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Herr Direktor.” sagte Jenn.

      Diese Worte überraschten Riley ein wenig. Sie fragte sich, ob Jenn sie wirklich ernst meinte.

      „Freuen Sie sich nicht zu sehr”, sagte er. „Dieser Fall wird vermutlich nicht viel ergeben. Gerade erst heute Morgen wurde die vergrabene Leiche eines Mädchens im Teenage-Alter auf einem Stück Farmland in der Nähe von Angier, einer kleinen Stadt in Iowa, gefunden.”

      „Ein einzelner Mord?” fragte Jenn.

      „Warum soll sich die BAU mit dem Fall befassen?” fragte Riley.

      Meredith trommelte mit seinen Fingern auf den Schreibtisch.

      „Meine Vermutung ist, dass es uns nicht wirklich betrifft”, sagte er. „Doch ein weiteres Mädchen ist zu einem früheren Zeitpunkt aus der selben Stadt verschwunden, und man hat sie immer noch nicht gefunden. Es handelt sich um eine überschaubare und ruhige Gegend, und solche Dinge passieren dort einfach nicht. Die Leute sagen, dass beide Mädchen nicht der Typ gewesen wären, der einfach abhaut oder mit Fremden mitgeht.”

      Riley schüttelte zweifelnd ihren Kopf.

      „Also, was gibt es denn konkret, das einen glauben machen könnte, es handle sich um eine Mordserie?“ fragte sie. „Ist das ohne eine weitere Leiche nicht ein bisschen voreilig?”

      Meredith zuckte mit den Achseln.

      „Ja, so sehe ich das auch. Doch der Polizeidirektor in Angier, Joseph Sinard, ist darüber in Panik geraten.”

      Rileys kräuselte sich beim Klang des Namens.

      „Sinard”, sagte sie. „Wo habe ich den Namen bloß schon einmal gehört?”

      Meredith lächelte leicht und sagte, „Vielleicht denken Sie an den stellvertretenden Geschäftsführer des FBI, Forrest Sinard. Joe Sinard ist sein Bruder.”

      Riley hätte beinahe mit den Augen gerollt. Nun ergab alles Sinn. Eine Person, die in der FBI Nahrungskette weit oben stand, wurde von einem Verwandten vom Land gepeinigt, so dass der Fall dem BAU aufgebürdet worden war. Sie hatte sich früher schon mit politisch motivierten Untersuchungen, wie dieser, befassen müssen.

      Meredith sagte: „Ihr zwei müsst dort hinfahren und nachschauen, ob es überhaupt einen Fall gibt, in dem es sich zu ermitteln lohnt.”

      „Was ist mit meiner Arbeit an dem Hatcher Fall?”, fragte Jenn Roston.

      Meredith sagte, „Daran arbeiten eine Menge Menschen—Techniker und and Faktenermittler und so weiter. Ich nehme an, dass sie Zugang zu allen Ihren Informationen haben.”

      Jenn nickte.

      Meredith sagte: „Für ein paar Tage können die ruhig auf Sie verzichten. Sollte das hier überhaupt solange dauern.”

      Riley hatte ausgesprochen gemischte Gefühle. Abgesehen davon, dass sie nicht sicher war, ob sie mit Jenn Roston arbeiten wollte, war sie nicht darauf erpicht, ihre Zeit mit einem Fall zu verschwende, der vermutlich die Hilfe des BAUs gar nicht benötigte.

      Viel lieber hülfe sie Blaine dabei, zu lernen, wie man schießt.

      Es gäbe auch noch andere Dinge, die ich mit Blaine anstellen könnte, dachte sie und unterdrückte ein Lächeln.

      „Also, wann geht es los?” fragte Jenn.

      „So früh wie möglich”, sagte Meredith. „Ich habe Direktir Sinard gebeten, die Leiche bis zu Ihrer Ankunft nicht zu bewegen. Sie fliegen nach Des Moines, wo Kommissar Sinards Leute euch abholen und nach Angier fahren werden. Von Des Moines ist es etwa eine Stunde entfernt. Wir müssen das Flugzeug auftanken und startbereit machen. Entfernen Sie sich in der Zwischenzeit nicht zu weit von hier. Der Start soll in weniger als zwei Stunden sein.”

      Riley und Jenn verließen left Merediths Büro. Riley lief geradewegs zu ihrem Büro, setzte sich für einen Moment hin und schaute ziellos umher.

      Des Moines, dachte sie.

      Sie war nur ein paar Mal dort gewesen, doch ihre ältere Schwester Wendy lebte dort. Riley und Wendy hatten sich über die jähre voneinander entfremdet und im letzten Herbst anlässlich des Todes ihres Vaters Kontakt aufgenommen. Wendy, nicht Riley, war bei Vati gewesen als er starb.

      An Wendy zu denken, erweckte in ihr Schuldgefühle sowie andere verstörende Erinnerungen. Vati war mit Rileys Schwester sehr streng gewesen, und Wendy war mit fünfzehn von zuhause weggelaufen. Riley war erst fünf gewesen. Nachdem ihr Vater gestorben war, hatten sie sich geschworen, den Kontakt zu halten, doch bislang hatten sie nur einmal per Videochat miteinander gesprochen.

      Riley wusste, dass sie Wendy besuchen sollte, wenn sie die Chance schon einmal hatte. Natürlich nicht sofort. Meredith hatte gesagt, dass Angier eine Stunde von Des Moines entfernt lag, und dass die örtliche Polizei sie am Flughafen abholen würde.

      Vielleicht kann ich Wendy sehen, bevor ich zurück nach Quantico fahre, dachte sie.

      Jetzt gerade hatte sie ein wenig Zeit zu überbrücken, bevor das BAU Flugzeug abhob.

      Und es gab jemanden, den sie sehen wollte.

      Sie machte sich Sorgen um ihren langjährigen Partner, Bill Jeffreys. Er wohnte in der Nähe der Basis, doch hatte sie ihn seit mehreren Tagen nicht gesehen. Bill litt an PTBS und Riley wusste aus eigener Erfahrung wie schwer es war, sich davon zu erholen.

      Sie nahm ihr Handy und tippte eine Nachricht.

      Dachte, ich könnte für ein paar Minuten vorbeischauen. Biste zuhause?

      Sie wartete einige Augenblicke. Die Nachricht war als „angekommen”, doch nicht gelesen gekennzeichnet.

      Riley seufzte ein wenig. Sie hatte keine Zeit darauf zu warten, dass Bill seine Nachrichten abrief. Wenn sie ihn vor ihrer Abfahrt noch sehen wollte, musste sie jetzt vorbeischauen und hoffen, dass er zuhause war.

      *

      Vom BAU Gebäude bis zu Bills kleiner Wohnung in Quantico Stadt waren es nur wenige Minuten Fahrt. Als sie ihr Auto parkte und auf das Gebäude zu ging, fiel ihr einmal mehr auf, was für ein deprimierender Ort es war.

      Für ein Mehrfamilienhaus gab es eigentlich nichts wirklich daran auszusetzen––es war ein normales rotes Backsteingebäude, kein Mietshaus oder irgendetwas vergleichbares.

      Doch Riley konnte nicht anders, als sich an das schöne Haus in einem Vorort zu erinnern, in dem Bill bis zu seiner Scheidung gelebt hatte. Im Vergleich dazu besaß dieser Ort keinen Charme, und Bill lebte jetzt allein.

      Riley betrat das Gebäude und lief auf direktem Weg zu Bills Wohnung im zweiten Stock. Sie klopfte an die Tür und wartete.

      Alles blieb still. Sie klopfte erneut und bekam immer noch keine Antwort. Sie kramte ihr Handy hervor und sah, dass die Nachricht immer noch nicht gelesen wurde.

      Sie fühlte, wie sie die Sorge überkam. War Bill etwas passiert?

      Sie griff nach dem Türknopf und drehte ihn. Beunruhigt bemerkte sie, dass die Tür nicht verschlossen war und sich öffnete.

      KAPITEL ACHT

      Bills Wohnung sah aus, als wäre sie geplündert worden. Riley blieb für einen Moment wie erstarrt in der Tür stehen, bereit, ihre Pistole zu ziehen, sollte immer noch ein Eindringling in der Wohnung sein. Dann entspannte sie sich. Die Dinge, die überall verstreut lagen, waren Lebensmittelverpackungen, dreckige Teller und Gläser. Es herrschte Chaos, doch es war ein selbst verursachtes Chaos. Sie rief Bills Namen.

      Sie konnte keine Antwort hören.

      Sie rief erneut.

      Dieses Mal glaubte sie, aus einem nahegelegenen Raum ein Stöhnen zu hören.

      Als sie durch die Tür in Bills Schlafzimmer eilte, spürte sie ihr

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