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alt=""/> Sonne

       Die Maske vor dem Gesicht des anderen

      

Mond

       Der andersgeschlechtliche Teil

      

Merkur

       Das Ich des anderen Selbst

      

Venus

       Das Echo der Sehnsucht

      

Mars

       Die libidinöse Projektion

      

Jupiter

       Die Relativität des Betrachters

      

Saturn

       Das Auge des Lesers

       Akronos

       Epilog - Der Traum des Magiers

       Nachwort von Dr. Peter Orban

       DANTES «DIVINA COMMEDIA»

       Dantes Werk im Spiegel der Zeit

      Wenn sich heute jemand an Dante heranwagt, muß er sich zunächst einmal ganz klar darüber werden, was er sagen will. Um Himmel und Hölle kann es ja nicht mehr gehen. Der ewig Strebende, der die Schreckensgewölbe durchdringt und ins Paradies eingeht – ist das noch einsehbar? Zwar kennt die Weltliteratur kein vergleichbares Werk, das in seinen epochalen Ausmaßen Himmel und Hölle so ausschließlich miteinander verbindet und in dem sich das ganze Weltbild seiner Zeit in einem überragenden Kunstwerk von solch hoher Qualität zusammenballt. Dantes gewaltiges Gedicht mit seinen hundert Gesängen führt in einer geistigen Schau von der Darbietung des Jammers (Inferno) über die Schutthalden des Seeleninneren (Purgatorio) bis hin zu den Türmen der Erlösung (Paradiso). Doch obwohl die Kraft seiner inneren Visionen sich bis heute als unerreicht zeigt, stellt sich die Frage, ob der Geist, den der Christ Dante einem jeden Ereignis aus seiner christlich-moralischen Sicht unterlegte, in unserer Zeit noch greift; ob Dantes Universalität, Himmel und Hölle durch ein persönliches Erleben in seiner ganzen Tiefe zu durchleiden und gewissermaßen als persönliche Abrechnung zu einem monumentalen Kulturgemälde zu verarbeiten, über den Status einer Pflichtlektüre an höheren Schulen hinausreichen kann und noch andere Leserkreise als nur die der Literaturwissenschaftler und Kulturhistoriker zu interessieren vermag.

      Der moderne Leser, der allenfalls an Gott, kaum noch an Jesus, am allerwenigsten jedoch an Himmel und Hölle glaubt, könnte ein Werk als befremdlich empfinden, das sich mit einzigartiger dichterischer Kraft ausschließlich der Wanderung durch Himmel und Hölle widmet, um so mehr da aus der heutigen Sichtweise klar wird, daß die Hölle zu Dantes Zeit weniger ein Gleichnis für die inneren Ängste war, sondern vor allem ein zum eigenen Machtgewinn benutztes Instrument der Einschüchterung seitens der Priesterkaste. Im Licht dieser Erkenntnis muß dem Leser Dantes geistige Achse seines Riesenepos trotz der hymnischen Kraft seiner Gesänge etwas schief erscheinen. Da die Vorstellungen vom Jenseits natürlich immer auch die geistige Entwicklung einer Gesellschaft innerhalb ihrer Zeit repräsentieren, war es daher unabdingbar, Dantes «Höllentrichter», der entstand, als Luzifer bei seinem Abfall von Gott aus dem Kristallhimmel in den Mittelpunkt der Erde geschleudert wurde, mit den heutigen Erkenntnissen über die Abgründe im Menschen in Verbindung zu bringen.

       Dantes alttestamentarische Ausrichtung

      Wenn wir Dantes Lebenslauf betrachten, so erkennen wir, daß dem frühen Erfolg, der ihn bereits in jungen Jahren in hohe politische Ämter aufsteigen ließ, schon bald die Verstrickungen in politische Intrigen mit anschließender Flucht und lebenslangem Exil folgten. Bemühte er sich vorerst, die Wiederherstellung seines Rufes und Ranges vor allem durch schriftstellerische Leistungen zu erkämpfen, so brach er dieses sinnlose Bemühen später ab. Aber schon hier wird Dantes zwiespältige Haltung zwischen geistiger Erneuerung und gesellschaftlicher Anpassung sichtbar, die ihn und sein Werk in das sengende Fegefeuer zwischen Revolution und Resignation schickte. Denn von ihrer architektonischen Form her wurde die Hölle von ihm nicht revolutioniert. Er hat seine Visionen im Stil der älteren, populären Überlieferungen der jüdischen Apokalyptik entwickelt, wie sie sich etwa im Henochbuch (3./​2. Jh.v. Chr.) finden. Die jüdisch-apokalyptische Vorstellung einer von Würmern belagerten Jenseitslandschaft, in der ein großes Feuer wütet und Strafengel die Folterung der Sünder vorbereiten, muß als direkter Vorfahre von Dantes «Inferno» gelten, wo die Sünder bei lebendigem Leibe im Schlamm begraben, in Sümpfe verbannt, in Felskammern gesperrt, an Steine gekettet und zwischen Baumstämme geklemmt geschildert werden. Sein inhaltlicher Beitrag war dementsprechend auch kein grundlegend-verändernder, sondern nur ein formal-umkehrender: statt der üblichen Sünder und primitiven Gesellen ließ er historische Persönlichkeiten, Fürsten, Kirchenobrigkeiten und andere «Schreibtischtäter» im Feuer schmoren. Diese ketzerischen Spitzen verleihen seinem Werk aus heutiger Sicht durchaus einen Anstrich revolutionären Umbruchs, doch im inhaltlichen Sinn ist er über Denker wie beispielsweise Origenes nicht hinausgekommen, der schon im 3. Jahrhundert die Meinung vertrat, daß Gott reiner Geist sei und das Höllenfeuer metaphorisch, und der das schreckliche Höllengericht durch die universale Versöhnung mit Gott ersetzte, wodurch letztlich alle Sünder erlöst würden. Auch der logische Scharfsinn, mit dem Thomas von Aquin über den Sinn der Höllenstrafen nachdenkt und sich mit der Frage beschäftigt, ob das Mitleid der Seligen die Strafen der Gottlosen nicht mildere und ob das Strafmaß der Ewigkeit die Richter nicht selbst zu Tätern mache, wird von Dante nur stellenweise gestreift, etwa, wenn sich die Verdammten vor Dante ob ihrer Taten schämen, aber nicht, um das unerbittliche Strafmaß der Höllen aufzuweichen, sondern um ihre Greueltaten zu zementieren und die Lauterkeit seiner Visionen, die die politisch Ungerechten und die machtgeile Kirchenmafia in der Hölle beeinflußt, seinerseits wieder abzusichern.

       Dantes kultureller Einfluß

      Aus dieser Perspektive ist Dantes genialer Ansatz unter geistig-erneuerndem Aspekt gar ein rückwärtsgerichteter oder konservativer, weil die persönliche Abrechnung, die Dante in seine höllischen Gesänge mit hineingepackt hat, ohne die dunkle Kraft ihrer Poesie die Jahrhunderte wohl kaum überdauert hätte. Und dieser visionären Schau eines über sich selbst hinausweisenden Epos ging es natürlich zuallerletzt darum, den Mißbrauch der Hölle

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