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Gladiatorenrennen, wobei er im Derby unter Stalljockey Rastenberger Nubier schlug wie im St. Ledger. Er ging bereits Ende dreijährig in die Zucht, wo er ein Pferd von außerordentlicher Bedeutung und gleichfalls ein guter Stutenerzeuger wurde. Als Herold seine erste Beschälersaison für 600 Mark antrat, waren beispielsweise für Aditi (Erlenhof) 2.000, Augias (Römerhof) 1.500 oder Fervor (Waldfried) 4.000, Flamboyant (Röttgen) 2.000 Mark Taxe aufgerufen. Graf Isolani (Erlenhof) kostet 600 Mark, während dieses Deckgeld auch für Oleander und Prunus (Schlenderhan) galt und für Palastpage in Röttgen. Herold litt vorerst auch unter der bereits erwähnten Graditzer Seuche, erholte sich aber schnell und stand 1923 als Hauptbeschäler auch im hessischen Altefeld, das aber schon nach zehn Jahren wieder aufgegeben wurde, sodass Herold 1930 nach Graditz zurückkehrte.

      Ein anderer Klassehengst von Herold war Arjaman, der die Stuten Newa (Mutter von Nebelwerfer), Nixe (Mutter von Neckar), Adriana (Mutter von Atatürk) und die 1948 geborene Thilde zeugte, die in der Zucht von W. Eichholz 1954 nach Magnat die großartige Thila fohlte, die u. a. die Diana, das Schwarzgold Rennen, den Deutschen Stutenpreis und Aral-Pokal gewann. Arjamans Befruchtungsquote hatte bereits 1941 schon gewaltig nachgelassen, doch sorgte er im Alter von 23 Jahren noch für Agamemnon (1941), der später nach Röttgen kam und bei Prince Ippi als mütterlicher Großvater zu finden ist. Dieser 1969 geborene Imperial-Sohn, der die Großen Preise von Europa und Mailand gewann, wurde auch Vater der Champion-Stute Anna Paola (1978), die u. a. bei der 2008 geborenen, und von Willie Mullins in Irland trainierten Shirocco-Tochter und Chapion-Hürdlerin Annie Power (17 Starts, 15 Siege, 715.000 £) als mütterliche Großmutter im Stammbaum steht. Herolds bestes Produkt war jedoch sein dritter Derbysieger, der großartige Alchimist (2. März 1930). Dieser lief seinem Vater auch den Rang als „bester Graditzer“ ab und war gleichzeitig das letzte Fohlen der Antwort-Tochter Aversion (St. Ledger), die im September seines Geburtsjahres einging.

      Auch der „DDR-Graditzer“ Zigeunersohn, der 12 von 23 Rennen gewann, darunter den Großen Preis der DDR, trug über den Vater seiner Mutter, Birkhahn, Herolds Blut. In der Zucht hinterließ er an Zeleznik (1978) den besten Steepler der Tschechoslowakei, der dreimal Pferd des Jahres war, und die Große Pardubicer Steeplechase 1987,1988,1989, und 1991 gewann.

      Die Heroldsöhne Lupus (Union; St. Ledger) und Dionys gewannen die Derbys von 1928 und 1931 und waren aus Müttern von Hannibal bzw. Nuage gezogen. Auch die Herold-Tochter Antonia lieferte nach Ferro an Abendfrieden einen Derbysieger (1937), der neben dem Deutschen St. Ledger auch das zu Ungarn gewann und als Deckhengst in Zoppenbroich wirkte. Sein Sohn Pik As begründete in der Hannoveraner-Zucht eine erfolgreiche Linie, der auch der Dressurpferde-Erzeuger Pik König angehörte.

       Zigeunersohn (1965) von Grande aus der Zigeunerkind (Foto: Siegfried Müller, Leipzig)

      Herold trat aber auch mit den Söhnen Arjaman (1930), Effendi (1939) oder Panzerturm (1940) überdurchschnittlich hervor und hinterließ zahlreiche gute Mutterstuten. Stellvertretend sollen lediglich die bereits erwähnte Antonia (Diana, Deutscher Stutenpreis), Lehnsherrin (1931), Diana-Siegerin und Mutter von Leibwache, die dieses Rennen ebenfalls gewann, und Aktine (1934), die Mutter des Union- und Ledger-Siegers Angeber (1945; Elritzling) wurde, genannt sein. Und die 1942 geborene Herold-Stute Edelwild gewann das Österreichische Derby. Herold, der zwei Beschäler-Championate errang, galt lange als „Stutenerzeuger“, doch 1930 kamen seine Söhne Alchimist und Arjaman, der, an das Gestüt Zoppenbroich verpachtet, viele gute Stuten hinterließ.

      Der achte Derbysieger für Graditz, der Nuage-Sohn Gibraltar (1916), wirkte nur zwei Jahre in der eigenen, später in der Hanoveraner-Zucht. Auch der Hannibal-Sohn Gulliver II, der in zwei Rennzeiten sieben von zehn Rennen gewann und im Jahrgang nur unter dem Schlenderhaner Dolomit stand, wurde 1912 Derbysieger. Er ging auf die 1877 erworbene Goura, eine der ältesten Graditzer Stammstuten, zurück und lieferte auch einige gute Pferde. Als Vererber spielte er seine Rolle jedoch im Hindernissport, wo er neunmal das Hengst-Championat gewann. Wellenbrecher, Radiola, Fritz Fromm, Tüchtig, Magnolie, Kikeriki II, Berolina und Primadonna sind einige seiner Nachkommen, die dazu beitrugen.

      Auch der aus Frankreich 1926 nach Graditz eingeführte Argentiner Pretal (1917), der nur kurz in Graditz verweilte und anschließend in Trakehnen und Celle stand, war ein sehr guter Erzeuger von Hindernispferden. Er stammte von dem Schimmel Pippermint, eines der besten Rennpferde, die je in Argentinien liefen. Pretals Mutter Bud (1907; William The Third), eine Urenkelin der Shannon (Goodwood- und Doncaster Cup), wurde 1911 nach Argentinien exportiert. In Deutschland hatte sie an dem Schimmel Ohio, der fast immer von Bruno Ahr geritten wurde, ihr bestes und gewinnreichstes Produkt auf der Bahn.

      Nach rund zehn Jahren wurde Altefeld wieder aufgegeben. Wahrscheinlich war es zu teuer und die Graditzer Koppeln nun wieder erholt, denn auch in Altefeld wurden hervorragende Pferde gezogen, und die bewährte Scholle später durch das Heeresgestüt, Asta und Waldfried genutzt, bis sich 1981 die Vollblüter hier verabschiedeten. Altefeld, das als Preußisches Hauptgestüt galt, sich zwischen Eschwege und Bebra auf 800 Hektar ausbreitete, schufen die Graditzer in den Jahren 1913 bis 1919 aus dem Nichts. Der Boden war hier kalkhaltiger als in Graditz, das Klima jedoch rauer und die Weidezeit kürzer. Im April 1919 zogen auf der Komplett-Anlage mit Stuten–, Hengst- und Laufställen für die Jährlinge, Deckhalle, Gestütshof, Gestütsschule, Schmiede, Schäferei, Försterei und Hotel schon die ersten Stuten ein, denen später die Hengste Dark Ronald, Herold, Ard Patrick und Nuage folgten. Der letzte Jahrgang, dem auch Alchimist angehörte, wurde hier aber schon 1930 geboren, denn die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Weimarer Regierung und die in Graditz aufgetretene Anämie, die etliche Stuten kostete, zwangen zum Sparen.

      Bis 1935 ruhte hier der Zuchtbetrieb, ehe Altefeld 1940 mit großer Mutterstutenherde, mehreren Deckhengsten und eigenem Rennstall in Hoppegarten zum Heeres-Vollblutgestüt, wurde dessen Schicksal mit Kriegsende ebenfalls besiegelt war. Danach fungierte die, auf einer Hochebene inmitten von Laubwäldern gelegene Anlage, als Pensionsgestüt, denn Heimatvertriebene, der Verlust der Ostgebiete und die Bodenreform erforderten dringend eine neue Scholle für die betroffenen Züchter. Die evakuierten Schlenderhaner kamen vorübergehend ebenfalls nach Altefeld, wo ihr großer Oleander sein Leben beendete, und die Stuten Asterblüte und Aubergine geboren wurden. Auch Birkahn erblickte hier noch das Licht der Welt, ehe das Gestüt Waldfried das Anwesen übernahm, das 1981 aufgelöst und von Manfred Graf gekauft wurde. Heute sind auf dem renovierten Hauptgestüt Altefeld ökologischer Gestütsbetrieb und moderne Sportpferdezucht etabliert, und an die Ursprünge dieses Gestüts, das auch Führungen anbietet, erinnern ein Museum und das Alchimist-Denkmal, das der neue Eigentümer errichten ließ.

      Im Laufe der Zeit war die Graditzer Stutenherde von Dark Ronald-Blut übersättigt, da neben ihm auch seine Söhne Herold und Aberglaube eingestellt wurden und sich auch viele Herold-Töchter in der Herde befanden. Andere Hengste, die Ankäufe Sisyphus (1922; Fervor) und Ferro (1923; Landgraf) sollten dieses Problem lösen. Sisyphus, 3 x 2 auf St. Simon und 4 x 4 auf Kendal ingezogen, war ein Waldfrieder und Enkel des Triple Crown-Siegers Galtee More, den Graditz importiert hatte. Ein reiner Outcross war er damit für die Graditzer Herde nicht, aber ein Hengst, dem nur der letzte Schuss Klasse auf der Bahn gefehlt hatte. In der Zucht war er auch keineswegs ein Versager, sondern hatte in den ersten fünf Jahrgängen, in denen er kaum mehr als sieben bis neun Partnerinnen erhielt, bereits gute Pferde. Eines davon war der Derbydritte Calva, der auf der Hindernisbahn Rennen wie das Haupt-Jagdrennen oder das K.-v.-Tepper-Laski-Jagdrennen für sich entscheiden konnte, obwohl der von 1933 bis 1935 in Graditz stehende Beschäler von seinem Gestüt nur zwei Jahre stärker herangezogen wurde. Andere Beispiele sind Alte Liebe und Landmädel (Hamburger Criterium, Preis der Diana), beide Jahrgang 1934.

      Mit dem 1926 geborenen Landgraf-Sohn Ferro, der von seinem Züchter-Besitzer R. Haniel angekauft wurde, konnte Sisyphus nicht mithalten, denn jener Neuzugang war nach Rennleistung einer der besten Hengste, der u. a. Preis von Dahlwitz, Union-Rennen, Derby, Großer Preis von Berlin und insgesamt neun Rennen gewonnen hatte. Als er, ein reiner Inländer mit viel ausländischem Blut, 1931 seine Tätigkeit in Graditz aufnahm, ging es mit dem 14 Jahre alten Herold schon langsam bergab. Die Klasse, wie sie für den Neubeginn Alchimist und Arjaman vertraten, vermochte Herold nur noch gelegentlich mitzugeben. In seinem vorletzten

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