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und erwarte umgehend eine Antwort!“

      Erich stand auf und ging auf den Mann zu und sagte: „Ich verstehe Sie. Ich glaube, wenn man das meiner Tochter angetan hätte, wäre ich ebenso wütend wie Sie.“ Erich dachte in dem Moment an seine Tochter Kerstin. Das ließ er sich aber nicht anmerken und redete weiter: „Dennoch müssen Sie sich beruhigen. Wir werden alles Erdenkliche tun, um die Täter zu fassen. Die sollen auf keinen Fall ungeschoren davonkommen.“

      Der Mehlmann, der im Nebenzimmer am Computer saß, hatte den Krach mitbekommen und kam ins Zimmer: „Was ist denn hier los?“

      Erich beruhigte: „Es ist alles gut. Setz dich bitte wieder hin und schreibe weiter.“

      Die Mutter stand auf, umarmte ihren Mann und flüsterte: „Tommi, bleib ruhig. Die Polizisten können nichts dafür. Die sind hier, um uns zu helfen.“ Dieser Satz schien zu wirken. Der Vater beruhigte sich und flüsterte kaum hörbar in den Raum: „Ich bitte um Entschuldigung“, und die Situation war gerettet.

      Kurz darauf stand eine Kundenbetreuerin der DB vor der Tür und klingelte. Mehlmann ging hin und machte auf. „Ich sollte mich bei euch melden.“

      „Konni, komm rein und setz dich. Es dauert noch ein kleines Weilchen. Dann sind wir für dich da.“ Es war die Kundenbetreuerin, welche im entsprechenden Zug tätig war.

      „Ihr wisst schon, dass ich Feierabend habe und dass die Kinder auf mich warten?“

      „Ja, jetzt wissen wir das.“

      Der Satz war noch nicht richtig ausgesprochen, als der Ermittlungsdienst mit der jungen Frau aus dem Krankenhaus zurückkam. Die Oberkommissarin begrüßte die Eltern recht freundlich und bat sie zusammen mit ihrer Tochter ins Büro. Als die Mutter ihre Tochter sah, schnappte sie sich ihre Julia und umarmte sie. Es sah so aus, als wollte sie ihre Tochter nie wieder loslassen. Selbst dem Vater, der eben noch wütend war, standen die Tränen in den Augen.

      Nun hatte Erich Zeit, die Kundenbetreuerin zu befragen, und die berichtete über alles, was sie gesehen und erlebt hatte.

      „Wo soll ich anfangen? Ach ja, ich war zuerst beim Lokführer und nachdem wir von Nordhausen abgefahren waren, habe ich angefangen, die Fahrscheine zu kontrollieren. Es waren nicht viele Fahrgäste im Zug und ich hoffte, dass ich schnell fertig werde. Das ging solange gut, bis ich in den hinteren Teil des Zuges kam. Ich machte die letzte Abteiltür auf, ging rein, um die Fahrkarten zu kontrollieren. Da sah ich, wie etliche junge Männer ein Mädchen bedrängten. Ich sah sofort, dass das Mädchen Angst hatte und die Männer amüsierten sich darüber. Als mich das Mädchen gesehen hatte, bat sie gleich darum, dass ich ihr helfen soll. Und das wollte ich auch. Das wollten die Männer aber nicht zulassen. Sie stellten sich mir in den Weg und beleidigten mich auf das Übelste. Da fielen Wörter wie Nutte und Schlampe. Und die wollten mich dann auch noch angreifen und mich niedermachen. Der Erste stellte sich vor mich und wollte mich anfassen. Da hab ich ihm die Zange ins Gesicht geschlagen. Und das mit voller Wucht! Das hat dem ganz schön wehgetan. Das hoffe ich wenigstens. Und der hat danach auch ganz schön geblutet und ich hoffe, dass der die Narbe sein Leben lang behält. Die soll ihn immer wieder daran erinnern, dass man mit Frauen nicht so umgeht. Dann kam der Zweite. Den hab ich auch abgewehrt. Ich trat ihn ganz einfach in die Eier! Danach bekam ich einen Schlag ins Kreuz, fiel hin und wurde bewusstlos. Ich bin erst in Leinefelde wieder zu mir gekommen. Da war keiner von denen mehr im Zug. Ach ja, das hätte ich beinahe vergessen. Die haben sich darüber abgesprochen, wie sie mich am besten vergewaltigen können. Kannst du dir das vorstellen? Der eine sollte mich vögeln und ein anderer das arme Mädchen. Und danach sollte gewechselt werden. Das konnte ich doch nicht zulassen!“

      „Konni, du hast richtig gehandelt. Mach dir dahingehend keine Sorgen. Ich hab nur noch ’ne Frage zu der Wunde, die du dem Kerl zugefügt hast: Wo hast du den genau hingetroffen? Erinnere dich bitte. Das ist sehr wichtig. Das brauchen wir zu unserer Fahndung.“

      „Das kann ich dir ganz genau sagen. Das war direkt unter dem linken Auge. Ich glaube, die Nase hat auch was abbekommen. Denn die hat ganz schön geblutet.“

      Erich hatte noch etliche Fragen zur Personenbeschreibung, zum scheinbaren Alter und zu deren Anzahl. Die Kundenbetreuerin Kornelia Große beantwortete jede Frage und Erich war mit dem Ergebnis zufrieden.

      Und weil man sich schon über einen längeren Zeitraum kannte, gab Konni noch zu, dass sie immer noch Schmerzen hat und sie sich, wenn die Schmerzen nicht nachlassen, krank meldet.

      „Konni, wenn du jetzt noch Schmerzen hast, musst du unbedingt zum Arzt. Ich schreibe das mit in die Anzeige rein. Als Beweis brauche ich noch ein medizinisches Gutachten. Das musst du dir noch geben lassen. Immerhin bist du eine Geschädigte und hast Ansprüche.“

      Die Kundenbetreuerin sagte zu und verabschiedete sich. Immerhin warteten zu Hause ihre Kinder auf sie.

      Erich schrieb die letzten Zeilen auf, als die Tür vom Büro der Oberkommissarin aufging. Peggy kam raus und mit ihr die Familie Kranhold. Zusammen verließen sie die Dienststelle. Vor der Tür wurden sie höflich verabschiedet. Dabei sprach Peggy der jungen Frau noch mal Mut zu. Als sie zurückkam, fragte Mehlmann nach den Ergebnissen der Befragung. Er wollte noch wichtige Fakten zur Fahndung nach den Tätern wissen. Die Oberkommissarin antwortete: „Ich habe sehr lange gebraucht, um überhaupt ein Wort aus ihr rauszubekommen. Sie hatte komplett zugemacht. Ich kann nur sagen, dass es für sie der blanke Horror war. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Im Krankenhaus wurden Sperma- und DNA-Proben sichergestellt. Die werden jetzt im Labor analysiert. Ich denke, dass wir früher oder später die Täter schnappen. Ich hab auch die Personenbeschreibungen. Die könnt ihr euch gleich mal durchlesen.“

      „Wir haben auch etliche Personenbeschreibungen. Da können wir abgleichen und ergänzen. Danach gehen wir mal über den Bahnhof. Kann ja sein, dass sie sich dort schon wieder treffen.“

      In dieser Schicht tat sich natürlich nichts mehr. Auch in den nächsten Schichten tat sich nichts. Die Tatverdächtigen wurden offiziell zur Fahndung ausgeschrieben. Selbst nach dem entwendeten Handy wurde über GPS gesucht. Es war leider ausgeschaltet.

       Ein bitteres Ende

      So vergingen anderthalb Wochen und ausgerechnet in der Schicht, in der unser Erich, heute mal mit Jutta, im Dienst war, kam ein Funkspruch von der Leitstelle: „Efeu 47-20 für die Efeu 47, kommen!“

      Jutta war als erste am Funk und antwortete: „Efeu 47-20 hört.“

      „Begeben Sie sich sofort zum Haltepunkt Werther. Dort wurde eine Person vom Güterzug 89426 erfasst und tödlich verletzt. Notarzt, Feuerwehr und Landespolizei sind verständigt. Die Strecke ist gesperrt.“

      „Efeu 47-20 hat verstanden und sind in zwei Minuten unterwegs.“

      „Eeeerich! Mach das Auto fertig, wir müssen sofort nach Werther. Dort wurde eine Person überfahren.“

      Und innerhalb kürzester Zeit war der Streifenwagen mit den zwei Beamten im „Blaulichtmodus“ unterwegs. Am Haltepunkt Werther angekommen, sahen sie den Güterzug. Er hatte eine Länge von schätzungsweisen dreihundert Metern und der Zugschluss stand am Bahnsteigende. Also hieß es dreihundert Meter laufen. Unterwegs sahen sie, dass die Landespolizei auch eingetroffen war. Sie kamen mit dem Notarzt hinterher. Auf halber Strecke stand der Lokführer und wartete auf die herbeieilenden Beamten. Er sah bei ihrer Ankunft ziemlich gefasst aus und versuchte mit wenigen Worten das Erlebte zu erzählen.

      „Da stand ein junges Mädchen mitten im Gleis. Sie hat die Arme breit gemacht und mir in die Augen geschaut. Da vorne unter der Lok …“ Der Lokführer konnte nicht weiter reden.

      „Erich, es ist besser, wenn du die fotografische Dokumentation übernimmst. Mir ist heute nicht danach. Mir wird gerade übel.“

      „Nun gib schon her. Du musst dich nicht rechtfertigen. Es gibt Tage, da geht es mir auch nicht anders.“

      Wie soll man solch eine Situation für Außenstehende beschreiben? Es geht irgendwie nicht. Denn diese Arbeit ist für keine Einsatzkraft einfach. Auch für unsere zwei Beamten nicht. Da gibt es einen alten Spruch, der da lautet: Dort

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