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war, wieder über seinen schneeweißen Schmerbauch zu ziehen. Lacey tat höflich so, als hätte sie nichts davon bemerkt.

      „Danke für die schnelle Reparatur“, sagte Lacey, die wirklich dankbar dafür war, in Ivan einen Vermieter zu haben, der alle an ihrem Haus anfallenden Reparaturen – und davon hatte es schon eine Menge gegeben – zuverlässig und schnell erledigte. Doch inzwischen wurde es ihr schon ein wenig peinlich, dass sie ihn so oft zu sich ins Crag Cottage zitierte, denn der Weg auf die Klippe hinauf war ziemlich steil und Ivan war auch nicht mehr der Jüngste.

      „Kann ich Ihnen etwas zum Trinken anbieten?“, fragte sie ihn deswegen. „Tee? Oder ein Bier?“

      Zwar wusste sie bereits im Voraus, dass Ivan ihr Angebot ausschlagen würde, denn er war schüchtern und schien sich auf keinen Fall aufdrängen zu wollen. Aber sie fragte ihn trotzdem jedes Mal, wenn er bei ihr war, ob sie ihm etwas anbieten konnte.

      Er kicherte. „Nein, Lacey, es ist schon okay so. Denn ich muss mich heute Abend noch um meinen Bürokram kümmern. Wie heißt das schöne, alte Sprichwort: es gibt keine Ruhe für die Schuldigen.“

      „Da sagen Sie was“ antwortete sie. „Ich war schon um fünf Uhr heute Morgen im Laden und bin erst um acht Uhr abends wieder nach Hause gekommen.“

      van hob erstaunt seine Augenbrauen. „Im Laden?“

      „Oh“, sagte Lacey ebenfalls überrascht. „Ich dachte ich hätte Ihnen schon als Sie da waren, um die Rohre durchzuspülen erzählt, dass ich dabei bin, hier in der Stadt einen Antiquitätenladen aufzumachen. Ich habe den leerstehenden Laden von Stephen und Martha gemietet – Sie wissen schon, den, in dem bis vor Kurzem ein Geschäft für Haus- und Gartenbedarf war.“

      Ivan wirkte wirklich ziemlich erstaunt. „Ich dachte Sie wären nur hier, um Urlaub zu machen!“

      „Das war ich eigentlich auch. Aber dann habe ich beschlossen hierzubleiben. Aber nicht unbedingt hier in diesem Haus. Wenn Sie es anderweitig brauchen, dann suche ich mir natürlich etwas Neues.“

      „Von mir aus müssen Sie das nicht tun; ich bin ja froh, dass Sie hier wohnen“, meinte Ivan, der tatsächlich ziemlich erfreut aussah. „Bleiben Sie ruhig hier wohnen, so lange Sie wollen. Oder stört es Sie, dass ich das Haus herrichte während Sie darin wohnen?“

      „Das ist okay für mich“, antwortete Lacey. “Sonst wäre es fast ein bisschen einsam hier geworden.“

      Und das entsprach den Tatsachen. Denn das Einzige, das sie aus ihrem alten Leben in New York vermisste, war nicht die Stadt selbst oder ihre Wohnung oder die ihr vertraute Umgebung, sondern die Menschen, die sie dort zurückgelassen hatte.

      „Vielleicht sollte ich mir einen Hund zulegen“, meinte sie kichernd.

      „Dann gehe ich davon aus, dass Sie Ihre Nachbarin noch nicht kennengelernt haben“ meinte Ivan. „Sie ist eine sehr nette Dame. Exzentrisch. Sie hat einen Collie, der ihre Schafe hütet.“

      „Ihre Schafe kenne ich schon“, erzählte Lacey. „Die kommen nämlich in meinen Garten rüber.“

      „Oh, dann ist da wohl ein Loch im Zaun. Ich repariere das. Aber Ihre Nachbarin trinkt bestimmt gerne einmal einen Tee mit Ihnen. Oder ein Bier“, sagte Ivan mit dem für ihn typischen väterlichen Zwinkern, das sie immer an ihren Vater erinnerte.

      „Ist das wahr? Wird sie sich nicht eher gestört fühlen, wenn da plötzlich irgendeine dahergelaufene Amerikanerin vor ihrer Tür steht?“

      „Gina doch nicht! Sie wird begeistert sein! Gehen Sie ruhig rüber und klopfen an ihre Tür. Ich verspreche Ihnen, dass sie es nicht bereuen werden.“

      Dann machte sich Ivan auf den Heimweg und Lacey tat wie er ihr geheißen hatte und ging zum Haus ihrer Nachbarin hinüber. Wobei das Wort „Nachbarin“ nur im weiteren Sinne zutraf, denn besagtes Nachbarhaus lag einen mindestens fünf Minuten langen Fußweg von Laceys Haus entfernt.

      Schließlich stand sie vor dem Landhaus, das einmal davon abgesehen, dass es nur es nur eine Ebene hatte, dem ihren ähnelte und klopfte an dessen Tür. Gleich danach hörte sie von der anderen Seite derselben Geräusche, die zum einen vom Herumwuseln eines Hundes und zum anderen von einer Frau kamen, die versuchte, diesen zu beruhigen.

      Dann wurde die Tür einen breiten Spalt weit geöffnet. Aus diesem Spalt sah ihr eine Frau mit langem, grauem, gewelltem Haar entgegen, die trotz ihres Alters von wohl über sechzig Jahren eher aussah wie ein Kind. Sie trug eine lachsfarbene Wolljacke und einen bodenlangen, mit Blumen bedruckten Rock. Zu ihren Füßen konnte Lacey die Schnauze eines schwarzweißen Border Collies sehen, der mit aller Macht versuchte, sich an der Frau vorbei zu drängen.

      „Aus dem Weg, Boudicca“, rief die Frau.

      „Boudicca?“, fragte Lacey. „Was für ein interessanter Name für einen Hund.“

      „Sie ist nach der rachsüchtigen, heidnischen, Kriegerkönigin benannt, die sich gegen die Römer aufgelehnt und London niedergebrannt hat. Was kann ich für Sie tun, meine Liebe?“

      Lacey konnte die Frau auf Anhieb gut leiden. „Mein Name ist Lacey. Ich wohne nebenan und wollte mich Ihnen jetzt, wo ich wahrscheinlich länger hierbleiben werde, kurz vorstellen.“

      „Sie wohnen nebenan? Im Crag Cottage?“

      „Das stimmt.“

      Die Frau begann übers ganze Gesicht zu strahlen, riss ihre Tür ganz auf und öffnete gleichzeitig ihre Arme, um Lacey zu umarmen. Dies stachelte Boudicca an, weiter wild herumzuspringen und zu bellen. „Ich heiße Georgina Vickers. Meine Familie nennt mich George, aber für meine Freunde bin ich Gina.”

      „Und wie nennen Sie Ihre Nachbarn?“ fragte Lacey scherzhaft, als sie die Frau endlich aus ihrer innigen Umarmung entließ.

      „Sagen Sie Gina zu mir, wenn‘s recht ist.“ Die Frau nahm Laceys bei der Hand und zog an dieser. „Und jetzt rein mit Ihnen. Kommen Sie rein! Kommen Sie rein! Ich setze Wasser auf.“

      Ohne eine Chance, der Frau zu widersprechen, wurde Lacey ins Innere des Häuschens hineingezogen.

      Und obwohl sie dies zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, würde sie den Satz „Ich setze Wasser auf“, noch sehr oft zu hören bekommen.

      „Ist das denn zu glauben, Boo – wir haben endlich wieder einen Nachbarn!“, sagte die Frau während sie ihren Flur, der eine ziemlich niedrige Decke hatte, entlangging.

      Lacey folgte der Frau in deren Küche. Diese war etwa halb so groß wie ihre und mit dunkelroten Fliesen ausgelegt. In der Mitte der Küche stand eine Kochinsel, die so groß war, dass sie einen Großteil derselben einnahm. Die Wand, an der die Spüle stand, verfügte über ein großes Fenster, das auf einen mit vielen Blumen bestandenen Garten hinausging, hinter dem man auch das Meer sehen konnte.

      „Gärtnern Sie?“ fragte Lacey.

      „Sogar sehr gerne und mit großem Stolz. Ich ziehe auch viele Blumen und Kräuter, aus denen ich Mittelchen mache, bin also sozusagen eine echte Kräuterhexe.“ Über diese Selbsteinschätzung kichernd fragte Gina: „Möchten Sie eines davon probieren?“ Dabei zeigte sie auf eine Menge bernsteinfarbiger Glasflaschen, die auf einem behelfsmäßig zusammengezimmerten, wackeligen Holzregal aufgereiht waren. „Ich habe etwas gegen Kopfschmerzen, Krämpfe, Zahnschmerzen, Rheuma….“

      „Uh…Ich glaube da nehme ich doch lieber einen Tee“; antwortete Lacey.

      „Ach ja, der Tee!“, entfuhr es der exzentrischen Frau. Sie stapfte zur anderen Seite der Küche hinüber, wo sie zwei Becher aus einem Schrank holte. „Was für einen möchten Sie? English Breakfast? Assam? Earl Grey? Lady Grey?“

      Lacey hatte gar nicht gewusst, dass es so viele verschiedene Sorten Tee gab. Sie fragte sich, welche Sorte

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