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Mord im Morgengrauen. Фиона Грейс
Читать онлайн.Название Mord im Morgengrauen
Год выпуска 0
isbn 9781094305608
Автор произведения Фиона Грейс
Жанр Зарубежные детективы
Серия Ein Cozy-Krimi mit Lacey Doyle
Издательство Lukeman Literary Management Ltd
„Ich war schon einmal hier“, erklärte Lacey. „Damals war ich noch ein Kind und habe hier einen so schönen Urlaub verbracht, dass ich die gute Zeit, die ich damals hatte, gerne wieder ins Hier und Heute zurückholen wollte.“
„Und hat es geklappt?“
Lacey dachte an Tom. An ihren Laden. An das Crag Cottage, An die ganzen Erinnerungen an ihren Vater, die hier vor Ort wieder an die Oberfläche ihres Bewusstseins gekommen waren – und das nach mehr als zwanzig Jahren, in denen diese wie verschüttet gewesen waren. All diese Gedanken zauberten ein Lächeln auf ihr Gesicht. „Und wie es geklappt hat.“
„Und wie sind Sie im Crag Cottage gelandet?“, fragte Gina.
Lacey wollte gerade anfangen zu erzählen, wie sie im Coach House zufällig mit Ivan bekanntgeworden war, als der Wasserkessel zu kochen begann und dabei so laut blubberte, dass dieses Geräusch ihre Stimme übertönte. Gina streckte einen Finger in die Luft um ihr zu bedeuten, dass sich merken solle, was sie gerade sagen wollte und ging zu dem Kessel hinüber, wobei ihr der Border Collie Boudicca ständig um die Beine herumstrich.
Gina goss heißes Wasser in die Teebecher. „Nehmen Sie Milch?“, fragte sie über ihre Schulter hinweg mit angelaufenen Brillengläsern.
Lacey erinnerte sich daran, dass Tom ihr einen Schuss Milch in den Tee getan hatte und sagte deshalb: Ja, bitte.“
„Und Zucker?“
„Wenn man das hier so macht, dann gerne.“
Gina zuckte die Schultern. „Das kommt darauf an, wie man seinen Tee mag. Ich nehme Zucker, aber vielleicht sind Sie auch so schon süß genug?“
Lacey kicherte. „Wenn Sie Zucker nehmen, denn nehme ich auch welchen.“
„Okay“, sagte Gina. „Ein oder zwei Stück?“
Laceys Augen weiteten sich vor Erstaunen. „Ich habe gar nicht gewusst, dass es so kompliziert sein kann, eine Tasse Tee zuzubereiten!“
Gina kicherte wie eine Hexe. „Tee zuzubereiten ist eine eigene Kunstform, meine Liebe! Ein Stück Zucker ist angemessen, während zwei Stücke schon als deutlich weniger vornehm gelten. Und drei? Einen Tee mit drei Stück Zucker nennen wir hier einen „Bauarbeitertee.“ Sie zog ein Gesicht und kicherte erneut.
„Ein ,Bauarbeitertee‘. Das muss ich mir merken“, antwortete Lacey.
Scheinbar war der Tee fertig, denn Gina legte die beiden ausgedrückten Teebeutel auf einen Berg weiterer ausgedrückter Teebeutel, der sich auf einer Untertasse neben dem Wasserkessel stapelte und brachte die Tassen dann zu dem wackeligen Küchentisch hinüber. Sie setzte sich, warf ein Stück Zucker in Laceys Tasse, rührte diesen um und schob die Tasse dann zu Lacey hinüber.
Lacey nahm das Gebräu dankbar entgegen und nippte daran. Es schmeckte ganz ähnlich wie der Tee, den Tom ihr gekocht hatte, zwar ein wenig stärker und würziger als dieser, aber doch ähnlich genug, dass Lacey wieder an Tom und seinen Tee zurückdenken musste.
Boudicca legte sich zu Ginas Füßen hin und wedelte glücklich mit dem Schwanz.
„Sie wollten mir gerade erzählen, wie Sie hier in Wilfordshire gelandet sind“, sagte Gina und knüpfte damit das Gespräch dort wieder an, wo es vorhin so plötzlich von dem kochenden Wasserkessel unterbrochen worden war.
„Durch meine Scheidung“, sagte Lacey, die sich dachte, es wäre wohl das Beste, die auf diese Bemerkungen so gut wie unvermeidlichen Mitleidsbekundungen gleich hinter sich zu bringen.
„Oh mein Schatz“, sagte Gina und tätschelte dabei sanft Laceys Hand. „Ich bin auch geschieden. Das war eine schreckliche Zeit damals. Aber denken Sie sich nichts, das war schon in den 1990iger Jahren, weshalb ich inzwischen genug Zeit hatte, um darüber weg zu kommen.“
„Und Sie haben nicht noch einmal geheiratet?“, fragte Lacey, der der Gedanke, sie könne – oder müsse – in Ginas Fußstapfen treten und die nächsten dreißig Jahre ebenfalls allein bleiben, etwas Angst einflößte.
„Gott bewahre! Ich war damals so erleichtert, Schätzchen“, sagte Gina. „Mein Mann war wie alle anderen Männer auch: ein unreifer kleiner Junge, den man in einen Anzug gesteckt hatte. Wenn Sie mich fragen, sind Sie ohne weitaus besser dran! Wenn ich nur daran denke, wie oft er mich belogen und betrogen hat – und das für nichts und wieder nichts.“
Lacey musste lächeln. „Hatten Sie Kinder?“
„Nur eines, einen Sohn“, sagte Gina mit einem tiefen Seufzer. „Er ist zum Militär gegangen und leider in Ausübung seines Dienstes tödlich verunglückt.“
Lacey rang nach Luft. „Oh, das tut mir sehr leid.“
Gina lächelte traurig. „Er war ein toller Kerl.“ Doch dann verflog ihre Traurigkeit wieder . „Aber genug davon. Wie schmeckt Ihnen Ihr Tee? Das ist wahrscheinlich nicht das, was man üblicherweise in den USA trinkt?“
„Er ist köstlich“, sagte Lacey und nahm einen weiteren Schluck davon. „Beruhigend. Ich denke aber, ich bin nicht besonders vornehm.“ Damit gab sie ein zweites Stück Zucker in ihren Tee.
„Jetzt schmeckt er noch besser.“
Denn jetzt schmeckte er genauso wie der Tee, den Tom für sie gekocht hatte. Lacey lächelte in sich hinein und fragte sich, wann sie Tom wohl wiedersehen würde.
„Und wie lange wollen Sie in Ivans Cottage wohnen bleiben?“, fragte Gina.
„Zurzeit weiß ich das selbst noch nicht“, antwortete Lacey. „Ich bin gerade dabei, in der Stadt einen Laden aufzumachen. Ich möchte dort Antiquitäten verkaufen.“
„Wirklich?“, rief Gina. Ihr anscheinend echtes Interesse an dieser seltsamen Amerikanerin, die bei ihr aufgetaucht war, um sich ihr vorzustellen, machte sie Lacey ungeheuer sympathisch.
Lacey nickte. „Davon habe ich schon lange geträumt. Schon mein Vater hatte früher, als ich noch ein Kind war, einen Antiquitätenladen. Und bei mir hat sich das jetzt eben auch so ergeben.“
„Da hatte bestimmt das Universum seine Hände im Spiel“, sagte Gina. „Denn das sorgt schon dafür, dass alles ins Lot kommt. Und dafür, dass Sie jetzt da sind, wo Sie hingehören.“
Lacey lächelte, denn diese Idee gefiel ihr.
„Wissen Sie schon, wo Sie Ihre Ware herbekommen werden?“, fragte Gina.
Ich hatte bisher beruflich mit dem Einrichten von Wohnungen und damit auch mit Antiquitäten zu tun“, erklärte Lacey. „Deshalb habe ich eine ellenlange Liste von Läden und viele Kontakte zu Leuten, die hier in Großbritannien mit Antiquitäten handeln. Das einzige, was mir noch fehlt, ist ein Auto, mit dem ich diese Kontakte abklappern und schauen kann, auf welche Art von Antiquitäten ich mich spezialisieren möchte. Ich werde aber bestimmt in Richtung Möbel und Inneneinrichtung gehen, denn damit kenne ich mich, wie gesagt, ganz gut aus.“
Gina zog erstaunt eine Augenbraue hoch. „Habe ich richtig verstanden, dass Sie Ihrer alten Firma in Zukunft die besten Stücke vor der Nase wegschnappen möchten?“
Lacey lachte. „Nein, das mache ich nicht! Saskia hatte ihre Kontakte vorwiegend dafür, dass diese sie mit wenigen, ausgesuchten Stücken – also mit ganz speziellen Vasen, ganz speziellen Kunstwerken und ganz speziellen Möbelstücken, die ganz genau in ihr jeweiliges Konzept passen mussten – zu versorgen. Im Gegensatz dazu werde ich einfach Sachen kaufen, die mir selbst gut gefallen und die bestenfalls gut zusammenpassen. Die Zusammenstellung der Möbel überlasse ich dann dem jeweiligen Kunden selbst. Außerdem war ich in meiner alten Firma diejenige, die für die Kontaktpflege und die Verhandlungen mit unseren Lieferanten zuständig war. Meine ehemalige Chefin war sich viel zu gut für diese Art von Arbeit und kennt wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte ihrer Lieferanten auch nur