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die schon ein paar Jahre lang nicht benutzt worden. Es könnte also ein wenig dauern, bis sie wieder funktionieren.“

      Auf diese Worte folgte ein weiterer lauter Knall, der Lacey zwar zuerst erschreckte, ihr aber – jetzt, wo sie die Ursache dafür kannte – keine Angst mehr einjagte, sondern sie stattdessen sogar zum Lachen brachte.

      Ivan kam die Kellertreppe herauf.

      „Soweit ist alles okay. Ich hoffe nur, dass die Rohre bald gerichtet werden können“, meinte er verdrießlich.

      Lacey schüttelte den Kopf. „Ich finde so etwas macht ein altes Haus wie dieses nur noch charmanter,“

      „Dann können Sie von mir aus so in dem Haus wohnen bleiben wie nötig“, sagte er. „Ich halte aber die Ohren offen und gebe Ihnen Bescheid, wenn eines der Hotels ein Zimmer für Sie frei hat.“ Dann fragte er mit dem für ihn typischen schüchternen Lächeln: „Sind zehn Pfund pro Nacht für sie okay?“

      Lacey zog die Augenbrauen hoch. „Zehn Pfund – das sind doch ungefähr 12 Dollar?“

      „Ist Ihnen das zu viel?“ fragte Ivan mit inzwischen vor Verlegenheit flammend roten Backen. „Wie wäre es dann mit fünf Pfund?“

      „Nein, zehn Pfund sind zu wenig!“ rief Lacey, die sich durchaus bewusst war, dass sie ihn gerade hinauf statt hinunter handelte. Doch das Haus zu dem lächerlich niedrigen Preis, den er verlangte, zu mieten käme ihr fast so vor wie Diebstahl. Und Lacey würde den Teufel tun und diesen furchtbar netten, unbeholfenen Mann, der sie vor ihrem Malheur mit dem fehlenden Zimmer bewahrt hatte, über den Tisch ziehen.

      „Das Haus ist historisch und hat zwei Schlafzimmer. Es eignet sich ideal für Familien. Und nach einem gründlichen Hausputz können Sie es bestimmt für ein paar hundert Pfund pro Nacht vermieten.“

      Ivan war so verlegen, dass er nicht wusste, wo er hinsehen sollte. Über Geld zu sprechen bereitete ihm sichtlich Unbehagen, was ihn in Laceys Augen nicht gerade dazu befähigte, ausgerechnet als Geschäftsmann tätig zu sein. Sie hoffte nur, dass seine Mieter ihn nicht andauernd über den Tisch zogen.

      „Dann sagen wir eben fünfzehn Pfund pro Nacht,“ schlug Ivan vor. „Und ich schicke Ihnen jemand zum Saubermachen vorbei.“

      „Zwanzig Pfund“, antwortete Lacey. „Und das Saubermachen übernehme ich selbst.“ Sie grinste und streckte ihm ihre Hand entgegen. „Jetzt brauche ich nur noch den Schlüssel. Ich lasse kein „Nein“ gelten.“.

      Inzwischen erstreckte sich das verlegene Rot auf Ivans Wangen schon bis zu seinen Ohren und über seinen Hals. Zur Bestätigung ihres Deals nickte er nur und legte den bronzenen Schlüssel in Laceys ausgestreckte Hand.

      „Meine Telefonnummer steht auf meiner Visitenkarte. Rufen Sie mich an falls irgendetwas am Haus nicht funktioniert – oder besser: wenn etwas nicht funktioniert.“

      „Danke“, sagte Lacey, die ihm tatsächlich sehr dankbar war, mit einem leisen Kichern.

      Ivan machte sich auf den Weg.

      Endlich allein ging Lacey wieder nach oben, um ihre Erkundungstour fortzusetzen. Das Elternschlafzimmer lag nach vorne hinaus und verfügte über Meerblick und einen Balkon. Auch dieses Zimmer mit seinem großen, aus dunklem Eichenholz gefertigten Bett, das auf vier soliden Pfosten stand und dem dazu passenden riesigen Kleiderschrank, der aussah als wäre er der Eingang in das fiktive Land Narnia, hätte jedem Museum Ehre gemacht. Das zweite Schlafzimmer lag auf der Rückseite des Hauses und damit auf den Garten hinaus. Badezimmer und Toilette waren getrennt, wobei die Toilette nicht viel größer als ein Schrank war. Das Badezimmer bestand mehr oder weniger nur aus einer auf bronzenen Füßen stehenden, weißen Badewanne mit hoher Rückenlehne und einer Abdeckung über ihrem unteren Teil. Es gab keine extra Dusche, sondern nur eine Duschvorrichtung in der Wanne.

      Wieder zurück im Elternschlafzimmer ließ Lacey sich aufs Bett fallen. In diesem Moment kam sie endlich einmal dazu, über den zurückliegenden, ziemlich ereignisreichen Tag nachzudenken und merkte erst jetzt, wie erledigt sie war. Heute Morgen war sie noch eine seit vierzehn Jahren verheiratete Frau gewesen. Inzwischen war sie alleinstehend. Heute Morgen war sie noch eine vielbeschäftigte New Yorker Geschäftsfrau gewesen. Und nun saß sie hier, in einem auf einer Klippe stehenden Landhaus in England. Wie aufregend das alles war! Und wie spannend! Noch nie zuvor in ihrem ganzen Leben hatte sie etwas getan, das so viel Mut erforderte – und es fühlte sich einfach grandios an!

      Die Rohre gaben wieder einmal einen lauten Knall von sich, was Lacey erst einmal zu einem erschreckten Quietschen veranlasste. Doch nur einen Augenblick später lachte sie bereits laut über ihre Schreckhaftigkeit.

      Sie legte sich zurück, so dass sie zu dem über dem Bett angebrachten Baldachin hinaufsah und lauschte dem Rauschen der Wellen, die sich an dem Kliff brachen. Dieses Geräusch versetzte sie in ihren Gedanken wieder in ihre Kindheit zurück, denn sie hatte schon damals davon geträumt, einmal am Meer zu leben. Heute kam es ihr seltsam vor, dass dieser Traum so lange verschüttet gewesen war. Wenn sie nicht nach Wilfordshire zurückgekommen wäre, wäre der Traum dann komplett in Vergessenheit geraten? Inzwischen fragte sie sich, ob da noch andere verschüttete Erinnerungen waren, die nur darauf warteten, während ihres Aufenthalts hier wieder ans Licht zu kommen. Vielleicht würde sie morgen früh, gleich nach dem Aufstehen, eine Erkundungstour durch den Ort unternehmen und sehen, welche Erinnerungen dabei zu Tage kommen würden.

      KAPITEL DREI

      Lacey wurde von einem seltsamen Geräusch geweckt.

      Zwar saß sie sofort aufrecht im Bett, wusste aber nicht gleich, wo sie sich befand, nicht zuletzt, weil der Lichtstrahl, der durch einen Spalt im Vorhang ins Zimmer drang, ziemlich dünn war. So dauerte es ein paar Sekunden, bis ihr bewusstwurde, dass sie sich nicht in ihrem Apartment in New York befand, sondern in einem steinernen Cottage, das auf den Klippen des Ortes Wilfordshire, England, stand.

      Da war das Geräusch wieder. Dieses Mal handelte es sich nicht um ein Klappern in den Rohren, aber trotzdem hörte es sich an wie etwas ganz Grundlegendes, ja irgendwie fast Animalisches. Mit einem schlaftrunkenen Blick auf ihr Handy stellte sie fest, dass es hier 5 Uhr morgens war. Seufzend hievte sie ihren geräderten Körper aus dem Bett. Der Jetlag machte sich bei jedem ihrer schwerfälligen Schritte, die sie in Richtung des Balkons machte, um die Vorhänge aufziehen zu können, bemerkbar. Als sie die Vorhänge geöffnet hatte, sah sie nur bis zu dem Punkt, an dem die Klippe zum Meer hin abfiel und dahinter kam schon der Ozean, der sich bis zu einem wolkenlosen, langsam hell werdenden und dabei schon erkennbar makellos blauen Horizont. Obwohl auf dem Rasen vor dem Haus kein tierischer Krachmacher zu sehen war, war das Geräusch noch da. Wenigstens konnte Lacey inzwischen ausmachen, dass es von der hinteren Seite des Hauses kam.

      In dem Kleid, das sie noch in der letzten Minute vor ihrem Abflug am Flughafen erstanden hatte, trottete Lacey die unter ihren Schritten quietschende Treppe hinunter, um zu erkunden woher das Geräusch kam. Sie marschierte ohne zu zögern direkt zur Rückseite des Hauses, deren großes Fenster und Fenstertüren ihr einen guten Blick auf den Rasen hinter dem Haus ermöglichten. Und tatsächlich konnte sie von dort aus den Ursprung des Geräusches erkennen.

      In ihrem Garten graste eine ganze Schafherde.

      Lacey zwinkerte ungläubig. Das waren bestimmt mindestens fünfzehn Schafe! Oder zwanzig, Oder sogar noch mehr!

      Sie rieb sich die Augen, doch als sie sie wieder öffnete, waren die flauschigen Gesellen immer noch da und hielten sich genüsslich an ihrem Gras schädlich. Dann hob eines der Tiere seinen Kopf.

      So kam es, dass Lacey und das Schaf sich in die Augen sahen, ja sozusagen sogar versuchten, sich gegenseitig niederzustarren, bis das Schaf schließlich aufgab und ein langes, klagendes Blöken von sich gab.

      Lacey musste unwillkürlich kichern. Sie konnte sich keine bessere Art vorstellen, ihr neues Leben ND zu beginnen. Plötzlich fühlte sich ihr Aufenthalt hier in Wilfordshire weniger

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