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      Richard Rost

      Das Ketzerdorf – In Ketten

      Historischer Roman aus der Zeit der Reformation

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      Alle Rechte vorbehalten

      Lektorat: Daniel Abt

      Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

      Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

      unter Verwendung der Bilder von: © https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rafael_-_Retrato_de_um_Cardeal.jpg und Nielen de Klerk / shutterstock.com

      ISBN 978-3-8392-6890-2

      Widmung 1 und Vorbemerkung

      Pia

      Die Charaktere und Ereignisse dieses Romans sind fiktiv; Inquisition und »Hexen«-Verfolgung verbreiteten jedoch tatsächlich Schrecken und Leiden über Jahrhunderte, Kontinente und Weltanschauungen hinweg. Die historische Forschung zeigt, dass bislang wenige selbstkritische Stimmen bekannt sind. Bei den Dominikanern haben die Klostergemeinschaften Norddeutschlands im Jahr 2000 innerhalb ihrer Ordensprovinz klar Stellung bezogen für ihre Gegenwart und Zukunft:

      »Deutsche Dominikaner waren nicht nur in die Inquisition verstrickt, sondern haben sich aktiv und umfangreich an ihr beteiligt. Historisch gesichert ist die Mitwirkung an bischöflichen Inquisitionen und an der römischen Inquisition. Unabhängig von den vielleicht manchmal nachvollziehbaren historischen Gründen für die Mitwirkung erkennen wir heute die verheerenden Folgen dieses Tuns unserer Brüder. Wir empfinden dies als ein dunkles und bedrückendes Kapitel unserer Geschichte. Dies gilt in gleicher Weise für die nachgewiesene Beteiligung des deutschen Dominikaners Heinrich Institoris an der Hexenverfolgung. Durch das Verfassen des ›Hexenhammers‹ unterstützte und förderte er die menschenverachtende Praxis der Hexenverfolgung. Folter, Verstümmelung und Tötung haben unendliches Leid über zahllose Menschen gebracht; deutsche Dominikaner haben dazu, neben anderen, die Voraussetzung geschaffen. Die Geschichte dieser Opfer – namenlos und vergessen – können wir nicht ungeschehen machen. Wiedergutmachung ist unmöglich. Uns bleibt die Verpflichtung zur Erinnerung.

      Wir wissen, dass der Geist von Inquisition und Hexenverfolgung – Diskriminierung, Ausgrenzung und Vernichtung Andersdenkender – auch heute latent oder offen in Kirche und Gesellschaft, unter Christen und Nicht-Christen lebendig ist. Dem entgegenzutreten und sich für eine umfassende Respektierung der Rechte aller Menschen einzusetzen, ist unsere Verpflichtung, die wir Dominikaner den Opfern von Inquisition und Hexenverfolgung schulden. Das Provinzkapitel fordert alle Brüder unserer Provinz auf, unsere dominikanische Beteiligung an Inquisition und Hexenverfolgung zum Thema in Predigt und Verkündigung zu machen.«

      Widmung 2

      Allen gewidmet,

      die in Gottes Namen in der Kirche Gutes tun,

      und den zahllosen Opfern derer, die unter dem

      Deckmantel der Kirche gesündigt haben.

      Dramatis Personae

      Johann Otto von Gemmingen*: Dekan am Augsburger Dom, ein Suchender

      Erminio vom Berg: Kardinal, gefürchteter Großinquisitor

      Paschalis: Kind der Kirche, hört alles und sagt nichts

      Georg Mayer alias Agricola*: Prediger, wird zum Sämann

      Anna Dorn*: Herrin von Leeder, Witwe

      Raymund Rehlinger*: sein Erfolg weckt Begehrlichkeiten

      Helena Rehlinger*: seine »Zwillingsschwester«, geht durch ein tiefes Tal

      Hans Jakob Rehlinger*: ihr Bruder, Opfer der Teuerung

      Viktoria Tradel*: sein Weib, zu allem fähig

      Karl:: Kutscher der Rehlinger

      Hieronymus Rehlinger*: Tuchhändler, spinnt die Fäden

      Jakob III. Fugger, genannt Giacomo* Herr von Babenhausen, reich und mächtig

      Oktavian Honold von Emmenhausen Amtsarzt in Augsburg

      Berkel Aleman: Dolmetsch am Hof des Sultans

      Don Alfonso: weit gereister Gaukler, Geschichtenerzähler

      Tiburtius Benzenauer*: Augsburger Büchsenschmied, protestantisch

      Korbinian Greisinger: sein Obergsell, genial und gefährlich

      Jos: Lehrbub aus Lauingen, Frohnatur

      David Altenstetter*: Goldschmied, Alchemist, Schwenckfelder

      Zacharias Geizkofler*: Reichspfennigmeister des Kaisers

      Eugenio Castranova: Spion, niemand weiß, für wen

      Keggelbäuerin, Mesnerin, Huetter, Theo, Linder, Schmelzerin, Halblützerin: Marianische, beten viel und denken schlecht

      Els von Ettringen*: angesehene Wahrsagerin und Kräuterkundige, keine Hexe

      Gerhild Maierin Schankmagd beim Semmerwirt, besitzt das zweite Gesicht

      Maria:: ihre Tochter, findet das stille Glück

      Andrea Balbetta: Stotterer, niemals untätig

      Haseki Safiye*: italienische Prinzessin, Lieblingsfrau des Sultans Murad III.

      Hanns Friedrich Hörwarth*: Landrichter in Schongau, der es allen recht machen will

      Hans Semmer*: Wirt im »Sternen«, berühmt für seine Milchsuppe

      Mit einem * gekennzeichnet sind historische Personen, deren Lebensläufe teilweise verwendet wurden. Alle anderen Personen sind frei erfunden und wurden nach bestem Wissen in den historischen Kontext eingearbeitet.

      Ketten in der Pfarrkirche Mariä Verkündigung in Leeder (© privat)

      1

      Konstantinopel, Frühjahr 1577

      Eine bunte Versammlung von Trägern verschiedenster Uniformen, glänzender Rüstungen und blinkender Waffen, von denen jeder glaubte, wichtiger zu sein als die anderen, lieferte sich im Diwan, dem Versammlungsraum des Sultans, ein ohrenbetäubendes Geschrei. Einmal im Jahr, zum Halbmond nach Ramadan, fand diese Zusammenkunft der Legaten und Abgesandten des

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