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SkyDancing Tantra. Margot Anand
Читать онлайн.Название SkyDancing Tantra
Год выпуска 0
isbn 9783946959694
Автор произведения Margot Anand
Жанр Личностный рост
Издательство Автор
Kapitel 1
Enthüllungen einer Jungfrau
Zum ersten Mal in meinem Leben tanzte ich in den Armen eines Prinzen. Aber es war nicht mein Prinz. Das Orchester spielte einen Walzer, und die Geigen umwarben die Tänzer mit romantischen Crescendi. Aber diese Romanze war nicht meine Romanze.
Die Kulisse war exquisit. Vergoldete Spiegel zierten die Wände des eleganten Ballsaals und reflektierten die herumwirbelnden Tänzer. Hunderte von weißen Rosen und Orchideen in prunkvollen Marmorvasen schmückten jede Ecke des Raumes. Mein Begleiter, Prinz Hubert de Polgnac, ein junger Mann Mitte zwanzig, hielt mich fest um die Taille gefasst, als er mich wiegenden Schrittes auf die Tanzfläche führte.
Er hatte eine hohe Stirn, eine aristokratische Nase und widerspenstige braune Locken. Seine blauen Augen strahlten und er zeigte ein schelmisches Lächeln, als wolle er ein Geheimnis lüften. Er flüsterte mir zärtliche Worte zu. Ganz offensichtlich war er verliebt.
Ich war fast achtzehn Jahre alt, eine wohlerzogene, attraktive Debütantin in einem langen, eleganten Kleid mit sich bauschenden Röcken von Christian Dior.
Ich führte das goldene Leben einer jungen Dame der höheren französischen Gesellschaft, die dazu erzogen worden war, reich zu heiraten. Meine Bestimmung war es, mich mit einer guten Familie mit Ruhm, Ansehen und den entsprechenden monetären Mitteln zu verbinden. Meine Mutter, selbst eine Contessa und eine Grande Dame, hatte dafür gesorgt, dass ich auf diese Rolle bestens vorbereitet war.
Als ich mich umsah, bemerkte ich, wie magisch, wie perfekt dieser Abend war, und doch schien alles so unwirklich. Ein mysteriöser Teil in mir fühlte sich komplett fehl am Platz. Mein Magen krampfte sich zusammen – ein vertrautes Gefühl, als ob etwas in mir wollte, dass ich weglaufe, als ob ich auf der falschen Bühne stünde, mich im falschen Stück befände.
Egal wie gut ich die Rolle spielte, meine Seele gehörte nicht hierher. Insgeheim gehörte mein Herz dem anderen Paris, dem Paris der Nacht mit seinen dunklen Gassen, in denen Prostituierte ihre Reize feilboten, Betrunkene sich stritten und Künstler der Muse hinterherjagten. Natürlich zeigte ich in dieser High-Society-Umgebung mein anmutigstes Lächeln, insgeheim aber sehnte ich mich danach, aus dem goldenen Käfig auszubrechen.
Meine Flucht hatte bereits begonnen. Heimlich führte ich ein Doppelleben. Um Mitternacht bat ich höflich um Erlaubnis, „nach Hause zu gehen“. Leider rief Hubert seinen Chauffeur und stieg selbst mit in das Auto ein. Ich gab dem Chauffeur eine andere Adresse – und fuhr nicht nach Hause. Das wusste natürlich niemand.
Ich sagte, ich sei bei meiner Tante zu Besuch.
Das war eine glaubhafte Ausrede. Von jungen Debütantinnen wurde erwartet, dass sie ein ehrenhaftes, jungfräuliches, wohlbehütetes Leben im Schoße ihrer Familien führten. Diejenigen, die eine gute Partie machen wollten, hielten sich an die Spielregeln. Aber mich interessierte das nicht. Ich hatte andere Pläne.
„Meine Eltern haben uns morgen Abend zum Abendessen ins Maxim eingeladen“, sagte Hubert und nahm meine Hand. „Bist du frei?“
„Ja“, sagte ich, „ich würde mich freuen.“
Das Maxim war das eleganteste Restaurant in ganz Paris. Warum diese Einladung? Was wäre, wenn es ein erster Schritt in Richtung eines Heiratsantrags wäre?
Einen solchen Antrag konnte ich keinesfalls annehmen, aus einem einfachen Grund: Ich war in jemand anderen verliebt: in Richard, meinen verrückten, wilden, unkonventionellen amerikanischen Maler und Flamencogitarristen. Jede Faser meines Wesens begehrte ihn. Eine Berührung seiner Hand jagte mir Schauer über den Rücken. Zwischen uns prickelte es immens. Doch er gehörte weder zu meiner Welt noch war die Leidenschaft, die er in mir entfesselte, in ihr erlaubt.
Der Chauffeur hielt vor dem Gebäude an der 52 Avenue Foch. Ich hatte Glück, denn dies war eine der schönsten Alleen in Paris. Es handelte sich offensichtlich um eine gute Adresse. Die Geschichte mit meiner Tante war durchaus überzeugend. Nach einer platonischen, aber zärtlichen Umarmung verließ ich den Prinzen und ging durch die imposante Haustür des Gebäudes in Richtung Aufzug. Ich stoppte und sah mich um. Die Straße draußen war leer. Huberts Auto war weg. Auf Zehenspitzen schlich ich zu einer Tür auf der Rückseite der Eingangshalle mit der Aufschrift „Porte de Service“ und trat in ein schmales, graues, eher schmutziges und unansehnliches Treppenhaus, das zu den Quartieren der Diener hinaufführte.
Die Treppe bis in den siebten Stock hochzusteigen ohne Aufzug, war eine gewisse Herausforderung. Ich trug ein langes weißes Ballkleid und ich musste unbedingt vermeiden, dass auch nur der kleinste Fleck auf die wogenden Falten des langen Rockes gelangte. Nichts durfte mein Geheimnis verraten.
Ich ging bereits ein großes Risiko ein. Ich sollte um Mitternacht zu Hause sein. Vater wartete wahrscheinlich schon auf mich, um sicherzugehen, dass ich pünktlich war. Unvorstellbar, ich käme zu spät nach Hause in einem weißen, beschmutzten Kleid.
Die Röcke raffend stieg ich die Treppe hoch, langsam und ohne das leiseste Geräusch. Mit jeder Stufe, die ich erklomm, schlug mein Herz schneller.
Wie immer beschlich mich das dumpfe Gefühl, „der Oger“, mein mächtiger, patriarchalischer Vater, der Hüter meiner Jungfräulichkeit, der wie ein Falke über die Aktivitäten seiner Tochter wacht, während er selbst viele Nächte damit verbrachte, Mädchen in meinem Alter zu verführen, schliche direkt hinter mir.
Ich war mir der Heuchelei der Welt, in der ich aufgewachsen war, schmerzhaft bewusst. Ich erlebte sie zu Hause, beobachtete, wie meine Mutter, die aufrechte, perfekt elegante Contessa, die Stellung hielt und die Ehre der Familie bewahrte, während mein Vater tagsüber die Rolle des tadellosen Diplomaten spielte, nur um bei Nacht zu einem wild Feiernden und Frauenhelden zu werden. Ich beobachtete, wie meine stolze, stille, pflichtbewusste Mutter nachts allein dasaß, die schnurrende Katze auf ihrer Brust, während mein Vater durch das Pariser Nachtleben tanzte. Das war der Moralkodex, nach dem sie lebten. So sollte es in einer Welt sein, die von mächtigen Aristokraten geprägt war. War ich bereit, dem Club beizutreten?
Mit jedem Schritt die Hintertreppe hinauf schien es mir, als würde ich die Tyrannei meiner gesellschaftlichen Klasse und die Unterdrückung des Patriarchats ein Stück weiter hinter mir lassen. Ja, ich hatte wie ein Gefangener in meinem eigenen Zuhause gelebt, nicht gesehen oder geliebt, für das, was ich war, sondern für das, was ich in der Schule leistete, wie ich mich anzog, wie perfekt ich die Rolle der „guten Tochter“ spielte und wie ich meine Aufgaben erfüllte. Das Leben bis dahin bestand aus einer langen Reihe von Regeln und sorgfältig erlerntem Verhalten, die als unsichtbarer Kodex der gesellschaftlichen Ordnung befolgt werden mussten. Ich kannte noch keine andere Welt, aber ich wusste, dass ich in dieser Welt nicht mehr gefangen sein wollte.
Vor mir lag das Unbekannte, das Versprechen auf ein neues Leben. Ich wurde von dem Gefühl getrieben, dass ich mich beeilen musste, dorthin zu gelangen, dass dieser Moment von größter Bedeutung war. Mit jeder Stufe, die ich erklomm, schien ich eine neue Welt voller Freiheit und Leidenschaft zu erobern.
Schritt für Schritt kletterte ich empor, die graue, verborgene Welt derer, die so hart arbeiteten, um dem Willen anderer zu dienen, hinter mir lassend. Ich umschlang mein Cinderella-Kleid und fühlte einen Schauer der Angst. Vielleicht würde ich am Ende einen hohen Preis für meine Freiheit bezahlen. Würde ich auf die Straße geworfen und dazu gezwungen werden, an einem solchen Ort zu leben, in einem winzigen Dachzimmer, ohne Geld?
Noch eine Stufe. Dann endlich, stand ich vor Richards Studentenwohnung. Ich öffnete die Tür und da stand er. Als ich ihn ansah, überflutete mich eine so große Freude, dass ich kaum aufrecht stehen konnte. Ihn zu sehen, war wie direkt in die Sonne zu blicken.
„Ich fühlte, dass du kommst!“, sagte er, öffnete seine Arme weit und umarmte mich. Ich bin nach Hause gekommen, sagte ich mir. Ich kann