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lese sehr gerne und ich kann nähen. Ich hatte nicht darüber nachgedacht, meine Bratsche mitzunehmen.“

      „Der Kapitän auf unserem Schiff hatte eine Vorliebe für kulinarische Köstlichkeiten und wir waren gut mit Lebensmitteln ausgestattet. Du musst deine Erwartungen herabschrauben, aber das gleiche Mahl alle drei Tage war schon ermüdend.“

      „Ich habe mir über das Essen gar keine Gedanken gemacht. Auf dem Land nimmt man es als gegeben hin.“

      „Ja, in der Tat! Ich glaube, frisches Wasser war der größte Luxus, das fehlte mir am meisten. Wohin nach Amerika möchtest du denn gehen?“

      Anjou hatte niemandem außer ihren Eltern von ihrer Ehe erzählt, darauf hatten sie bestanden. Sie begründeten es damit, dass Aidan zuerst lebend zurückkehren sollte. Es machte für sie keinerlei Sinn.

      „Ich glaube, ich würde gerne nach Washington gehen“, antwortete sie vage.

      „In die Hauptstadt? Das ist in der Nähe meiner Heimat, gegenüber dem Fluss in Virginia.“

      „Ja, ich habe davon gehört.“

      Lady Easton sah nachdenklich aus. „Darf ich fragen, warum du gehen willst, wenn du Angst vor der Überfahrt hast? Du musst mir nicht antworten, wenn ich zu aufdringlich bin.“

      Anjou zögerte und hatte Schwierigkeiten, die Fassung zu bewahren.

      „Ich habe meinen Eltern versprochen, dass ich niemandem etwas sage.“

      „Dann brauchst du das auch nicht. Wie auch immer, ich bestehe darauf, dass du in meinem Haus bleibst, während du dort bist. Ich werde meiner alten Zofe Josie schreiben, die jetzt dort die Haushälterin ist. Ihr Ehemann, Buffy, war Eastons Offiziersbursche in der Armee. Er ist unser Diener. Sie werden dir gerne mit allem helfen, was du brauchst.“

      „Mit allem?“, fragte sie überrascht.

      Lady Easton nickte. „Natürlich.“

      „Darf ich noch erst mit meinen Eltern reden, bevor Sie einen Brief senden? Ich muss sie davon überzeugen, dass sie mich gehen lassen.“

      „Du beabsichtigst aber nicht allein zu gehen, oder?“, fragte Lady Easton mit warnender Stimme.

      „Ich hatte vorgehabt, meine Zofe mitzunehmen.“

      Lady Easton schüttelte den Kopf. „Kommt nicht in Frage. Du darfst nicht allein gehen. Ich bin nur mit meiner Zofe hergekommen, weil es nicht anders ging. Wir versuchten, einem Krieg zu entkommen, und obwohl ich meine Familie hatte, die mich in England erwartete, waren wir dennoch mit Konsequenzen der Gesellschaft konfrontiert. Ich weiß nicht, warum du gehen möchtest, aber ich nehme an, du hast deine Gründe dafür. Die Amerikaner sind wunderbare Menschen, aber einer Engländerin gegenüber könnten sie misstrauisch sein, speziell einer, die unverheiratet ist und allein reist. Du hast niemanden dort, der dich in Empfang nimmt, und du kannst dich nicht allein in gesellschaftlichen Kreisen bewegen.“

      „Darüber hatte ich noch nicht nachgedacht“, gab Anjou zu.

      „Ich war jung, als wir von dort weggingen, und ich bin seitdem nur einmal wieder zurückgekehrt, aber ich gehe davon aus, dass sich diesbezüglich nicht viel verändert hat. Ich war ein ziemlicher Wildfang in jungen Jahren, und wenn mich mein Vater nicht beschützt hätte, hätte ich sehr gelitten. Ich würde vorschlagen, dass du deinen Vater mitnimmst, wenn er sich darauf einlässt.“

      „Ich glaube kaum“, flüsterte Anjou niedergeschlagen.

      „Vielleicht deinen Bruder?“, schlug Lady Easton vor.

      „Vielleicht.“ Bei diesem Vorschlag flackerte ein wenig Hoffnung in ihr auf.

      „Darf ich dir etwas im Vertrauen sagen?“, fragte sie.

      Anjou nickte.

      „Meine Schwester Sarah lebt dort allein. Sie wollte England für eine Zeitlang verlassen.“

      „Wird ihr die Störung viel ausmachen?“

      „Nein. Es waren schon andere Besucher dort. Das Haus ist groß genug, so dass sie sich zurückziehen kann, wenn sie will.“

      „Ich verstehe. Ich selbst bevorzuge es meist allein zu sein.“

      Lady Easton nickte. „Das dachte ich mir. Sarah erholt sich von dem gewaltsamen Tod ihres Ehemanns. Es geschah kurz vor Weihnachten.“

      „Lady Abernathy?“, fragte Anjou erstaunt, während sie versuchte, sich an die Gerüchte zu erinnern, die sie gehört hatte. Sie war sich der Verbindung nicht bewusst gewesen, obwohl es gut möglich war, dass ihre Mutter es erwähnt hatte.

      „Eben diese. Die Einzelheiten des Duells und der schmutzigen Affären sind unglücklicherweise nur zu bekannt.“

      „Das tut mir leid zu hören. Ich werde sie nicht belästigen.“

      „Ich sage dir das auch nur, damit du ihr keine unnötigen Fragen stellst. Sie würde auch keine passende Anstandsdame sein, da sie sich nicht in der Gesellschaft bewegt.“

      „Nein, natürlich nicht“, stimmte Anjou zu.

      „Lass es mich wissen, wenn du dich entschieden hast. Es wird einige Zeit dauern, bis ein Brief bei ihnen ankommt.“

      „Ich muss meinen Bruder davon überzeugen, mich zu begleiten, und natürlich meine Eltern. Ich fürchte, dass diese Hindernisse einfacher zu überwinden sind als meine eigenen Ängste.“

      „Nur Mut, meine Liebe. Du musst darüber nachdenken, was passieren kann, wenn du gehst, und natürlich auch, wenn du nicht gehst.“

      „Ja, das werde ich tun. Vielen Dank, Lady Easton.“

      „Gern geschehen. Und bitte, nenn mich Elly.“

      Elly hatte ihr mehr geholfen, als Anjou sich hätte vorstellen können. Abgesehen von den Worten, die sie letztlich anstachelten, eine Entscheidung zu treffen, hatte sie ihr alle nur denkbaren medizinischen Dinge geliehen, Kleidung, Stiefel, Ingwerkekse und Bücher, die ihr bei der Reise helfen sollten. Anjou hatte auch einige Näharbeiten mitgenommen und ihre Bratsche, um sich die Zeit zu vertreiben. Wenn sie sich einmal an die Bewegungen des Schiffes gewöhnt hatte, war sie sicher dankbar für die ganzen Ratschläge.

      „So kann man es fast aushalten“, meinte Charles, als er sich bewundernd in der Kapitänskajüte umsah und seine Hand über die Mahagoniverkleidung gleiten ließ, mit der die drei Fensterscheiben eingefasst waren, die nach Achtern hinausgingen. Es fühlte sich schon fast wie zuhause an. „Danke, dass du mich aufgenommen hast.“

      „Es ist die meiste Zeit mein Zuhause. Es ist klein, aber ich komme zurecht. Danke, dass du bei der Takelage mitgeholfen hast“, erwiderte Edward, der sah, wie Charles seine wunden Hände rieb.

      „Ich sollte keine Gewohnheit daraus machen. Sonst sehe ich hernach noch aus wie du“, scherzte Letzterer.

      „Segeln ist nichts für Gentlemen, das steht fest. Du kannst hier schlafen“, sagte Edward und zeigte auf eines von zwei Betten, die an der Wand der Kabine standen. Ein schmaler Schreibtisch und ihre Truhen vervollständigten die Ausstattung. Der angrenzende Raum war ein kleiner Salon, wo der Kapitän und seine Maaten ihre Mahlzeiten einnahmen. Auf der anderen Seite des Schotts lagen zwei kleine Kabinen. In einer waren die Maaten untergebracht und in der anderen Anjou und Hannah. Sie waren noch kleiner als die Hälfte dieser Kajüte, die nicht größer als drei mal drei Meter war, inklusive der Kojen. Die Ladung nahm bei einem Handelsschiff den meisten Platz ein, obwohl einige Schiffe auch luxuriöse Unterkünfte für gut zahlende Passagiere hatten. Unter der Besatzung gab es sogar eine Rotation, da beim Wachwechsel die Hängematten geteilt wurden. Segeln war ein Unternehmen, das vierundzwanzig Stunden dauerte, etwas, was Charles nie so bewusst war, bis er es aus nächster Nähe erlebte. Seit er auf dem Schlachtfeld gewesen war, hatte er sich nicht mehr so verausgabt.

      „Ich bin neugierig“, begann Edward, als

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