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folgt mir bitte«, erwiderte der Butler.

      Er führte sie einen langen Gang hinab in einen großen Raum. Er glich keinem Wohnzimmer, in welchem sie jemals gewesen war. Es gab nicht einmal Stühle im Raum, aber es gab einen langen Tisch. »Ihr findet die anderen Damen am anderen Ende des Raums. Der Butler drehte sich um und ging, ließ Annalise zurück, um sich alleine durchzuschlagen. Der Mann war ziemlich unhöflich …

      Sie ging weiter hinein und konnte die entfernten Geräusche von Metall, das auf Metall knallte, hören, rasch gefolgt von weiblichem Lachen. Annalise neigte bei den Geräuschen ihren Kopf. Wie interessant … Sie beschleunigte ihren Schritt in die Richtung, wo sie es herkommen hörte. Nachdem sie um die Ecke kam, fand sie die Gründe für das Lachen. Estella war inmitten eines Fechtduells mit einer anderen Dame. Annalise hatte die andere Frau nie zuvor gesehen und konnte nicht sicher sein wer sie war, aber sie ahnte, dass es Lady Manchester war.

      »Genug«, erwiderte Estella nach einem weiteren Klappern der Florette. »Wenn wir das weitermachen, wird dein Ehemann kommen und uns beide verdreschen.«

      Die andere Dame entspannte ihren Fechtarm und rümpfte dann ihre Nase. »Das würde Garrick nicht wagen.«

      »Nein?« Estella hob eine Braue. »Er hat uns beide eine volle Stunde belehrt, bevor er zugestimmt hat uns fechten zu lassen. Ich bezweifle irgendwie, dass er es schätzen würde, wenn ich dich es übertreiben lasse.«

      »In Ordnung«, stimmte die Dame zu. »Garrick wäre verärgert. Aber ich denke es ist sicher zu sagen, dass dein Ehemann ihn niemals Hand an dich anlegen lassen würde.«

      »Das ist auch wahr.« Estellas Lachen hallte durch den Raum. Sie ging hinüber zu einem nahen Tisch und legte ihr Florett ab, nahm dann eine Teekanne zur Hand und goss etwas in eine Tasse. »Glaubst du dieser Tee ist noch warm?«

      »Ich weiß es nicht«, antwortete die Dame. »Aber es ist mir egal. Ich bin plötzlich am Verhungern.« Sie nahm ein Teegebäck und schob es praktisch in ihren Mund, schnappte dann die Teetasse aus Estellas Hand und trank den Inhalt. »Das ist unglaublich.«

      »Die Schwangerschaft macht komische Dinge mit einer Frau.«

      »Ich möchte nicht stören …« Annalise trat in Sicht. »Der Butler …«

      »Annalise«, rief Estella aus und eilte an ihre Seite, zog sie dann in eine Umarmung. »Du bist hier.« Sie trat zurück. »Bist du gerade erst angekommen?«

      Annalise wusste nicht recht, was sie davon halten sollte, dass ihre Stiefschwester mit der Gräfin focht—denn das musste sein, wer die andere Dame war. Sie schienen eine freundschaftliche Beziehung zu haben, die Annalise beneidete. Sie klebte ein Lächeln auf ihr Gesicht und nickte Estella zu. »Vor ein paar Momenten. Marrok ist bei mir, aber du weißt, wie er ist. Er musste ein wenig gehen, bevor er zur Ruhe kommen kann.«

      »Ich bin froh, dass er mit dir hier ist. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass du alleine reist«, sagte Estella. »Komm, lass mich dir Hannah vorstellen. Sie war ziemlich beschäftigt mit ihrem Tee und ihrem Gebäck, aber du musst ihre Unhöflichkeit verzeihen. Ein Baby auszutragen hat sie gelegentlich gefräßig gemacht.« Estella führte sie hinüber an die Seite der Dame. »Lady Manchester—Hannah, ich möchte dir meine Stiefschwester vorstellen, Lady Annalise Palmer.«

      Lady Manchester stellte ihre Teetasse ab und knickste. »Bitte verzeihen Sie mir«, sagte die betreffende Dame. »Was sie sagt ist wahr. Es überkommt mich oft und normalerweise ziemlich unerwartet.« Sie lächelte warm. »Es ist mir ein Vergnügen Sie kennenzulernen.«

      »Es freut mich ebenfalls Sie kennenzulernen.« Annalise lächelte die Frau an. »Und es gibt keinen Grund sich zu entschuldigen. Es ist Ihr Zuhause und Sie können innerhalb dessen Wände gerne tun, was sie möchten. Außerdem, falls ich jemals genug Glück haben werde ein Kind zu haben, hätte ich gerne, dass die Menschen meine Wünsche respektieren.«

      »Möchten Sie Tee?«

      Von den Bemerkungen ausgehend, die zuvor über den Tee gemacht wurden, musste er furchtbar sein. Annalise war gefangen zwischen unhöflich zu sein und kalten Tee zu sich zu nehmen. Das Gebäck sah ziemlich köstlich aus. Ihr Bauch knurrte bei diesem Gedanken. »Welche Art Kuchen ist das?«

      »Oh«, sagte Lady Manchester vergnügt. »Das sind Zitronentörtchen. Ich hatte schreckliche Gelüste nach diesen und der Koch war nett genug sie jeden Tag für mich zu machen.«

      »Erlauben Sie?« Annalise gestikulierte in deren Richtung. Sie wollte der Dame nicht ihren momentan liebsten Leckerbissen wegnehmen.

      »Bedienen Sie sich«, sagte sie und presste eine Hand auf ihren Bauch. »Ich fühle mich nicht gut. Ich denke ich werde mich für ein Weilchen hinlegen.«

      Annalise nahm eines der Törtchen und nahm einen Bissen davon. Der Zitronenkuchen war süß und säuerlich—absolut köstlich. Sie konnte verstehen, warum Lady Manchester diese jeden Tag verschlang. Sie passten wahrscheinlich auch gut zum Tee. Sie starrte den Tee an und erwog eine kalte Tasse einzuschenken, verwarf die Idee gleich wieder. Sie war nicht so durstig …

      »Geh«, insistierte Estella. »Wir werden später mehr Zeit miteinander verbringen können.«

      Lady Manchester nickte und verließ den Raum, ließ Estella und Annalise allein. Estella wandte sich ihr zu und sagte: »Bist du müde?«

      »Ein bisschen«, gab Annalise zu. Nun, da sie sich mit Estella getroffen hatte, hatte sich ihre Nervosität aufgelöst. Sie konnte sich endlich entspannen und vielleicht ein kleines Schläfchen machen. Es würde ihr helfen sich von ihrer Reise zu erholen.

      »Komm«, sagte Estella. »Ich bringe dich zu deinem Zimmer und später können wir alles besprechen.«

      Annalise lächelte ihre Stiefschwester an. Sie gingen zusammen aus dem großen Raum. Der Gang war noch immer lang und der Treppenaufgang ebenfalls. Die Wanderung zu ihrem zugeteilten Zimmer war länger, als sie dachte. Sie erreichten es endlich und Estella umarmte sie wieder. »Es ist gut dich zu sehen. Danke, dass du gekommen bist, um mich zu besuchen.«

      »Es gibt keinen Ort, an dem ich lieber wäre.«

      Estella trat zurück und ließ sie allein. Annalise schloss die Tür hinter sich und legte sich dann auf das Bett. Sie schloss ihre Augen und fand Schlaf, bevor sie bemerkte, dass sie aufgehört hatte nachzudenken.

      KAPITEL ZWEI

      Ryan Simms, der Marquess of Cinderbury, starrte von oben auf seinem Pferd Octavius auf das Manchester Castle. Der Hengst schnaubte, wieherte dann, während er seine Mähne schüttelte. Der Ritt von London hatte länger gedauert, als er erwartet hatte. Der Hauptgrund war, weil er sein Pferd nicht überanstrengen wollte und er sich weigerte ihn in der Obhut von irgendjemand anderem zu lassen. Also bedeutete das oft anzuhalten, um Octavius ausruhen zu lassen. Es war gut, dass er schließlich angekommen war, so dass er selbst nach seiner Cousine sehen konnte. Er fühlte sich für ihr Wohlergehen verantwortlich und hatte gehofft früher einzuschreiten. Ihr Stiefvater war ein böser Mann. Er erinnerte Ryan an seine Stiefmutter, aber sogar sie war nicht so grausam wie der Duke of Wolfton gewesen.

      Sein Großvater hatte sich geweigert einzuschreiten. Der Duke of Ashthorne hatte geglaubt, dass es Estella in der Obhut ihres Stiefvaters besser hätte. Ryan war nicht sicher, ob es die Mentalität des Herzog-Klubs war, oder ob sein Großvater ein wenig Gleiches mit Gleichem in Bezug auf den Duke of Wolfton anerkannte. Wie dem auch sei, er konnte nicht auf die Gutmütigkeit seines Großvaters einwirken, weil der miese Bastard keine hatte. Oh, er hatte Ryan aus den Fängen seiner Steifmutter gerettet; jedoch war das nicht aus der Güte seines Herzens gewesen. Ashthorne hatte erkannt, dass Ryan sein Erbe sein würde, und er hatte sichergehen wollen, dass er nicht nur überlebte, sondern angemessen von ihm ausgebildet wurde.

      Jede Sekunde, die er auf dem Anwesen des Herzogs verbracht hatte, war eine puren Elends gewesen. Es hätte Ryans Herz sogar noch mehr verhärten sollen. Es hatte jedoch das Gegenteil bewirkt—es hatte ihm eine Bestimmung gegeben. Hoffnung, wenn es keine gab, und als er schließlich seine Volljährigkeit erreicht hatte, war er gegangen. Hatte das Bisschen genommen, das von seinem Erbe übriggeblieben war—was Lady Penelope nicht anrühren konnte—und

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