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seiner Unerfahrenheit hörte er nicht auf mich. Der Schuß krachte, und ich verlor das Kinn und den Zeigefinger der rechten Hand.«

      Wir kamen nach Lgow. Wladimir und Jermolai erklärten beide, daß man ohne ein Boot nicht jagen könne.

      »Der Sutschok hat einen Dostschannik«,Dostschannik ist ein aus alten Barkenbrettern zusammengenageltes Flachboot. (Anmerkung Turgenjews) bemerkte Wladimir, »ich weiß aber nicht, wo er ihn versteckt hat. Man müßte zu ihm hinüberlaufen.«

      »Zu wem?« fragte ich.

      »Hier wohnt ein Mann mit dem Namen Sutschok.«

      Wladimir begab sich mit Jermolai zu Sutschok. Ich sagte ihnen, daß ich sie bei der Kirche erwarten würde. Indem ich die Gräber auf dem Kirchhof besah, stieß ich auf eine vierkantige, schwarz gewordene Urne mit folgenden Inschriften – auf der einen Seite stand in französischen Lettern: ›Ci gît Théophile-Henri, vicomte de Blangy‹, auf der anderen: ›Unter diesem Steine ruht der Leib des französischen Untertanen, Grafen von Blangyus, geboren im Jahre 1737, gestorben im Jahre 1799, im Alter von 62 Jahren‹, auf der dritten: ›Friede seiner Asche‹, auf der vierten:

      ›Hier unter diesem Steine liegt ein Emigrant

      Aus Frankreich; gleich berühmt durch Adel und Verstand.

      Ach, lange mußte er um die gemord’ten Seinen

      Wie um sein Vaterland, das wüstgelegte, weinen!

      Dann zog er eiligst fort, ging Rußlands Grenzen nach

      Und fand im Alter hier ein gastfreundliches Dach.

      Hier lehrt’ er Kinder, gab den Eltern Trost und Frieden,

      Nun hat der höchste Herr ihm Frieden hier beschieden.‹Das Gedicht ist nach der Übersetzung von Boltz (1855) zitiert.

      Das Erscheinen Jermolais, Wladimirs und des Mannes mit dem seltsamen Namen Sutschok (Ästchen) unterbrach meine Betrachtungen.

      Der barfüßige, zerlumpte und zerzauste Sutschok schien ein ehemaliger Hofknecht und etwa sechzig Jahre alt zu sein.

      »Hast du ein Boot?« fragte ich ihn.

      »Ich habe ein Boot«, antwortete er mit dumpfer und gebrochener Stimme, »aber es ist gar zu schlecht.«

      »Wieso?«

      »Es ist aus dem Leim gegangen; alle Nieten sind aus den Löchern herausgefallen.«

      »Ein großes Unglück!« fiel ihm Jermolai ins Wort. »Man kann die Löcher mit Werg verstopfen.«

      »Natürlich kann man das«, bestätigte Sutschok.

      »Wer bist du denn?«

      »Der herrschaftliche Fischer.«

      »Was bist du für ein Fischer, wenn dein Boot kaputt ist?«

      »In unserem Fluß gibt’s ja auch keine Fische.«

      »Die Fische lieben kein Sumpfwasser«, bemerkte mein Jagdgehilfe mit Wichtigkeit.

      »Gut«, sagte ich zu Jermolai, »geh mal hin, treib etwas Werg auf und bring uns das Boot in Ordnung, aber schnell!«

      Jermolai ging.

      »So werden wir vielleicht gar untergehen?« fragte ich Wladimir.

      »Gott ist gnädig«, antwortete er. »Jedenfalls muß man annehmen, daß der Teich nicht tief ist.«

      »Er ist nicht tief«, bemerkte Sutschok, der eigentümlich, wie verschlafen, sprach, »aber auf dem Grund ist Schlamm und Gras, er ist ganz mit Gras verwachsen und hat auch Untiefen.«

      »Wenn es so viel Gras gibt«, wandte Wladimir ein, »so wird man gar nicht rudern können.«

      »Wer rudert auch auf einem Dostschannik? Man stößt einfach. Ich fahre mit Ihnen mit; ich habe eine Stange dabei, man kann es auch mit einer Schaufel machen.«

      »Mit einer Schaufel geht es nicht gut, an mancher Stelle kann man vielleicht gar nicht den Grund erreichen«, sagte Wladimir.

      »Das stimmt, es geht nicht gut.«

      In Erwartung Jermolais setzte ich mich auf einen Grabhügel. Wladimir trat des Anstandes wegen etwas auf die Seite und setzte sich ebenfalls. Sutschok blieb auf demselben Fleck stehen, den Kopf auf die Brust gesenkt und die Hände nach alter Gewohnheit im Rücken.

      »Sag bitte«, begann ich, »bist du schon lange hier Fischer?«

      »Es ist das siebente Jahr«, antwortete er zusammenfahrend.

      »Und was hast du früher getrieben?«

      »Früher fuhr ich als Kutscher.«

      »Wer hat dich dann zum Fischer degradiert?«

      »Die neue Herrin.«

      »Was für eine Herrin?«

      »Die uns gekauft hat. Sie kennen sie nicht: Aljona Timofejewna, so eine dicke . . . nicht mehr jung.«

      »Warum fiel es ihr ein, dich zu einem Fischer zu ernennen?«

      »Das weiß Gott allein. Sie kam zu uns aus ihrem Erbgut, aus Tambow gefahren, ließ das ganze Hofgesinde versammeln und trat zu uns heraus. Wir küßten ihr erst die Hand, sie sagte nichts, nahm es nicht übel . . . Dann fing sie an, uns der Reihe nach auszufragen, wer sich womit beschäftigt, wer welches Amt versieht. Als die Reihe an mich kam, fragte sie: ›Was bist du gewesen?‹ Ich antwortete: ›Kutscher.‹ – ›Kutscher? Was bist du für ein Kutscher? Sieh dich nur an: Was bist du für ein Kutscher? Es paßt für dich gar nicht, Kutscher zu sein, du wirst bei mir Fischer sein und wirst dir den Bart abnehmen. Wenn ich herkomme, stellst du den Fisch für die herrschaftliche Tafel, hörst du es . . .?‹ Seit jener Zeit bin ich Fischer. ›Du sollst mir den Teich gut im Stande halten . . .‹ Wie soll ich ihn aber im Stande halten?«

      »Wem habt ihr früher gehört?«

      »Dem Sergej Sergejitsch Pechterew. Er hat uns geerbt. Aber er hat uns nicht lange besessen, im ganzen sechs Jahre. Bei dem war ich Kutscher . . . aber nicht in der Stadt, in der Stadt hatte er andere, sondern auf dem Land.«

      »Bist du von Jugend auf immer Kutscher gewesen?«

      »Ach wo, Kutscher! Kutscher bin ich erst bei Sergej Sergejitsch geworden, vorher war ich aber Koch, nicht in der Stadt, sondern auf dem Land.«

      »Bei wem bist du Koch gewesen?«

      »Beim früheren Herrn Afanassij Nefedytsch, dem Onkel Sergej Sergejitschs. Afanassij Nefedytsch hatte Lgow gekauft, und Sergej Sergejitsch hat das Gut geerbt.«

      »Von wem hat er es gekauft?«

      »Von Tatjana Wassiljewna.«

      »Von was für einer Tatjana Wassiljewna?«

      »Von der, die im vorigen Jahr bei Bolchowo gestorben ist, ich will sagen bei Karatschowo, als alte Jungfer . . . Die war niemals verheiratet gewesen. Haben Sie sie nicht gekannt? Wir kamen zu ihr von ihrem Vater Wassilij Semjonytsch. Sie hat uns lange besessen . . . an die zwanzig Jahre.«

      »Nun, bist du bei ihr Koch gewesen?«

      »Anfangs war ich wirklich Koch, dann machte sie mich zum Kaffeeschenken.«

      »Zu was?«

      »Zum Kaffeeschenken.«

      »Was ist das für ein Amt?«

      »Ich weiß es nicht, Väterchen. Ich war beim Büfett angestellt und wurde Anton und nicht Kusjma genannt. So hatte es die Gnädige zu befehlen geruht.«

      »Ist dein richtiger Name Kusjma?«

      »Ja, Kusjma.«

      »Und bist du die ganze Zeit Kaffeeschenk gewesen?«

      »Nein, nicht die ganze Zeit; ich war auch Schauspieler.«

      »Wirklich?«

      »Gewiß . . . ich spielte Theater. Unsere Gnädige hatte ein Theater eingeführt.«

      »Was für Rollen hast du denn gespielt?«

      »Wie meinen?«

      »Was

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