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ihre Brust hinunter laufen und bekam keine Luft mehr.

      Sie kämpfte trotzdem weiter und versuchte alles in ihrer Macht stehende, den Angreifer in ihr Arbeitszimmer zu ziehen, um an ihr Handy zu kommen. Sie spürte mehr Blut ihren Hals hinunter laufen, nicht viel, noch immer nur ein dünnes Rinnsal. Das Ding um ihren Hals wurde noch enger. Sie war schon fast bei ihrem Schreibtisch, als sie in sich zusammensackte. Alles, was sie sehen konnte, alles, was ihre Augen erblickten, war der Bildschirm des Laptops vor ihr. Dieser weiße Bildschirm, mit einer unfertigen Email, die sie niemals senden würde.

      Sie sah den Cursor, der immerzu blinkte und auf das nächste Wort wartete.

      Aber das würde niemals kommen.

      KAPITEL EINS

      Eines der Dinge, die Kate Wise in diesem, ihrem sechsundfünfzigsten Lebensjahr (das sie in einigen Wochen vollendet hatte und somit ihren sechsundfünfzigsten Geburtstag feierte), immer wieder überraschten, war, dass sie sich wieder wie ein unsicherer Teenager fühlte, wann immer sie sich für ein Date zurecht machte. War ihr Make-Up in Ordnung? Oder war es zu viel? Sollte sie ihre Haare dunkler färben, um das Grau zu bekämpfen, das langsam die Oberhand gewann? Sollte sie einen vernünftigen BH tragen, bei dem es vor allem um Bequemlichkeit ging, oder einen, den Alan ihr leicht ausziehen konnte, wenn sie am Ende ihres Dates angelangt waren?

      Es war eine schöne Art der Unsicherheit, eine, die sie daran erinnerte, dass sie all dies schon einmal durchlebt hatte. Während ihrer Ehe hatte sie dasselbe empfunden, und zwar das ganze erste Jahr hindurch. Doch jetzt mit Alan, dem ersten Mann, mit dem sie ausging, seit Michael gestorben war, musste sie das Daten ganz neu erlernen.

      Mit Alan wurde es schnell leichter. Beide waren sie Mitte Fünfzig, daher war jedes Date von einer Aura der Dringlichkeit umgeben – das unausgesprochene Wissen, dass sie voll in diese Beziehung investieren mussten, wenn sie über den Level des Datens hinausgehen sollte. Trotz einiger Hindernisse hier und da hatten sie bisher allerdings genau das getan – und bisher war es ziemlich unglaublich gewesen.

      Beim heutigen Date handelte es sich um ein Dinner und einen Kinofilm, danach wollten sie zurück zu ihr, um dort zusammen die Nacht zu verbringen. Das war noch so ein Vorteil ihres Alters – die Frage bezüglich des Schlafzimmers sollen wir oder sollen wir nicht. Die Antwort der letzten Monate war immer ein einstimmiges Ja gewesen – ein Ja im Anschluss an fast jedes Date (und das war noch etwas, was Kate bezüglich des Datens im Alter von Mitte Fünfzig überraschte).

      Während sie sich die Lippen schminkte - nur ganz dezent, so, wie Alan es mochte – erschrak sie durch ein Klopfen an der Haustür. Sie blickte auf die Uhr und sah, dass es erst 18:35 Uhr war, ganze fünfundzwanzig Minuten, bevor sie Alan erwartete.

      Sie lächelte bei dem Gedanken, dass er früh dran war. Vielleicht wollte er die Reihenfolge ihres Dates ändern und mit dem Teil im Schlafzimmer beginnen. Es wäre nervig, sich wieder auszuziehen, so kurz nachdem sie sich angezogen hatte – aber es wäre die Mühe wert. Mit einem Lächeln im Gesicht verließ sie ihr Schlafzimmer, durchquerte das Haus und öffnete die Haustür.

      Als sie sich plötzlich Melissa gegenüber stehen sah, durchfluteten sie verschiedene Emotionen zugleich: Überraschung, Enttäuschung, und dann Sorge. Melissa hatte den Kinderautositz in der rechten Hand, aus dem die kleine Michelle herausguckte. Ihre Augen suchten die ihrer Großmutter und als sie sie schließlich fanden, strahlte sie und begann, ihre Händchen, deren Finger greifende Bewegungen, machten nach ihr auszustrecken.

      „Melissa, hi“, sagte Kate. „Kommt rein, kommt rein.“

      Melissa kam dem nach und betrachtete ihre Mutter mit einem prüfenden Blick. „Ach nee. Gehst du aus? Auf ein Date mit Alan?“

      „Ja, er kommt in etwa zwanzig Minuten vorbei. Warum, was ist los?“

      Dann, als sie sich auf dem Sofa niederließen, bemerkte Kate, dass etwas Melissa Sorgen zu bereiten schien. „Ich hatte gehofft, dass du heute Abend auf Michelle aufpassen könntest.“

      „Melissa … das tue ich jederzeit liebend gerne, das weißt du. Aber wie du siehst, habe ich schon etwas vor. Ist … ist alles in Ordnung?“

      Melissa zuckte mit den Schultern. „Ich glaube schon. Ich weiß nicht. In letzter Zeit ist Terry so merkwürdig. Eigentlich seitdem wir solche Angst um Michelles Gesundheit hatten. Er scheint manchmal ganz weit weg zu sein, weißt du? In den letzten Tagen ist es schlimmer geworden, und ich weiß einfach nicht, warum.“

      „Das heißt, ihr beiden braucht etwas Zeit für euch? Ein Date?“

      Melissa verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Nein. Wir müssen einfach miteinander sprechen. Eine lange, ernsthafte Unterhaltung. Vielleicht schreien wir uns auch an. So weit weg er auch manchmal scheint, wir sind uns einig, dass wir nicht in Michelles Gegenwart laut werden.“

      „Misshandelt er dich?“

      „Nein, darum geht es nicht.“

      Kate blickte hinab auf den Kindersitz und nahm Michelle behutsam heraus. „Lissa, du hättest anrufen und mich vorwarnen sollen.“

      „Das habe ich. Ich habe angerufen, vor ungefähr einer Stunde. Aber es hat ein paar Mal geklingelt und dann sprang der Anrufbeantworter an.“

      „Ach, Mist. Ich hatte mein Handy auf lautlos gestellt, als ich vorhin beim Zahnarzt war und dann vergessen, den Klingelton wieder laut zu stellen. Tut mir leid.“

      „Nein, mir tut es leid. Ich bitte dich so kurzfristig sehr ungern darum, wenn du offensichtlich schon etwas vorhast. Aber … ich weiß nicht, was ich sonst tun soll. Tut mir leid, wenn du das Gefühl hast, dass ich dich ausnutze, aber du bist … du bist alles, was ich habe, Mom. In letzter Zeit jedoch scheinst du ein neues Leben zu beginnen. Du hast Alan und deinen Halb-Job beim FBI. Ich fühle mich, als ob du mich vergisst … dass Michelle und ich für dich vor allem eine Belastung sind.“

      Diese Worte zu hören brach Kate das Herz. Sie setzte Michelle auf ihren Schoß, hielt ihre kleinen Hände und ließ sie auf ihrem Knie hin und her hüpfen.

      „Ich habe dich nicht vergessen“, sagte Kate. „Wenn überhaupt, so versuche ich, mich selbst wieder zu entdecken. Durch die Arbeit, durch Alan… und auch durch dich und Michelle. Ihr wart noch nie eine Belastung für mich.“

      „Tut mir leid. Ich hätte nicht herkommen sollen, nachdem du nicht ans Telefon gegangen bist. Wir können es auch verschieben, vielleicht passt es in ein paar Tagen … klingt das besser?“

      „Nein“, entgegnete Kate. „Heute Abend. Unterhaltet euch heute Abend.“

      „Aber dein Date …“

      „Alan wird es schon verstehen. Er ist ja selbst ganz vernarrt in Michelle.“

      „Mom … bist du sicher?“

      „Absolut.“

      Sie beugte sich vor und umarmte Melissa. Michelle wand sich auf ihrem Schoß und streckte eine Hand aus, um die Haare ihrer Großmutter zu greifen. „Ich habe mir auch solche Sorgen gemacht, als Michelle all das im Krankenhaus durchgemachte“, sagte sie, während sie sich noch in den Armen lagen. „Vielleicht hat Terry es einfach nicht verarbeitet. Gib ihm die Chance, sich zu erklären. Und wenn er dir Probleme macht, erinnere ihn daran, dass deine Mutter eine Waffe hat.“

      Melissa lachte und sie lösten sich aus der Umarmung. Auch Michelle lachte und klatschte in ihre kleinen, speckigen Händchen.

      „Richte Alan bitte aus, dass es mir leid tut“, sagte Melissa.

      „Das mache ich. Und wenn es nicht so läuft heute Abend, dann sag Bescheid. Du bist jederzeit willkommen, hier zu bleiben, wenn du mal eine Pause von allem brauchst.“

      Melissa nickte und gab Michelle ein Küsschen auf den Kopf. „Sei brav zu Omi, okay?“

      Michelle

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