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würde mit mir tanzen.« Die Stränge des ersten Walzers füllten den Raum. »Würden Sie?«, er blickte sie an, wartete auf ihre Antwort.

      Sie blickte ihn an und dann schnell weg. »Ich bin …«

      »Oh geh und tanz mit ihm«, sagte Annalise, schob Estella zu ihm hin. »Ein Tanz wird nicht schaden und ihr könnt eine nette Plauderei haben.«

      Was bedeutete das? Was versäumte er? Wollte Estella nicht mit ihm tanzen? Er würde sie um keinen Preis verletzen. Er würde sich eher selbst ins Herz stechen, als sie sich auf irgendeine Weise elend fühlen zu lassen.

      Estella blickte Annalise an, dann ihn. Langsam hob sie ihre Hand und nickte. »Es wäre mir ein Vergnügen, my Lord.«

      Donovan führte sie auf die Tanzfläche. Der Tanz hatte bereits begonnen, aber sie gesellten sich nahtlos zu den anderen Tänzern. Er wartete bis sie vollständig vereinnahmt waren, bevor er sprach. Er wollte, dass sie sich wohl fühlte, aber ihre Nervosität wurde durch den Tanz verschlimmert.

      »Estella«, sagte er sanft. »Was ist los?«

      Sie blickte nicht zu ihm hoch. Er verstand nicht. Warum war sie so verstimmt?

      »Es ist nichts, my Lord«, antwortete sie.

      My Lord? Wann hatte sie aufgehört ihn bei seinem Taufnamen zu nennen? Sie haben seit Wochen heimlich geworben. Sie wusste wie er fühlte und was er für sie erhofft hatte. Er liebte sie … »Ich habe Vorkehrungen getroffen, um uns später im Privaten zu treffen. Ein Diener wird dir den Weg zeigen.«

      Sie blickte zu ihm auf. »Ich befürchte ich kann heute Abend nicht, my Lord.«

      Etwas stimmte definitiv nicht. »Warum nicht?«

      Er wollte es verstehen. Wahrlich, er wollte es, aber nichts was sie tat oder sagte machte irgendeinen Sinn für ihn. Sie hatten sich einige Male in der Vergangenheit getroffen und sie war sich sehr wohl bewusst, dass sie ihm vertrauen konnte. Er war brav gewesen—meistens. Er war am Ende doch ein Mann und man konnte nicht erwarten, dass er wie ein Mönch lebte. Es gab einige wenige Male, als er einen oder zwei Küsse gestohlen hatte, aber er hatte sie keusch gelassen. Er wollte, dass sie ihm vertraute und erkannte, dass er es ernst mit seinem Bestreben meinte. Keine andere Frau würde ihm passen und Estella vor allen anderen sollte das tief in ihrer Seele wissen.

      Estella starrte in seine Augen und sagte unbeirrt: »Diese Sache zwischen uns muss enden.«

      Er hörte inmitten der Fläche beinahe auf zu tanzen. Es war jedoch zu tief in ihm verwurzelt, um komplett zu straucheln, und er bewegte sich weiter, sogar als sein Herz in seiner Brust sank. »Was?« Er konnte sie nicht richtig verstanden haben. »Aber—ich—bitte sag mir warum.« Dann konnte er daran arbeiten ihre Meinung zu ändern.

      »Es würde nicht funktionieren«, sagte sie entschieden. »Wir sind zu unterschiedlich.«

      »Seit wann hat das eine Heirat verhindert?«

      »Ich hatte nicht bemerkt, dass wir unsere Gelübde gesagt haben oder kurz davor waren?« Sie hob eine Braue. »Ist mir etwas entgangen?«

      »Sicherlich wusstest du es, besser gesagt. Ich hatte gehofft zu warten, bis wir alleine wären. Ich wollte dir heute Abend einen Antrag machen.«

      »Du hast also deine Meinung geändert?« Estella neigte ihren Kopf, während er sie auf der Tanzfläche herum schwang. »Welch glücklicher Zufall, dass es dazu dann nicht gekommen ist.«

      »Ich hatte keinen Sinneswandel«, sagte er stur. »Ich liebe dich und will den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Ich habe einen Ring …«

      »Behalte ihn«, sagte sie. »Ich will nichts von dir.«

      Donovans Herz wurde bei ihren Worten in eine Million winziger Stücke zerschlagen. Nichts, was sie gesagt hatte, hat irgendeine Art von Sinn gemacht. Sie hatte sich beim letzten Mal, als sie sich gesehen hatten, nicht so verhalten. Sie hatten sich geküsst und versprochen einander für immer zu lieben. Was konnte sich in solch kurzer Zeit verändert haben?

      »Estella, Liebling«, sagte er sanft. »Bitte.«

      Sie hob spöttisch eine Braue. »Es war amüsant, während es andauerte, aber sicherlich hast du nicht erwartet, dass ich dich tatsächlich heirate. Mein Stiefvater würde eine solche Partie nicht billigen. Du bist der goldene Schelm der feinen Gesellschaft. Er hat für mich eine bessere Partie im Sinn und ich werde sie akzeptieren.«

      Niemals hatte er seinen Ruf mehr gehasst, als in diesem Moment. Er war ein legendärer Schelm, na und? Hatte er nicht eine Gelegenheit verdient der Welt zu zeigen, dass er sich ändern konnte? Verdammt noch mal. Er hatte sich geändert. Estella hat ihn zu einem besseren Mann gemacht.

      Die Stränge des Walzers kamen zum Ende. Es gab keinen Grund die Charade aufrecht zu erhalten und einen gar größeren Grund zu gehen. Nichts beim Ball würde seine Aufmerksamkeit länger halten und er könnte genauso gut etwas finden, das den Anblick von ihm willkommen heißen würde. Er führte Estella zurück zu Annalise. Er verbeugte sich und sagte: »Es war mir ein Vergnügen. Ich hoffe Sie finden wonach Sie suchen, my Lady.« Er drehte sich Annalise zu. »Und Sie ebenfalls. Gute Nacht die Damen.« Er drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum.

      Er würde in den Klub gehen. Nein, er würde sein liebstes Bordell besuchen. Vielleicht konnte er sie aus seinem Geist und Herz ausradieren. Nein. Nichts würde das jemals zur Realität werden lassen. Sie würde ihn immer heimsuchen.

      Estella kämpfte gegen die Tränen. Sie wollte ihm nachrennen und um Vergebung bitten. Er war ihr Ein und Alles und sie wollte den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen. Verdammt seien ihr böser Stiefvater und seine verachtenswerten Gebräuche. Warum hatte er nicht der gute Mann sein können, von dem ihre Mutter geglaubt hatte, dass er es wäre? Wichtiger, warum hat ihre Mutter sterben müssen und sie in seiner Obhut gelassen? Hätte sie nicht einen besseren Vormund für sie finden können? Ihr Cousin Ryan, Marquess of Cinderbury, hätte sie aufgenommen. Sie hatten als Kinder eine enge Beziehung gehabt. Aber nein, ihre Mutter hatte sichergestellt, dass der Duke of Wolfton die komplette Kontrolle über sie und ihr Erbe hatte. Sie konnte nichts ohne seine Erlaubnis tun.

      »Es ist zum Besten«, sagte Annalise. »Du hast Besseres verdient als den Viscount of Warwick.«

      »Ich möchte niemand anderen.«

      Ihre Stiefschwester zuckte mit den Achseln. »Wir bekommen nicht immer, was wir wollen.«

      Wenn sie Zuhause gewesen wären, hätte sie geprustet. Im Ballsaal musste sie so damenhaft wie möglich sein. Annalise verstand das nicht. Sie war niemals verliebt gewesen, geschweige denn, dass ihr Herz aus ihrer Brust gerissen wurde. Der Verlust von Donovan würde immer da sein. Ihn aus ihrer Seele zu beseitigen würde unmöglich sein und in Wahrheit wollte sie das auch nicht. Er war die Liebe ihres Lebens und sie würde ihn liebend sterben.

      »Ich kann es nicht erwarten bis du den Mann findest, mit welchem du hoffst den Rest deines Lebens zu verbringen«, sagte Estella vernichtend. »Und lache, wenn dein Vater alles tut, um dich von ihm zu trennen. Dann erinnere ich dich gerne an ebendiese Aussage.«

      »Ich glaube nicht an Liebe«, sagte sie. »Alles, was ich brauche, ist jemand der mich in der Manier verhält, an welche ich mich gewöhnt habe. Ich setze ein Kind oder zwei für ihn in die Welt und suche dann einen Liebhaber zum Vergnügen.«

      Wer war diese Frau? Wie waren sie im gleichen Haushalt aufgewachsen und so erheblich verschieden geraten? Sie hatten dasselbe Alter und sie haben die letzten fünf Jahre gemeinsam gelebt. Estellas Mutter war drei Jahre, nachdem sie den Herzog geheiratet hatte, verschieden. Annalise hatte damals netter gewirkt.

      »Es ist nicht wichtig«, sagte Estella. »Dein Vater hat mir bereits gesagt, dass ich nach heute Nacht nicht weiter in Wolfton Manor bleiben werde. Morgen werde ich verbannt bis die feine Gesellschaft vergisst, dass ich existiere. Es ist dem so oder so vorzuziehen, was er geplant hatte.«

      Sie würde nicht einen alten Lustmolch heiraten, weil der Herzog es befohlen hat. Er hatte erklärt, dass Estella den Earl of Dredfield heiraten würde oder in das winzige Dorf Sheerness verbannt wird. Ihre Großmutter hatte dort ein

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