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10 Strategien gegen Hackerangriffe. Georg Beham
Читать онлайн.Название 10 Strategien gegen Hackerangriffe
Год выпуска 0
isbn 9783854023951
Автор произведения Georg Beham
Жанр Зарубежная компьютерная литература
Издательство Автор
Durch das unüberschaubare Angebot im Internet und die vielen E-Mails und Nachrichten in Messenger-Diensten und Social-Media-Kanälen kommt hinzu, dass Anwender zunehmend den Überblick verlieren. Die Vielzahl an Benutzeraccounts, die heutzutage durch Tätigkeiten im Internet in Verwendung sind, verleiten dazu, aus Praktikabilitätsgründen für jedes Benutzerkonto dasselbe Passwort zu verwenden, was es Cyberkriminellen einfach macht. Hat ein Hacker erst einmal Zugang zu einem Passwort erlangt, ist es ihm oftmals ein Leichtes, auch auf weitere Accounts zuzugreifen.
Faktisch macht es keinen Unterschied, ob private Kontoinformationen am Telefon an einen fremden Anrufer weitergegeben oder sie im Zuge eines täuschend echt aussehenden Gewinnspiels per E-Mail oder durch Eingabe auf einer Website preisgegeben werden. Der Effekt bleibt der gleiche, und das ist in der Regel fehlendes Geld auf dem Bankkonto.
+Verschiedene Ausprägungen von Cybercrime
Cybercrime im engeren Sinn zielt darauf ab, Informationswerte in Bezug auf ihre Vertraulichkeit, Verfügbarkeit oder Integrität zu verletzen und so Vorteile zu erlangen.
Diese Vorteile werden wir in Kapitel 1 unter dem Überbegriff „Motivation“ näher erörtert. Denn während ein gewöhnlicher Krimineller in der Regel danach trachtet, finanzielle Vorteile zu erlangen, können andere Motive politische Aktionen oder Machtdemonstrationen sein.
Eine populäre Methode, um als Hacker finanzielle Vorteile zu lukrieren, ist die Erpressung. Dabei sind unterschiedliche Ausprägungen möglich. Die folgenden Beispiele beschreiben mögliche Szenarien.
Im privaten Umfeld erlangt sich ein Angreifer beispielsweise Zugriff auf den Laptop einer Privatperson und erstellt so kompromittierende Fotos mit der Webcam, um damit sein Opfer zu erpressen. Um die Verbreitung des Fotos zu verhindern, zahlt das Opfer den geforderten Betrag an den Angreifer. In einem anderen Fall verschlüsselt ein Angreifer alle Dateien auf der Festplatte einer Person inklusive deren Urlaubsfotos mit einer sogenannten Ransomware. Damit sind alle Dateien auf der Festplatte unbrauchbar. Im besten Fall werden die Daten nach der Überweisung von Lösegeld an den Hacker wieder entschlüsselt. Oftmals sind die Daten aber trotz Bezahlung verloren.
Ransomware-Angriffe sind aber auch im unternehmerischen Umfeld sehr populär und richten hohe Schäden an, wenn alle Dateisysteme inklusive Back-Ups verschlüsselt werden, stehen somit nicht nur die Geschäftskommunikation und Buchhaltung, sondern auch die Produktion still. Angreifer lassen sich fürstlich entlohnen, um Systeme wieder freizugeben. Lösegeldforderungen in der Höhe von zweistelligen Millionenbeträgen sind die Regel. Nicht selten werden diese auch bezahlt, wie das Beispiel von Garmin[10] zeigt. Laut Medienberichten flossen beim Hersteller von Navigations-Empfängern Zahlungen in Millionenhöhe, nachdem Hacker Daten mit Hilfe einer Ransomware verschlüsselt hatten.
Eine andere Art von Angriffen sind verteilte Angriffe, um die Verfügbarkeit von Systemen zu stören. Sogenannte Destributed-Denial-of-Service-Attacken (DDoS) zeichnen sich dadurch aus, dass Systeme und Web-Services innerhalb von kurzer Zeit mit so vielen Anfragen konfrontiert werden, dass dadurch das System überlastet wird und der Service nicht mehr verfügbar ist. Die Angriffe werden gleichzeitig über ein sogenanntes Botnetz orchestriert, wobei die Bots alle möglichen Arten von Endgeräten wie Fernsehern bis hin zum vernetzen Kühlschrank sein können. Damit lassen sich Unternehmen erpressen, die auf ihren Web-Auftritt oder einen Online-Shop angewiesen sind.
Die Bezahlung von Lösegeld wird gemeinhin mit Kryptowährungen realisiert. Das versetzt das Opfer in die Zwangslage, ebenfalls eine Krypto-Wallet[11] besitzen zu müssen, um Überweisungen an die Angreifer vornehmen zu können. Für die Angreifer ist es jedenfalls vorteilhaft, da die Verfolgung von Kryptogeld bis hin zur Realisierung in einen Geldbetrag in regulärer Währung bei Verdacht auf eine Straftat für die Behörden schwierig ist. Gründe dafür sind die Designs von Kryptowährungen und nationale Grenzen.
Der Diebstahl von geistigem Eigentum in Form von Daten und Informationen – also Wirtschafts- oder Industriespionage – ist da schon deutlich „leiser“ und passiert oft unbemerkt. Werden etwa Juwelen aus dem Tresor gestohlen, wird man dies in der Regel sofort bemerken. Erlangt der Angreifer jedoch unbemerkt Zugriff auf wertvolle Daten eines Unternehmens und kopiert diese nur, kann dies auch unbemerkt bleiben. Die Folgen sind aber ebenso verheerend.
Cyberwarfare als neue Disziplin
Alle Entwicklungen, die bisher dargestellt wurden, setzen sich auch im politischen, diplomatischen und militärischen Bereich weiter fort. Es verwundert daher nicht, dass sich die geopolitischen Spannungen auch im Cyberraum weiter fortsetzen.
Obwohl es sicherlich zu weit gegriffen ist, von einem Cyberkrieg oder von Cyber-War zu sprechen, ist Cyberwarfare – also das Setzen von kriegerischen Handlungen im Cyberraum – mittlerweile Realität.
Bei Cyberwarfare geht es darum, realen politischen Auseinandersetzungen mit dem Einsatz bzw. dem Stören von Informations- und Kommunikationstechnologie zusätzlichen Nachdruck zu verleihen.
Das ist aus politischer und diplomatischer Sicht interessant, weil
+die Rückverfolgung der Angriffe und das Benennen des Angreifers, wie auch im Bereich des Cybercrimes, sehr schwer ist,
+der Mitteleinsatz im Gegensatz zu „Kommandoaktionen“ durch Spezialeinsatzkräfte relativ gering ist,
+der Schaden im realen Leben aber je nach Ziel genauso spürbar ist wie nach physischen Interventionen.
Die Art und Weise der Eingriffe in bzw. Angriffe auf Informationssysteme sind dabei höchst unterschiedlich und werden auf die jeweilige Zielsetzung maßgeschneidert. Es folgen dazu einige Beispiele.
Estland: Im April 2007 kam es zu mehrwöchigen, politisch motivierten Cyberangriffen, nachdem ein russisches Denkmal in Tallinn versetzt werden sollte. Es handelte sich dabei durchwegs um Denial-of-Service-Angriffe, die die Verfügbarkeit vieler Webseiten von estnischen Ministerien, Banken und Medien störte.[12] Ob der Auftraggeber tatsächlich die russische Regierung war oder ob pro-russische Aktivisten für die Angriffe verantwortlich waren, ist nicht klar; sie haben jedenfalls zu einem starken Engagement Estlands im Cyberbereich der NATO geführt. So wurde etwa das NATO Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence in Tallinn als Cyber-Defence-Kompetenzzentrum aufgestellt.
Iran: Im November 2010 wurde bekannt, dass die iranische Urananreicherungsanlage Natanz mehrmalig mit technischen Problemen zu kämpfen hatte. Heute weiß man, dass mehr als 1000 Zentrifugen in Natanz zwischen 2009 und 2010 zerstört wurden.[13] Kern des Problems war eine neuartige Cyberwaffe – Stuxnet –, die speziell für die Steuerungs- und Regelungstechnik der Urananreicherungsanlage programmiert worden war und die Umdrehungsgeschwindigkeit der Zentrifugen manipuliert hatte. Die Schadsoftware Stuxnet war 2010 von Sicherheitsforschern entdeckt worden, weil sie auf anderen Systemen aufgefallen ist.[14] Auch hier ist nicht bekannt, ob US-amerikanische oder israelische Cyberangreifer hinter der Attacke stehen. Der Schaden für das iranische Atomprogramm war jedenfalls enorm.
USA 2016: Während des Wahlkampfs zu den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen wurden E-Mails und Dokumente der demokratischen Partei und speziell jene der Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton zum Nachteil für die Demokraten veröffentlicht. (Ein Effekt, der sich auch während der österreichischen Nationalratswahl 2018 mit Dokumenten der ÖVP wiederholt hat.[15]) Hier wurde später gegen zwölf Mitarbeiter des russischen Militärnachrichtendienstes GRU Anklage erhoben.[16]
USA 2018: Während der US-amerikanischen Midterm-Elections, bei denen die Abgeordneten zum Repräsentantenhaus, ein Drittel des Senats und mehr als die Hälfte aller Gouverneure gewählt wurden, führte die USA einen militärischen Cyberangriff gegen Russland durch, um zu verhindern, dass sogenannte Trolle die Wahl durch Verbreitung von Falschmeldungen in sozialen Netzen beeinflussen. Bei diesen Falschmeldungen handelte es sich in der Regel um Postings und Kommentare in sozialen Netzwerken, Zeitungsartikeln oder Webforen mit dem Ziel, diverse Themen zu propagieren