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zur Feier des Tages?«

      Laurenz wusste nicht, was er antworten sollte. »Hm«, brummte er deshalb unentschlossen.

      Philippos grinste, leerte seinen Kelch in einem Zug und zwinkerte Pater Antonio zu. »Wie sieht es mit Euch aus? Kann ich Euch überreden?«

      Der Priester verzog das Gesicht zu einer Miene, die Laurenz nicht besonders gefiel. »Wenn Ihr damit nicht den Preis für die Eheschließung herunterhandeln wollt«, erwiderte der Kirchenmann.

      Philippos winkte ab. »Aber nicht doch! Was denkt Ihr von mir? Seht es als ein Zeichen meiner Dankbarkeit und Gastfreundschaft.« Er lachte dröhnend.

      Laurenz legte die Stirn in Falten. Wovon redeten die Männer? Scheinbar erheiterte sein verdutztes Gesicht die beiden. Auch die übrigen Anwesenden fielen in das Lachen mit ein.

      »Komm mit, dann siehst du, was ich meine«, forderte Philippos ihn auf, nachdem auch Laurenz den letzten Schluck Wein genommen hatte. Der Grieche schob seinen Stuhl zurück.

      Gegen seinen Willen neugierig, tat Laurenz es ihm gleich und folgte den anderen hinaus in den lauen Abend. Ohne Eile schlenderten sie den überdachten Gang entlang, die Treppen hinab in den Hof und steuerten auf ein Gebäude hinter dem Kontor zu. Dampfschwaden empfingen sie, als sie die Tür des kleinen Raumes öffneten. Die Magd hatte ein Feuer geschürt und war dabei, in einem Kessel Wasser zu erhitzen. Neben einem halb offenen Schwitzraum mit heißen Steinen befanden sich ein Kaltwasserbecken und ein riesiger hölzerner Zuber. Aber es waren weder das Becken noch der Zuber, die Laurenz’ Blick anzogen. Sondern vier junge Frauen, die durch einen Nebeneingang die Badestube betraten. Ohne viele Worte begannen sie sich zu entkleiden und stiegen splitternackt in den Bottich.

      »Ich sehe, die Überraschung ist gelungen«, prustete Philippos. Er drosch Laurenz freundschaftlich auf den Rücken. »Worauf wartest du, zieh dich aus!« Mit diesen Worten befreite er selbst sich von seiner Kleidung und gesellte sich zu den Mädchen.

      Kapitel 14

      Konstantinopel, Ende Juli 1408

      Die folgenden Tage vergingen wie im Flug. Schneller, als Olivera es für möglich gehalten hatte, kam der große Moment heran. An einem strahlend schönen Sonntag gaben sie und Laurenz sich in einer kleinen Kapelle im venezianischen Viertel von Konstantinopel das Jawort. Nicht einmal drei Dutzend Gäste waren zugegen. Und auch das anschließende Festmahl fand im kleinen Kreis statt. Ihre Yiayia hatte sich zuerst geweigert, die römische Kirche zu betreten. Doch Oliveras Bitten hatten sie schließlich umgestimmt. Jetzt saß die junge Frau wie auf Kohlen, da der Augenblick, die Ehe zu vollziehen, nahte. Obwohl sie kaum etwas gegessen hatte, verspürte sie einen Druck im Magen. Dieser, so vermutete sie, hatte jedoch nichts mit den schweren Speisen zu tun. Sondern viel mehr damit, dass noch in dieser Nacht all das wahr werden würde, wovon sie so lange geträumt hatte. Unruhig rutschte sie auf dem Schemel hin und her, auf den ihre Großmutter sie gedrückt hatte.

      »Au«, protestierte sie, als die alte Frau einen Knoten in ihrem Haar löste.

      »Halt still«, war die ungerührte Antwort. »Du willst doch gewiss schön sein wie eine Rose, wenn dein Gemahl an deine Tür klopft«, versetzte ihre Yiayia.

      Und das wollte Olivera! Daher biss sie die Zähne aufeinander und ertrug die Tortur ohne weitere Klagen. Immerhin war alles Ziehen und Reißen nicht einmal in Ansätzen vergleichbar mit den Schmerzen, welche die Enthaarung am Vortag mit sich gebracht hatte. Nachdem ihr Schopf gekämmt war, streute ihre Yiayia ein Pulver aus Nelken, Galgantwurzel und Muskat in ihr Haar und massierte es in ihre Kopfhaut ein. Dann legte sie die Strähnen zu einer einfachen Schlaufe und half der jungen Frau aus dem Hochzeitskleid. Nur noch mit einem elfenbeinfarbenen Untergewand bekleidet, fühlte Olivera sich seltsam schutzlos. Der Duft von Rosen- und Veilchenöl stieg ihr in die Nase, und sie gab der Versuchung nach, mit den Fingerkuppen über ihre glatte Haut zu streichen. Kein einziges Härchen verunzierte ihre makellosen Beine, die Lale am Morgen mit einem Duftöl eingerieben hatte.

      Ihre Großmutter betrachtete sie mit schief gelegtem Kopf.

      »Schön wie der Vollmond«, murmelte sie. »Allerdings kann ein wenig Farbe nicht schaden.« Sie griff nach einem kleinen Tiegel, in dem gestoßene Ölbaumwurzel mit Talg vermischt worden war. Diese Masse hatte einen grellroten Ton, der an die Farbe von Ochsenblut erinnerte. Etwas Minze sorgte dafür, dass das Gemisch einen angenehmen Geschmack bekam, der Olivera augenblicklich auf den Lippen prickelte. Nachdem ihre Yiayia noch ihre Augen mit Kohlestift umrahmt und die Wimpern mit einem heißen Eisen gebogen hatte, schien sie schließlich zufrieden.

      »Auch wenn ich wünschte, du hättest dein Herz einem Griechen geschenkt«, sagte sie leise, »werde ich für euer Glück beten.« Sie drückte Olivera einen Kuss auf die Stirn. »Gott steht all denjenigen bei, die reinen Herzens sind. Vergiss das nie.« Sie packte ihre Sachen zusammen, warf ihrer Enkelin einen letzten Blick zu und verließ schließlich die Kammer, die den frisch Vermählten zugewiesen worden war.

      Alles war fremd für Olivera. Daher kam sie sich einsam und verlassen vor, als sie plötzlich ganz alleine war in dem prachtvoll geschmückten Raum. Sie sah sich suchend um. Nicht einmal ein Spiegel war vorhanden, in dem sie ihre Erscheinung hätte überprüfen können. Außer einem Bett mit einem ausladenden Baldachin befanden sich zwei Zedernholztruhen, ein Schemel und ein kleines Tischchen in der Kammer. Drei der vier Wände zierten Wandteppiche, auf denen fremdländisch anmutende Szenen dargestellt waren. Eine der Knüpfarbeiten zeigte eine Schar bunt gefiederter Vögel in einem Prunkgarten. Olivera trat an den Teppich heran und zeichnete versonnen die Umrisse eines Pfaus mit den Fingern nach. Bevor sie die anderen Tiere genauer in Augenschein nehmen konnte, erklang jedoch ein Klopfen an der Tür.

      Ohne Vorwarnung zog sich ihr Magen so heftig zusammen, dass sie aufkeuchte und die Hand fallen ließ, als habe sie sich an dem Teppich verbrannt. Während ihr Herz davonraste, biss sie sich unsicher auf die Lippe und starrte wortlos auf die Tür. Diese öffnete sich langsam, beinahe zögernd und Laurenz erschien auf der Schwelle. Auch er war – wie bereits bei der Trauung – für sie herausgeputzt. Allerdings trug er, im Gegensatz zu ihr, noch all seine Kleider. Seine Augen weiteten sich, als er sie sah. Und einen Moment lang überkam sie die schreckliche Angst, dass sie ihm nicht gefallen könnte; dass alles, was sie unternommen hatte, um schön zu sein für ihn, das Gegenteil bewirkt haben könnte. Die Furcht war so gewaltig, dass sie ihr den Atem raubte. Während sie wie festgenagelt auf der Stelle verharrte, bohrte Laurenz’ Blick sich in den ihren. Anstatt eines Grußes kam lediglich ein unverständlicher Laut über seine Lippen, und es dauerte einige Momente, bevor sie begriff. Er war genauso aufgeregt wie sie! Die Furcht, die eben noch gedroht hatte, sie zu lähmen, fiel wie ein Schuppenkleid von ihr ab. Erleichterung durchflutete ihren Körper. Gebannt verfolgte sie, wie er die Tür hinter sich ins Schloss drückte und einen Moment lang unschlüssig auf der Stelle verharrte. Schließlich räusperte er sich.

      »Jetzt bekomme ich endlich den Kuss, den du mir noch schuldest«, sagte er mit belegter Stimme.

      Olivera spürte das Blut in ihre Wangen schießen. Aber aller Verdruss darüber löste sich in Luft auf, als Laurenz auf sie zutrat und auf sie hinabblickte. Einige schwere Atemzüge lang wirkte es, als wüsste er nicht, was zu tun war. Doch dann fasste er sie bei den Schultern, beugte sich zu ihr hinab und streifte ihre Lippen zart mit den seinen. Das Gefühl, das Olivera bei der Berührung übergoss, war unbeschreiblich. Heiße und kalte Schauer jagten im Wechsel ihren Rücken hinab. Sobald er die Hand in ihren Nacken legte und ihren Mund energischer mit dem seinen verschloss, trat alles um sie herum in den Hintergrund. Ohne nachzudenken, reckte sie sich ihm entgegen. Hungrig erwiderte sie seinen Kuss, öffnete die Lippen, und schon bald vollführten ihre Zungen einen wilden Tanz.

      Olivera spürte die Hitze seines Körpers, als er sich an sie presste. Trotz der Wärme, die von ihm ausging, schienen seine Arme, sein Brustkorb, einfach alles an ihm wie aus Stein gemeißelt. Seine Umarmung war ein Wall, der sie vor allen Gefahren der Welt beschützen konnte. Als ihre Lippen sich erneut berührten, gingen seine Hände auf Wanderschaft. Langsam, beinahe vorsichtig, glitt seine Linke an ihrer Vorderseite hinab, bis sie schließlich ihre Brüste fand. Sanft liebkoste er sie und sorgte dafür, dass sie vor Wonne den Kopf in den Nacken

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