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      Langsam ging er an der Außenwand entlang, wobei er sich durch einen Dschungel von Brennnesseln und Efeu schlagen musste. An einem Fenster entdeckte er einen Spalt zwischen den Brettern. Er blickte hinein, aber es war zu dunkel um etwas zu erkennen. Immer weiter ging er, bis er an der Rückseite der Fabrik angekommen war. Dort befand sich ein weiterer Eingang. Anders als der Haupteingang, war dieser Hintereingang nicht abgesperrt. Im Gegenteil, sie stand sogar einen Spalt offen.

      Mit klopfendem Herzen schob er sie weiter auf. Sie ließ sich nur langsam und schwerfällig bewegen. Dabei knarrte das verrostete Metall laut. Das war kein gutes Zeichen, dachte Oliver enttäuscht. Wenn man sie auch nur hin und wieder benutzte, dürfte sie nicht so eingerostet sein.

      Dennoch drückte sich Oliver durch den Spalt hinein und fand sich auf einmal mitten in der Fabrik wieder. Seine Schritte hallten, es war pechschwarz und Olivers Augen brauchten ein paar Augenblicke, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Er schien jedoch auf einmal viel intensiver hören und riechen zu können, was das fehlende Augenlicht kompensierte. Es roch nach Staub und Metall, wie es für verlassene Häuser typisch war.

      Mit angehaltenem Atem wartete er darauf, endlich besser sehen zu können. Langsam tastete er sich voran. Bald konnte er ein großes Gerät aus Holz und Metall ausmachen, das ihn an einen überdimensionalen Kochtopf erinnerte.

      Er berührte die Seite und der Topf begann in seiner Metallfassung zu schwingen wie ein Pendel. Gleichzeitig drehte es sich. Oliver vermutete, dass es etwas mit der Kartierung des Sonnensystems und der Platzierung der einzelnen Planeten zu tun haben könnte, die um verschiedene Achsen rotierten. Was genau der Zweck dieses Geräts war, war ihm jedoch schleierhaft. Er ging weiter und fand bald das nächste merkwürdige Objekt. Es bestand aus einer Reihe von Metallstreben mit einer Art mechanischem Arm und einem Greifer in Form einer Hand. Oliver drehte an einem schweren Rad und der Arm begann, sich zu bewegen.

      Sieht aus wie ein Arcade-Spiel, dachte Oliver.

      Es bewegte sich wie einer dieser mechanischen Arme bei den Geräten, mit denen Kinder für eine Münze versuchen konnten, ein Spielzeug aus einem Glaskasten zu fischen. Nur dass dieses Gerät viel größer und bestimmt auch stärker war.

      Oliver berührte die Finger der Greifhand. Sie hatten die gleiche Anzahl an Gelenken wie eine echte Hand und jedes Gelenk war erstaunlich beweglich. Oliver fragte sich, ob Armando Illstrom versucht hatte, einen Roboter zu bauen. Er hatte viel darüber gelesen; Roboter mit menschlichen Gliedmaßen, die dazu konzipiert wurden, bestimmte Bewegungen auszuführen, wie tippen oder stapeln.

      Oliver ging weiter. Überall fand er großartige Maschinen, die still standen wie erstarrte Riesen. Die meisten waren aus Holz und Metall und bestanden aus vielen kleinen Einzelteilen wie Zahnräder, Drahtseile, Hebel und Flaschenzüge. Alles war mit Spinnweben und Staub überzogen. Oliver versuchte ein paar davon in Gang zu setzen und scheuchte dabei mehrere Insekten auf, die sich in den Nischen und Kanten der Maschinen eingenistet hatten.

      Doch seine Begeisterung schwand, als Oliver bewusst wurde, dass die gesamte Fabrik tatsächlich verlassen und halb verfallen war. Der Staubschicht nach zu schließen war seit Jahrzehnten keiner mehr hier gewesen.

      Mit zunehmendem Unbehagen eilte Oliver durch die ganze Fabrik und warf in jeden Raum einen kurzen Blick. Nichts deutete darauf hin, dass außer ihm noch jemand in dem riesigen Gebäude war. Hoffnungslos stand er in einer finsteren Lagerhalle, umgeben von den Hinterlassenschaften eines Mannes, den er zwar verehrte, aber niemals treffen würde. Dabei brauchte er Armando Illstrom so sehr. Er brauchte einen Retter, der ihm aus seiner Verzweiflung holen würde.

      Aber das war nur ein Traum.

      Und dieser Traum war gerade geplatzt.

      *

      Die gesamte Rückfahrt über rang Oliver mit seiner Enttäuschung. Er war sogar zu deprimiert um in seinem Buch zu lesen.

      Als er an der richtigen Haltestelle angekommen war, stieg er auf die regennasse Straße. Schnell hatte der Regen ihn durchweicht, doch Oliver fühlte sich so niedergeschlagen, dass er es kaum wahrnahm.

      Zu Hause angekommen fiel ihm wieder ein, dass er noch keinen eigenen Schlüssel zu seinem neuen Zuhause bekommen hatte. Er hatte keine andere Wahl als anzuklopfen und sich auf das gefasst zu machen, was ihn dort erwartete.

      Die Tür wurde fast sofort geöffnet und Chris stand mit einem dämonischen Grinsen vor ihm.

      „Du kommst zu spät zum Essen“, sagte er schadenfroh. „Mom und Dad sind fast ausgeflippt.“

      Hinter Chris ertönte die schrille Stimmer seiner Mutter: „Ist er das? Ist das Oliver?“

      „Ja! Und er sieht aus wie eine nasse Ratte!“, rief Chris zurück.

      Oliver konnte ihm ansehen, dass er sich auf die Standpauke freute, die er von seinen Eltern bekommen würde. Er drückte sich an Chris vorbei und hinterließ kleine Pfützen im Gang.

      Mom kam ihm entgegen und starrte ihn an, Oliver konnte nicht sagen, ob Wut oder Erleichterung in ihrem Blick zu lesen war.

      „Hi Mom“, sagte er schwach.

      „Wo hast du gesteckt? Sieh dich nur an!“

      Falls sie wirklich erleichtert war, ihn zu Hause zu haben, dann konnte sie das gut verbergen. Jedenfalls nahm sie ihn nicht in den Arm. Das tat sie eigentlich nie.

      „Ich musste nach der Schule noch etwas erledigen“, sagte Oliver ausweichend und zog seinen nassen Pullover aus.

      „Streberklasse?“, stichelte Chis.

      Mom streckte die Hand nach dem nassen Pullover aus. „Gib den her, ich wasche ihn. Jetzt komm endlich rein, dein Essen wird kalt.“ Sie seufzte.

      Sie drängte Oliver durchs Wohnzimmer, aber er merkte sofort, dass seine Sachen nicht mehr dort waren, wo er sie hinterlassen hatte. Jemand hatte sie bewegt. Zuerst dachte er, dass es an der Matratze lag, die sein Vater anscheinend für ihn in die Nische geschleppt hatte und dann alles einfach darauf abgelegt hatte, aber dann sah er die Steinschleuder zerbrochen auf seiner Decke liegen und den Deckel seines Koffers offenen stehen. Voller Schreck fiel sein Blick auf die Rädchen und Materialien, die völlig verbogen und verdreht auf dem Boden verteilt waren und aussahen, als wäre jemand darauf herumgetrampelt. Sein geheimes Projekt!

      Er wusste sofort, dass Chris es getan hatte. Wütend funkelte er ihn an. Sein Bruder machte ein unschuldiges Gesicht. Bestimmt hatte er sich auf Olivers Reaktion gefreut.

      „Du warst das!“, zischte Oliver.

      Chris steckte die Hände in die Hosentaschen und lehnte sich auf die Absätze wie die Unschuld in Person. „Keine Ahnung, wovon du redest“, sagte er und unterdrückte ein Grinsen.

      Das war zu viel! Nach allem was sich in den vergangenen Tagen zugetragen hatte, konnte Oliver sich nicht mehr zurückhalten. Er explodierte.

      Ohne nachzudenken warf er sich auf seinen Bruder. Der kam nur leicht aus dem Gleichgewicht, einerseits weil er so groß und stark war, andererseits weil er mit Olivers Attacke gerechnet hatte. Er lachte dreckig und schob Oliver mit einer Hand von sich.

      Oliver schlug blind um sich, traf seinen Bruder jedoch nicht.

      „SCHLUSS DAMIT! HÖRT JETZT AUF!“, rief Dad vom Esstisch.

      „Ich mache gar nichts! Oliver ist einfach ausgerastet!“, rief Chris zurück.

      „Du weißt genau, was los ist!“, schrie Oliver und wirbelte seine Fäuste durch die Luft.

      „Weil ich auf deine komischen kleinen Dinger getreten bin?“, knurrte er gerade so leise, dass die Eltern ihn nicht hören konnten. „Oder weil ich diese dämliche Schleuder kaputt gemacht habe? Du bist so ein Freak, Oliver!“

      Oliver gab es auf, nach seinem Bruder zu treten.

      „Ich HASSE diese Familie!“, schrie er.

      Er rannte in

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