht des deutschen Vollblutpferdes, die die Brüder Biel durch Ankäufe im englischen Auktionshaus Tattersalls in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts starteten, spielte die sechs Kilometer flussabwärts von Torgau am Ostufer der Elbe im Schutze des langgestreckten Deiches liegende kleine Ortschaft Graditz eine wichtige Rolle, und ihr Name hatte bald einen europäischen Klang. Und diesen internationalen Ruf verschafften ihm die Pferde. Hier lag das Königlich Preußische Hauptgestüt Graditz, das Aufstieg, Niedergang und Neubeginn erleben sollte. Und als es 1866 in die Vollblutzucht einstieg, geschah das drei Jahre früher als in Schlenderhan. Graditz, dass in der Planung seiner fünf Höfe (Vorwerke) und Baulichkeit auf Ideen von August des Starken gründet, und 1815 vom Preußischen Staat übernommen wurde, ist mit der deutschen Vollblutzucht auf das Engste verwachsen, wenn gleich Altefeld in den Zwanziger Jahren für eine gewisse Zeit die Graditzer beherbergte. Allerdings sollen auf dem federnden, sandigen Boden, der von einer sehr fruchtbaren Lößschicht bedeckt ist und von dem milden, ausgeglichenem Klima der Elbniederung profitiert, schon viel früher Pferde für die Marställe und Heere der sächsischen Kurfürsten gegrast haben. Barocke Prunkpferde und Gewichtsträger …

      Die Gründung von Graditz ist nicht genau feststellbar, aber sie fällt in die Zeit des Kurfürsten Johann Georg III von Sachsen um das Jahr 1686 auf dem rechten Elbufer, während die Vorwerke Döhlen und Neubleesern etwa fünf Kilometer östlich von Torgau lagen. Insgesamt umfasste die Gestütsanlage 1.336 Hektar, und bis auf 536, die Ackerland waren, handelte es sich beim Rest um Weidegebiet. Auf Anordnung des Kurfürsten wurde zunächst Repitz, vier Jahre später Döhlen entwickelt, und bereits 1630 erwähnt der Kurfürst in einem Brief an Oberstallmeister von Tauben das „Stutterey-Vorwerk Graditz“. Als der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) zu Ende ging, war Graditz ein verpachtetes Kammergut, das Pferde für den Dresdener Marstall zu liefern hatte, und 1665 berichtete der Verwalter Ketterlein, dass in Graditz noch 34 Pferde standen: 19 alte Stuten, vier Vierjährige, je zwei Zweijährige und Jährlinge, vier Fohlen, zwei Deckhengste und ein Wallach. 1681 wurde die Landwirtschaft von Graditz mit dem erwähnten Döhlen, das schon 1597 als „Vorwerk Graditz mit dem Gute Döhlen“ erwähnt wurde, verpachtet. Im Frühjahr 1686 kaufte der Kurfürst die „Mark Rewitz“ nördlich von Torgau auf dem linken Elbufer (später als Gestüts-Vorwerk Repitz bezeichnet), und richtete dort eine „Stutterly“ ein. Über dem Eingangstor zu diesem Gestütshof steht, im Gegensatz zu den Döhler-Bauten mit 1690, die Jahreszahl 1686. 1691 kamen durch Kauf auch Ländereien des Dorfes Werdau hinzu.

      1718 beschloss August der Starke die Errichtung der Gestüte Graditz und Kreyschau, deren Ausbau 1722 und 1723 erfolgte, während gleichzeitig mehrere andere Gestüte aufgelöst oder nach „Graditz“ verlagert wurden, sodass damals in den Stallungen 545 Pferde, darunter 60 englische und orientalische Stuten, gestanden haben sollen. 1723 wurde das Graditzer Barockschloss, das später der Wohnsitz des Landstallmeisters war, nach den Zeichnungen des Hofbaumeisters M. D. Pöppelmann mit den zugehörigen Gebäuden für den sächsischen Kurfürsten und König von Polen, August den Starken, gebaut. Als der Meister des Dresdner Barock, dessen Handschrift auch der weltberühmten Zwinger, Schloss Pillnitz oder das Jagdschloss und Marstall Moritzburg tragen, seine Pläne verwirklicht hatte, war ein hochherrschaftlicher Bau um einen ebensolchen Innenhof mit Schloss und großzügigen Stallungen entstanden.

      Am Ende des Napoleonischen Krieges

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