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ist die LIEBE geblieben

      Nach Jahren der Freude mit- und aneinander, oft nach der Geburt gemeinsamer Kinder, finden sich viele von uns in einer Beziehung wieder, die mehr durch ein meist frustrierendes alltägliches Nebeneinander als ein freudvolles und inspirierendes Miteinander geprägt ist.

      Der Blick auf den Partner/die Partnerin, den wir dann haben, ist vielfach beeinflusst durch Gedanken und Fragen wie:

      • Warum entsprichst du nicht oder nur so wenig meinen Erwartungen?

      • Warum bist du nicht so wie ich? Dann wäre alles gut.

      • Du warst doch früher anders. Was hat dich so verändert?

      • Du gleichst so wenig dem Bild, das ich von dir habe.

      • Warum sprechen wir nicht mehr wirklich miteinander? Siehst du mich überhaupt noch?

      • Wir waren doch so verliebt und jetzt ist die Liebe abhandengekommen. Wie konnte das geschehen?

      und viele Fragen mehr …

      Zu all diesen Überlegungen gibt es einiges zu sagen und vielleicht auch einiges darüber zu lernen. Denn wir lernen in der Zeit unserer sonstigen Ausbildungen so wenig darüber, wie eine Beziehung zu anderen Menschen gelingen kann. Irgendwie wird – wohl gemeinschaftlich – vorausgesetzt, dass man dies einfach weiß, genauso übrigens wie das unterstützende Umgehen mit den eigenen Kindern.

      Beziehung muss man scheinbar nicht lernen.

       Beziehung kann man!

      Dem möchte ich entschieden widersprechen.

      Keiner von uns kann ohne weitere Anleitung und Unterstützung sinnvoll und zum Wohle aller Beteiligten in Beziehung leben.

      Und dies betrifft Beziehungen ganz allgemein, denn überall treffen wir häufig auf Schwierigkeiten, wenn wir uns auf Menschen beziehen müssen oder wollen. Konflikte mit dem Chef oder den Kollegen sind mannigfach vorhanden und kosten uns so viel wertvolle Energie, die wir irgendwie sinnvoller nutzen könnten in unserem Leben. Konflikte mit den Schwiegereltern, mit den Nachbarn, mit vielen Bekannten und Freunden, mit Geschäftspartnern usw.

      Wir haben gelernt, vielen dieser Konflikte irgendwie aus dem Wege zu gehen – meist, indem wir den Kontakt in abgesicherten Bahnen halten – in den alten Klischees, uns „bedeckt“ zu halten und nicht zu viel unserer wahren Gefühle und Gedanken zu offenbaren.

       Im Grunde halten wir diese Kontakte, indem wir wirklichen menschlichen Kontakt vermeiden.

      Am schlechtesten gelingt uns dies natürlich in unseren Partnerschaften und Ehen.

      Lassen Sie mich noch ein Wort zu den folgenden Dialogen in diesem Buch sagen:

      Alle Dialoge sind frei erfunden, wurden jedoch inspiriert von den tatsächlichen Problemen der Paare, die ich im Rahmen der Paartherapie in den letzten Jahren kennenlernen durfte.

      Dem ein oder anderen mögen die Dialoge banal, klischeehaft oder überzogen erscheinen. Sie sind es nicht!

      Genau so geht es im Alltagsleben der meisten von uns zu, mit genau jenen alltäglichen Themenbereichen, wie vermeintlich nicht erledigten „Pflichten“, mit Erwartungen, bildhaften Vorstellungen vom Partner/von der Partnerin, mit Distanzen und „Scharmützeln“ zwischen den Partnern bis hin zu unüberbrückbar erscheinenden, tiefen Kluften.

      Da werden in der Regel nicht die großen, bewegenden Themen der Menschheit verhandelt, sondern es wird eher das tagtägliche Miteinander besprochen.

      Für all jene, die sich in diesen Dialogen wiedererkennen, ist dieses Buch geschrieben, mit der Hoffnung, durch die ein oder andere Erklärung des Geschehens dem Leser/ der Leserin Einsichten zu vermitteln und irgendwie hilfreich zu sein.

       Erwartungen

      Heiner und Marlies – möglicher Dialog:

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Heiner: Marlies, ich kann kein frisches Hemd im Schrank finden!
Wo sind die denn alle?
Marlies: Die werden noch in der Wäsche sein.
Heiner: Na, prima! Morgen ist doch das Meeting mit der Firmenleitung und da muss ich einigermaßen stilvoll aussehen!
Marlies: Ja, das ist doch kein Problem!
Da stecken wir halt ein paar Hemden in die Waschmaschine und hinterher in den Trockner!
Heiner: Okay! Hauptsache, ich habe morgen ein frisches Hemd! Du weißt doch, dass ich jeden Tag ein frisches Hemd brauche. Das ist doch nicht so schwer!
Marlies: Nun hör aber auf! Du kannst die Hemden ja auch selbst mal in die Waschmaschine stecken!
Heiner: Könnte ich, aber wir haben doch eine Arbeitsteilung! Du machst den Haushalt und ich sorge für das Geld!
Was hast du denn heute nur gemacht?
Marlies: Na ja, erst mal musste ich ein langes Telefonat mit Elfi führen. Die war völlig durch den Wind.
Sie hat nämlich gerade ihren Job verloren und war außer sich! Das kannst du dir vorstellen!
Und dann musste ich mich heute doch wegen der neuen Wandfarben für das Wohnzimmer entscheiden! Der Maler wollte jetzt endlich Bescheid wissen.
Heiner: Da verstehe ich den Maler aber auch!
Du machst jetzt aber schon eine gute Weile mit dieser Sache rum!
Warum dauert denn alles so lange bei dir?
Marlies: Das ist eine schwierige Entscheidung für mich!
Das braucht Zeit!
Heiner: Ja, wie scheinbar alles bei dir! Entscheide halt einfach oder ich entscheide. – Bei meiner Mutter ging das alles irgendwie viel schneller.
Überhaupt, was liegt denn hier alles herum! Denk dir nur, ich hätte überraschend jemanden aus der Firma mitgebracht.
Marlies: Na, dann bitte eine Vorankündigung! Das weißt du doch! Am Nachmittag war ich dann noch lange mit Paulchen auf dem Spielplatz. Er ist doch so gerne draußen und mit anderen Kindern zusammen!
Heiner: Ja, das ist ja sehr schön, aber irgendwie hast du den Haushalt nicht so recht im Griff. Das entspricht einfach nicht meinen Erwartungen!
Marlies: Ja, ja, bei deiner Mutter war alles viel besser, ich weiß! Ich bin aber nicht deine Mutter!
Heiner: Schon klar, aber in puncto Haushaltsführung wäre es manchmal nicht so schlecht!
Marlies: Du hättest eben Mama heiraten sollen!
Heiner: Auf jeden Fall wäre dann aufgeräumt und ein warmes Abendessen wäre dann auch auf dem Tisch!
Marlies: