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zu schlagen.

      Aus meiner eigenen Erfahrung heraus wuchs mir der Umgang mit den Träumen mehr und mehr ans Herz. Ich wollte gern an andere weitergeben, was ich selbst als hilfreich erfahren hatte. Als ich in der Zeit meiner Mitarbeit im Lebenszentrum für die Einheit der Christen auf Schloss Craheim zwischen 1999 und 2009 in die Arbeit im Tagungsteam einstieg, wirkte ich in den Tagungen zum Thema Innere Heilung mit. Dabei wurde bald klar: Es bedurfte in diesem Bereich Vertiefungstagungen, die ich zusammen mit Mitarbeitenden des Tagungsteams aufbaute. Seit Ende 2002 gab es dann in Craheim das Angebot von Intensivseelsorgegruppen, die dem ähnelten, was ich beim Ichthys-Werk selbst erfahren hatte. In diesen Gruppen bot ich auch das morgendliche Traumgespräch an. Außerdem gehörte zu meinem Dienst in Craheim die Begleitung einzelner Ratsuchender, in der auch immer wieder das Gespräch über Träume seinen Platz hatte.

      So wuchs ich mehr und mehr in die Traumarbeit in Gruppen und in der Einzelbegleitung hinein. Als dann die Zeit der Mitarbeit auf Schloss Craheim zu Ende ging, tat sich für mich die Möglichkeit auf, diese Arbeit unter dem Dach der Geistlichen Gemeinde-Erneuerung (GGE) im gesamten Bundesgebiet fortzusetzen. Immer wieder erhielt ich von Ratsuchenden in der Einzelbegleitung und in Seelsorgegruppen die Rückmeldung, dass sie das Gespräch über Träume als hilfreich erlebt hatten. Im Herbst 2017 äußerte die Teilnehmerin einer Seelsorgegruppe im Kloster Nütschau in der Rückblicksrunde am letzten Abend sinngemäß: „Gottfried, du hast so viel zu Träumen gelesen und kannst uns helfen, uns unsere Träume verstehbar zu machen. Du solltest ein Buch über den Umgang mit Träumen schreiben.“ Auf der einen Seite fühlte ich mich geehrt, dass mir so etwas zugetraut wurde. Auf der anderen Seite dachte ich mir (ich habe es an diesem Abend nur vorsichtig angedeutet): Der Aufwand an Arbeit ist für mich zu groß – und winkte innerlich ab. Diese Anregung hatte ich in den folgenden Monaten vergessen. Sie muss aber in meinem Unbewussten doch irgendwie weitergewirkt haben. Einige Monate später wachte ich eines Morgens (ohne einen Traum dazu zu haben) mit der inneren Freude und Gewissheit auf: Doch, ich mache mich an die Arbeit. Das Ergebnis dieser inneren Gewissheit liegt nun mit dieser Veröffentlichung vor.

      Für mich stellt die Arbeit mit Träumen ein Teilgebiet der Inneren Heilung dar, daher kann dieses Buch als ergänzender Band zu meinem ersten Buch „Innere Heilung. Theologische Basis und seelsorgliche Praxis“1 verstanden werden. Für mich sind die Themen Innere Heilung und Traumarbeit bei aller berechtigten Unterscheidung zusammengehörig.

       Gliederung und Struktur des Buches

      Das Thema dieses Buches spricht vom seelsorglichen Umgang mit den Träumen. Dieses Adjektiv bringt eine Eingrenzung und Spezifizierung mit sich. Im Folgenden geht es nicht um eine umfassende psychologische Bearbeitung des Themas. Ich schreibe dieses Buch nicht als Psychologe, sondern als Seelsorger. Zugleich wird sich jedoch zeigen, dass ein seelsorglicher Umgang mit Träumen nicht von psychologischen Einsichten losgelöst möglich ist. Es wird die Frage zu klären sein, wie das Verhältnis von psychologischen Einsichten zum theologischen Grundanliegen im Vollzug seelsorglicher Traumarbeit zu bestimmen ist. In den sechziger bis achtziger Jahren war das Verhältnis von Psychologie und Seelsorge zum Teil von Konkurrenz geprägt. Im seelsorglichen Umgang mit Träumen steht dieses Verhältnis erneut zur Diskussion und wird noch einmal grundlegend zu klären sein. Darum wird es im Abschnitt 1 gehen.

      Nach einem kleinen Exkurs in die Schlafforschung und die Neurobiologe (Abschnitt 2) und einer Skizze einiger neuerer Wege der Traumdeutung (Abschnitt 3) entfaltet Abschnitt 4 als erster Hauptteil dieser Arbeit einen Ausschnitt psychologischer Erschließungskategorien, die sich für mich im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte meiner Traumarbeit bewährt haben. Hier habe ich viel von der Traumtheorie und -arbeit C.G. Jungs gelernt. Mir ist klar, dass es sich dabei um nicht mehr als einen Ausschnitt möglicher methodischer Annäherung an die Träume handelt. Der in Traumarbeit spezialisierte psychologische Fachmann wird viele Interventionsmöglichkeiten zur Erschließung von Träumen vermissen. Es ging mir nicht um Vollständigkeit, sondern um eine Darstellung dessen, was sich für mich in der praktischen Arbeit mit Träumen bewährt hat.

      In Abschnitt 5 werden dann verschiedene Hinweise zum praktischen Vorgehen in der Arbeit mit Träumen aus psychologischer Sicht gegeben. Dieser Abschnitt endet mit praktischen Fragestellungen, mit denen eine Annäherung an den konkreten Traum möglich werden kann.

      Der erste Hauptteil schließt mit drei Fragen zur Beeinflussbarkeit von Träumen. Die erste bezieht sich auf die Traumlosigkeit: Womit hängt sie zusammen und lässt sie sich beeinflussen? Die zweite Frage schließt sich daran an: Was fördert die Traumerinnerung? Schließlich richtet sich die dritte Frage auf das sogenannte luzide Träumen: Was ist damit gemeint und wie ist es zu beurteilen?

      Im zweiten Hauptteil ab Abschnitt 7 wird dann der seelsorgliche Umgang mit Träumen unter der Berücksichtigung theologischer Fragestellungen thematisiert. Den Einstieg bildet ein Überblick über das Verständnis der Träume in vorneuzeitlicher Geschichte (7.1), gefolgt von einem Überblick über Träume und Traumverständnis im Alten und Neuen Testament (7.2). Um die Frage, was unter einem religiösen Traum zu verstehen ist, geht es in Abschnitt 7.3. Da diese Arbeit bestrebt ist, den seelsorglichen Umgang mit Träumen auf einen biblisch-reformatorischen Glauben zu gründen, ist eine Auseinandersetzung mit dem religiösen Gedankengut C.G. Jungs und seiner Schule erforderlich, da dieses sich in psychologischen und theologischen Kreisen großer Beliebtheit erfreut und ein reiches Repertoire an religiösen Fragen anspricht; diese Auseinandersetzung erfolgt in den Abschnitten 7.4.1 bis 7.4.6. Eine entgegengesetzte Einseitigkeit folgt danach mit einem Vertreter eines biblizistischen Traumdeutungsansatzes, mit dem sich der Abschnitt 7.4.7 auseinandersetzt.

      Nach diesen Abgrenzungen kommt die biblisch-reformatorische Ausrichtung eines seelsorglichen Umgangs mit Träumen zur Darstellung. Dafür werden Konzepte wie Rechtfertigung und Heiligung in ihrem Bezug zur Traumdeutung bedacht (7.5.1). Anschließend wird der Frage nach der Verantwortung des Träumers für den Inhalt seiner Träume nachgegangen (7.5.2). Im Abschnitt 7.5.3 wird schließlich die Affinität der psychologischen Erschließungskategorien zum Anliegen der Heiligung in den Blick genommen, die im Glauben an den dreieinigen Gott erkennbar wird.

      In manchen christlichen Kreisen übt die prophetische Dimension von Träumen eine große Faszination aus, sodass von einem Streben nach einem derartigen Traumverständnis gesprochen werden kann. Im Abschnitt 7.6 wird dem Recht auf und der Grenze der Offenheit für eine solche Dimension in Träumen nachgegangen. Dabei wird die Unterscheidung zwischen prospektiven, präkognitiven und prophetischen Träumen nahegelegt.

      Abschnitt 8 gibt – entsprechend dem Abschnitt 5 unter psychologischem Blickwinkel – für einen seelsorglichen Umgang mit Träumen konkrete Hilfen durch die Nennung verschiedener möglicher geistlicher Fragenstellungen. Sie stellen nicht mehr und nicht weniger als Anregungen dar, die einem verantworteten intuitiven Umgang mit Träumen dienen wollen.

      Die einzelnen Abschnitte sind zumeist deduktiv aufgebaut: Sie beginnen im ersten Teil mit einem oder mehreren einleitenden Beispielträumen, die dann im reflektierenden zweiten Teil bedacht werden. Im dritten Teil führe ich noch weitere Beispiele von Träumen zum jeweiligen Thema des Abschnitts an, um das Verständnis zu vertiefen.

      Wer will, kann zuerst den jeweils angeführten Traum lesen und dann das Buch schließen, um sich zunächst eigene Gedanken zu einem möglichen Verständnis des jeweiligen Traumes zu machen. Ein Traum hat häufig verschiedene Facetten in seiner Botschaft, die er dem Träumer nahebringen will. Von daher geht es nicht zuerst um die Frage nach richtig oder falsch in der Traumdeutung, sondern eher um die Frage, was mehr oder weniger angemessen erscheint. Auf diese Weise kann der Leser sich bei der Lektüre dieses Buches selbst in der eigenständigen Interpretation von Träumen üben.

      Um einer besseren Lesbarkeit willen habe ich zumeist die männliche Form gewählt. Leserinnen und Träumerinnen sind jeweils mit gemeint.

      1.

      Grundlegende Bemerkungen zum Umgang mit Träumen

      Die Schlafforschung der letzten Jahrzehnte hat herausgefunden, dass jeder,

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