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Der Herbst des Schwimmers. Helmut Essl
Читать онлайн.Название Der Herbst des Schwimmers
Год выпуска 0
isbn 9783347109742
Автор произведения Helmut Essl
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Издательство Readbox publishing GmbH
Helmut Essl
Der Herbst des Schwimmers
Ausgewählte Kolumnen
© 2020 Helmut Essl
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback: | 978-3-347-10972-8 |
Hardcover: | 978-3-347-10973-5 |
e-Book: | 978-3-347-10974-2 |
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhaltsverzeichnis
I. Buntes Allerlei
Von Schleichern, Dränglern und Knallern
Die Kunst des Entenklemmens
Exitus auf der Küchenlampe
Kleine Fluchten
Hui und pfui!
Falsches Denken
II. Gang durch die Stadt
Bucklig
Stilles Glück im Altstadtwinkel
Mann, oh Mann!
Nabelschau
Klobiges Ding
III. Vom Essen
Ein Lob der Currywurst!
Dönerblues
Risotto Mare und Orangensaft
Eine kleine Schokoriegelei
König, Bürger, Bettler?
IV. Hin und her
Eine leichte Sommermelancholie
Hohler Bauch oder schwerer Kopf?
Meereslust … Meereskuss!
Wieder daheim …
Der Herbst des Schwimmers
Alljährliche Südseeflausen
V. Reflexionen
Schein und Sein
Zurück in die Jugend?
Zurück auf die Bäume?
Für ewig vermaledeite Fünf?
Stachanow und AIDA
Der Glanz der Heringe
VI. Literarisches
Hölderlin goodbye!
Tanz den Lichtenberg!
Zitierkunst und Liebestaumel
Eine kleine Frühlingsanthologie
Wieder einmal „Rulaman“!
Schöner als die Nike?
VII. Über die Sprache
Sprache und Logik
Die Binde-Strich-Manie
Rettet den Genitiv!
Der Grammatikbüttel
Samuel und die deutsche Sprache
Gute N8
Nachweis
Autor
Für H. S., den ich schätze.
Ich mag immer den Mann lieber, der so schreibt, dass es Mode werden kann, als den, der so schreibt, wie es Mode ist.
Georg Christoph Lichtenberg
I. Buntes Allerlei
Von Schleichern, Dränglern und Knallern
Das Problem ist ein klassisches, und der Konflikt zwischen Erleichterung und Schicklichkeit ist schon immer ein heftiger gewesen. Doch Elisabeth I. (1533-1603) zeigte hinsichtlich ihrer quälenden Koliken da keine Hemmungen: Die Lady-Cracker der damaligen englischen Königin genossen einen legendären Ruf.
1920 brachte die Stuttgarter Firma „Melo“, wie Alfred Limbachs keckem Büchlein „Der Furz“ zu entnehmen ist, unter dem Motto „Gesundheit macht Laune zu Schönem und Heiterem“ einen „Geruchsverbesserer“ auf den Markt. Dabei handelte es sich um ein sinnreich geformtes Röhrchen von sechs Gramm Gewicht, das wahlweise mit Rosen-, Narzissen- oder Maiglöckchenparfüm gefüllt werden konnte und für stolze 50 Mark zu haben war. „Bei Einsetzung des Glockenspieles“ waren 25 Prozent mehr zu berappen.
Was aus dem Superzäpfchen geworden ist, verliert sich im Dunkel der Geschichte. Allerdings darf gemutmaßt werden, dass zumindest die umworbene schwäbische Kundschaft eher mit kostenlosem Mutterwitz – „Was koin Zins zahlt, muass direkt naus“ – das plötzliche Aufkommen von heftigen Bauchwinden zu parieren wusste als mit einem tiefen Griff in den Geldbeutel.
Noch viel schlauer war freilich laut „Der Furz“ der Franzose Joséph Pujol, der Anfang des 20. Jahrhunderts aus der übermäßigen Ansammlung von Stickstoff, Kohlendioxid, Schwefelwasserstoff und Methan im Magen-Darm-Trakt bestens Kapital zu schlagen wusste. Er trat im Moulin Rouge regelmäßig als Kunstbrummer auf, und das enthusiastische Gekreische des Publikums war noch in einer Entfernung von hundert Metern zu hören, wenn er „Au clair de la lune“ mal staccato, mal maestoso oder mal andante „intonierte“.
Apropos Kunst: Im ländlichen China ist es durchaus noch üblich, den Kochkünsten eines Gastgebers oder einer Gastgeberin auf besondere Art und Weise zu schmeicheln – nämlich durch die geräuschvolle Entlüftung des Darms. Und in Japan gilt nicht etwa ein plötzlich entwichener Windteufel als Fauxpas schlechthin, sondern das Schnäuzen bei Tisch.
Hierzulande ist das natürlich anders, aber durch dementsprechende Kautabletten sanft und elegant in den rektalen Griff zu bekommen, wenn durch zu viel geschluckte Luft beim hastigen Essen oder durch blähende Speisen wie Erbsen, Bohnen, Linsen et cetera der Gasgehalt im Magen-Darm-Kanal bis auf das Zehnfache anwächst. So ein Ding bei Bedarf eingenommen, und Schluss ist mit pestilenzialischen Schleichern, Dränglern und Knallern.
Die Kunst des Entenklemmens
Mal sind die Aktien im Keller, mal die Zinsen, auf der anderen Seite klettern die Strom- und Gaspreise ins Dachgeschoss. Was bleibt einem da noch anderes übrig, als auf gut Schwäbisch sein „Sach“ zusammenzuhalten, bevor es unweigerlich den Bach runtergeht. Es sei dahingestellt, ob man durch Nichtausgeben wohlhabend wird; immerhin wird man dadurch nicht ärmer, denn was man behält, wahrt den Besitzstand, was man aber hergibt, hat man nicht mehr. Der Schwabe ist da von Natur aus im Vorteil, denn er gibt ungern etwas her – und sei es ein bloßes Entenei.
Wobei wir beim eigentlichen Thema sind, denn ein gekonnter Kniff in Daisy Ducks Hinterteil entscheidet darüber, ob sie aus dem Stall darf oder nicht. Nur die Kunst des Entenklemmens, übrigens wunderbar nachzulesen in Thaddäus Trolls „Deutschland deine Schwaben“, vermag über wirtschaftlich turbulente Zeiten hinwegzuretten getreu dem Motto: „Gut geklemmt ist bestens gespart!“ Nähern wir uns folglich mit Riesenschritten der alles entscheidenden Frage: Wie klemmt man gut?
Bleiben wir zunächst auf der Tierschiene. Wie ließen sich beispielsweise Katzenfutter, Katzenstreu und Miezes Tierarztrechnung bestens einsparen? Genau! Katze abschaffen, selber miauen! Protest ist völlig unangebracht, denn hier ein paar Euro einbehalten und dort gar keine rausgerückt – und schon macht’s ‘nen