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Der Kandidat. Джек Марс
Читать онлайн.Название Der Kandidat
Год выпуска 0
isbn 9781094342399
Автор произведения Джек Марс
Серия Ein Luke Stone Thriller
Издательство Lukeman Literary Management Ltd
„Denn wir sind eine Nation, die auf Gesetzen gegründet ist. Susan Hopkins muss noch heute das Amt des Präsidenten abtreten und das Weiße Haus verlassen. Die Polizei von Washington, D.C., sowie der Gerichtsmediziner haben ihre Arbeit geleistet – sie haben festgestellt, dass Patrick Norman keinen Selbstmord begangen hat. Und jetzt ersuche ich das Justizministerium und das FBI, ihre Arbeit zu leisten – und eine Morduntersuchung gegen die Präsidentin einzuleiten.“
KAPITEL ZWÖLF
11:45 Uhr Eastern Daylight Time
Das Lagezentrum
Das Weiße Haus, Washington, D.C.
„Ein Haftbefehl?“, fragte Susan Hopkins. „Ist es das, was sie ausgestellt haben?“
Kurt Kimball drehte die Lautstärke herunter. Sie hatten gerade Jefferson Monroes Rede zum wiederholten Male angeschaut – Luke hatte sie jetzt schon drei Mal gehört.
Auch wenn seine Veranstaltung danach noch weitergegangen war, war der interessante Teil nach der Rede vorbei gewesen. Ein unbekannter Countrymusiker war auf die Bühne gekommen und hatte versucht, die Menge mit einem patriotischen Lied zu unterhalten, aber das Publikum hatte sich bereits nach wenigen Minuten verteilt.
Sie waren nicht für ein Konzert hergekommen – sie waren gekommen, um einer öffentlichen Hinrichtung beizuwohnen und man konnte fast behaupten, dass sie genau das bekommen hatten.
Jetzt schaute sich Luke im Lagezentrum um, um die verschiedenen Reaktionen zu beobachten. Der Raum war voll mit Menschen. Mitarbeiter der Wahlkampagne, der Geheimdienst, Susans eigene Leute, Angestellte der Vizepräsidentin, einige Politiker der Demokraten. Luke konnte nicht viel Kampfeswillen in ihren Augen entdecken. Manche von ihnen überlegten offensichtlich, wann der beste Zeitpunkt wäre, das Schiff zu verlassen, bevor es endgültig am Grund des Ozeans angelangt war.
Diese Art von Umgebung war Luke nicht gewohnt. Er fühlte sich fehl am Platze. Ihm war klar, dass es wichtige Entscheidungen gab, die die Leute hier treffen mussten, aber er hatte nicht die Geduld für diese Art von Arbeit. Sein typischer Prozess war so schnell wie möglich eine praktische Lösung zu finden und dann zu agieren. Kurt Kimball sah verwirrt aus. Kat Lopez wirkte ungläubig. Nur Susan wirkte ruhig.
Luke beobachtete Susan genau und fragte sich, wann sie wohl zusammenbrechen würde. Das war eine alte Gewohnheit, die er in Kriegsgebieten entwickelt hatte, insbesondere in Momenten, in denen sich seine Truppe sammeln musste – er hatte stets genau untersucht, wie viel seine Leute noch aushalten konnten. Stress war nicht zu unterschätzen, und viele Menschen brachen unter ihm zusammen. Manchmal passierte es nur langsam und schleichend, aber manchmal auch von einem Moment auf den nächsten. Egal wie, irgendwann hatte jeder genug, auch der stärkste und erfahrenste Krieger. Irgendwann schaltete jeder ab.
Aber Susan schien diesen Punkt noch nicht erreicht zu haben. Ihre Stimme war ruhig. Ihre Augen waren hart und unnachgiebig. Sie war nicht in der besten Verfassung, aber sie konnte noch kämpfen. Luke war froh darüber. Das würde es einfacher machen, an ihrer Seite zu stehen.
Kurt stand am Ende des Raumes, nahe der großen Leinwand, und schüttelte seinen aalglatten Kopf.
„Nein. Sie sind eine Person von Interesse in diesem Fall, aber keine Verdächtige. Die Polizei von Washington, D.C., genauer gesagt die Mordabteilung, haben lediglich ein Verhör angefragt. Sie hätten gerne, dass Sie in ihrem Hauptquartier erscheinen. Ihre Anwälte wären bei Ihnen. Trotz allem kann es natürlich sein, dass Sie während des Verhörs zu einer Verdächtigen werden. Und an diesem Punkt könnte man Sie verhaften.“
Kurt blickte zu einem der Anwälte des Weißen Hauses, ein adretter Herr in einem dreiteiligen Anzug und sandigem, wüsten Haar. Neben ihm standen zwei Assistenten.
„Stimmt das ungefähr so, Howard?“, fragte Kurt.
Howard nickte. „Ich würde ihnen im Moment kein Verhör gewähren und erst recht keines, bei dem Sie persönlich anwesend sind. Nicht hier und unter keinen Umständen in ihrem Hauptquartier. Wenn Sie auch nur einen Fuß da reinsetzen, werden Sie nur schwer wieder rauskommen, insbesondere so, wie die Dinge momentan stehen. Wenn sie ein Verhör wollen, können sie uns anrufen oder vielleicht eine Videokonferenz machen. Sie haben Besseres zu tun, Susan. Sie sind die Präsidentin der Vereinigten Staaten. Sie haben eine Verantwortung in diesem Fall, aber Sie haben auch jede Menge andere Dinge zu erledigen.“
„Verstärkt das nicht nur den Verdacht?“, fragte ein junger Mann in einem blauen Anzug und kurz geschorenen Haaren. Er saß direkt gegenüber von Luke. Er sah aus, als wäre er gerade mal 19 – und 19-jährige sahen für Luke heutzutage aus wie zwölf. „Ich meine, wir haben doch nichts zu verstecken. Da bin ich mir jedenfalls ziemlich sicher.“
„Agent Stone“, sagte Susan. „Kennen Sie meinen Wahlkampfleiter, Tim Rutledge?“
Luke schüttelte seinen Kopf. „Wir hatten noch nicht das Vergnügen.“
Sie reichten sich über den Tisch hinweg die Hände. Rutledge hatte einen starken Händedruck, vielleicht sogar zu stark, als hätte er in einem Buch gelesen, dass ein starker Händedruck einen guten Eindruck machen würde.
Rutledge sah Luke an. „Und was ist Ihre Rolle hier, Agent Stone?“
Luke blickte ihn ausdruckslos an. Er vermutete, dass es das Beste wäre, ehrlich zu sein.
„Das weiß ich auch nicht so genau.“
„Agent Stone ist Spezialagent. Er hat mein Leben schon mehr als ein Mal gerettet, und das Leben meiner Tochter. Ich würde sagen, er hat das Leben aller Anwesenden schon mal gerettet.“
„Für wen arbeiten Sie?“, fragte Rutledge.
Luke zuckte mit den Achseln. „Ich arbeite für die Präsidentin.“ Er hielt es nicht für nötig, seine Vergangenheit im Special Response Team, bei der Delta Force oder irgendetwas anderes zu erwähnen. Wenn dieser Junge etwas davon wissen wollte, würde er es schon herausfinden. Um ehrlich zu sein fühlte Luke sich seltsam distanziert von der Person, die er einst gewesen war. Er war sich nicht sicher, was er hier überhaupt machte.
„Nun, ich arbeite ebenfalls für die Präsidentin“, sagte Rutledge. „Und ich kann Ihnen sagen, dass diese Anschuldigungen, oder was auch immer das sein soll, nicht wahr sind. Nicht ein Wort. Susan hatte nichts mit dem Mord an diesem Mann zu tun. Die Kampagne und Pierre eben so wenig. Es gibt keine Korruption. Pierres gemeinnützige Organisationen sind lupenrein. Das weiß ich, weil wir von der Kampagne selbst versucht haben herauszufinden, wo unsere potenziellen Schwächen liegen. Finanziell gesehen gibt es quasi keine. Ich weiß, dass es ein paar persönliche Dinge gibt, die uns angreifbar machen, aber auf professioneller Ebene ist Pierres Weste so weiß wie sie nur sein kann.“
„Kannten Sie das Opfer?“, fragte Kurt.
Rutledge zuckte mit den Schultern. „Ob ich ihn kannte? Nein. Ich habe von ihm gehört, aber ich habe ihn nie getroffen oder mit ihm gesprochen. Pierres Sicherheitsdirektor hat unsere Kampagne vor knapp neun Monaten vor ihm gewarnt. Es hatte mehrere Hackversuche auf Datenbanken der Firma gegeben, die sich allesamt zu Normans Detektei haben zurückverfolgen lassen. Ziemlich stümperhaft. Ab dem Zeitpunkt haben Pierres Leute vermutet, dass Norman für Monroe arbeitet, aber niemand hat sich ernsthafte Sorgen darüber gemacht. Und wir wollten ihn garantiert nicht umbringen. Wie ich schon gesagt habe, es gab einfach nichts, was er hätte finden können. Bedenken Sie, dass das alles im Kontext des letzten Sommers stattfand. Niemand hat zu dem Zeitpunkt ernsthaft daran geglaubt, dass ein Verrückter wie Jefferson Monroe tatsächlich Präsident der Vereinigten Staaten werden könnte.“
Drei Sitze von Rutledge entfernt hob jemand die Hand. Er war ein schwächlich wirkender Mann mittleren Alters mit lichtem Haar. Er hatte eine lange Nase und kein nennenswertes Kinn. Er war dünn und Muskeln suchte man an ihm vergeblich. Er trug einen schlechtsitzenden grauen Anzug, in dem er nahezu unterzugehen schien. Aber er hatte harte, funkelnde Augen.