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nicht überlebt haben. Trotz allem bin ich froh, sehr sogar, und kann nun wieder in Ruhe planen.

      So erstehe ich nach vielem Nachfragen und einer endlosen Suche in der Stadt in einem Laden für Gesundheitsartikel das einzige Paar Walking-Stöcke, das es dort gibt. Um den Preis zu berechnen, benötigt die Verkäuferin sage und schreibe zwanzig Minuten. Offensichtlich gehen die Uhren hier in Portugal anders als in Deutschland.

      Den Abend verbringe ich wieder spazieren gehend in der Altstadt, die in einem unwirklichen Lichterglanz in gedämpfter Beleuchtung liegt. Schließlich finde ich ein gemütliches Lokal zum draußen Sitzen, in das ich einkehre. Dort genieße ich den guten, schweren, dunkelroten portugiesischen Rotwein, erfreue mich an der lauen Luft und an netter Gesellschaft. Denn am Nachbartisch sitzt eine Familie mit zwei kleinen Kindern, mit denen ich auf Englisch ins Gespräch komme. Es wird gelacht und geredet und im Nu ist es so spät, dass ich mit etwas Mühe, mich nicht zu verlaufen, in der Dunkelheit mein Zimmer wiederfinde.

      Heute reise ich weiter. Um zum Strand von Faro, der ca. sieben Kilometer von der Stadt entfernt liegt, zu kommen, kann ich mit dem Bus oder mit dem Schiff fahren. Von meinem Zimmer aus laufe ich nur zehn Minuten bis zum Schiffsanleger, löse für 1,50 Euro eine Fahrkarte, sortiere meinen Riesenrucksack und mich zwischen die anderen Badegäste, die schon in ihrer Strandkluft auf dem Boot Platz genommen haben. Viele Familien mit kleinen Kindern, aber auch frisch verliebte, turtelnde junge Pärchen sitzen erwartungsvoll da, um später den Strand zu genießen.

      Mit zehn Minuten Verspätung fährt das Schiff los, um sich langsam und behäbig einen Weg durch die Wasserstraßen des Naturschutzgebietes zu bahnen. Möwen schreien und die Luft duftet nach Salz. Ein kräftiger Wind weht vom Meer her, so dass der Sonnenschein herrlich warm, aber nicht zu heiß ist. Weiter tuckert das Boot zwischen den Kanälen entlang, bis es nach einer knappen halben Stunde in „Praia de Faro“, dem Strand von Faro, anlegt.

      Alle steigen aus und im Nu bin ich umzingelt von Touristenmassen jeden Alters, von Unmengen von Autos, die parken oder sich in rasantem, unheimlichem Tempo durch die Touristenströme hindurchschieben. Ich sehe wieder brackiges Wasser und wenig Sand, als ich den Fußweg, der mindestens zur Hälfte mit Autos zugeparkt ist, entlanggehe. Sollte das hier alles an Strand sein? Schließlich fällt mir auf, dass viele Kinder in eine andere Richtung laufen, und wirklich, auf der anderen Straßenseite, hinter einem deichartigen Wall befindet sich das Meer, das von der Straße aus gar nicht zu sehen war. Glitzernde Schaumkronen in gleißender Sonne, ein Puderzuckersand in hellem Weiß, wie er schöner nicht sein kann – und ich stehe hier, mit meinem Rucksack beladen – und suche ein Quartier. Nach mehreren Nachfragen und vielen vergeblichen Versuchen weiß ich, dass es hier keine Privatquartiere gibt, dass Pensionen ausgebucht sind und dass das Hotelzimmer 50,00 Euro kosten soll. Ich bin sprachlos, denn das hätte ich so nicht erwartet. Ich halte mit mir selber Krisenrat und muss so völlig umdisponieren. Mit einer gewissen Enttäuschung entscheide ich mich, für 1,60 Euro wieder mit dem Bus zurück nach Faro zu fahren, da ich hier so nicht weiterkomme. Inzwischen ist es Mittag und die Sonne brennt vom Himmel, es sind mindestens 35 Grad Celsius im Schatten und in der Sonne entsprechend mehr. Ich bin deprimiert und enttäuscht, denn so hatte ich mir den Beginn meiner Pilgerreise eigentlich nicht vorgestellt.

      Vom Busbahnhof aus habe ich jedoch Glück und kann sofort mit dem nächsten Bus weiter Richtung Albufeira fahren. Ich verstaue mein Gepäck unterhalb der Bussitze und sause los, um mir am Schalter eine Fahrkarte zu holen, in der Hoffnung, dass der Busfahrer so lange wartet, bis ich wieder da bin. Am Fahrkartenschalter spricht die Dame englisch, ich zahle für meine Fahrkarte 3,80 Euro und muss mehrmals nachfragen, weil ich nicht verstehe, was die Dame von mir will. Schließlich wird es mir klar, sie wollte wissen, wann ich fahren will, sofort, schnell, und ich renne los, um meinen Bus noch zu erwischen. Und wirklich, es klappt, ich sitze Schweiß überströmt im Bus und bin froh, diese Hürde genommen zu haben.

      Der Bus durchquert Faro, hält noch diverse Male und fährt dann über die Autobahn ca. sechzig Kilometer nach Albufeira. Ich bin müde, nicke immer wieder ein, bis ich schließlich aufwache, als der Bus den Busbahnhof von Albufeira erreicht hat. Auf geht es, ich nehme mein Gepäck und wandere in glühender Hitze – es ist erst 15.00 Uhr – in Richtung Zentrum. Nach fast vierzig Minuten Fußmarsch durch Vororte und Villengebiete erreiche ich das Zentrum und denke, ich sei auf einem Jahrmarkt gelandet. Die Stadt ist und alle Lokale sind brechend voll von Touristen und demnach heißt es überall in den Pensionen „completo“, also ausgebucht. Ich bin völlig ratlos, verzweifelt, verschwitzt und erledigt.

      Letzter Ausweg: Touristeninformation. Und wirklich, drei Straßen weiter finde ich diese, erhalte dort eine Liste mit möglichen Unterkünften und eine Empfehlung, wo ich es zuerst versuchen sollte. So erreiche ich die erste Pension, die mir empfohlen wurde, und soll 30,00 Euro zahlen. Nun gehe ich zwei Häuser weiter und soll schon 40,00 Euro zahlen, also zurück zur ersten Pension. Jedoch inzwischen ist mein „Fastzimmer“ weg, ein Herr steht an der Rezeption und hat gerade dieses letzte Zimmer gebucht. Nun reicht es mir, ich bin völlig erschöpft und brauche eine Lösung, schnell. So rufe ich in einer weiteren Pension an und dort ist ein Zimmer frei, kostet jedoch 35,00 Euro, allerdings mit Frühstück und ich bekomme es nur, wenn ich mindestens drei Tage bleibe. Mir ist inzwischen alles egal, ich nehme es und bin zehn Minuten später vor Ort.

      Nun findet hier wieder ein umständliches Eincheckritual statt: Ausweis vorzeigen, kopieren lassen und dann natürlich Bargeld, sofort. Das Ganze wird von einer unfreundlichen, hochnäsigen Dame mittleren Alters gemanagt, die ziemlich herablassend meine Aufmachung mustert. Damit muss ich wohl leben, dass ich nach sechsstündiger Reise in brüllender Hitze keinen attraktiven, gepflegten Eindruck mehr hinterlasse.

      Mein Zimmer liegt im zweiten Stock, ist sauber und schön und ich mache Pause, ganz viel und ganz lange. Danach zieht es mich an den Strand und in den Ort, ich laufe herum und mache Fotos von Felsenklippen am Meer, von zuckerweißen Häusern über dem Meer, vom „Jahrmarkttreiben“ im Ort. Schön, ich bin erst einmal wieder angekommen, habe Zeit, mich umzusehen und weiter zu planen.

      In der Kirche, die hoch auf dem Berg liegt und nur durch viele Treppenstufen zu erreichen ist, erhalte ich meinen nächsten Pilgerstempel. Auch hier muss man den Stempel erst heraussuchen, also Pilger findet man hier offensichtlich nicht viele, was ich bei diesen Preisen auch gut verstehen kann. Als die Sonne untergeht, wird es am Meer kühler, jedoch ist es in den Häuserzeilen immer noch angenehm warm.

      Gegen 20.00 Uhr sind die Restaurants wieder gefüllt, die Menschenmassen sind auf den Laufstraßen, um sich zu zeigen und um an den vielen Ständen und Geschäften herumzuschauen. Ich sitze im Lokal draußen beim Cocktail, sehe den vorbeiströmenden Massen zu, begutachte die Bäuche der Urlauber, die zum Teil wirklich sehenswert sind. Neben mir nimmt eine englisch sprechende Familie mit zwei Töchtern Platz, so dass ich auch jetzt wieder Zeit zum „Small Talk“ habe. Aber immerhin, ich übe weiter an meinem Englischwortschatz und habe einen entspannten, netten Abend.

      Als ich schließlich in mein Zimmer gehe, bin ich richtig müde und möchte nur noch eines, schlafen.

      Ein neuer Tag, schon beim Wachwerden streichelt mich die Sonne. Es gibt Frühstück in meiner Pension, nicht so üppig, aber reichlich genug, so dass ich sehr zufrieden den Tag beginne. Danach geht es zum Strand und dort auf Entdeckungsreise: Ein endlos langer Sandstrand, mit Felsen in allen möglichen Formen und Größen verziert, dazwischen kleine Nischen und kleine Seen mit warmem Wasser. Das Meer an sich, durch das ich laufe, ist kalt, sehr kalt, sicher nicht wärmer als an unserer heimischen Ostsee. Jedoch ist das Wasser klar und sauber und es gibt Muscheln, auch große, die meinem Pilgersymbol entsprechen. Es sind also Muscheln, die in der Form der Jakobsmuschel zu sehen sind, recht groß und ebenmäßig weiß. Dieses ist also das natürliche Vorbild der stilisierten Jakobsmuschel, die als Kennzeichnung des Jakobsweges Verwendung findet. Dazu gibt es mehrere Geschichten, in denen Jakobus einen Ertrinkenden rettet und dieser dann, von mehreren Jakobsmuscheln bedeckt, aus dem Wasser herausgezogen wurde.

      In

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