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      LAURIE PENNY, 1986 in London geboren, Studium in Oxford, Nieman Fellowship in Harvard, lebt als Journalistin und Autorin in Großbritannien, hin und wieder in den USA. Sie schreibt u. a. für den Guardian, die New York Times, den New Statesman und für New Inquiry.

      Ihre Bücher Fleischmarkt (2012), Unsagbare Dinge (2015), Babys machen & andere Storys (2016) und Bitch Doktrin (2017) machten Penny zur Ikone des jungen Feminismus.

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      Die Originalausgabe des vorliegenden Buches

      erschien unter dem Titel

      Unspeakable Things. Sex, Lies and Revolution bei Bloomsbury, London 2014. © Laurie Penny 2014

      Diese Übersetzung von Unspeakable Things

      wurde von Laurie Penny in Übereinstimmung

      mit Bloomsbury Publishing Plc publiziert.

      Edition Nautilus GmbH

      Schützenstraße 49 a · D-22761 Hamburg

       www.edition-nautilus.de

      Alle Rechte vorbehalten · © Edition Nautilus 2014

      Deutsche Erstausgabe Februar 2015

      Umschlaggestaltung: www.majabechert.de

      Porträt der Autorin: Jon Cartwright

      ePub ISBN 978-3-86438-173-7

       Inhalt

       Einleitung

       1Abgefuckte Mächen

       2Verlorene Jungs

       3Antiklimax

       4Cybersexismus

       5Liebe und Lügen

       Nachwort

       Anmerkungen

       Danksagung

       Bibliografie

      Für Roz Kaveney

      und

      für G. E. B. und E. K. P.

      »Halt mal meine Tasche, ich kämpfe mit der Engelsgestalt, die wie eine Henne in der Ecke meines Lebens nistet.

      Sie beugt sich zu mir und lächelt mich geziert an – willst du dich denn nie ändern, Mädchen?

      Du kannst diese merkwürdige Welt nicht ändern. Warum nicht Ehefrau sein?«

      Sophia Blackwell, »Wrestling the Angel«,

       Into Temptation

      »Fuck heroes, fight now«

      Graffiti, Athen 2011

       Einleitung

      Dies ist kein Märchen.

      Dies ist eine Geschichte darüber, wie Sex, Geld und Macht Mauern um unsere Fantasie errichten. Sie handelt davon, wie unser Geschlecht unseren Träumen Zügel anlegt. Die wichtigsten politischen Schlachten der Menschheitsgeschichte wurden auf dem Gebiet der Fantasie geschlagen, und welche Geschichten wir uns zu erzählen erlauben, hängt davon ab, was wir uns vorstellen können.

      Wie jede unterdrückte Klasse lernen Frauen, den eigenen Zorn zu fürchten. Unser Zorn ist furchterregend, und das hat seinen Grund. Wir wissen, wenn er sich je Bahn brechen sollte, werden wir womöglich verletzt oder, schlimmer noch, verlassen – ein zuverlässiges Maß für soziale Privilegiertheit ist, wie viel Zorn man äußern kann, ohne einen Rauswurf, Verhaftung oder soziale Ächtung fürchten zu müssen. Deshalb schlucken wir unseren Zorn hinunter, bis er wie verdorbenes Essen in uns gärt und uns krank macht.

      Dies ist ein feministisches Buch. Es ist keine heitere Anleitung für den Umgang mit dem modernen Patriarchat, Augenzwinkern, Daumen hoch. Es ist kein kuscheliges Wohlfühlbuch über Sex, Shopping und Schuhe. So etwas kann ich gar nicht schreiben. Ich kann mir für euch kein Lächeln abringen. Als Leitfaden zum Glück in einer abgefuckten Welt taugt dieses Buch nicht.

      Es ist aber auch keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern eine Polemik, gestützt auf Studien, Erfahrungen und Jahre des Schreibens und des politischen Agitierens in der queeren und feministischen Szene in Großbritannien, den USA und im Netz. Ich habe genug Frauen kennengelernt, die an den Pranger gestellt wurden, weil sie offen über Vergewaltigung gesprochen, die mit dem Tode bedroht wurden, weil sie eine Abtreibung vorgenommen hatten; genug Männer, die mit Schlägen und Schikane in den Selbstmord getrieben wurden, weil sie nicht straight genug auftraten; genug Menschen beider Geschlechter, die daran verzweifelten, dass sie einem stereotypen Erfolgsideal nicht gerecht werden konnten, obwohl sie es sich doch nie ausgesucht hatten.

      Dieses Buch handelt von Liebe und Sex in Zeiten staatlicher Sparmaßnahmen, von Gender und Neoliberalismus. Der Begriff »Neoliberalismus« bezeichnet den Versuch, Gesellschaft und Staat auf der Basis »des Marktes« zu organisieren. Der Neoliberalismus betrachtet die Logik der Wirtschaft und des Geldes als die optimale Determinante für menschliches Glück. Man könne den Menschen nicht trauen, so heißt es, daher müsse der Markt diktieren, was die Menschen wollen. Jede Kategorie menschlicher Interaktion – von der öffentlichen Hand bis hin zum intimsten Liebesund Lustabenteuer – müsse wie ein Markt funktionieren, mit eingebauten Wettbewerbsmechanismen und einer Kostenkontrolle. Alle persönlichen Entscheidungen, auch demokratische, seien der Logik des Marktes zu unterwerfen – sogar das Fleisch lässt sich zum Zwecke der Gewinnoptimierung modifizieren.

      Das sei Freiheit, erklärt man uns. Der Neoliberalismus errichtet, um mit den Worten David Friedmans zu sprechen, ein »Räderwerk der Freiheit«, in dem Menschen in erster Linie ökonomische Wesen sind.1 Alles, was wir tun, habe der »Nutzenmaximierung« zu dienen, sei es in einer Beziehung, im Beruf oder im sozialen Umgang. Das Selbst sei nur ein unternehmerisches Projekt, der Körper nur menschliches Kapital, eine Ansammlung von Ressourcen – Gehirn, Brüste, Bizeps –, die der Generierung von Einkommen dienen können.

      Das betrifft alle – am meisten aber Frauen. Frauen verrichten häufiger als Männer Arbeit, die gesellschaftlich notwendig, aber gering oder gar nicht bezahlt ist, und sie sind auch häufiger auf staatliche Hilfe und Fürsorge angewiesen. In der angeblich freieren und gleichberechtigteren Welt arbeiten Frauen am Ende mehr für weniger Lohn und stehen stärker unter Druck, Gendernormen zu entsprechen.

      Der Neoliberalismus rühmt »Karrierefrauen« und verunglimpft arme Frauen, Women of Colour, Sexarbeiterinnen und alleinstehende Mütter als Schmarotzer, Schlampen und Schwindler. Die »Karrierefrau« ist die neoliberale Heldin:

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