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Olympia von Clèves. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Olympia von Clèves
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Es geschah endlich, daß Herr und Frau von Banniére, so nannte man sie, auf die Lyoner den günstigsten Eindruck hervorbrachten.
Sie wurden also berühmt, während sie vorher nur glücklich waren.
Doch ihre Berühmtheit veranlasste sie natürlich, viel mehr Geld auszugeben, als sie vorher ausgegeben hatten.
Man musste empfangen, man musste einen äußern Aufwand machen, während bis dahin das Leben gleichsam vermauert gewesen war.
Es kam das Ende der Louis d'or. Die Einnahmen gingen mit ziemlich großer Mühe aus der Börse der Gesellschaft in die von Herrn und Frau von Banniére über.
Am Ende jedes Monats gab es endlose Streitigkeiten. Nach der Behauptung der Gesellschafter war das Engagement von Olympia und Banniére lästig für die Truppe.
Abgesehen von diesen kleinen Schwierigkeiten gingen die Dinge ihren Weg. Am Ende jedes Monats musste nur Banniére die Zähne zeigen, und die Männer bezahlten, weil sie Solid waren, und die Weiber bezahlten, weil sie weiß waren.
Es geschah aber, daß der König um diese Zeit erkrankte; daß seine Krankheit einen empfindlichen Schlag in allen Teilen Frankreichs versetzte; daß bei dieser Nachricht überall die Lustbarkeiten einen Stillstand nahmen und daß die Theater, die vorzugsweise Lustbarkeit, je mehr die Kirchen besucht wurden, desto mehr verlassen waren.
Die Dinge schleppten sich so ein paar Monate hin; dann, nach einem Todeskampfe des Elends, machte die Gruppe Bankrott.
Der Gesellschaftsvertrag wurde sogleich zerrissen.
Als die Theater mit der Genesung des Königs wieder einige Kräfte gewonnen hatten, diktierten, die Gesellschafter, welche Herren der Stellung geworden, nun Olympia und Banniére Bedingungen, die sie eingehen mussten.
Man eröffnete auf's Neue.
Olympia hatte wieder die Gewohnheit angenommen, zu spielen, und sie war zum Theater mit dem Eifer zurückgekehrt, mit dem bei ihrer Arbeit die ächten Künstler zu Werke gehen. Banniére seinerseits hatte an den Bravos angebissen, und so hohl dieses Fleisch war, – im Vergleiche mit den seinen Braten, welche den Geruchssinn des Unternehmers am Tage seines ersten Besuches bei Olympia in Anspruch genommen hatten, er verschlang es. Eher, als nicht zu spielen, spielten sie auf Teilung, denn sie schämten sich des Gehaltes, den die Gesellschaft, eine freie Gemeinde, in ihrer unparteiischen Gerechtigkeit, in gleichen Proportionen dem außer der Linie stehenden Künstler und dem gemeinen herumziehenden Komödianten bewilligte.
Der Mangel trat mit verschleiertem Gesicht und unsicherem Fuße in die Haushaltung von Banniére ein.
An den Tagen, wo Olympia nicht spielte, wo Banniére nicht spielte, entschädigten sich die zwei Liebenden mit der Liebe.
Banniére bemerkte aber die Entbehrungen, die sich Olympia auferlegte; für sie, die an den Luxus gewöhnt, war der Mangel ein wahres Unglück. Er, sah ihre Augen sich schwarz umkreisen, ihren Mund erbleichen, ihre Hände kraftlos an ihren Seiten niederfallen.
Er hatte, wie es Olympia Banniére vorhergesagt, rasch gelebt und viel in kurzer Zeit gelernt. Er hatte in einem Jahre die Umschiffung des Lebens vollbracht. Er wusste, was die Freude in einem Herzen wiegt, und wusste besonders, wie viel Freuden ein einziger Schmerz verwelken machen kann.
Dann, von Zeit zu Zeit, biss die Eifersucht, eine Eifersucht, welche nichts motivierte, aber bekanntlich sind die erschrecklichsten eifersüchtigen diejenigen, welche keinen Grund haben, es zu sein; dann, von Zeit zu Zeit, sagen wir, biss die Eifersucht an einem kleinen Winkel des Herzens von Banniére an.
Dies geschah, wenn Olympia aus der Bühne Bravos und verschiedenartiges Zulächeln ein erntete. Er war zuweilen während dieser Zeit unbeschäftigt in den Kulissen; er zählte sodann die Galans, welche um die Schöne her ihre Thaler und ihre Versprechungen klingen ließen.
Dann zitterte er, es könnte sich unter allen diesen Federhüten, welche unablässig von den Vorbühnen zu den Bühnen umherschweiften, ein Herr von Mailly mit seinen Rollen allenthalben, seinen Bedienten allenthalben, seinen Häusern allenthalben, seinen Pferden und seiner Liebe allenthalben finden. . . .
Sollte Banniére je ein solches Unglück begegnen, was würde aus ihm werden, aus ihm, einem aufgedunsenen Atom, einem durch das Mikroskop der Seele, das man die Liebe nennt, vergrößerten Nichts?
Oft, während die anbetungswürdige und angebetete Frau sich unter den Blumen und den Bravos neigte, fragte sich Banniére, wie es allen diesen Leuten, welche um sie her prunkten, gelungen sei, reicher zu werden, als er.
Er erinnerte sich, irgendwo die Maxime gelesen zu haben, die, obgleich schlecht, nichtsdestoweniger verlockend ist:
»Diejenigen, welche die Vorsehung vergißt, sind berechtigt, das Glück zu versuchen; wer Gott nicht für sich hat, wäre sehr dumm, wenn er sich nicht den Teufel zum Freunde machen würde.«
Er erinnerte sich einer ganzen Philosophie, die er sich in den düsteren Tagen seines Noviciats gemacht, einer ganzen Willkürtheorie, die er sich in den wolkigen Tagen des Theaters gemacht hatte. /
Er sagte sich, unter der Bedingung, daß ein Mensch über seine Haut verfüge, sei dieser Mensch so viel wert als ein anderer Mensch; diese Haut sei ein Einsatz wie ein anderer; sei ein Louis d'or vorhanden, so könne es ein Mensch wagen, diesen Louis d'or zu verlieren, entschlossen, mit seiner Haut, wenn er ihn verlierenden zweiten Louis d'or zu bezahlen, den er nicht habe, um den ersten Louis d'or wieder zu erwischen, den er nicht mehr habe.
Banniére nahm also den einzigen Louisd'or, der noch im Hause war, und ging weg, um damit zu spielen.
Er gewann, wie die Neulinge immer gewinnen. Eines von den Axiomen, das Banniére nicht kannte, weil dieses vielleicht der Wahrheit entsprach, ist, daß der Teufel nur für die Neulinge Versuchungen hat.
Mit seinem Louis d'or gewann Banniére fünfzig Louis d'or, und Olympia fand sie zu ihrem Erstaunen, als sie vom Theater zurückkam, in der Schublade ihrer Kommode an der Stelle des einzigen Louis d'or, den sie zurückgelassen, und den sie nicht wieder zu sehen hoffte, da sie Claire gesagt hatte, sie möge ihn nehmen, um ihre Ausgaben am folgenden und am zweiten Tage damit zu bestreiten.
Man begreift, daß ein solches Debüt Banniére anlockte. So lange indessen die fünfzig Louis d'or währten und er nicht durchaus zu spielen nötig hatte, spielte er nicht; allerdings ging ihm das Spiel, obgleich er von der Akademie abwesend, unablässig im Kopfe herum: aus der Szene hörte er das Klingen des Goldes, und er wandte sich um oder ließ sein Stichwort aus der Acht. Zwei Leidenschaften können nicht bequem im Herzen eines Menschen leben, die eine muss die andere verzehren. Das Spiel verzehrte das Theater. Banniére wurde ausgezischt und ging, um sich zu trösten, in die Akademie.
Drei Monate genügten, um aus Banniére einen Pfeiler des Spielhauses zu machen.
Olympia fuhr Indessen fort, für ihre Gesellschaftsmitglieder zu arbeiten; sie arbeitete für die Bedienten, sie arbeitete für die Bonvivants, für die zärtlichen Väter, die sich Wein und Holz um den Preis ihrer Arbeit kauften; sie arbeitete für die Catalane, welche, abgesehen von ihren Profitchen außer dem Theater, durch Olympia zweihundert Livres monatlich einsteckte, was ihre Toilette ausfüllte.
Olympia leerte im Gegenteil die ihrige. Was Wohlhabenheit für die Catalane war, war Mittelmäßigkeit für Fräulein von Clèves. Das Äußere hatte nicht aufgehört, komfortabel zu sein, aber der wirkliche Überfluss war aus dem Hause verschwunden. Olympia sagte sich mit Recht, der höchste Grad der Not sei die Verlassenheit, und sie rief Leute in dieses Haus, das mit dem Tode rang, damit das Geräusch der Leute das Elend entfliehen mache.
Sie rief Leute, weil sie Banniére sich entfernen sah, weil sie sich allein fühlte, und weil Leute zurückrufen Banniére zurückrufen hieß.
Sie hoffte, Banniére werde eifersüchtig sein, und nachdem der Spieler den Künstler getödtet, werde der Liebhaber den Spieler tödten.
Der Kampf war ernst und der Sieg Zweifelhaft. Banniére war ein Spieler von Profession geworden; er brachte zu der Ausübung dieses Gewerbes Alles, was ein vernünftiger Mensch an Kunst zum Gelingen