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Chloes Geschichte. George Meredith
Читать онлайн.Название Chloes Geschichte
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения George Meredith
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Sie hat keine Leidenschaft für das Spiel?«
»Sie nährt eine Leidenschaft für den Mann, um den sie geblutet hat, und die schließt alles andre aus. Sie lebt, und ich möchte sagen, es ist ihr Motiv, jeden Tag aufzustehn und sich anzukleiden, in Erwartung, daß er kommt.«
»Vielleicht ist er tot.«
»Nein, das Vieh lebt. Und soll nicht aufgehört haben, der hübsche Caseldy zu sein. Unter uns, Herzog, da ist etwas, das ihr das Herz brechen könnte, dieser Frau. Er war der Graf Caseldy der kontinentalen Spieltische und ist seit kurzem Sir Martin Caseldy, im Vollbesitz des väterlichen Erbes an Geld und Gut, das sie ihm frei und intakt gemacht hat.«
»Eine triste Personnage.«
»Mit einem schwärzeren Mal jeden Morgen, an dem er über sein Besitztum schaut und sie dahinschwinden läßt. Sie bekommt noch Heiratsanträge, ich bin glücklich, das zur Ehrenrettung unseres Geschlechts sagen zu können. Die unvergleichliche Anziehung ihrer Person übt die natürliche Herrschaft der Schönheit aus. Aber sie schlägt alle aus. Ich nenne sie den schönen Selbstmord. Sie ist für Liebe gestorben und ist nur mehr ein Geist, ein guter Geist, ein lieblicher, aber doch nur ein Geist. Eine Kerze auf einem Altar.«
Der Herzog zeigte sich hier beunruhigt. Ob Chloes Konversation nicht etwas melancholisch sei, fragte er. Und ob der Gegenstand Ihrer Unterhaltung nicht auf Liebe und Liebhaber beschränkt sei, glückliche oder unglückliche. Er wünschte, sagte er, seine Herzogin über lustigere Dinge unterhalten, und Liebe sei ein Thema, das er sich reservieren möchte. »Dieser Monat,« machte er mit Emphase und jammernd, als ob er ihn prophezeien sollte, »wäre nur dieser Monat schon vorbei und daß wir von ihm gerechtfertigt und geklärt wären!«
Beau Beamish beruhigte Ihn. Der Witz und die Lebhaftigkeit Chloens wären so berühmt, daß mans schon wie ein Medikament ansehe. Sie sei gesucht für ihre Gesellschaft. Sie komponiere und sänge improvisierte Verse, und Harfe spiele sie und Harpsychord und die Guitarre auch, und tanze, tanze wie der silbrige Mond auf den Wassern des Mühlteiches. Und sagte zum Schluß noch, sie sei beides, menschlich und verständig, einfach und amüsant, tugendhaft, aber nicht säuerlich, mutig, doch kein Hitzkopf, mit einem Wort die beste Gesellschaft, die ideale für Ihre Durchlaucht, die junge Herzogin. Überdies nehme er sich die Freiheit, vorzuschlagen, daß die Herzogin während ihres Aufenthalts in den Wells ein Pseudonym nehme, einen andern Namen, der sie wie eine Maske verbergen solle. Man würde ihr selbstverständlich trotzdem alle Ehren erweisen.
»Ihr kommt meinen Wünschen zuvor.« sagte der Herzog, »ja, alle Ehren und den vordersten Platz und mein Zorn auf jeden, der ihn ihr streitig machen sollte.«
»Bitte, Herzog: mein Zorn,« sagte der Beau.
»Vielmals um Entschuldigung, Cousin … natürlich, in keine sichereren Hände wüßte ich es zu legen als in Eure und bin Euch sehr verbunden, sehr. Chloe also. Übrigens, sie hat doch einen dezenten Respekt vor dem Alter?«
»Sie ist respektvoll aus Instinkt.«
»Ganz recht, aber nicht das. Ich wollte fragen, ob sie nicht so eine Schwätzerin ist, die von den Vorzügen und Annehmlichkeiten der Jugend schwärmt?«
»Sie hat einen jungen Anbeter, den ich den Chevalier Alonzo benannte, sie bemerkt kaum seine Anwesenheit.«
»Sehr gut, sehr gut das. Alonzo … hm. Ein treuer Schäfer?«
»Das Leben ist der Baum, in dessen Rinde er unermüdlich die Initialen seiner Schönen schneidet.«
»Sie soll nicht zu grausam sein. Ich erinnere mich meiner früheren Tage, ich war … Wenn junge Leute von einer Frau lange geringschätzig behandelt werden, so übertragen sie gerne ihre Affektionen und glühen stärker für ihre zweite Flamme als für ihre erste. Seid auf der Hut, Cousin. Er ist viel um sie, sagtet Ihr? Dies verliebte Geschmachte und Getue in der Nähe einer ganz unschuldigen Frau übt seinen Einfluß.«
»Um so früher werden Ihre Durchlaucht den Weg zum heimatlichen Herd wieder nehmen.«
»Oder weg davon, möge sie mir verzeihen. Ich komme mir vor wie einer von König Johanns Juden, der gezwungen wird, seinen Goldschatz ohne Sicherstellung auszuleihen. Was für eine Welt heutzutage! Nichts, Beamish, nicht das geringste Annehmliche besitzen wir, das nicht ein Gegenstand der Begierde wird! Gewinnt einen saftigen Einsatz und schon seid Ihr mit Euresgleichen auf dem Kriegsfuß und müßt von dem Moment ab Euch defendieren. Freudliches Besitzen, so was gibts auf dieser Welt nicht. Und erst gar, wenn es eine schöne, junge Frau ist, ah …«
»Der Championringer fordert jeden Gegner heraus, der sich auf seinen Boden begibt,« meinte der Beau stärkend.
Der Herzog stimmte gedrückt diesen kraftvollen Worten zu.
»Gewiß, oder er wird herausgefordert, nicht? Gibt es nicht irgendeine Geschichte, die diesen Alonzo bei Chloe, der wir sie erzählen, unmöglich macht? Ihr könntet ihn eigentlich für den Monat wegschicken, mein lieber Beamish.«
»Ich begehe keine Ungerechtigkeit ohne einen zureichenden Grund. Er ist ein schätzenswerter Junge, wie seine Ergebenheit gegenüber einer ganz einzigartigen Frau zeigt. Ihr seinen Namen und sein Vermögen zu schenken, sind alle seine Gedanken.«
»Ich sehe, ich sehe, ein ganz vortrefflicher, junger Mann. Ich fange an, diesen Alonzo gern zu haben. Ihr dürft meiner Herzogin nicht erlauben, sich über ihn zu mokieren. Enkuragiert sie vielmehr, daß sie seine Absicht auf Chloe begünstige. Die Einfalt eines jungen Mannes sollte ihr kein übler Anblick sein. Also Chloe. Gut. Ihr habt mich völlig beruhigt in diesem Punkte, Beamish. Und es ist nur noch eine Verbindlichkeit zu dem Berge der andern. Ich spreche nur deshalb nicht von Bezahlung, weil ich weiß, daß Ihr nicht meinen Bankrott wollt.«
Was der Herzog und Beau Beamish sonst sprachen, betraf das Datum von Ihrer Durchlaucht Ankunft in den Wells, wo sie wohnen sollte und andere kleine Arrangements für Dero Wohlbefinden, wobei der Herzog fortwährend bemerkte: »Aber ich überlasse alles völlig Euch,« nachdem er darin ganz genaue Instruktionen gegeben hatte, die sich bis auf die Kaufläden und den Apotheker, den Modenhändler und den Juwelier erstreckten, bei denen sie ihre Einkäufe machen sollte. Er erinnerte sich aus seinen frühern Tagen in den Wells, daß sich da mancher Baron seiner Bekanntschaft für einen Tag in einen Kaufmann verwandelt und auf diese Weise eine Dame, schön wie Venus und eifersüchtig überwacht, gewonnen hatte. »Ich hätte ja mit der Göttin abgeräumt, wenn sie meine Frau gewesen wäre,« schrie er und fiel so von der Höhe seines Enthusiasmus herunter, wie jene windgeblähten Schweinchen Ihren allzu kurzen Ton mit einem Klagegekrächz schließen. »Aber ich verlasse mich da ganz auf Euch, Beamish.« Allso wie ein großer Feldherr, der alles zum Siege getan hat, was peinlichste Voraussicht ihm eingibt, sich der göttlichen Providenz ganz anheimstellt, in der Hoffnung, sich das unentzifferbare und geheimnisvolle »vielleicht« günstig zu stimmen.
Drittes Kapitel
Eine glänzende Karosse mit sechs Pferden und Livree in Scharlach und Grün fuhr an einem sonnigen Tag Herrn Beamish fünf Meilen die Chaussee lang, da er die junge Herzogin an der Grenze seines Reiches treffen und feierlich nach den Wells bringen sollte. Chloe saß neben ihm und empfing Ratschläge hinsichtlich ihrer bevorstehenden Pflichten.
Er war an diesem Tage der vollendete