Скачать книгу

von dem, was ein miserables Wochenende gewesen war.

      Delores fuhr bereits seit zehn Minuten auf der Straße. Sie hatte keine Stoppzeichen gesehen, keine Häuser, nichts. Nur Bäume und einen überraschend schönen Nachthimmel über sich. Sie dachte ernsthaft darüber nach, einfach mitten auf der Straße anzuhalten und umzudrehen.

      Je mehr sie darüber nachdachte, umso mehr erschien ihr das eine gute Idee zu sein.

      Sie wollte gerade das Bremspedal drücken, als ein ploppendes Geräusch das Auto erfüllte. Delores schrie auf vor Angst und Überraschung, aber ihr schreien wurde von einem plötzlichen dumpfen Geräusch erstickt, als das Auto mehrere Meter zu sinken schien und dann nach links zog.

      Sie schaffte es das Auto irgendwie gerade zuhalten, aber erkannte dann, dass sie sich nicht dagegen wehren sollte- es zog zu sehr. Sie gab den Kampf auf und schaffte es das Auto auf die Seite der Straße zu lenken und parkte es fast auf der Hälfte des Bordsteins. Sie machte das Fernlicht an und ließ ein lautes Seufzen hören.

      “Mist”, sagte sie.

      Das hat sich angehört wie ein Reifen, dachte sie. Und wenn das der Fall ist … Oh man, ich weiß nicht einmal, ob es einen Ersatzreifen im Kofferraum gibt. Das kommt davon, weil ich diese Todesfalle von Auto überall mit hinnehme. Du bist dabei eine bekannte Autorin zu werden, Mädchen. Verwende ab und zu ein wenig Geld für Flüge und Mietautos, hm?

      Sie betätigte den Schalter für die Kofferraumöffnung, öffnete die Tür und trat in die Nacht heraus. Es lag Frische in der Luft, denn der Winter hatte Einzug im Mittelwesten gehalten. Sie zog ihren Mantel enger an ihren Körper und zog ihr Handy heraus. Sie war nicht allzu überrascht, kein Empfang zu lesen; sie hatte es schon seit den letzten zwanzig Minuten gesehen, seitdem ihre GPS-App nicht mehr funktionierte.

      Sie sah auf die Reifen und bemerkte, das beide auf der Vorderseite flach waren. Noch mehr, sie waren komplett platt. Sie sah etwas am Vorderreifen glänzen und kniete sich hin, um zu sehen, was es war.

      Glas, dachte sie. Wirklich? Wie kommt das Glas in meine Reifen?

      Sie schaute den Hinterreifen an und sah mehrere lange Splitter durchstechen. Sie schaute wieder auf die Straße und konnte keine Zeichen von irgendwas sehen. Aber das bedeutete Nichts, den der Mond war die meiste Zeit hinter den Baumspitzen versteckt und es war so dunkel wie in der Hölle.

      Sie ging zum Kofferraum, wusste aber bereits, das alles was sie finden würde, sinnlos wäre. Sogar wenn es ein Ersatzrad gab, sie würde zwei brauchen.

      Wütend und ein wenig ängstlich knallte sie den Kofferraum zu, ohne überhaupt nachzuschauen. Sie griff nach ihrem Handy und fühlte sich komplett bescheuert und kroch auf die Rückbank ihres Autos. Sie hielt ihr Handy hoch, auf einen einzigen Service Balken hoffend.

      Nichts.

      Nicht ausflippen, dachte sie. Ja, du bist inmitten von Nichts. Aber vielleicht kommt jemand vorbei. Alle Straßen führen irgendwo hin, oder?

      Sie konnte nicht glauben, was das für ein Wochenende gewesen war, sie setzte sich wieder ins Auto, wo die Heizung noch funktionierte. Sie stellte den Rückspiegel so ein, dass sie Lichter von hinten sehen konnte, und schaute dann nach vorne, falls jemand von vorne kommen würde.

      Während sie über die gescheiterte Autogrammstunde nachdachte, das kleine Veröffentlichungs Mix-Up und ihre kürzlichen Schwierigkeiten, zweigeplatzte Reifen mitten auf der Straße zu haben, sah sie plötzlich Lichter von vorne. Sie hatte gerade erst sieben Minuten gewartet und schätzte sich glücklich.

      Sie machte die Tür auf und das Innenlicht kam zu den bereits blinkenden Warnlichtern hinzu. Sie trat heraus, blieb nahe beim Auto und winkte den sich nähernden LKW heran. Sie war sofort erleichtert, als sie sah, dass er anhielt. Er fuhr auf ihre Spur und parkte direkt vor ihr. Der Fahrer machte sein Warnblinklicht an und stieg aus.

      “Hi”, sagte der etwa vierzigjährige Mann, der aus dem Truck stieg.

      “Hi” antwortete Delores. Sie ging auf ihn zu, immer noch sauer über die Situation einem Fremden ausgeliefert zu sein, der so spät nachts angehalten hatte, um ihr zu helfen.

      “Probleme mit dem Auto?”, fragte er.

      “Tonnen davon”, sagte Delores und zeigte auf ihre Reifen. “Zwei geplatzte Reifen gleichzeitig. Können Sie das glauben?”

      “Oh, das ist schrecklich”, erwiderte er. “Haben Sie Triple A oder eine Werkstatt oder so angerufen?”

      “Kein Empfang”, sagte sie. Sie fügte fast hinzu “Ich bin nicht von hier”, aber entschied sich dann dagegen.

      “Sie können meins benutzen”, sagte er. “Ich habe meistens mindestens zwei Balken hier draußen.”

      Er machte einen Schritt nach vorne und griff in seine Tasche für sein Handy.

      Nur, es war kein Handy, was er rauszog. Sie war verwirrt bei dem, was sie sah. Es machte keinen Sinn. Sie konnte nicht herausfinden, was es war und -

      Plötzlich kam es auf ihr Gesicht zu, in schneller Geschwindigkeit. Ein Bruchteil einer Sekunde, bevor sie getroffen wurde, sah sie die Form und den Glanz von dem, was er über seine Finger gleiten ließ.

      Einen Schlagring.

      Sie hörte das Geräusch, als er ihre Stirn traf, fühlte einen Moment des Schmerzes und dann einen Moment später knickten ihre Knie ein und sie spürte, wie sie auf die harte Straße fiel. Das letzte, was sie mitbekam, war, wie der Mann sich schon fast sorgend zu ihr herunterbeugte, seine Taschenlampe schien in ihre Augen, bevor die Welt um sie herum schwarz wurde.

      KAPITEL EINS

      Mackenzie White stand unter einem schwarzen Schirm und beobachtete, wie der Sarg in die Erde herabgelassen wurde, während der Regen sich in einen stetigen Regenguss verwandelte. Das Weinen der Besucher wurde fast von den Regentropfen, die auf den Friedhofboden und die nahen Grabsteine fielen, übertönt.

      Sie schaute mit einer schmerzvollen Traurigkeit zu, als ihr alter Partner, seine letzten Momente in der Welt der Lebenden verbrachte.

      Der Sarg wurde auf den Stahlläufern, auf denen er die ganze Zeit während der Messe gelegen hatte, ins Grab gelassen, während die, die Bryers am Nächsten waren, danebengestanden hatten. Die Trauergesellschaft hatte sich nach den letzten Worten des Pastors fast vollständig aufgelöst, aber die engsten Angehörigen waren noch da.

      Mackenzie stand an der Seite, zwei Reihen weiter. Ihr fiel ein, dass obwohl sie und Bryers ihre Leben mehrmals in die Hände des anderen gelegt hatten, sie ihn doch nicht so gut gekannt hatte. Das wurde unterstrichen von der Tatsache, dass sie keine Ahnung hatte, wer die Menschen waren, die zurückblieben, um zu sehen, wie er in die Erde hinabgelassen wurde. Da war ein Mann, der in seinen Dreißigern zu sein schien und zwei Frauen, die sich zusammen unter eine schwarze Plane drängten und noch einen letzten Moment mit ihm erlebten.

      Als Mackenzie sich umdrehte, bemerkte sie eine ältere Frau, die eine Reihe dahinter stand und ihren eigenen Schirm hielt. Sie war ganz in schwarz gekleidet und sah recht nett aus, wie sie da im Regen stand. Ihr Haar war komplett grau, in einen Dutt gebunden, aber sie sah irgendwie jung aus. Mackenzie nickte ihr zu, als sie an ihr vorbeiging.

      “Kannten Sie Jimmy?”, fragte die Frau plötzlich.

      Jimmy?

      Sie brauchte eine Weile, um zu erkennen, dass die Frau über Bryers sprach. Mackenzie hatte seinen Vornamen nur ein oder zwei Mal gehört. Für sie war er einfach immer nur Bryers gewesen.

      Vielleicht waren wir doch nicht so eng, wie ich gedacht hatte.

      “Ja”, antwortete Mackenzie. “Wir haben zusammengearbeitet. Was ist mit Ihnen?”

      “Ex-Frau”, sagte sie. Mit einem zittrigen Seufzen fügte sie hinzu: “Er war so ein guter Mann.”

      Ex-Frau? Gott, ich hatte ihn wirklich nicht gekannt. Aber dunkel erinnerte sie sich an ein Gespräch während einer ihrer langen Fahrten,

Скачать книгу