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Hin und wieder nippte er an seinem Kaffee, während er in die Leere starrte.

      Mackenzie fand den nächstbesten Parkplatz und stieg aus. Der Mann drehte sich zu ihr, lächelte und drückte sich dann vom Wagen weg.

      „Agent White?“, fragte er.

      „Das bin ich“, sagte Mackenzie.

      „Wie schön, dich kennen zu lernen. Ryan Webber, zu Diensten.“

      Als sie sich mit Handschlag begrüßten, bemerkte Mackenzie, dass sein Lächeln sie etwas abschreckte. Sein Blick hielt ihr Gesicht fest und sein breites Grinsen erinnerte sie an Heath Ledgers Joker-Portrait. Webber schien Ende zwanzig zu sein, genau wie sie. Er wirkte geschniegelt, sein dunkles Haar passte zum Schnitt des Anzugs im FBI-Stil. Er war zurechtgemacht und spielte seine Agenten-Rolle gut. Ja, er schien das perfekte Abbild der männlichen Agenten zu sein, die man üblicherweise im Fernsehen zu sehen bekam.

      „Sorry“, sagte Webber. „Ich sollte das vermutlich gleich loswerden: Ich bewundere dich unheimlich und verfolgte deine Karriere schon bevor du zum FBI gewechselt bist. Der Vogelscheuchen-Killer … alles. Ich hatte an der Akademie eine Gruppe von Freunden und … naja, du warst wie eine Art Rockstar für uns. Und als du zum FBI beordert wurdest, hatten wir auch das Gefühl, es schaffen zu können. Weißt du, was ich meine?“

      Mackenzie spürte, wie sie rot wurde, aber sie kämpfte dagegen an. Manchmal vergaß sie, wie bekannt sie mit manchen ihren Fällen geworden war. Ganz zu schweigen von ihrem eher unorthodoxen Einstieg beim FBI, der definitiv bewundernswert war.

      „Nun, das weiß ich zu schätzen. Und ja, ich hatte großes Glück. Aber das ist alles Schnee von gestern. Heute bin ich wie jeder andere Agent. Dieselbe Arbeitsmenge, dieselben Regeln, dasselbe Leben. Verheiratet, ein Kind.“

      „Wow. Du hast Kinder?“ Er schien es kaum glauben zu können. Mackenzie war sich nicht sicher, warum er wie ein Kind aussah, der gerade die Wahrheit über den Weihnachtsmann herausgefunden hatte.

      „Bisher nur das eine.“ Die Unterhaltung schien eine seltsame Richtung anzunehmen, also sah sie an ihm vorbei zum Parkplatz. „Ist das der Tatort?“

      „Genau“, sagte er. „Hast du Zugang zu allen Fallakten bekommen?“

      „Das habe ich“, antwortete sie.

      Webber öffnete die Fahrertür seines Wagens und zog ein iPad aus der Mittelkonsole. Er öffnete die digitalen Kopien der Unterlagen – dieselben, die Mackenzie am Abend zuvor gelesen hatte – und ging auf den Parkplatz zu.

      „Gibt es Neuigkeiten? Oder vergrabene Infos, die die offiziellen Akten nicht beinhalteten?“, fragte Mackenzie.

      „Nun, ich weiß, dass die Akten indizieren, dass sie vermutlich nicht ausgeraubt wurde. Wir haben jetzt die Info, dass das definitiv nicht der Fall war. Wir haben ihre Bankkonten und Kreditkarten durchleuchtet, um sicherzugehen, dass in ihrer Handtasche nichts fehlte. Es hat außerdem keine Geldabhebungen oder anderweitig verdächtigen Aktivitäten bezüglich ihrer Sozialversicherungsnummer oder anderen Kontoinformationen gegeben. Wenn sie also ausgeraubt worden war, hält der Killer an seinem Diebstahl fest.“

      „Genau wie in Portland?“

      „Scheint so“, sagte Webber. „Es gab keine Anzeichen dafür, dass Amy Hill etwas abhandengekommen ist und auch ihre Kontodaten sind unverdächtig.“

      „Hattest du bereits die Möglichkeit, dir die Leiche anzusehen?“

      „Nein, noch nicht. Wir haben erst gestern spätnachmittags das Okay vom Gerichtsmediziner gekriegt. Aber ich denke, dass uns die Fotos vom Tatort alles sagen, was wir wissen müssen.“

      „Ja. Und ich denke, dass die Vermutung stimmt, dass ein Hammer als Tatwaffe verwendet wurde.“

      „Ah, aber es gibt nun Beweise, dass das erste Opfer mit einem Eichenast angegriffen wurde.“

      „Das klingt … wahllos.“

      „Das dachte ich auch. Aber die Beweise sind da. Risse in der Haut, die beim zweiten Opfer nicht zu erkennen sind und Holzspuren in den Wunden, die sich als Eiche herausstellten. Oh, hey – gestern Abend haben wir eine Überwachungskamera gefunden, eineinhalb Häuserblöcke weiter, die eine vermummte Person bei der Verfolgung unseres Opfers zeigt. Ich habe einen Blick auf die Aufnahmen geworfen und sie geben leider nicht viel her. Eine Person in einer Regenjacke mit Mütze bekleidet, die Ms. Torres von ihrem Arbeitsplatz, dem Imbiss, bis hierher zum Parkhaus gefolgt ist. Was mich angeht, gibt es keinen Zweifel, dass es sich bei der vermummten Person um den Mörder handelt, aber das Video gibt nicht mehr her als die verdammte Regenjacke.“

      Mackenzie war leicht irritiert, dass all diese Informationen in den Unterlagen, die sie erhalten hatte, fehlten. Aber ihr war bewusst, dass das Büro nichts für spontan entdeckte Fakten konnte.

      „Wer hat die Aufnahmen gemacht?“

      „Sie stammen aus einem Pfandleihhaus. Der Besitzer scheint ziemlich cool zu sein. Er meinte, ich kann erneut vorbeikommen, wenn nötig, aber das Büro hat auch bereits eine Kopie der Überwachungsaufnahmen vorliegen.“

      Mackenzie ging um Webbers Crown Vic herum und betrachtete den Parkplatz. „Weiß man, wie lange ihr Wagen hier war, bis er bewegt wurde?“, fragte sie.

      „Die Stadt hat ihn gestern abgeschleppt. Die Forensiker haben ihn davor jedoch gründlich durchsucht. Der einzige, erwähnenswerte Fund war Torres‘ Blut am Türrahmen.“

      Mackenzie beäugte den leeren Platz. Außer einigen alten Ölflecken und Zigarettenstummeln konnte sie nichts sehen. Kein Blut, keine Haare oder Fasern.

      „Wir haben im Büro Zugang zur Videoüberwachung, nicht wahr?“

      „Ja, und die upgedateten Fallakten. Wie du bestimmt weißt, kommen viele Infos erst nach Feierabend rein. Ich weiß nicht, wie aktuell die Infos waren, die du erhalten hast.“

      Das breite Grinsen war zurück. Und obwohl er sie keinesfalls begaffte, betrachtete er sie doch mit undurchdringlichem Blick. Er ertappte sich dabei und schien eine Art Fluchtreflex abzuschütteln. Er schüttelte den Kopf, als wolle er sich einen klaren Kopf verschaffen.

      „Tut mir leid. Ich … ähm, ich versuche immer noch, die Tatsache zu akzeptieren, dass du hier bist. Und ich mit dir arbeiten darf.“

      „Es ist keine große Sache“, sagte Mackenzie. „Glaub mir.“

      „Bescheiden. Ich verstehe. Aber ob es dir gefällt oder nicht – du bist eine Art Legende für all diejenigen, die in den letzten drei Jahren auf der Akademie waren.“

      Seine Worte schmeichelten ihr. Egal, wie bescheiden jemand auch sein mochte, war es immer schön, positive Dinge über sich selbst zu hören. Es war auf jeden Fall ermutigend. Aber sie fühlte sich definitiv nicht wie eine Legende. Wenn Webber ihre Selbstzweifel oder Ängste, die immerzu in ihrem Herzen weilten, kennen würde, hätte er ein anderes Bild von ihr. Das war ihr Hauptgrund, ihn davon abzuhalten, ihr Loblied zu singen und stattdessen die Klappe zu halten.

      „Ich würde gerne sehen, wo die Person auf dem Überwachsungsvideo gelaufen ist“, sagte sie.

      „Sicher. Sollen wir fahren oder gehen? Es sind nur zwei Blocks.“

      „Dann laufen wir.“

      Webber schien kein Problem damit zu haben und entschied, mit seinem Wagen weiterhin den Tatort abzuschirmen. Die Agenten verließen das Parkhaus und traten hinaus ins Tageslicht. Webber brachte sie zum Pfandleihhaus, wo die Überwachungskamera positioniert war, die die Person in Regenjacke aufgenommen hatte.

      Der Laden war zu so früher Stunde noch geschlossen, aber Mackenzie schien das nicht zu stören. Um ehrlich zu sein, würde sie das Video viel lieber an einem Laptop anschauen, den sie kontrollierte, statt im Pfandleihhaus, wo der Besitzer sich mit seinen Geräten besser auskannte als sie.

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