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      Ich kam an eine Kurve auf dem Pfad, wo ein Weg in einem Winkel davonlief und ein weiterer sich scharf in die entgegengesetzte Richtung wand. Das Zelt des Bäckers lag irgendwo entlang des Pfads zur Linken, aber ich sah den erstaunlichsten Anblick entlang des anderen Pfads, der durch die Bäume führte.

      »Elefanten!«

      Gefesselt von dem Anblick und den Geräuschen so vieler Elefanten, verlagerte ich den Krug in meinen Armen und schlenderte auf sie zu. Hunderte Elefanten, groß und klein, säumten jede Seite des sich schlängelnden Pfads. Die meisten waren grau, aber manche waren dunkel, beinahe schwarz. Ein paar hatten kleine Ohren, aber viele von ihnen hatten gewaltige Ohren, welche sie wie Fächer hin und her schwenkten. Die großen Elefanten waren an Metallpfosten gekettet, die in den Boden getrieben waren, während die Elefantenbabys frei herumrannten.

      Einige der Tiere fraßen Heu von Haufen in der Nähe. Ein Führer schob eine Melone in den offenen Mund seines Elefanten. Das Biest zerdrückte diese, während es seinen Kopf neigte, um die Säfte aufzufangen, schluckte dann das ganze Ding, Schale, Samen und alles. Andere brachen grüne, blättrige Zweige, die dicker als mein Arm waren, in mundgerechte Stücke, indem sie ihre Rüssel und Stoßzähne benutzten. Einige Jungen huschten mit Schläuchen mit Flusswasser vorbei, welche sie in die Kuhlen zwischen jedem Elefantenpaar gossen, die in leichter Reichweite zum Trinken waren. Ich kicherte, als ein Elefant Wasser in seinen Rüssel saugte und sich dann duschte, um sich abzukühlen.

      Starke, stechende Gerüche von der großen Ansammlung von Tieren füllten die Luft, aber für mich schien es überhaupt nicht unangenehm.

      Die Elefanten sahen schön aus und ihre Rüssel waren immer in Bewegung – fraßen, tranken oder packten Objekte in der Nähe.

      So hat mich Obolus aus dem –

      Eines der Tiere erregte meine Aufmerksamkeit. Ein langer Weg entlang der Reihe auf der Rechten stand ein Elefant, der größer als die anderen war. Er fraß von einem kleinen Heuhaufen, während er gelegentlich eine Melone nahm, die von einem Führer angeboten wurde. Ich erkannte etwas an der Artwieder, wie er sich bewegte, wenn er einen Armvoll Heu fasste und es schüttelte, bevor er es in seinen Mund stopfte. Die Form seines Kopfs und seiner Ohren sah vertraut aus.

      Kann es sein?

      Ich beschleunigte meinen Schritt und je näher ich dem Tier kam, desto mehr hatte ich das Gefühl, dass es Obolus sein könnte. Aber es gab so viele Elefanten, und war Obolus denn nicht tot, umgehauen von dem fallenden Stamm des alten Baums beim Fluss, hatte sich dann seinen Kopf an einem Felsblock angeschlagen, als er zusammengebrochen war? Diese Stoßzähne, die aus seinem Mund kamen – sie waren sehr lang und anmutig nach oben gebogen, was ihn von den anderen abhob.

      Er war es!

      »Obolus!« Ich ließ den Krug mit Wein fallen und rannte den Pfad hinab. »Obolus! Obolus!«

      Die Führer, Wasserjungen und Helfer hielten an, um mich anzustarren. Der große Elefant riss seinen Kopf in meine Richtung, seine riesigen Ohren stellten sich auf. Die Melone, die er gerade zerquetscht hatte, fiel aus seinem offenen Mund. Einer der Führer trat heraus, breitete seine Arme weit aus, um mich aufzuhalten, aber ich zog meinen Kopf ein und rannte um ihn herum.

      Als ich einmal mehr rief: »Obolus!«, wurden seine Augen groß und er bäumte sich auf, hob seinen Kopf hoch in die Luft und trompetete durch seinen Rüssel.

      »Obolus, du lebst.«

      Er versuchte von mir wegzukommen, aber sein linker Vorderfuß war an einen Metallpfosten gekettet, der in den Boden getrieben war. Er wich auf die Länge der Kette zurück, schüttelte noch immer seinen gewaltigen Kopf und brüllte.

      »Ich bin so froh dich zu sehen.«

      Er stampfte auf die Erde und entließ ein tiefes Rumpeln, was all den anderen Elefanten Angst machte und sie dazu brachte an ihren Ketten zu ziehen und zu brüllen. Die Führer schrien und rannten herum, versuchten sie zu beruhigen. An der Straße hoch und runter breitete sich von einem verängstigten Tier zum nächsten Schrecken aus und bald war der ganze Ort in Aufruhr. Die nicht angeketteten Elefantenbabys rannten herum, wobei ihre kleinen Rüssel in die Luft erhoben waren, quiekten und trappelten umher, als ob Baal, der Gott der Stürme, hinter ihnen herjagte.

      Ich stand wie gelähmt da. Das riesige Biest stampfte und brüllte, schickte Wellen der Furcht durch mich, aber sein Verhalten schien wie eine gekünstelte Machtdemonstration. Als ich meine Hand ausstreckte und auf ihn zutrat, schüttelte er seinen gewaltigen Kopf und versuchte zurückzuweichen. Der Metallpfosten lockerte sich, als er an der Kette zog, und es schien, dass er vielleicht nachgeben könnte, aber dann ließ er ab und streckte seinen Rüssel in Richtung meiner Hand aus. Ich hörte, wie er Luft holte, dachte, dass er vielleicht meinen Geruch untersuchte, zu verstehenversuchte.

      In dem Wissen, dass seine riesigen Füße mich wie eine Maus unter einem umfallenden Baum zerquetschen könnten oder er mich mit seinem Rüssel niederschlagen könnte, holte ich tief Luft, ging zu ihm und tätschelte sein Bein.

      »Ich dachte, du wärst tot, und ich habe dir niemals dafür gedankt, dass du mich aus dem Fluss gezogen hast. Du hast mein Leben gerettet.«

      »Weg von meinem Elefanten!«, schrie jemand.

      Ich ignorierte den Mann und blickte zu einem von Obolus’ großen braunen Augen hoch. Er war so groß, dass zwei Männer, die auf den Schultern des anderen standen, kaum die Oberseite seines Kopfs berührenkönnten. Er machte weiterhin drohende Geräusche, aber sie wurden sachter, als er seinen Kopf drehte, um auf mich herabzuschauen. Wenn er es wollte, könnte er einfach seinen Fuß heben und mich über den Pfad treten, aber er bewegte das Bein nicht dorthin, wo ich stand. Er stampfte mit dem angeketteten Fuß jedoch weiter auf den Boden und zog gegen die metallene Einschränkung.

      Grobe Hände packten meine Schultern, zogen mich weg.

      »Lass mich in Ruhe!«, brüllte ich.

      »Du erschreckst die ganzen Tiere«, schnauzte der Mann mich an. »Ein nutzloses Mädchen hat kein Recht darauf hier herunter zu rennen, ihnen Angst zu machen. Sieh, was du getan hast. Der ganze Ort ist in Aufruhr.«

      Als er mich zurückzerrte, trat und kämpfte ich. »Lass mich los!«, brüllte ich.

      »Ich werde deinen dünnen, kleinen Hals brechen, wenn du nicht aufhörst zu schreien.«

      Er packte mich mit beiden Händen, verengte seine Finger um meiner Kehle, würgte mich. Ich krallte nach seinen Handgelenken, versuchte seine Hände wegzuziehen, aber er war zu stark. Mein Herz hämmerte und meine Brust hob sich schwer, während ich darum kämpfte zu atmen.

      Der Mann drehte mich herum, wandte Obolus seinen Rücken zu. »Warum kommt ein dummes Kind hierher, schreit und –«

      Seine Worte wurden abgeschnitten und seine Finger lockerten sich um meine Kehle. Obolus’ Rüssel schlang sich dann um die Taille des Mannes und hob ihn vom Boden.

      »Nein, Obolus!«, krächzte ich. »Setz ihn ab.« Ich rieb meine Kehle und spürte die Handabdrücke des Mannes, wo er meinen Hals umklammert hatte.

      Obolus hielt den brüllenden Mann kopfüber, hoch in der Luft. Die Tunika des Mannes fiel über seinen Kopf herunter und ein Stock stürzte aus seinem Gürtel, während er trat und versuchte den Rüssel des Elefanten zu packen.

      Ich blickte auf den Stock. Er hatte die Länge meines Unterarms, war mit Gold besetzt und hatte komplizierte Reben und Blätter eingeschnitzt. Das Gold an einem Ende war in einen kleinen stumpfen Haken geformt und das gegenüberliegende Ende war flach. Der Stock sah wie eine Art von Schlagstock aus. Ich bemerkte, dass ein paar andere Männer ähnliche Stöcke hatten, aber ihre waren mit Silber oder Kupfer anstatt Gold besetzt.

      Einige Männer rannten mit ihren langstieligen Haken herbei, aber anstatt Obolus dazu zu bringen den Mann loszulassen, begannen sie zu lachen. Das brachte den Mann sogar noch mehr auf.

      »Schlagt ihn!«, brüllte er. »Tötet ihn. Holt mich hier runter.«

      Die Männer lachten nur und zeigten auf den baumelnden

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