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Ihnen ein paar Stunden geben, um sie sich anzuschauen und Sie dann heute Abend nach Ihrer Antwort fragen. Aber Mackenzie…ich rate Ihnen definitiv, diesen Fall anzunehmen.“

      Sie wusste, dass sie es tun würde, aber sie wollte weder zu begierig noch zu anmaßend wirken. Außerdem setzte so langsam nun doch die Nervosität ein. Das war ihre große Chance. Und dass ihr ein so erfahrener Agent wie Bryers helfen wollte…nun ja, das war einfach unglaublich.

      „Also“, begann Bryers, wobei er sich über den Tisch beugte und seine Stimme senkte. „Bis jetzt haben wir zwei Leichen, die auf derselben Mülldeponie gefunden wurden. Beide waren junge Frauen, die eine zweiundzwanzig, die andere neunzehn. Sie wurden nackt und mit Blutergüssen bedeckt gefunden. Das letzte Opfer zeigt zwar Spuren sexueller Misshandlung, jedoch keine Körperflüssigkeiten. Die Leichen tauchten in einem Abstand von etwa zweieinhalb Monaten auf, doch die Tatsache, dass beide auf derselben Müllhalde und mit der gleichen Art der Verletzungen gefunden wurden…“

      „Das ist kein Zufall“, bemerkte Mackenzie, während sie darüber nachdachte.

      „Nein, wahrscheinlich nicht“, erwiderte Bryers. „Nehmen wir also einmal an, dass das Ihr Fall wäre, dass sie ihn gerade erst zugeteilt bekommen hätten. Was würden Sie als erstes tun?“

      Sie brauchte weniger als drei Sekunden, um eine Antwort zu finden. Als sie sie erklärte, spürte sie, wie sie in eine Art Zone rutschte – einem Gefühl, durch das sie wusste, dass sie Recht hatte. Wenn es je einen Zweifel gegeben hatte, dass sie diese Gelegenheit ablehnen könnte, dann wurde sie bei ihrer Antwort vernichtet.

      „Ich würde bei der Mülldeponie beginnen“, sagte sie. „Ich würde mir die Gegend selber, mit meinen eigenen Augen anschauen wollen. Anschließend würde ich mit den Familienangehörigen sprechen. War eine der beiden verheiratet?“

      „Die Zweiundzwanzigjährige“, sagte Ellington. „Sie war seit sechzehn Monaten verheiratet.“

      „Dann ja“, erwiderte Mackenzie. „Ich würde bei der Mülldeponie anfangen und mich danach mit dem Ehemann unterhalten.“

      Ellington und Bryers tauschten wieder einen wissenden Blick aus. Dann nickte Ellington und trommelte mit den Händen auf den Tisch. „Bist du dabei?“, wollte er wissen.

      „Ja, ich bin dabei“, antwortete sie, unfähig, ihre Begeisterung noch länger zu kontrollieren.

      „Gut“, sagte Bryers. Er griff in seine Tasche und schob ein paar Schlüssel über den Tisch. „Wir sollten keine Zeit verlieren. Lassen Sie uns anfangen.“

      KAPITEL DREI

      Als sie die Mülldeponie erreichten, war es 13:35 Uhr. Die dreißig Grad Celsius, die draußen herrschten, verschlimmerten den Gestank des Ortes, und die Fliegen brummten so laut, dass sie wie eine Art bizarre Musik klangen. Mackenzie war gefahren, während Bryers auf dem Beifahrersitz gesessen und sie über die Details des Falles informiert hatte.

      Als sie aus dem Auto ausstiegen und sich den Müllbergen näherten, dachte Mackenzie, dass sie Bryers durchschaut hatte. Er war größtenteils ein Mann, der sich an Vorschriften hielt. Er kam nicht gerade aus sich heraus und sagte nur wenig, aber er war extrem nervös, dass sie mit ihm in demselben Auto fahren würde, obwohl seine Vorgesetzten dieser Sache mit verschlossenen Augen ihre Zustimmung gegeben hatten. All das konnte sie deutlich an seiner Körperhaltung und den flüchtigen Blicken, die er ihr zuwarf, erkennen.

      Mackenzie ging langsam, während Bryers sich den großen, grünen Tonnen näherte. Er lief auf sie zu, als ob er hier arbeiten würde und sie musste sich daran erinnern, dass er bereits hier gewesen war. Er wusste, was ihn erwarten würde, was ihr das Gefühl gab, eine Anfängerin zu sein – was sie ja eigentlich auch war.

      Sie ließ sich einen Moment Zeit, die Umgebung in sich aufzunehmen, denn sie hatte sich noch nie die Mühe gemacht, sich mit Mülldeponien zu beschäftigen. Der Bereich, in dem sie und Bryers sich zurzeit befanden – der Teil des Geländes, in dem Fahrzeuge erlaubt waren – war nichts weiter als eine Müllkippe. Er bestand aus sechs großen Metallcontainern, die nebeneinander aufgereiht waren, jeder von ihnen saß in einem Loch im Boden. Hinter den Müllgruben konnte sie einen Bereich sehen, an dem die Ausbeute auf LKWs geladen wurde. Um diese Gruben zu ermöglichen, in denen ein Großteil der Müllberge verschwand, war die gepflasterte Einfahrt und der Parkplatz wie ein Hügel geformt, auf dessen oberstem Punkt sie und Bryers nun standen, während die Straße durch die Mülldeponie und darüber hinaus führte und sich schlängelte, bis man am anderen Ende des Abladeplatzes wieder auf die Schnellstraße gelangte.

      Mackenzie musterte den Boden. Dort, wo sie stand, gab es nichts außer zusammengedrücktem Dreck, der erst in Kiesel und dann auf der anderen Seite der großen Tonnen in Teer überging. Sie stand im dreckigen Bereich, auf dem Reifenspuren wie geisterhafte Abdrücke auf dem Boden zu sehen waren. Aufgrund der überkreuzten und verwischten Reifenabdrücke wäre es äußerst schwierig, eine verlässliche Spur zu identifizieren. In letzter Zeit war es trocken und heiß gewesen und es hatte zuletzt vor einer Woche geregnet, doch selbst das war nur ein leichtes Nieseln gewesen. Der trockene Boden würde die Sache noch zusätzlich erschweren.

      Weil sie ahnte, dass es nahezu unmöglich war, nützliche Abdrücke aus dem Spurenchaos zu entnehmen, trat sie zu Bryers, der neben einer Müllgrube stand.

      „Die Leiche wurde hier drinnen gefunden“, sagte Bryers. „Die Gerichtsmediziner haben bereits Blutproben und Fingerabdrücke des Opfers genommen. Sie hieß Susan Kellerman, war einundzwanzig Jahre alt, und kam aus Georgetown.“

      Mackenzie nickte, doch schwieg. Als sie in die Grube schaute, verschoben sich ihre Prioritäten. Sie arbeitete jetzt direkt mit dem FBI zusammen, was ihr das Gefühl gab, ein paar Schritte zu überspringen. Sie würde ihre Zeit nicht damit verschwenden, etwas Offensichtliches zu suchen. Diejenigen, die vor ihr an dem Fall gearbeitet hatten – dazu gehörte wahrscheinlich auch Bryers – hatten diese Arbeit schon erledigt. Deshalb versuchte sich Mackenzie, auf das zu konzentrieren, was noch schleierhaft und womöglich übersehen worden war.

      Nachdem sie sich die unmittelbare Umgebung etwa eine Minute lang angesehen hatte, war Mackenzie der Meinung, dass sie alles wusste, was es zu wissen gab. Bis jetzt war das allerdings nicht sonderlich viel.

      „Sagen Sie mir“, forderte Bryers sie auf. „Was meinen Sie, warum der Mörder die Leichen hier ablegt? Welche Bedeutung hat das für ihn?“

      „Ich glaube nicht, dass es reine Bequemlichkeit ist“, antwortete Mackenzie. „Ich denke, er versucht, auf Nummer sicher zu gehen. Er lässt die Leichen hier zurück, weil er sie loswerden will. Ich schätze auch, dass er in der Nähe lebt…nicht weiter als zwanzig oder dreißig Meilen entfernt. Ich glaube nicht, dass er so weit fahren würde, um eine Leiche loszuwerden…vor allem bei Nacht.“

      „Warum bei Nacht?“, fragte Bryers.

      Mackenzie wusste, dass er sie testete, aber das machte ihr nichts aus. Im Angesicht der unglaublichen Chance, die ihr gegeben worden war, hatte sie schon mit ein paar Sticheleien gerechnet.

      „Weil es für ihn praktisch nur nachts möglich gewesen ist. Es wäre ziemlich dumm, hier bei Tageslicht eine Leiche abzulegen, wenn es nur so von Arbeitern wimmelt.“

      „Dann denken Sie also, dass er schlau ist?“

      „Nicht unbedingt. Er ist vorsichtig und sorgsam. Das ist nicht das Gleiche wie schlau.“

      „Ich habe bemerkt, dass Sie sich nach Reifenabdrücken umgesehen haben“, meinte er. „Das haben wir bereits versucht und nichts gefunden. Es gibt einfach zu viele von ihnen.“

      „Ja, das wäre schwierig“, entgegnete sie. „Wie gesagt, der Körper muss außerhalb der Betriebszeiten hier abgelegt worden sein. Ist das auch Ihre Annahme?“

      „Ja, das ist sie.“

      „Dann

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