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Sekunden hochrot angelaufen.

      „Liebling? Was ist denn los?”

      „Du”, erwiderte sie, während die Tränen ihr das Gesicht hinunterlaufen. „Irgendwas stimmt nicht mit dir. Du bist noch nie so heim gekommen. Du hast mich kaum begrüßt. Du hast mich überhaupt nicht berührt. Ich fühle mich unsichtbar. Du bleibst die ganze Nacht wach. Es scheint, als ob du gar nicht geschlafen hast, seit du angekommen bist. Jetzt legst du eine Waffe auf den Esstisch. Ich habe ein wenig Angst, Luke. Ich habe Angst, dass da etwas ganz und gar nicht stimmt.”

      Er stand auf und sie tat einen Schritt zurück. Ihre Augen öffneten sich weit.

      Dieser Blick. Es war der Blick einer Frau, die vor einem Mann Angst hatte. Und er war der Mann. Es erschreckte ihn. Es war als wäre er plötzlich aufgewacht. Er hatte sich niemals vorgestellt, dass sie ihn jemals so anblicken würde. Er wollte, dass sie nie wieder weder ihn noch jemand anderen so anblickte, aus überhaupt einem Grund.

      Er schaute auf den Tisch. Er hatte dort eine geladene Waffe während des Abendessens hingelegt. Warum täte er so was? Plötzlich schämte er sich für die Waffe. Sie war breit, kantig und hässlich. Er wollte sie mit einer Serviette bedecken, doch es war zu spät. Sie hatte sie schon gesehen.

      Er blickte sie wieder an.

      Sie stand ihm gegenüber, erniedrigt, wie ein Kind, ihre Schultern nach vorn gebeugt, ihr Gesicht verweint, die Tränen flossen ihr die Wangen hinunter.

      „Ich liebe dich”, sagte sie. „Aber ich mache mir gerade solche Sorgen.”

      Luke nickte. Das Nächste, was er sagte, überraschte ihn.

      „Ich glaube, ich muss vielleicht eine kleine Weile fort.”

      KAPITEL FÜNF

      14. April

      9:45 Uhr USA Eastern Daylight Zeit

      Fayetteville Abteilung für Veteranen-Angelegenheiten (VA)

      Gesundheitszentrum

      Fayetteville, North Carolina

      „Warum sind Sie hier, Stone?”

      Die Stimme riss Luke aus seinen Tagträumen, in denen er sich verloren hatte. Er schwelgte dieser Tage oft allein in seinen Gedanken und Erinnerungen und konnte sich anschließend nicht daran erinnern, worüber er nachgedacht hatte.

      Er blickte auf.

      Er saß auf einem Klappstuhl in einer Gruppe aus acht Männern. Die meisten der Männer saßen auf Klappstühlen. Zwei waren in Rollstühlen. Die Gruppe füllte eine Ecke des großen, doch trostlosen, offenen Raumes aus. Die Fenster auf der entgegengesetzten Seite zeigten, dass es ein sonniger Frühlingstag war. Doch irgendwie schien es als ob das Licht von draußen nicht bis in den Raum gelangte.

      Die Gruppe saß in einem Halbkreis und blickte einen bärtigen Mann mittleren Alters mit einem dicken Bauch an. Der Mann trug Kordhosen und ein rotes Flanellhemd. Der Bauch stand fast wie ein Wasserball hervor, den er unter seinem Hemd versteckte, nur dass er vorne flach war, als ob die Luft herausströmte. Luke vermutete, dass dieser Bauch so hart wie eine gusseiserne Pfanne war, sollte er darauf schlagen. Der Mann war groß und er war ganz zurückgelehnt auf seinem Stuhl. Seine dünnen Beine lagen in einer geraden Linie direkt vor ihm.

      „Entschuldigung?” sagte Luke.

      Der Mann lächelte, doch es lag kein Humor darin.

      „Warum… sind… Sie… hier?” fragte er erneut. Dieses Mal sagte er es langsam, als ob er mit einem kleinen Kind oder einem Idioten spräche.

      Luke blickte um sich auf die Männer. Dies war eine Gruppentherapie für Kriegsveteranen.

      Es war eine gute Frage. Luke gehörte nicht hierher. Diese Typen waren zerstört. Körperlich behindert. Traumatisiert.

      Einige von ihnen sahen nicht so aus als kämen sie jemals zurück. Der Typ namens Chambers war möglicherweise am schlimmsten dran. Er hatte einen Arm und beide Beine verloren. Sein Gesicht war entstellt. Die linke Hälfte war mit Binden verdeckt, eine große Metallplatte lugte daraus hervor, welche die Reste seiner Gesichtsknochen auf dieser Seite zusammenhielt. Er hatte sein linkes Auge verloren und sie hatten es noch nicht ersetzt. Nachdem sie seine Augenhöhle wiederhergestellt hätten, würden sie ihm ein hübsches, neues, falsches Auge geben.

      Chambers war in einem Humvee über eine USBV gefahren. Das Gerät war eine überraschende Innovation - eine geformte Sprengkapsel, welche direkt in das Fahrwerk des Fahrzeugs eindrang und dann direkt durch Chambers drang und ihn von unten nach oben durchtrennte. Das Militär stattete die alten Humvees nachträglich mit schwerer Unterpanzerung aus und fertigte neue Entwürfe für die weitere Produktion an, um gegen solche Art von Angriffen in der Zukunft gewappnet zu sein. Doch das würde Chambers nicht helfen.

      Luke sah ihn nicht gerne an.

      „Warum sind Sie hier?” fragte der Anführer noch einmal.

      Luke zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, Riggs. Warum sind Sie hier?”

      „Ich versuche, den Männern zu helfen, ihre Leben wieder zurückzubekommen”, antwortete Riggs. Er zögerte keinen Moment. Entweder war es eine vorbereitete Antwort, die er für Leute bereit hielt, die ihn konfrontierten, oder er glaubte es wirklich. „Wie steht’s mit Ihnen?”

      Luke erwiderte nichts, doch alle starrten ihn jetzt an. Er sagte kaum etwas in dieser Gruppe. Er würde am liebsten nicht teilnehmen. Er fand nicht, dass es ihm half. Um ehrlich zu sein, dachte er, dass dies alles nur eine Zeitverschwendung war.

      „Haben Sie Angst?” wollte Riggs wissen. „Sind Sie deshalb hier?”

      „Riggs, wenn Sie das denken, dann kennen Sie mich nicht sehr gut.”

      „Ah”, sagte Riggs und hob seine fleischigen Hände ein klein wenig an. „Jetzt machen wir Fortschritt. Sie sind eine harte Nuss. Das wissen wir schon. Also tun Sie es. Treten Sie hervor. Erzählen Sie uns alles über den Oberfeldwebel Luke Stone der Spezialkräfte der Armee der Vereinigten Staaten. Delta, habe ich recht? Steckt bis zum Hals in der Scheiße, stimmt’s? Einer der Typen auf der vermasselten Mission, um den Al Qaeda Typen umzubringen. Der Typ, der angeblich hinter der Sprengung der USS Sarasota steckt?”

      „Riggs, ich habe keine Ahnung von einer derartigen Mission. Eine solche Mission wäre eine Geheimsache, was bedeutete, dass selbst wenn wir etwas darüber wüssten, nicht über…”

      Riggs lächelte und bewegte seine Hand wie ein drehendes Rad. „Ein solch hochrangiges und wichtiges gezieltes Attentat sprechen könnten, das sowieso niemals stattgefunden hat. Ja, ja, ja. Wir kennen alle dieses Geschwätz. Wir haben es schon zuvor gehört. Glauben Sie mir, Stone, Sie sind nicht so wichtig. Jeder Mann in dieser Gruppe war im Gefecht. Jeder Mann in dieser Gruppe ist sich nur zu bewusst , dass -”

      „In welchem Gefecht waren Sie denn, Riggs?” fragte Luke. „Sie waren in der Marine. Auf einem Zerstörer. In der Mitte des Ozeans. Sie sitzen seit fünfzehn Jahren hinter einem Schreibtisch in diesem Krankenhaus.”

      „Hier geht’s nicht um mich, Stone. Es geht um Sie. Sie sind in einem Veteranenkrankenhaus in der Psychiatrie. Stimmt’s? Ich bin nicht in der Psychiatrie. Sie schon. Ich arbeite in der Psychiatrie und Sie leben hier. Doch Sie sind nicht eingewiesen. Sie sind freiwillig hier. Sie können jederzeit hier raus. All Ihre alten Freunde warten da drüben auf Sie. Wollen Sie nicht wieder zu ihnen? Sie warten auf Sie, Mann. Rock and Roll. Es gibt immer wieder eine weitere geheime, verpfuschte Mission, auf die Sie können.”

      Luke sagte nichts. Er starrte Riggs nur an. Der Mann war total verrückt. Er war der Durchgeknallte. Der machte nicht einmal langsam.

      „Stone, ich sehe, wie ihr Delta Jungs manchmal hier eine Weile Halt macht. Ihr habt niemals auch nur einen Kratzer. Ihr Typen seid irgendwie übernatürlich. Die Kugeln verpassen euch immer irgendwie. Doch ihr seid aufgeschreckt. Ihr seid ausgepowert. Ihr habt zu viel gesehen. Ihr habt zu viele Leute umgebracht. An euch klebt überall Blut. Es ist unsichtbar, aber es ist da.”

      Riggs

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