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kommt sehr viel darauf an.«

      »Du sprichst ja wahrhaftig, als ob Du in sie verliebt wärest!«

      »Das bin ich auch.«

      Das getrübte Begriffsvermögen des Doktors fing jetzt endlich an, sich aufzuhellen. Er antwortete ihr boshaft:

      »In sie verliebt sein und sie dabei betrügen – ha, ha, das ist wirklich sehr gut!«

      »Ja,« versetzte sie ruhig, »es ist genau so, wie Du sagst. Es ist nach und nach immer mehr bei mir gewachsen, dieses Gefühl. Ich kann es nicht ändern, daß ich Miß Henley gern habe.«

      »Ach,« entgegnete Mr. Vimpany, »Du bist eine Närrin!« Er blickte sie verschmitzt an. »Nun angenommen, ich machte mich nützlich in der Weise, wie Du es verlangst, was kann ich dabei gewinnen?«

      »Wir wollen jetzt wieder,« entgegnete sie, ohne seine Frage zu beantworten, »von dem Manne sprechen, der Dich zum Mittagessen eingeladen und Dich für seine Zwecke betrunken gemacht hat.«

      »Ich werde ihm alle Knochen im Leibe zerbrechen!«

      »Sprich doch keinen Unsinn. Ueberlaß Mr. Mountjoy nur mir ganz allein.«

      »Nimmst Du für ihn Partei? Ich kann Dir nur das sagen, wenn ich zu viel von diesem verdammten, vergifteten, französischen Weine getrunken habe, so ging mir Mr. Mountjoy mit gutem Beispiele voran. Er war betrunken, schmählich betrunken. Ich gebe Dir mein Ehrenwort darauf.«

      Seine Frau, die bis dahin vollständig ruhig und kalt geblieben war, wurde plötzlich sehr aufgeregt. An dem, was der Doktor soeben von Hugh gesagt hatte, war sicher nicht ein Fünkchen Wahrheit, und Mrs. Vimpany ließ sich auch keinen Augenblick dadurch täuschen. Aber diese Lüge hatte diesmal zufälligerweise ein Verdienst – sie brachte sie nämlich auf den Weg, den sie vorhin vergeblich gesucht hatte, während sie ihren Thee trank.

      »Wenn ich nun Dir die Möglichkeit verschaffen würde, Dich an Mr. Mountjoy zu rächen?« fragte sie.

      »Wie?«

      »Willst Du Dich an das erinnern, was ich Dich vorher bat, für mich zu thun, im Falle Lord Harry uns überrascht?«

      Er zog sein Notizbuch aus der Tasche und sagte ihr, sie möge ihm einige Worte hineinschreiben, damit er die Sache nicht vergesse. Sie schrieb so kurz, als ob sie ein Telegramm abgefaßt hätte:

      »Halte Lord Harry zurück, damit er nicht früher Miß Henley sieht, bevor ich mit ihr gesprochen habe.«

      »Jetzt,« sagte sie, indem sie einen Stuhl an die Seite seines Bettes rückte, »sollst Du erkennen lernen, was für eine kluge Frau Du hast. Höre genau zu.«

      Neunzehntes Kapitel

      Nachdem Mountjoy wohl schon zehnmal aus dem Fenster des Empfangszimmers geschaut hatte, erblickte er endlich Iris auf der Straße, als sie nach Hause zurückkehrte.

      Sie brachte ihr Kammermädchen mit in das Empfangszimmer und stellte Rhoda in heiterster Laune ihrem Freunde vor.

      »Welch ein Vergnügen ist doch ein so weiter Spaziergang, man muß es nur erst kennen lernen!« rief sie aus. »Sehen Sie nur die frisch geröteten Wangen meiner kleinen Rhoda! Wer würde da glauben, daß sie mit trüben Augen und bleicher Gesichtsfarbe hierher gekommen wäre? Ausgenommen, daß sie sich jedesmal in der Stadt verirrt, so oft sie allein ausgeht, haben wir allen Grund, uns zu unserem Aufenthalte in Honeybuzzard Glück zu wünschen. Der Doktor ist Rhodas guter Genius und seine Frau ihre Patin, wie die Fee im Märchen.«

      Mountjoy sprach mit seiner gewohnten Höflichkeit dem Mädchen seine Glückwünsche aus. Darauf durfte Rhoda auf ihr Zimmer gehen.

      Iris kam sofort auf sein gemeinsames Mittagessen mit dem Doktor zu sprechen.

      »Ich hätte dabei sein mögen,« sagte sie, »um zu sehen, wie sich Ihr Gast an den Herrlichkeiten aus der Speisekammer des Hotels gütlich that. Im Ernst gesprochen, Hugh, Ihre gesellschaftlichen Sympathien haben eine Richtung angenommen, auf die ich nicht vorbereitet war. Nach dem Beispiel, das Sie mir gegeben haben, fühle ich mich wirklich wegen meiner Zweifel, ob Mr. Vimpany einer so liebenswürdigen Frau würdig sei, sehr beschämt. Glauben Sie nicht etwa, daß ich gegen den Doktor undankbar bin; er hat durch das, was er an Rhoda gethan, sich meine Achtung zu erringen verstanden. Ich bin mir nur darüber nicht klar, wie er sich Ihre Sympathien erworben hat.«

      In der Weise fuhr sie noch weiter zu reden fort und freute sich ihrer eigenen guten Laune in unschuldigere Unkenntnis der ernsten Dinge, über die sie lachte.

      Mountjoy versuchte, sie etwas zu mäßigen, aber es war umsonst.

      »Nein, nein,« beharrte sie so mutwillig wie zuvor, »der Gegenstand ist zu interessant, als daß ich ihn so schnell fallen ließe. Ich bin furchtbar neugierig, zu hören, wie Sie und Ihr Gast das Mittagessen gefunden haben. Hatte er mehr Wein getrunken, als gut für ihn war? Wenn er sich manchmal selbst vergißt, so bringt er alles doch immer gleich wieder in Ordnung, indem er sagt: ›Bitte, nicht beleidigt sein!‹ und sich die Flasche von neuem reichen läßt.«

      Jetzt konnte Hugh nicht länger ruhig zuhören.

      »Bitte, mäßigen Sie für einen Augenblick Ihre Lebhaftigkeit!« sagte er; »ich bringe für Sie Nachrichten von zu Hause.«

      Diese Worte machten dem Ausbruch ihrer Fröhlichkeit sofort ein Ende.

      »Nachrichten von meinem Vater?« fragte sie.

      »Ja.«

      »Ist er hierher gekommen?«

      »Nein, ich habe nur Mitteilungen von ihm erhalten.«

      »Einen Brief?«

      »Ein Telegramm,« erklärte Mountjoy, »als Beantwortung auf einen Brief von mir. Ich that mein möglichstes, um ihm Ihre Wünsche verständlich zu machen, und ich freue mich, Ihnen sagen zu können, daß meine Mühe nicht umsonst gewesen ist.«

      »Hugh, lieber Hugh, Sie haben es also wirklich fertig gebracht, uns zu versöhnen?«

      Mountjoy zog das Telegramm aus der Tasche.

      »Ich bat Mr. Henley,« sagte er, »mich sofort wissen zu lassen, ob er Sie wieder aufnehmen wollte, er solle einfach mit Ja oder Nein antworten. Die Antwort hätte nun zwar liebenswürdiger ausgedrückt werden können, es ist indessen doch wenigstens eine günstige Antwort.«

      Iris las das Telegramm.

      »Gibt es wohl noch auf der Welt einen zweiten Vater,« sagte sie traurig, »der seiner Tochter sagen würde, wenn sie ihn bittet, wieder nach Haus zurückkehren zu dürfen, er wolle sie versuchsweise wieder bei sich ausnehmen?«

      »Sie sind ihm doch nicht gram, Iris?«

      Sie schüttelte ihren Kopf.

      »Nein,« sagte sie, »mir geht es wie Ihnen. Ich kenne ihn zu gut, um durch seine Art und Weise beleidigt zu sein. Er soll mich pflichtgetreu, er soll mich geduldig finden. Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht so lange zumuten, hier in Honeybuzzard zu warten, bis ich wegkommen kann. Wollen Sie meinem Vater sagen, daß er mich in ungefähr einer Woche zurückerwarten soll?«

      »Entschuldigen Sie, Iris, ich sehe, keinen Grund, weswegen Sie noch eine ganze Woche hier in dieser Stadt bleiben wollen. Im Gegenteil, je angelegentlicher Sie es sich sein lassen, zu Ihrem Vater zurückzukehren, um so wahrscheinlicher ist es, daß Sie Ihren Platz in seiner Liebe und Achtung wieder gewinnen. Ich beabsichtigte, Sie mit dem nächsten Zuge nach Hause zu bringen.«

      Iris sah ihn erstaunt an.

      »Ist es möglich,« sagte sie, »daß das Ihre wirkliche Meinung ist?«

      »Meine aufrichtigste, liebe Iris. Warum sollten Sie zögern? Welcher stichhaltige Grund könnte Sie denn veranlassen, hier noch länger zu bleiben?«

      »O Hugh, wie Sie mich enttäuschen! Wohin ist denn Ihre Liebenswürdigkeit, wohin ist denn Ihr Gerechtigkeitssinn und Ihre Rücksicht auf andere gekommen? Arme Mrs. Vimpany!«

      »Was hat denn Mrs. Vimpany damit zu thun?«

      Iris war empört.

      »Was

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