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diesem Moment bemerkte Malcolm, dass einige Kinder aus dem zweiten Jahr mit Hockeyschlägern in der Hand auf den Sportplatz kamen. Natasha Armstrong war auch unter ihnen. So wie er besuchte auch sie die Privatstunden in der Bibliothek für begabte Schüler. Obwohl er mit zwölf Jahren der jüngste war, waren die anderen immer nett zu ihm. Besonders Natasha. Sie würde sich nie über ihn lustig machen, weil er klug war. Und sie teilte seinen Hass auf die Amethyst-Schule.

      Natasha winkte ihm zu. Hübsche Grübchen erschienen in ihren Wangen. Malcolm winkte zurück und spürte, wie seine eigenen Wangen warm wurden.

      Doch da hörte Malcolm Candice zuckersüß in sein Ohr flüstern. „Ach ist das putzig, Malcolm ist verknallt!“

      Malcolm blickte weiter geradeaus und versuchte ihre Sticheleien zu ignorieren. Candice war nur eifersüchtig. Schließlich hatte er sie zurückgewiesen und jetzt interessierte sich ein älteres, hübscheres Mädchen für ihn.

      Als die andere Klasse ihr Hockey-Match begann, blickte Malcolm zu dem riesigen, imposanten viktorianischen Herrenhaus der Obsidian-Schule mitsamt ihrem Turm auf. Ganz oben im höchsten Zimmer konnte er die dunkle Gestalt von Madame Obsidian am Fenster stehen sehen. Sie blickte auf ihre Schüler herab. Es kam ihm vor, als würde sie ihn direkt ansehen.

      Er lächelte still. Malcolm wusste, dass sie ihn im Auge behielt. Sie hatte ihn für eine besondere Mission auserwählt. Morgen würde er Madame Obsidian treffen und dann würde sie ihm alles genau erklären. Bis dahin musste er die Neckereien der anderen Kinder noch ertragen. Aber bald würden sie zu ihm aufblicken und ihn anhimmeln! Der Name Malcolm Malice würde jedem Seher in jeder Zeitlinie bekannt sein. Er würde in allen Geschichtsbüchern stehen.

      Als der Junge, der Professor Amethyst und seine Schule für Seher ein für alle Mal zerstörte.

      KAPITEL DREI

      Oliver fiel ein Stein vom Herzen. Armando erinnerte sich wirklich an ihn! Obwohl er die Ereignisse der Vergangenheit verändert hatte, hatte sein Held ihn nicht vergessen.

      „Du… du weißt, wer ich bin?“, stotterte Oliver.

      Armando ging zu ihm. Sein Gang war ein wenig aufrechter und seine Haltung ein wenig erhabener als bei ihrem letzten Zusammentreffen in dieser Zeitachse. Er trug auch bessere Kleidung, dunkle Stoffhosen und ein Hemd, das seinem Status als Wissenschaftler entsprach. Es war nicht derselbe Armando, der ihm am Tag des großen Sturms Zuflucht gewährt hatte. Er war nicht mehr der gebeugte, etwas heruntergekommene Geheimniskrämer, der jahrelang als Verrückter Erfinder in Einsamkeit gelebt hatte. Dies war ein Mann, der stolz auf sich und sein Lebenswerk sein konnte.

      Er tätschelte Olivers Schulter. „Ich weiß noch, wie du mir vor vielen Jahren – ich glaube es war 1944 – gesagt hast, dass in siebzig Jahren alles Sinn ergeben würde. Und jetzt ist es wahr geworden. Lucas hat jahrelang hinter meinem Rücken gegen mich gearbeitet.“ Er schüttelte betreten den Kopf. „Ich hätte aber nicht gedacht, dass er versuchen würde, mich umzubringen.“

      Oliver fühlte einen Stich im Herzen. Armando hatte Lucas vertraut und zum Dank hat er ihn auf die schrecklichste Art und Weise hintergangen.

      „Aber das ist jetzt vorbei. Dank dir!“, sagte Armando.

      Oliver war stolz auf sich. Dann musste er wieder an die Unterhaltung mit Professor Amethyst denken. Es war eben nicht vorbei. Er hatte noch einiges zu tun. Die Arbeit eines Sehers war nie zu Ende und sein Schicksal war mit Armandos Schicksal eng verwoben. Er wusste nur noch nicht genau, auf welche Art.

      Der Gedanke an Professor Amethyst versetzte Oliver einen weiteren Stich. Sanft berührte er das Amulett. Es war kalt. Es gab also momentan keinen Weg zurück in die Schule für Seher. Vielleicht würde es ihn nie geben. Er dachte an seine Freunde Walter, Simon, Ralph, Hazel und vor allem Esther. Würde er sie je wiedersehen? Würde er je wieder mit ihnen Switchit spielen? Unter dem riesigen Kapokbaum sitzen?

      Armando lächelte ihn gütig an. „Da wir uns nie richtig kennengelernt haben, möchte ich mich dir in aller Förmlichkeit vorstellen. Ich bin Armando Illstrom von Illstroms Erfindungen.“

      Oliver nahm seine ausgestreckte Hand und spürte, wie sich ein warmes Gefühl in seinem Körper ausbreitete.

      „Ich bin Oliver Blue von …“

      Er hielt inne. Von was eigentlich? Gab es irgendeinen Ort, zu dem er gehörte? Weder die Schule für Seher, noch die Fabrik in dieser neuen Realität oder der neue Armando, den er nie wirklich kennen gelernt hatte. Und ganz sicher nicht das kaputte Haus seiner alten Familie in New Jersey – die gar nicht seine richtige Familie war.

      „Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht genau, wohin ich gehöre“, sagte er traurig.

      Armando sah ihn lange an.

      „Vielleicht ist das deine wahre Mission, Oliver Blue?“, sagte Armando leise. „Vielleicht bist du hier, um deinen Platz in der Welt zu finden.“

      Oliver dachte über seine Worte nach. Er dachte an seine leiblichen Eltern, die Frau und den Mann aus seinen Visionen. Er wollte sie finden.

      Aber er war verwirrt.

      „Ich dachte, meine Mission war es, dich zu retten“, sagte er.

      Armando lächelte.

      „Missionen können komplizierter sein, als sie auf den ersten Blick scheinen“, erwiderte er. „Mich zu retten und dich selbst zu finden schließt sich nicht gegenseitig aus. Schließlich hat deine Identität dich zu mir gebracht.“

      Oliver schwieg. Vielleicht hatte er recht, vielleicht war er nicht nur aus einem Grund zurückgekehrt, vielleicht gab es eine ganze Reihe von Aufgaben, aus denen seine Mission bestand.

      „Aber ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll zu suchen“, gestand Oliver.

      Armando tippte sich ans Kinn. Dann erhellte sich seine Miene plötzlich.

      Er eilte zu seinem Schreibtisch und schnippte mit den Fingern. „Aber natürlich!“

      Oliver stutzte. Er beobachtete neugierig, wie Armando in einer Schublade wühlte. Dann zog er etwas heraus und kam damit zurück zu Oliver.

      „Hier!“

      Er legte Oliver ein rundes Objekt aus Bronze in die Hand. Oliver sah es lange an. Es sah sehr alt aus.

      „Ist das ein Kompass?“, fragte er und hob eine Augenbraue.

      Armando schüttelte den Kopf. „Es sieht ein wenig so aus, aber ich glaube, dass mehr dahinter steckt! Leider habe ich nie ganz herausgefunden, was es wirklich ist.“

      Oliver starrte es fasziniert an. Unzählige Ziffern und Symbole waren in die Oberfläche eingraviert. „Woher kommt es her?“

      „Es lag eines Tages vor dem Eingang meiner Fabrik“, sagte Armando. „Ich weiß nicht, wer es dorthin gelegt hat, oder wozu es gut ist, aber ich bin sicher, dass es nicht für mich bestimmt war. Dreh es um.“

      Als Oliver Armandos Aufforderung folgte, wurden seine Augen groß. Auf der Unterseite des Objekts waren zwei Buchstaben eingraviert.

      O.B.

      Vor Schreck hätte er den Kompass beinahe fallen lassen. Sein Blick schoss hoch zu Armando.

      „Das sind ja meine Initialen!“, sagte er atemlos. „Aber wie? Warum? Wer sollte etwas für mich hier hinterlassen haben?“

      Armando holte tief Luft. „Ich war dazu bestimmt, einem Seher die Richtung zu weisen. Dir, Oliver. Zuerst hatte ich gedacht, es wäre Lucas, aber das war falsch. Als du 1944 erschienen bist und mir deine Kräfte offenbart hast, habe ich den Irrtum bemerkt. Danach habe ich immer darauf gewartet, dem wahren Seher zu begegnen. Dieser Kompass lag vor elf Jahren, am zweiten Dezember, vor meiner Tür.“

      „An meinem Geburtstag“,

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