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parkte er im eingeschränkten Halteverbot, legte sein LAPD-Schild auf das Armaturenbrett und stieg aus.

      Sofort umhüllte ihn die kühle Luft, gewürzt mit dem salzigen Geschmack des Ozeans, was eine willkommene Abwechslung zu den Dünsten der Innenstadt war, die eher eine Mischung aus Abgasen und Asphalt waren. Er ging schnellen Schrittes voran, bis er den Weg erreichte, den die Leute hier den Strip nannten. Einen halben Block weiter nördlich sah er das polizeiliche Absperrband und zahlreiche Beamte, die den Fußgängern den Zugang verwehrten.

      Während er in deren Richtung weiterging, drängte seine Spürnase die Bewunderung für die malerische Szenerie langsam in den Hintergrund. Zwar nahm er weiterhin die Volleyballer wahr, die nach Feierabend auf dem Sand spielten, und auch die Mütter, die, ihre Kinderwägen vor sich herschiebend, an ihm vorbei joggten. Aber er betrachtete auch die Häuser in der Nähe des Tatorts sehr genau.

      Alle hatten sie Eingangstüren, die nur wenige Meter von den Spaziergängern entfernt waren. Nur ganz wenige verfügten über einen Vorgarten, und so gut wie keine hatten Zäune. In dieser Gegend war es scheinbar wichtiger, ungehindert zum Strand zu gelangen, anstatt in ausgeklügelte Sicherheitsmaßnahmen zu investieren.

      In dieser Umgebung fühlte er sich ein wenig fremd. Auch wenn er im Zentrum von Los Angeles lebte, so musste er gestehen, dass er selten zum Strand fuhr, sondern seine Zeit meistens in der Nähe der Innenstadt verbrachte, nicht weit von seiner Arbeit.

      In jenem Teil der Stadt hatten alle Wohnungseigentümer oder Mieter gewisse Sicherheitsvorkehrungen getroffen – seien es ein Zaun, Gitterstäbe am Fenster, ein Alarmsystem oder alles zusammen. Seine gute Freundin und Kollegin Jessie Hunt verfügte über alle diese Dinge, außerdem über Kameras, Wachmänner, eine überwachte Parkgarage und mehr Schlösser als Lichtschalter. Dafür hatte sie allerdings auch gute Gründe. Dieses Laissez-faire-Verhalten des Strandorts war etwas völlig Ungewöhnliches für ihn. Damit musste er allerdings zurechtkommen. Man hatte ihm keine Wahl gelassen.

      In der Regel suchte sich Garland Moses seine Fälle aus. Schließlich war er jahrzehntelang ein brillanter FBI-Profiler und Experte für Verhaltensforschung gewesen. In jungen Jahren bereits verwitwet und kinderlos, hatte er sich voll und ganz seiner Arbeit gewidmet. Als er schließlich nach Südkalifornien gezogen war, um sich zur Ruhe zu setzen, hatte er sich überreden lassen, als Berater für das LAPD zu arbeiten. Allerdings nur unter der Bedingung, dass er sich seine Fälle aussuchen konnte.

      Allerdings nicht diesen hier. Der Captain der Central Station, Roy Decker, hatte ihn angefleht, eine Ausnahme zu machen. Der Ehemann des Opfers, ein wohlhabender Manager bei einem Öl- und Gaskonzern namens Garth Barton, hatte der Polizei in den letzten drei Jahren über 400 000 Dollar zukommen lassen. Das Paar lebte zwar mittlerweile in Manhattan Beach, das seine eigene Polizeistation hatte, aber Barton arbeitete im Stadtzentrum, und so war ihm der Ruf des legendären Profilers Garland Moses wohlbekannt.

      „Barton besteht darauf, dass du an dem Fall beteiligt bist“, hatte Decker ihm am Telefon gesagt. „Er hat angedeutet, dass er seine Zahlungen einstellt, falls du nicht annimmst. Ich bitte dich um diesen einen Gefallen, Garland.“

      Da es sich um den ersten Gefallen handelte, um den der Captain ihn je gebeten hatte, war er geneigt zuzustimmen. Sobald er Ja gesagt hatte, redete Decker so schnell, dass Garland vermutete, er habe Angst, dass er es sich anders überlegen würde.

      „Ich verspreche dir, dass sich das MBPD deinen Vorgaben und denen deines Teams fügen wird“, hatte der Captain ihm versichert. „Um ehrlich zu sein, scheinen sie ganz froh darüber zu sein. Offenbar hat Barton den Ruf, ein ziemliches Arschloch zu sein, und so sind sie mehr als bereit dazu, seinen Fall an jemand anderen weiterzuleiten. Besonders jetzt, da er emotional völlig überdreht zu sein scheint.“

      Als sich Garland dem abgeriegelten Bereich auf dem Strip näherte, blendete er die politischen Aspekte aus und konzentrierte sich wieder auf das stattgefundene Verbrechen. Er wusste nur wenig. Nur, dass Priscilla Barton tot im Nachbarhaus gefunden worden war, und dass man dahinter Fremdeinwirkung vermutete. Er erreichte den Tatort und sah sich um, ob Ryan Hernandez, der Kriminalbeamte der Sondereinheit der Mordkommission, um dessen Mithilfe er in diesem Fall gebeten hatte, bereits da war.

      Da er ihn nirgendwo sah, ging er auf den nächsten MBPD Beamten zu und nannte ihm sein Anliegen.

      „Garland Moses, LAPD, forensischer Profiling-Berater. Wer hat hier das Sagen?“

      Der Beamte, auf dessen Namensschild Timms stand und der aussah, als sei er keinen Tag älter als 22, schluckte hart.

      „Sergeant Breem hat das Kommando inne, bis der Detective eintrifft“, erwiderte er mit vor Nervosität bebender Stimme. „Er ist gerade drinnen.“

      „Darf ich zu ihm gehen?“, fragte Garland.

      „Ja, Sir. Er ist im Foyer. Dort befindet sich die Leiche.“

      „Danke“, erwiderte Garland. Er machte sich in die Richtung auf, dann blieb er stehen und drehte sich um. „Kannten Sie die Bartons, Officer Timms?“

      „Nicht wirklich“, antwortete Timms. „Ich hatte nie persönlich mit ihnen zu tun, kannte aber deren Ruf.“

      „Wie das?“

      „Mr. Barton hat sich bei uns oft wegen der Nachbarn beschwert, Lärmbelästigung und solches Zeug.“

      „Und Mrs. Barton?“, bohrte Garland weiter und machte sich wie wild Notizen auf seinem winzigen Schreibblock.

      „Ich will nicht schlecht über die Tote sprechen“, sagte Timms zögerlich.

      „Sie reden nicht schlecht über sie. Sie teilen mir einfach Informationen mit. Und mit deren Hilfe werden wir den Mörder fassen.“

      Timms nickte und schien überzeugt.

      „Okay“, sagte er, und seine Stimme wurde zu einem Flüstern. „Man erzählt sich, dass sie gerne Promis nachstellte; harmlos, aber etwas nervig. Manchmal haben sich berühmte Leute, die hier leben, beschwert, dass sie ihnen folgen würde, sogar versucht haben soll, sich bei ihnen einzuschleimen, mit ihnen einen zu trinken. Allerdings nichts Schlimmes. Sie ist also nicht in irgendwelche Häuser eingebrochen und hat im Bett auf den Besitzer gewartet.“

      „Können wir da sicher sein?“ fragte Garland misstrauisch. „Das hier ist nicht ihr Haus, richtig?“

      Timms Gesicht färbte sich rot.

      „So hatte ich das noch gar nicht gesehen“, sagte er und war sichtlich beschämt.

      „Was meinen Sie mit ‚so‘?“, fragte ihn jemand von hinten.

      Garland drehte sich um und sah Detective Ryan Hernandez, der ihn breit angrinste.

      „Vergessen Sie’s“, sagte er. „Wie geht es Ihnen, Detective?“

      „Wenn man bedenkt, dass man mich aus meinem gemütlichen Zuhause und der Gesellschaft meiner Lieben entrissen hat, dann relativ gut. Und Ihnen?“

      „Mir gefällt es, mal in einer anderen Gegend zu sein“, gestand Garland. „Eigentlich will ich gar nicht nach drinnen gehen.“

      „Und doch …“, hob Ryan widerstrebend an.

      „… müssen wir“, beendete Garland den Satz und bedeutete ihm mit der Hand, dass er vorgehen solle.

      Als Hernandez vor ihm durch die Eingangstür ging, bewunderte Garland seinen jüngeren Kollegen. Selbst er hatte mit Anfang 30 nicht so selbstsicher gewirkt wie Ryan Hernandez. Gut, er hatte auch nicht so gut ausgesehen wie Hernandez.

      Er hatte Jessie ab und zu damit aufgezogen, dass sie – mit ihren amazonengleichen Modelmaßen, ihren grünen Augen, ihren braunen, gewellten Haaren und ihrem wohlproportionierten Gesicht – und ihr Lebensgefährte – mit seinem schwarzen Haar, seinen braunen Augen und wohldefinierten Brustmuskeln – davon ausgehen könnten, dass ihre künftigen Kinder ihren rechtmäßigen Platz auf dem Olymp einnehmen würden. Fast immer war sie dabei rot geworden. Bei Ryan wollte er das lieber nicht wagen.

      Sie betraten das Haus, in dem Sergeant Breem, ein schlanker, sonnengebräunter Typ in seinen Vierzigern, von dem Garland vermutete, dass er ein Surfer war, mit zwei uniformierten Beamten

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