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an?«

      »Mein Name ist Bighorn, und ich komme von der Distriktverwaltung.«

      »Weiß, dass du Sidney bist, der Schlangenkopf. Was hast du hier zu suchen?«

      »Ich komme von der Distriktverwaltung.«

      »Das kann ja sein, aber ich will wissen, was du hier herumzuschnüffeln hast.«

      »Ich schnüffle nicht. Sprich mit mir, du Bursche, wie es sich gehört. Wo ist Mrs King?«

      »Mrs King ist für dich nicht da. Scher dich weg.«

      »Ich komme von der …«

      »Wenn du dich ausweisen willst, so bring Brown mit oder Shaw. Dir glaub ich kein Wort.«

      »Du wirst unverschämt. Wie ist dein Name?«

      »Mein Name ist Robert, Robert Yellow Cloud, das kannst du dir merken. Ich werfe einen Stier ins Gras, und mit dir werde ich auch noch fertig. Fahr nach Haus.«

      »Sie haben mir keine Befehle zu geben, Robert. Sie bedrohen einen Beamten, ist Ihnen das klar?«

      »Nein. Wenn ich drohen will, sieht das anders aus.«

      »Ah, Sie haben schon Menschen bedroht!«

      »Steig wieder in deinen Wagen ein, sag ich dir, und verschwinde. Wir brauchen dich hier nicht.«

      »Ich stelle fest, dass Sie mich bedrohen und vertreiben. Ich bin aber in amtlichem Auftrag hier. Ich gehe. Sie werden noch von mir hören.«

      »Von dir haben wir schon genug gehört. Aber noch nie etwas Rühmliches. Mach dich davon. Ich habe gesprochen. Hau.«

      Sidney beeilte sich einzusteigen und den Wagen in Gang zu bringen. Er hatte tatsächlich Angst vor dem Burschen, aber er war auch zutiefst zufrieden, dass sich dieser Robert eines Vergehens schuldig gemacht hatte. Crazy Eagle musste ihn zur Rechenschaft ziehen. Wenn Crazy Eagle das nicht tat, versäumte er eine Dienstpflicht als Richter. Wenn er es tat, gab es einen schwarzen Fleck im Rufe der King-Ranch und – warum nicht? – auch für die benachbarte Schulranch.

      Sidney Bighorn saß in wichtiger Haltung am Steuer, so etwa, als ob der Wagen eine Verwaltung sei, die er leite. Er fuhr den Wagen zurück zur Agentursiedlung.

      An diesem Tage konnte er dort allerdings nichts mehr unternehmen, die Büros waren schon geschlossen.

      Am folgenden Morgen fuhr er nochmals bei der Blockhütte des Vaters vor. Dort konnte er am unauffälligsten Nachrichten sammeln.

      »Robert? Dieser Bandit!«

      »Warum nennst du ihn einen Banditen, Vater?«

      »Weil er einer ist, Sohn. Wahrhaftig, er ist es.«

      »Warum ist er ein Bandit, Vater?«

      »Er sagt es ja selbst laut und deutlich. Zu jedem sagt er es, der es nur hören will. Er sagt, dass sie eine Bande seien, sie alle zusammen, und dass sie zusammenhalten.«

      Sidneys gespitzte Ohren wurden noch spitzer.

      »Wer?«

      »Burschen, die keine Arbeit haben, und Burschen, die Arbeit haben, Footballspieler, Schwimmer, Hockeyspieler, Rodeoreiter und was sonst noch für Joe King begeistert ist.«

      »So steht das?«

      »Ja, so steht es. Was soll denn auch aus den jungen Burschen werden, die mit dem Gangster umgehen? Mit dem Gangster und seiner Hure.«

      Sidney hatte genug gehört.

      Um die Mittagszeit erstattete er bei Mr Brown einen ersten Bericht, ließ sich von dem stellvertretenden Superintendenten Shaw beraten, ob er gegen Robert Yellow Cloud Anzeige erstatten solle, und wurde dazu ermuntert. Er begab sich zu Mr Crazy Eagle und gab zu Protokoll, was er erlebt hatte. Es gelang ihm diesmal, ironisch zu wirken, als er Mr Crazy Eagle völlig freistellte, wie er die Sache weiter bearbeiten wolle.

      »Ich kann natürlich nicht umhin, Mr Crazy Eagle, die Begegnung mit Robert Yellow Cloud in meinen Bericht für die Distriktverwaltung einzuarbeiten.«

      Der Blinde erwiderte darauf nichts. Es mochte ihm klar sein, dass eine Bitte um Verständnis oder Menschlichkeit bei Sidney Bighorn nicht angebracht war und wirkungslos bleiben musste.

      »Die Sache nimmt ihren amtlichen Gang, Mr Bighorn.«

      »Danke.«

      Sidney machte in Gedanken Bilanz, während er zu seinem Wagen zurückging.

      Joe King, Crazy Eagle und Robert Yellow Cloud standen auf seiner Abschussliste. Dass Crazy Eagle gegen Robert vorgehen musste, empfand Sidney als einen besonderen Erfolg der beiden Inspektionstage.

      Blieb noch die Frage, wie und wo sich Sidney am zuverlässigsten über das Befinden von Joe King unterrichten konnte. Die Bemerkungen des Vaters Bighorn und Mr Browns erschienen ihm unsicher, vielleicht übertrieben.

      Es war für Sidney aber notwendig, die Aktionsfähigkeit oder -unfähigkeit seines bisher gefährlichsten Gegners richtig zu beurteilen, wenn er nicht überraschende Rückschläge erleben wollte. Er beschloss daher, sich ohne Scheu an die kompetente Stelle zu wenden, an den Chefarzt des Hospitals.

      Als Angehöriger der Distriktverwaltung wurde er bei Roger Sligh, M. D., nach der Wartezeit von einer Stunde vorgelassen.

      Sligh saß in seinem hellen großen Sprechzimmer und musterte den jungen Indianer und Beamten mit jenem Sarkasmus, dessen der Unabhängige und doch irgendwie Abhängige am ehesten fähig ist. Sligh war nach seinem gegenwärtigen Status dem Gesundheitsdienst unterstellt, aber nicht der Verwaltung.

      Sidney grüßte respektvoll, wurde jedoch nicht aufgefordert, Platz zu nehmen.

      »Bitte, was wollen Sie wissen? Ich kann Ihnen nur Auskünfte geben, sofern sie meine ärztliche Schweigepflicht nicht verletzen.«

      Das klang nicht sehr ermutigend.

      Sidney riss sich zusammen. Er hatte das Gefühl, dass der Chefarzt in irgendeiner, wenn auch noch nicht genau definierbaren Weise sein eigner Typ sei, und eben das beunruhigte ihn, denn mit solchen Menschen war es schwer, aufrichtig zu sprechen.

      »Mr Sligh, es geht um Folgendes. Ich bin zur Inspektion der ökonomischen Verhältnisse dieser Reservation und zur Kontrolle der Entwicklung der Kriminalität hierher gesandt. Das letzte spielt für unser Gespräch keine Rolle …«

      Sligh lächelte mit wachsender Bosheit; auch er hatte sofort sein jüngeres Spiegelbild erkannt, was Ehrgeiz und eine gewisse Skrupellosigkeit betraf, die bei dem jungen Beamten bedeutend weniger Zäune und Hindernisse finden mochte, als es im Rahmen der strengen Berufspflichten eines Arztes der Fall war.

      »Sie kommen also weder als Kriminalist noch als Privatdetektiv zu mir, mein Lieber. Das ist beruhigend. Kriminalität spielt tatsächlich weder bei mir noch bei Ihnen eine Rolle. So lange jedenfalls nicht, wie unsere Gesetzbücher nicht grundlegend umgestellt werden.«

      »Ich verstehe nicht ganz.«

      »Gut, gut, dann träumen Sie auch nicht schlecht. Ich meine, wenn diejenigen, die Gesetze machen, eines Tages beschließen würden, Intrigen und Bürokratie mit Zuchthaus und Todesstrafe zu bedenken, einen einfachen, ehrlichen Totschlag aber mit Bewährungsfrist abzutun – ja, was dann? Was meinen Sie von Ihrem Ressort aus?«

      Sidney versuchte, gewollt zu lachen, da er darin aber nicht geübt war, geriet der Versuch nicht und es kam nur ein hilfloses Meckern zustande.

      »Ich sehe, Sie haben sich zu diesem Punkt noch keine Gedanken gemacht. Sie sind unschuldig, Sie sind jung. Also kommen Sie mit Ihrem Anliegen heraus, Mr Bighorn.«

      Sidney wurde wieder einmal rot. Es ärgerte ihn, dass er rot wurde. Er musste über Mittel nachdenken, mit denen er solche Unzulänglichkeiten eines Anfängers endlich überwinden konnte. Er musste sich auch eingestehen, dass er irgendwie verwirrt war und nicht eben geschickt angeknüpft hatte.

      »Also, worauf soll es denn nun eigentlich hinaus, Mr

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