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nicht an Autorität. „Wir haben jetzt die nötigen Ressourcen, um einen erneuten Erkundungsvorstoß in die Zone des Niemandslandes zu unternehmen. Es ist dringend notwendig, dass wir Informationen sammeln. Ihre Schiffe werden Teil dieser Mission sein, und auch ich werde an Bord des Zerstörers MERRRIT an der Operation teilnehmen. Ihr Auftrag lautet, die Lage zu sondieren und Hinweisen auf Aktivitäten der Qriid folgen. Es geht darum, so viel an Informationen zu sammeln, wie nur irgend möglich. Kampfhandlungen sind zu vermeiden. Da wir nicht wissen, wie weit die Abhör- und Entschlüsselungstechnik der Qriid entwickelt ist, wird der Funkverkehr während der vor Ihnen liegenden Operation auf ein Minimum reduziert. Sie bekommen vorher Ihre klaren Befehle und Richtlinien, sodass Sie unter normalen Umständen die ganze Zeit über Funkstille halten können – es sei denn, Sie stoßen auf etwas, das es notwendig erscheinen lässt, mich unverzüglich zu verständigen. Ich lasse Ihnen in dieser Hinsicht Ermessensspielraum. Auf die Berufung eines jeden von Ihnen in sein Kommando hatte ich persönlichen Einfluss, so dass es niemanden in diesem Raum gibt, dem ich die Kompetenz absprechen würde, in derartigen Situationen die richtigen Entscheidungen zu treffen.“

      Danke für die Blumen, Admiral!, ging es Willard Reilly durch den Kopf. Der Gedanke, nach zwei Jahren erneut – und diesmal mit einem größeren Verband – in die überwiegend unerforschten Regionen des Niemandslandes vorzudringen, reizte ihn. Das Schlimmste an einer drohenden Gefahr ist die Ungewissheit, dachte er. Aber vielleicht kann unsere Mission dazu beitragen, sie wenigstens ein Stückweit zu mindern.

      Raimondo fuhr unterdessen fort: „Jede Ihrer Einheiten wird einen bestimmten Sektor zugewiesen bekommen. Die Daten befinden sich zusammen mit weiteren Befehlen auf den Bordrechnern Ihrer Schiffe und können unter Angabe Ihrer persönlichen Autorisation abgerufen werden. Wann Sie Ihre Offiziere und Mannschaften in Kenntnis setzen, bleibt Ihnen überlassen. Die Datenbank der Olvanorer im Kloster Saint Arran auf Sirius III hat uns das, von ihren Glaubensbrüdern, gesammelte Datenmaterial über die Raumregion, in der wir uns umsehen wollen, zur Verfügung gestellt. Es ist spärlich genug, aber Sie werden auf den jeweiligen Bordrechnern Ihrer Schiffe eine entsprechende Datenbank vorfinden. Ich hoffe, dass Ihnen die darin enthaltenen Berichte in irgendeiner Form weiterhelfen können.“ Raimondo ließ noch einmal den Blick schweifen, während Lieutenant Mara Caporale den Kartenausschnitt vergrößerte, sodass die Region, in der die Erkundungsoperation stattfinden solle, näher heran gezoomt wurde.

      „Die Code-Bezeichnung der Mission lautet Operation Scout“, erklärte Raimondo. „Und das bezieht sich keineswegs auf die Schiffsklasse, der die meisten der dabei eingesetzten Einheiten angehören.“ Ein verhaltenes Lächeln umspielte Raimondos Mundwinkel.

      Witzige Bemerkungen und lockerer Plauderton sind nicht seine Sache!, erkannte Commander Reilly. Er sollte sich auf diesem Gebiet erst wieder versuchen, wenn er ausgiebig vor Publikum geübt hat, sonst macht er sich nur lächerlich!

      In diesem Augenblick erschien in Admiral Raimondos Gesicht zum ersten Mal ein Zug, der sich als ein Zeichen leichter Verunsicherung interpretieren ließ. Aber schon im nächsten Moment hatte Raimondo sich wieder unter Kontrolle und sein Gesicht bot die gleichförmig-sachliche Oberfläche, die man von ihm gewohnt war.

      Auf der Sternenkarte erschien jetzt eine Linie in rot. Eine Sekunde später leuchtete noch eine Zweite in blau auf. Lieutenant Caporale nickte Raimondo kurz zu und dieser erklärte: „Die rote Linie stellt die mutmaßliche Grenze des Qriid-Imperiums dar, wie sie vor zwei Jahren Bestand hatte. Natürlich waren wir auf teilweise sehr vage Angaben und Vermutungen angewiesen. Im Wesentlichen fußten die zu Grunde liegenden Daten auf dem, was die STERNENKRIEGER von ihrer Mission zurückbrachte. Der Unsicherheitsfaktor ist selbstverständlich recht hoch anzusehen. Die blaue Linie bezeichnet die Ausdehnung des Imperiums, so wie wir ihn heute vermuten und unter der Voraussetzung, dass die Expansion in etwa mit gleicher Intensität vorangetrieben wurde. In den Grenzsystemen Bannister und New Hope gab es immer wieder Kontakte zu Spezies, deren Angehörige sich vor den Qriid auf der Flucht befanden. Die Angaben, die wir von ihnen erhielten, lassen den Schluss zu, dass bereits ein Drittel des ehemaligen Niemandslandes inzwischen fester Bestandteil des Qriid-Imperiums ist. Ich brauche Ihnen nicht sagen, was dies für die Zukunft der Menschheit bedeutet… Ihre jeweiligen Operationsgebiete sind so ausgewählt, dass wir den Fortschritt dieser bedrohlichen Entwicklung auf breiter Front verifizieren können.“ Raimondo atmete tief durch. „Wir werden zunächst einen Rendezvouspunkt in der Nähe des New Hope-Systems anfliegen, dessen Koordinaten bereits Teil der Befehlsdatei sind. Dort werden wir die letzten Lageberichte aus dem Grenzgebiet einholen. Anschließend brechen Sie zu den Ihnen zugewiesenen Raumregionen auf. Das wäre alles für heute. Passen Sie auf sich und Ihre Besatzungen auf.“

      Danke gleichfalls!, dachte Reilly. Wärme und Anteilnahme glaubhaft zu kommunizieren müssen Sie noch lernen, sollten Sie ernsthaft irgendwann eine politische Laufbahn anstreben – Admiral!

      1

      Eine Viertelstunde später betrat Commander Reilly die Brücke der STERNENKRIEGER.

      Lieutenant Commander Thorbjörn Soldo, der Erste Offizier des Leichten Kreuzers, nahm Haltung an.

      „Captain…“

      „Rühren, I.O.“

      „Willkommen an Bord, Sir“, meldete der blonde Soldo, dessen Erscheinung Reilly ein wenig an einen Wikinger denken ließ.

      Der Captain der STERNENKRIEGER ließ den Blick schweifen. Ruderoffizier Lieutenant Clifford Ramirez und Kommunikationsoffizierin Lieutenant Jessica Wu blickten von ihren Konsolen auf, mit deren Hilfe sie gerade damit beschäftigt waren, die Systeme neu zu kalibrieren, was regelmäßig geschehen musste, um Systemfehler zu verhindern. Waffenoffizier Lieutenant Chip Barus ging gerade mit Fähnrich Robert Ukasi die Lieferungen an Gauss-Geschossen und Raketen durch, die jüngst auf der STERNENKRIEGER eingelagert worden waren. Beide hatten ihre Unterhaltung in dem Moment unterbrochen, als Commander Reilly den Raum betreten hatte.

      „Wir haben den Befehl, sofort aufzubrechen. Zielpunkt sind Rendezvouskoordinaten in der Nähe von New Hope.“

      Es war unnötig zu erwähnen, dass nicht die Stadt New Hope im Wega-System gemeint war. Schließlich war es derzeit ziemlich abwegig, dass die STERNENKRIEGER dort eine Mission zu erfüllen hatte.

      „Dann geht es ins Niemandsland?“, schloss Soldo.

      Reilly nickte.

      „Ja.“

      „Wenn Sie mir ein freies Wort gestatten: Das wurde auch Zeit, Sir!“

      „Ich verstehe, weshalb man so lange still gehalten hat“, erwiderte Reilly. „Aber ich glaube auch, dass wir uns nun langsam der Gefahr stellen müssen, die da draußen auf die Menschheit lauert.“ Reilly wandte leicht den Kopf. Er war mit den Gedanken nicht hundertprozentig bei der Sache. Die Erinnerungen der letzten Tage stiegen in ihm auf. Seine Familie, Dar-el-Reilly, sein Bruder Dan, der zu Bruder Daniel geworden war und dies so verinnerlicht hatte, dass nun wohl auch Eric Reilly senior klar geworden sein musste, dass er niemals die Sirius-Linie von Reilly Ltd. übernehmen würde. Unter keinen Umständen. „Wir besprechen alle Einzelheiten in meinem Raum“, erklärte Reilly.

      „Wann?“

      „In zwanzig Minuten. Wenn alle Mannschaften an Bord sind, brechen wir sofort auf.“

      „Unser L.I. befindet sich bei seinen Verwandten auf dem Mond. Er könnte in wenigen Stunden hier sein“, sagte Soldo. Die Rede war von Lieutenant Morton Gorescu, dem Leitenden Ingenieur der STERNENKRIEGER.

      „Dann sorgen Sie dafür, dass er verständigt wird“, forderte Reilly.

      „Schwieriger wird es mit unserem Schiffsarzt.“

      Reilly runzelte die Stirn. „Was ist mit Dr. Rollins?“

      „Er hält einen Gastvortrag an der Far Galaxy Akademie auf Sedna.“

      „Wer hat das genehmigt? Wir hatten Bereitschaftsstatus!“

      „Ich war das nicht, Sir. Anscheinend

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