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       Gailana und die frommen Männer

      von

      CHRISTOPH PITZ

      Würzburger historische Novellen. Band 3

      Gailana und die frommen Männer

      von

      CHRISTOPH PITZ

      Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.d-nb.de› abrufbar.

      1. Auflage 2020

      © 2020 Echter Verlag GmbH, Würzburg

       www.echter.de

      Cover: Büro 71a, Würzburg

      Autorenfoto: Juliane Lyding-Vollpracht

      Satz: Satzsystem metiTec, me-ti GmbH, Berlin

      E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de

      ISBN 978-3-429-05546-2 (Print)

      ISBN 978-3-429-05113-6 (PDF)

      ISBN 978-3-429-06499-0 (ePub)

       DRAMATIS PERSONAE

      In chronologischer Reihenfolge, Historische Persönlichkeiten sind durch ein * kenntlich gemacht.

      Gailana* – keine Lebensdaten vorhanden, Weib des ostfränkischen Herzogs Gosbert, Tochter des Hausmeiers Ebroin, Verehrerin des Kilian zwischen Liebe und Hass, Schlüsselfigur der Erzählung.

      Bertrada – Einstige Amme, Dienerin und Vertraute Gailanas.

      Ebroin* – Gestorben 681. Hauptsächlich neustrischer Hausmeier der fränkisch-merowingischen Könige und hier Gailanas Vater. Für kurze Zeit gelangte er zur erstrebten Herrschaft des Gesamtreiches und wurde so zum Wegbereiter der Arnulfinger unter Pippin dem Mittleren, also den späteren Karolingern.

      Gosbert* – keine Lebensdaten, gestorben vielleicht Mitte der 690er Jahre, ostfränkischer Herzog und Verwandter des Merowinger-Königs Theuderich.

      Pippin der Mittlere* – ca. 635 – Ende 714, absoluter Herrscher im Frankenreich von 681 – 714, eigentlich jedoch immer noch nur Hausmeier des merowingischen Königs.

      Immina* – Hier Tochter des Gosbert und jüngere Schwester Hetans II., historisch aber vielleicht auch eine Enkelin des Gosbert.

      Hetan II.* – Starb ca. 719 nach der Vertreibung aus Würzburg bei einem Händel um die Macht. Sohn von Herzog Gosbert und dessen Nachfolger, Erbauer der ersten steinernen Marienkirche auf der heutigen Festung Marienberg.

      Kilian* – ca. 640 – 689. Aus Irland stammender Missionar im ostfränkischen Austrasien. Evtl. aus dem irischen Mullagh gebürtig.

      Totnan* – Kilian begleitender, ebenfalls irischer Missionar.

      Kolonat* – Kilian begleitender, ebenfalls irischer Missionar.

      Sigbert – Druide in Virtestat (Würzburg), Lehrer etlicher Schüler.

      Ottokar- Druidenschüler, später ein Anhänger des Neuen Glaubens, welcher den Wein der Region kultiviert.

      Wulfrid – Steinmetz, später ein Priester im Glauben, Schöpfer des „Merowingerkreuzes“.

      Leodgar – ein Fleischhauer.

      Begga – Weib des Leodgar.

      Itta- die Tochter des Mainfischers ‚Grippo‘.

      Grippo – ein Mainfischer aus der Siedlung beim Virteberg.

      Chlotar – Ein Knecht am Fürstenhof.

      Radulph – Bastard-Kind aus der vermeintlichen Begegnung Gailanas mit Kilian. Der wirkliche Vater aber ist der Druide Sigbert.

      Diana – das jüngste Kind aus der Herzogsehe von Gailana und Gosbert.

       EPILOG

      Bonifatius* – ca. 673 – 754 oder 755, eigentlich Wynfreth, angelsächsischer Benediktinermönch und Missionar im Frankenreich, zur Mitte des 8. Jahrhunderts Organisator kirchlicher Strukturen und entscheidend am Erfolg des karolingischen Reichsaufbaus beteiligt.

      Burkard* – ca. 683 – 755, ebenfalls aus Angelsachen stammender Benediktiner im Gefolge des Bonifatius, ab 742 erster Bischof des Bistums Würzburg, durch seine Romreise ca. 750 zum Papst nach Rom entscheidend an der Königserhebung und dem Aufstieg der Karolinger beteiligt.

      Immina* – ca. 670 – 750, Schwester oder vielleicht sogar Tochter des letzten thüringisch-merowingischen Herzogs Hetan II., frühe Äbtissin zunächst auf dem Marienberg und später in Karlburg/Spessart, vielleicht schon damals benannt nach dem kurz zuvor verstorbenen Karl Martell.

       1

      Das Gewand passte wie angegossen, betonte die weiblichen Rundungen gerade so üppig, wie es sein sollte. Hüfte, Taille, Brüste. Das von den Kindschaften leicht hervortretende und zu ihrem Ärgernis bereits faltige Bäuchlein verdeckte geschickt ein breiter Ledergürtel mit metallener Fibel und fein gestanzten Silberbeschlägen; dazu edel gewirkte Kordeln bis zum Saum des Gewandes und ihren Fußknöcheln. Gailana blickte zufrieden an sich herab, verbog sich Kopf und Blick wendend, um auch die Kleinigkeiten ihres vollkommenen Werkes in sich aufzunehmen. Noch einmal nahm sie die vielseitigen Stickereien und eingewobenen Schmucksteine in Augenschein, die Figur unterstreichenden Muster nach alter Tradition und Runenzeichen für Herrschaft, Glück und Erfolg. Auf Symbole der Fruchtbarkeit hatte sie verzichtet, denn wenn es überhaupt möglich war, wollte sie so schnell kein weiteres Balg mehr in ihrem Schoß aufnehmen.

      „Bring mir das Geschmeide, Bertrada“, sagte Gailana, „die große, dreireihige Halskette mit den in Gold fein geschlagenen Armreifen dazu, nicht das grässliche Zeug, das der alte Schrat zum letzten Julfest überbracht hat.“

      Die Angewiesene schlurfte zu der großen Truhe in der Kammerecke, hob den schweren Deckel an, fand den geforderten Schmuck mit geübtem Griff. Bertrada war einst schon die Anme Gailanas gewesen, als diese in einer unsteten Welt als Tochter des austrischen Hausmeiers Ebroin aufgewachsen war. Mit der Verheiratung an Gosbert folgte sie der jungen Herrin in diesen entlegensten und elendigsten Winkel aller fränkischen Reiche und hatte sich fortan nicht nur um die Fürstin gekümmert, sondern auch die ganze einkehrende Brut versorgt. Es kam nun nach und nach die Zeit, da ihr dies alles den Rücken beugte.

      „So beeil dich doch“, schalt Gailana, „die Jagd kehrt bald zurück und noch nicht einmal das Haar ist gerichtet.“

      „Ich komm ja schon. Immer schön langsam mit den alten Weibern.“ Bertrada drückte ihrer Herrin die Armreife unsanft in die Hand und machte sich daran, die schwere Halskette umzulegen. „Für was machst du denn so ein Gewese, Gosbert wird es nicht einmal bemerken. Der feiert nach der Jagd mit seinen Kumpanen. Du hast mir doch keine Dummheit vor, Kleines?“

      „Vergiss nicht, mit wem du sprichst! Bessere als dich finde ich allemal selbst in diesem verlorenen Land der Schwarzelfen in Fluss und Boden.“

      „Das kannst du ja mal versuchen. Bis dahin poliere ich dir aber noch dreimal das Hinterteil. Also sprich, was tust du heute hier?“ Die Alte ließ sich nicht beirren, solche Scharmützel waren beiden Frauen nicht fremd.

      „Das sollst du bereuen, alte Wachtel…“,

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