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haben wir die Botschaft des Evangeliums so verkürzt, dass sie untrennbar mit der Institution Kirche verbunden ist. Selbst wenn sie nur etwas über Jesus hören wollen, sagen wir den Leuten, sie müssten die bittere Pille „Kirche“ schlucken. Die meisten sterben jedoch lieber an der Krankheit, als diese „Medizin“ zu schlucken.

      Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist allerdings kein Barometer dafür, wie es um die Christenheit steht. Letztendlich sollte das Evangelium doch eine Transformation bzw. Veränderung bewirken. Es reicht nicht aus, unsere Kirchen zu füllen; wir müssen unsere Welt verändern. Wenn die Kirche wirklich effektiv ist, sollte sich die Gesellschaft und Kultur verändern. Geht die Kirche auf die Menschen zu und werden diese durch die gute Nachricht des Reiches Gottes verändert? Wo dies geschieht, wird die Anzahl der Christen sicherlich steigen. Das Reich Gottes dreht sich aber nicht darum, dass wir einmal in der Woche den Gottesdienstraum füllen. Wir tun Jesus unrecht, wenn wir sein Leben und sein Wirken auf so traurige Statistiken wie Besucher- oder Mitgliederzahlen reduzieren.

      Inwieweit die Kirche einen Einfluss hat, sieht man in der Gesellschaft – auf den Straßen, nicht in den Kirchenbänken.

      Die USA stehen nicht alleine da, was diesen Niedergang der Gemeinde angeht. Überall auf der Welt, wo die Kirche dem westlichen, institutionellen Muster folgt, nimmt ihr Einfluss ab.

      Unlängst war ich in Japan und sprach in einer Kirche vor hauptsächlich jungen Japanern. Meine Frau und ich waren die einzigen Weißen in dem Gebäude, vielleicht sogar in der gesamten Stadt. Ich erwähnte, dass in Japan weniger als ein Prozent der Bevölkerung Kirchenmitglieder sind. Seufzend nickten sie alle und zeigten damit, dass sie angesichts dieser Realität müde geworden waren. Ich sagte dann, dass ich vor einigen Monaten schon einmal bei ihnen gewesen war und dass damals die Prozentzahl ebenso niedrig war. Nichts hatte sich geändert. „Was ist los mit euch?“, fragte ich. Sie lachten, als wäre die Erwartung, dass sich etwas ändern könnte, lächerlich.

      Ich fuhr fort und erzählte ihnen, ich sei auch schon vor drei Jahren in Japan gewesen, und auch damals seien weniger als ein Prozent Kirchenmitglieder gewesen. Dieses Mal lachten sie nicht. Dann sagte ich ihnen, dies sei auch schon zehn Jahre vorher so gewesen und fragte sie: „Wisst ihr, wie hoch der Anteil der Christen vor hundert Jahren war?“ Sie waren den Tränen nahe, als ich meine eigene Frage beantwortete: „Ebenfalls weniger als ein Prozent!“ Nach einer Pause sagte ich: „Da stimmt etwas nicht, wie wir hier in Japan Kirche praktizieren.“ (An dieser Stelle sei bemerkt, dass wir aus dem Westen es waren, die ihnen beigebracht haben, wie die Kirche funktioniert.

      Damit Japan verändert wird, muss Jesus den Leuten etwas Neues und Wirkungsvolles geben. Dasselbe gilt für uns im Westen. Nicht die Ortsgemeinde wird die Welt verändern, sondern Jesus. Der Gottesdienstbesuch am Sonntag verändert das Leben der Menschen nicht. Nur Jesus in ihren Herzen ist der, der diese Veränderung hervorrufen kann.

      Die westliche Kirche hat so viel von dem aufgegeben, was sie sein soll, dass sie für die Verlorenen bedeutungslos geworden ist. Christliche Organisationen, wie Bibelschulen, Missionsgesellschaften, seelsorgerliche Beratungsstellen und Evangelisationswerke sind entstanden und haben inzwischen einen Großteil der Arbeit übernommen, für die Gott eigentlich die Gemeinde berufen hatte. Die Kirche erwartet, dass andere evangelisieren, Führungskräfte heranbilden und soziale Dienste tun. Menschen mit ernsten Problemen schicken wir zu den Psychologen.

      Wenn man Nichtchristen fragt, wozu die Ortsgemeinde wichtig ist, dann fallen ihnen meist nur zwei Dinge ein: Man heiratet dort und man wird dort beerdigt. Viele von ihnen versuchen mit aller Macht, beides zu vermeiden. Ist es das, wofür Jesus gelitten hat und gestorben ist? Ist dies das Beste, was wir mit der Kraft der Auferstehung anfangen können? Wir haben ein Problem!

      Unternimmt die Ortsgemeinde dann schon einmal den Versuch einer Evangelisation, ist es meist nicht mehr als ein „Kommt doch alle mal vorbei“. Im Prinzip schmeißt die Kirche eine Art Party und erwartet, dass die Menschen zu ihr kommen. Unter der Devise „Wie können wir die Leute außerhalb der Kirche erreichen?“ verbringen wir viel Zeit damit, neue Wege zu finden, wie wir die heilige Stunde am Sonntag so relevant für Suchende machen können, dass sie auch kommen wollen. Es gibt unzählige Bücher, Seminare, CDs, Zeitschriften und Internetseiten zu dem Thema, wie wir die Gottesdienste so interessant machen können, dass die Verlorenen ebenfalls unseren Jesus wollen. Glauben wir wirklich, dass wir sie damit so beeindrucken können, dass sie in die Kirche eintreten wollen? Ist das Ziel, dass sie in die Kirche kommen, hinreichend?

      Wie weit gehen wir, um Menschen in unsere „Gottesdienst-Show“ zu bekommen? Wie viele Kompromisse gehen wir ein, um die Besucherzahlen zu erhöhen? Der extremste Fall, von dem ich gehört habe, hat sich im Nordwesten der USA zugetragen. Dort warb eine Kirche damit, es mit Geld zu belohnen, wenn jemand mindestens einen Monat lang jeden Sonntag in den Gottesdienst käme. Sie bezahlten die Leute dafür, dass sie in ihren Gottesdienst kamen! Dieses Beispiel ist nicht gerade einfallsreich, aber fällt uns tatsächlich nichts Besseres ein, als Besucher mit unserer professionellen Musik, unseren Predigten und Vorführungen zu „kaufen“? Ich denke, wir haben mit der ganzen „Sucherfreundlichkeit“ den Bogen überspannt. Wir haben ein Problem!

      Warum müssen Menschen sonntags früh aufstehen, sich fein anziehen, um zu einem Ort zu fahren, wo sie sich in Reihen hinsetzen und den restlichen Morgen auf den Hinterkopf ihres Vordermannes gucken müssen, während jemand, den sie nicht kennen, ihnen das neueste Rezept auftischt, wie man in drei Schritten zu einem besseres Leben kommt? Soll diese Erfahrung wirklich ihr Leben für immer verändern?

      Eine Missionarsfamilie, die in einer der gefährlichsten Gegenden der Welt organische Gemeinden gründet, machte einmal Heimaturlaub in den USA. An ihrem ersten Sonntag besuchten sie eine große Baptistengemeinde, von der sie unterstützt werden. Da der Missionar an diesem Tag im Gottesdienst sprechen sollte, kamen sie schon früh in ihren besten Kleidern an. Seine Frau saß mit den beiden Kindern in der ersten Reihe. Sie sahen beim Soundcheck und Stimmen der Instrumente zu. Das älteste Kind fragte: „Mama, wird es gleich eine Show geben?“ Die Kinder hatten Gemeinde bisher nur als familiäre Atmosphäre in Privathäusern und Wohnungen erlebt. Diese Art von Gemeinde erschien ihnen absolut fremd. Ich bin davon überzeugt, dass die meisten von uns mit unserer Art, Gemeinde zu leben, viel zu sehr vertraut sind, als dass wir noch erkennen könnten, wie seltsam unsere Bräuche eigentlich sind.

      Es erstaunt mich, wie viel Energie und Ressourcen (Zeit, Geld, Menschen) für eine einzige Stunde in der Woche verbraucht werden. Wir haben Kirche in eine religiöse, sonntägliche Show verwandelt. Nach der Show gehen wir dann alle wieder nach Hause, bis die Kirche eine Woche später zur selben Zeit und am selben Ort neu beginnt. Ist das wirklich die Braut Jesu?

      Laut Missionsbefehl ist es unsere Aufgabe, „in alle Welt zu gehen“, aber wir haben das Ganze umgedreht: „Kommt her und hört unsere Botschaft!“

      Wir erwarten, dass die Leute in die Kirche kommen, um zu Jesus zu kommen, aber die Menschen in der Welt wollen mit der Kirche nichts zu tun haben. Wir sind von unserem religiösen Club so eingenommen, dass wir denken, diejenigen, die nicht in die Kirche gehen, seien diejenigen, die keine Beziehung zu Jesus haben. Als würde es ausreichen, dass jemand sonntags eine Stunde im Gebäude sitzt, um zu sagen, er sei Christ. Aber unsere Errettung hängt nicht davon ab, was wir sonntags tun und ob unser Name im Mitgliederverzeichnis auftaucht. Natürlich ist uns das lehrmäßig klar, aber trotzdem teilen wir die Bevölkerung in Kirchgänger und Nicht-Kirchgänger ein, als würde alles davon abhängen, dass sie Teil unserer Organisation sind. Kein Wunder ist unsere Botschaft so verworren. Wir haben unseren Hauptauftrag vergessen und denken, die Menschen müssten

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