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Art von Ziel erreicht hatten. Stattdessen hielten sie vor einem Hutmacherladen und Meister Karg ging hinein, ohne groß einen Blick auf seine Fracht zu werfen.

      Sophia eilte nach vorne, versuchte einen Weg zu finden, um an den Riegel zu kommen. Sie griff durch die Lücken auf der Wagenseite, aber es gab einfach keinen Weg an das Schloss zu kommen, von dort, wo sie war.

      “Mach das nicht”, sagte das Mädchen mit dem verwundeten Mund. “Er wird dich dafür schlagen, wenn er dich erwischt.”

      “Er wird uns alle schlagen”, sagte ein weiteres Mädchen.

      Sophia zog sich zurück, aber nur weil sie sehen konnte, dass es nichts helfen würde.

      Es machte keinen Sinn geschlagen zu werden, wenn es doch nichts ändern würde. Es war besser ihre Zeit abzusitzen und…

      Und was? Sophia hatte in den Gedanken von Meister Karg gesehen, was auf sie wartete. Sie hätte es vielleicht auch erraten, ohne dass sich ihr Magen vor Angst davor zusammenkrampfte. Der Sklavenwagen war nicht die schlimmste Sache, die einer von ihnen passieren konnte und Sophia musste einen Weg hier raus finden, ehe es noch schlimmer wurde.

      Aber was für einen Weg? Sophia hatte keine Antwort darauf.

      Es gab weitere Dinge, auf die sie ebenfalls keine Antwort hatte. Wie hatten sie sie in der Stadt gefunden, wenn sie es vorher geschafft hatte, sich vor den Jägern zu verstecken? Wie hatten sie gewusst, wonach sie schauen mussten? Je mehr Sophia darüber nachdachte, desto überzeugter war sie, dass jemand den Jägern die Nachricht ihres Abgangs überbracht haben musste.

      Jemand hatte sie betrogen und das tat mehr weh, als die Schläge die sie bekommen hatte.

      Meister Karg kam zurück und zog eine Frau mit sich. Diese hier war ein paar Jahre älter, als Sophia und sah aus, als wenn sie bereits seit einiger Zeit Leibeigene war.

      “Bitte”, bettelte sie, als der Sklavenhalter sie mit sich zog. “Das können Sie nicht machen! Nur ein paar Monate und ich hätte meine Leibeigenschaft abgezahlt!”

      “Und bis du sie vollständig abgezahlt hast, kann dein Meister dich trotzdem verkaufen”, erwiderte Meister Karg. Schon fast im Nachhinein schlug er die Frau. Niemand hielt ihn auf. Die Menschen schauten kaum hin.

      Oder die Frau deines Meisters kann das tun, wenn sie eifersüchtig auf dich wird.

      Sophia hörte das klar und verstand den Horror dieser Lage in dem Moment, durch eine Kombination aus den Gedanken von Karg und der Frau. Sie hieß Mellis und hatte sich in dem Beruf, in den sie verkauft worden war, gut gemacht. Gut genug, dass sie schon fast frei war, außer dass die Frau des Hutmachers sich sicher war, dass ihr Mann sie für die Leibeigene verlassen würde, sobald sie ihre Schulden abgezahlt hatte.

      Sie hatte sie also an einen Mann verkauft, der sicherstellen würde, dass man sie nie wieder in Ashton sah.

      Das war ein schreckliches Schicksal, aber es war auch eine Erinnerung für Sophia, dass sie nicht die Einzige hier mit einer schweren Geschichte war. Sie hatte sich so darauf konzentriert, was ihr mit Sebastian und am Hof passiert war, aber in Wirklichkeit hatte wahrscheinlich jeder hier, eine schreckliche Geschichte hinter ihrer Anwesenheit im Wagen. Niemand war freiwillig hier.

      Und niemand von ihnen würde eine Wahl über irgendwas in ihren Leben haben. “Rein da”, keifte Meister Karg und schubste die Frau zum Rest von ihnen. Sophia versuchte sich in dem Moment, als die Tür offen war nach vorne zu drücken, aber er schlug sie ihr vor der Nase zu, noch ehe sie nahe dran war. “Wir haben noch viel zu tun.”

      Sophia erwischte einen Flimmer an die Strecke in seinen Gedanken. Sie würden weiter durch die Stadt fahren, Bedienstete abholen, die nicht länger erwünscht waren, Lehrlinge, die es geschafft hatten, ihre Meister zu verärgern. Es würde eine Reise außerhalb der Stadt geben in die äußeren Dörfer und bis zum Norden in die Stadt Hearth, wo es ein weiteres Waisenhaus gab. Danach wartete ein Schiff am Rande der Firemarsh.

      Es war eine Route, die mindestens ein paar Tage Reise erforderte und Sophia hatte keinen Zweifel, dass die Konditionen dabei schrecklich wären. Bereits jetzt hatte die Morgensonne den Wagen in einen Raum voll von Hitze, Schweiß und Verzweiflung gewandelt. Wenn die Sonne ihren Höhepunkt erreichte, hatte Sophia keinen Zweifel, dass sie nicht mehr klar denken würden können.

      “Hilfe!”, rief Mellis den Leuten auf der Straße zu. Sie war offensichtlich mutiger als Sophia. “Könnt ihr nicht sehen was passiert? Du, Benna du kennst mich. Tu was!”

      Die Menschen gingen schnell vorbei und Sophia konnte sehen, wie sinnlos das war. Niemand kümmerte sich darum oder wenn sie es taten, fühlte niemand, dass sie etwas dagegen tun könnten. Sie würden nicht ein paar verkaufter Mädchen willen, das Gesetz brechen, die nicht anders waren als diejenigen, die während der ganzen Jahre über in der Stadt verkauft wurden. Wahrscheinlich hatten mindestens ein paar da draußen ihre eigenen gekauften Bediensteten oder Lehrlinge. Einfach nach Hilfe rufen, würde nicht funktionieren.

      Sophia hatte eine Möglichkeit, die vielleicht half.

      “Ich weiß, Sie wollen sich nicht einmischen”, rief sie, “aber wenn Sie Prinz Sebastian eine Nachricht überbringen und ihm sagen, dass Sophia hier ist, dann habe ich keine Zweifel, dass er sie belohnen wird –“

      “Genug davon”, rief Meister Karg und knallte den Griff seiner Kutscherpeitsche in die Gitterstäbe. Sophia wusste, was auf sie wartete, wenn sie nicht still war, dennoch konnte sie das nicht einfach so hinnehmen. Ihr kam der Gedanke, dass die Menschen auf den Straßen der Stadt, vielleicht nicht die richtigen wären, um nach Hilfe zu bitten.

      “Was ist mit Ihnen?”, rief Sophia ihm zu. “Bringen Sie mich zu Sebastian. Sie wollen doch nur Geld machen, oder? Er könnte Ihnen leicht einen Profit auf mich geben und Sie hätten den Dank eines Prinzen des Königreiches. Er wollte mich noch vor 2 Tagen als seine Verlobte. Er wird für meine Freiheit bezahlen.”

      Sie konnte Meister Kargs Gedanken sehen, während er darüber nachdachte. Das bedeutete, dass sie den Augenblick zurückwich, bevor der Peitschengriff wieder auf die Gitterstäbe schlug. “Wahrscheinlich nimmt er dich eher und zahlt keinen Cent für dich”, sagte der Sklavenhändler. “Wenn er dich überhaupt will. Nein, ich verdiene lieber sicheres Geld mit dir. Es gibt viele Männer, die auf dich warten, Mädchen. Vielleicht probiere ich es mal aus, wenn wir anhalten.”

      Das Schlimmste daran war, dass Sophia sehen konnte, das er es ernst meinte. Er dachte definitiv darüber nach, während der Wagen sich rumpelnd wieder in Bewegung setzte und in die äußeren Gebiete der Stadt fuhr. Hinten im Wagen war alles, was Sophia bei der Aussicht darauf tun konnte, still zu sein. Sie quetschte sich zu den anderen und konnte deren Erleichterung fühlen, dass sie es sein würde und nicht sie selbst, die der Mann heute Nacht wählen würde.

      Kate, bettelte sie zum gefühlten hundertsten Mal. Bitte, ich brauche deine Hilfe.

      Wie bei all den anderen Malen blieb die Nachricht unbeantwortet. Sie verschwand in der Dunkelheit der Welt und Sophia hatte keine Ahnung, ob sie überhaupt ihr beabsichtigtes Ziel erreichte. Sie war alleine und es war beängstigend, denn alleine nahm Sophia an, konnte sie nichts tun, um all die Dinge aufzuhalten, die als Nächstes passieren würden.

      KAPITEL SIEBEN

      Kate trainierte, bis sie nicht mehr sicher war, ob sie noch mehr Tode in Kauf nehmen konnte. Sie übte mit Schwertern und Stöcken, feuerte Bögen und warf Dolche. Sie rannte und sie lief, versteckte sich und tötete aus dem Hintergrund. Die ganze Zeit drehten sich ihre Gedanken um Baumkronen und das Schwert, das in der Mitte davon lag.

      Sie konnte immer noch die Schmerzen ihrer Wunden spüren. Siobhan hatte die Dornenkratzer und die tieferen Stiche mit Kräutern zum Heilen behandelt, aber es hatte nicht dabei geholfen, den Schmerz bei jedem Schritt zu besänftigen.

      “Du musst lernen durch den Schmerz zu arbeiten”, sagte Siobhan. “Lass dich nicht von deinen Zielen ablenken.”

      “Ich kenne mich mit Schmerz aus”, sagte Kate.

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