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Erkaltet . Блейк Пирс
Читать онлайн.Название Erkaltet
Год выпуска 0
isbn 9781640291430
Автор произведения Блейк Пирс
Серия Ein Riley Paige Krimi
Издательство Lukeman Literary Management Ltd
Riley hatte die Studenten angehalten, ihre Fantasie zu nutzen, um den Mord gedanklich nachzustellen.
"Lassen Sie ihrer Fantasie freien Lauf", hatte sie vor Beginn der Übung gesagt. "Visualisieren Sie die Details. Machen Sie sich keine Sorgen, dass Sie alles richtig machen. Aber versuchen Sie das große Ganze zu sehen – die Atmosphäre, die Stimmung, die Szenerie."
Dann hatte sie für zehn Minuten das Licht ausgeschaltet.
Jetzt, wo es wieder hell war, ging Riley durch den Vorlesungsraum.
Sie sagte, "Zuerst, erzählen Sie mir von der Patom Lounge. Wie sah es dort aus?"
Eine Hand schoss in die Höhe. Riley nickte dem Studenten zu.
"Es war nicht wirklich elegant, aber versuchte besser auszusehen, als es war", sagte er. "Schwach beleuchtete Nischen entlang der Wände. Überall ein weicher Überzug – vielleicht Wildleder."
Lucy runzelte die Stirn. Sie hatte sich die Bar ganz anders vorgestellt.
Riley lächelte leicht. Sie sagte dem Student nicht, ob er richtig lag oder nicht.
"Was noch?", fragte sie.
"Leise Musik hat gespielt", sagte ein anderer Student. "Vielleicht Jazz."
Aber Lucy erinnerte sich, dass sie sich Rock der 70er und 80er Jahre vorgestellt hatte.
Lag sie bei allem falsch?
Riley fragte, "Was ist mit dem Maberly Inn? Wie sah es dort aus?"
Eine Studentin hob die Hand und Riley wählte sie aus.
"Einfach und nett, wie die meisten Motels", sagte die junge Frau. "Und ziemlich alt. Aus der Zeit vor den kommerziellen Motelketten."
Ein anderer Student meldete sich.
"Klingt für mich passend."
Auch andere Studenten nickten und murmelten zustimmend.
Wieder war Lucy verdutzt, wie anders sie sich den Ort vorgestellt hatte.
Riley lächelte leicht.
"Wie viele von Ihnen teilen diese generellen Eindrücke – sowohl von der Bar, als auch von dem Motel?"
Die meisten der Studenten hoben die Hand.
Lucy fing an sich unbehaglich zu fühlen.
"Versuchen Sie das große Ganze zu sehen", hatte Riley ihnen gesagt.
Hatte Lucy die Übung vermasselt?
Hatte jeder andere in der Klasse es bildlich vor Augen gesehen, nur sie nicht?
Dann zeigte Riley einige Bilder auf der Leinwand an der Wand.
Zuerst kam eine Gruppe von Bildern aus der Patom Lounge – eine Nachtansicht von außen mit einem glühenden Neonschild in einem der Fenster und verschiede Innenansichten.
"Das ist die Bar", sagte Riley. "Oder zumindest sah sie so zur Zeit des Mordes aus. Ich bin nicht sicher, wie sie jetzt aussieht – oder ob es sie überhaupt noch gibt."
Lucy war erleichtert. Sie sah der Bar in ihrer Vorstellung sehr ähnlich – eine heruntergekommene Kneipe mit billig verkleideten Wänden und Kunstlederpolstern. Es gab ein paar Billardtische und Dartscheiben, so wie sie es angenommen hatte. Und selbst auf den Bildern konnte man den dichten Zigarettenrauch erkennen.
Die Studenten sahen sich überrascht an.
"Jetzt lassen Sie uns einen Blick auf das Maberly Inn werfen", sagte Riley.
Mehr Fotos erschienen. Das Motel sah genauso schäbig aus, wie Lucy es in Gedanken gesehen hatte – nicht sehr alt, aber definitiv heruntergekommen.
Riley lachte leise.
"Scheint, als würde hier etwas nicht ganz übereinstimmen", sagte sie.
Die Klasse lachte in nervöser Zustimmung.
"Warum haben Sie sich die Szene so vorgestellt, wie Sie sie beschrieben haben?", fragte Riley.
Sie rief eine junge Frau auf, die ihre Hand gehoben hatte.
"Nun, Sie haben uns gesagt, dass der Mörder sich seinem Opfer in einer Bar genähert hat", sagte sie. "Das klingt für mich nach 'Singles Bar.' Ein wenig kitschig, aber zumindest mit dem Versuch elegant auszusehen. Ich hatte nicht den Eindruck einer Arbeiterklasse-Absteige."
Ein anderer Student sagte, "Genau das gleiche beim Motel. Würde ein Mörder sie nicht zu einem Motel bringen, das netter aussieht, wenn auch nur, um sie hereinzulegen?"
Lucy fing an, breit zu lächeln.
Jetzt verstehe ich, dachte sie.
Riley bemerkte ihr Lächeln und erwiderte es.
Sie sagte, "Agentin Vargas, was haben so viele von uns falsch gemacht?"
Lucy sagte, "Wir haben vergessen, das Alter des Opfers in Betracht zu ziehen. Tilda Steen war gerade zwanzig Jahre alt. Frauen die zu Single Bars gehen sind in der Regel älter, Mitte dreißig oder darüber, oft geschieden. Deshalb haben wir uns die Bar anders vorgestellt."
Riley nickte zustimmend.
"Und weiter", sagte sie.
Lucy dachte einen Moment nach.
"Sie haben gesagt, dass sie aus einer Mittelklasse Familie in einer gewöhnlichen kleinen Stadt kam. Von dem Bild ausgehend, das Sie uns gezeigt haben, war sie attraktiv und ich bezweifle, dass sie Schwierigkeiten hatte, ein Date zu finden. Also warum hat sie sich in einer Absteige wie der Patom Lounge abschleppen lassen? Meine Vermutung ist, ihr war langweilig. Sie ist absichtlich an einen Ort gegangen, der möglicherweise ein wenig gefährlich ist."
Und sie hat mehr Gefahr gefunden, als sie ahnen konnte, dachte Lucy.
Aber das sagte sie nicht laut.
"Was können wir von dem lernen, was gerade passiert ist?" wandte Riley sich an die Klasse.
Ein Student hob die Hand und sagte, "Wenn man gedanklich ein Verbrechen rekonstruiert, sollte jede verfügbare Information überdacht werden. Man darf nichts auslassen."
Riley sah zufrieden aus.
"Das ist richtig", sagte sie. "Wir müssen eine lebhafte Fantasie haben, um in der Lage zu sein, uns in den Verstand eines Mörders zu versetzen. Aber das ist eine schwierige Angelegenheit. Übersieht man nur ein kleines Detail, geht man in eine falsche Richtung. Das kann der Unterschied sein zwischen einem Fall, der gelöst wird und einem, der ungelöst bleibt."
Riley hielt inne und fügte dann hinzu, "Und dieser Fall wurde nie gelöst. Ob er das jemals wird … nun, das ist zweifelhaft. Nach fünfundzwanzig Jahren sind alle Spuren kalt. Ein Mann hat drei junge Frauen getötet – und es ist sehr wahrscheinlich, dass er dort draußen noch herumläuft."
Riley ließ ihre Worte einen Augenblick sinken.
"Das ist alles für heute", sagte sie dann. "Sie wissen, was Sie für die nächste Stunde lesen sollen."
Die Studenten verließen den Vorlesungsraum. Lucy entschied sich noch einen Moment zu bleiben und mit ihrer Mentorin zu reden.
Riley lächelte sie an und sagte, "Das war gute Arbeit gerade."
"Danke", sagte Lucy.
Sie freute sich. Jedes noch so kleine Kompliment von Riley bedeutete ihr viel.
Dann sagte Riley, "Aber jetzt will ich noch etwas Fortgeschritteneres ausprobieren. Schließ die Augen."
Lucy