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Herrn. Dieser maß ihn mit einem geringschätzigen Blick, drückte ihm die Schlüssel in die Hand und sagte: „Wann kann ich den Wagen wieder abholen?“

      „Selbstverständlich heute Abend, Herr Reichert.“

      Herr Reichert nahm seinen Aktenkoffer vom Rücksitz und verließ erhobenen Hauptes den Hof.

      Und wie ich ihm so träumend hinterherblickte, fuhr mich plötzlich dieser Werkstattmeister barsch von der Seite an: „Nun verschwinden Sie endlich! Sie sehen doch, dass wir hier alle Hände voll zu tun haben!“

      Ich nahm die Alditüte von der Rücksitzbank meines Trabis und verließ gesenkten Hauptes den Werkstatthof. Ich fühlte mich klasse, leider nur dritter Klasse.

      Für die nächsten Tage besorgte ich mir einen Leihwagen, einen nagelneuen VW Polo, und stellte bereits nach den ersten Kilometern einen angenehmen Unterschied fest, der meine Liebe zum Trabi zumindest in bedenkliche Bahnen lenkte.

      Als ich den Wagen am Abend auf dem heimatlichen Parkplatz abstellte, straften mich die bösen Blicke meines Nachbarn, der gerade aus seinem angerosteten Ascona kletterte. Neidisch begleitete er jede meiner betonten Bewegungen. Hätte es sich um vertonte Bewegungen gehandelt, wären sie mit Sicherheit Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ gleichgekommen.

      Nachdem ich den Wagen abgeschlossen hatte, ließ ich im Weggehen zärtlich meine Hand übers Polodach ­gleiten. Die Wut fraß Felix fast auf. Ich fühlte mich für die Schmach am Morgen einigermaßen rehabilitiert.

      Am Freitagnachmittag musste ich den Polo zur Verleihfirma zurückbringen. Als ich aus der Haustür trat, rollte gerade mein Nachbar mit einem gebrauchten Golf an mir vorüber, wobei er mit einer arroganten Überheblichkeit seinen linken Arm hob, um mich derart auffallend zu grüßen, dass ich nicht umhinkam, es nicht zu bemerken.

      Ich blieb wie angewurzelt auf der letzten Stufe stehen und sah seinen Rücklichtern nach. Er parkte unweit von unserem Hauseingang. Schon beim Aussteigen versicherte er sich, dass ich ihm auch ja ausreichend Aufmerksamkeit widmen würde. Ich widmete sie ihm, denn ich platzte bald vor Neugier, was er wohl als Nächstes anstellen würde. Hämisch grinsend äffte er mein Dachstreicheln nach. Das war für mich der Gipfel der Geschmacklosigkeit, und ich schwor wütend Rache.

      Auf dem Parkplatz der Mietwagenfirma lachte mich ein fabrikneuer Golf an.

      „Den möchte ich für eine Woche haben!“, sagte ich zum Vermieter, der sofort geschäftstüchtig zum Vertrag griff.

      Mein Nachbar zitterte am ganzen Leib, als ich majestätisch vor unser Haus rollte. Ich grüßte ihn mit einem fetten Grinsen, wobei ich meinen linken Arm ausstreckte und dabei nicht vergaß, den Daumen abzuspreizen – super Wagen. Er begriff sofort den tieferen Sinn meines Zeichens und stieg wutschnaubend in seinen alten matt glänzenden Golf.

      Ein paar Tage später trafen wir uns zufällig im Treppenhaus. Er grüßte verdächtig freundlich und trug ein überlegenes Lächeln zur Schau.

      „Wie bist du denn mit deinem Golf so zufrieden?“, wollte er wissen.

      „Ein ganz fantastischer Wagen, wirklich, ich bin schwer beeindruckt.“

      „Das freut mich für dich“, heuchelte er und fügte in seiner unverschämt arroganten Art hinzu: „Weißt du, für mich ist ja der Golf etwas zu klein. Ja, ich bekomme regelrecht Platzangst in ihm.“

      „Aber, aber …“, stotterte ich, und er weidete sich an meiner Hilflosigkeit. „Du hast doch selbst einen …“

       Ich habe aber das größere Auto!“

      „Hatte, hatte, mein Lieber.“

      „Aber ich habe dich doch erst gestern Nachmittag damit wegfahren sehen.“

      „Richtig, aber nur um meinen neuen Wagen zu holen. Einen Passat, nagelneu, versteht sich.“

      Die Woche mit dem Golf war die Hölle. Nicht, dass ich mit dem Auto nicht zurechtgekommen wäre. Aber ich wurde das beklemmende Gefühl nicht los, wie bei einem Wettrennen, bei dem einem der größte Kontrahent stets zwei Schritte voraus ist.

      Tapfer harrte ich die Woche aus. Schon der Gedanke an den kommenden Montag trieb mir das Adrenalin durch meinen geschundenen Körper. Ich hatte mich bei der Mercedes-Niederlassung für eine C-Klasse vormerken lassen, natürlich nur als Mietwagen.

      Als ich mit dem Daimler vorfuhr, wusch Felix gerade seinen Passat. Ehe ich ausstieg, ließ ich die Fenster elektrisch hoch- und die automatische Antenne einfahren. Ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, schlug ich halb im Weggehen die Tür zu, blieb nach zehn Schritten stehen, als hätte ich etwas vergessen, drehte mich um und hielt den Autoschlüssel mit ausgestrecktem Arm zum Daimler hin. Vom zarten Knopfdruck, wie beim Fernzünder einer Sprengladung, hörte man deutlich das leise Surren der Zentralverriegelung. Oh, Wunderwerk der Technik!

      Die friedliche Ruhe der nächsten Tage war trügerisch. Felix Stürzler begegnete mir mit einer distanzierten Höflichkeit. Ich spürte bis unter die Haarwurzeln, dass sich etwas zusammenbraute. Das war auch der Grund, ­warum ich sofort wusste, wem der weiße Mercedes 300 SEL gehörte, der plötzlich vor unserem Haus parkte und der überhaupt nicht in unser Viertel passte.

      Eine graue Postkarte beendete unseren nachbarschaftlichen Wettstreit. Ich konnte meinen geliebten und vermissten Trabi aus der Werkstatt abholen und staunte nicht schlecht, als ich eine Polizeistreife vor unserem Haus stehen sah.

      Zwei Beamte mit dienststrengen Gesichtern traten gerade, meinen Nachbarn wohlbehütet in ihrer Mitte, aus der Haustür. Als er mich aus meinem Trabi steigen sah, sackte er ohnmächtig zwischen den uniformierten Beamten zusammen. Felix hatte seine Konten hoffnungslos überstrapaziert. Danach konnte er sich gerade mal einen gebrauchten Trabi leisten, und der war genau ein Jahr älter als meiner.

      Die Voranmeldung für den Mercedes 500 SEL sagte ich telefonisch ab!

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