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sie sich zum Beispiel als Dozierende in Weiterbildungen oder in der Forschung sofort als ehemalige Lehrpersonen zu erkennen geben, so Jürg Arpagaus. Ich habe in der Auseinandersetzung mit dem «doppelten Kompetenzprofil» im Rahmen des PgB-Projekts aus dem Programm P-11 «Doppeltes Kompetenzprofil der Pädagogischen Hochschulen: Institutionelle und individuelle Anforderungen an den Berufsfeldbezug» zu verstehen gelernt: Dieses Bekenntnis ist einerseits Ausdruck dafür, dass PH-Dozierende ihr Handeln an der Hochschule auf das Berufsfeld der Lehrpersonen ausrichten wollen, und anderseits dafür, dass ihnen das selbst Erlebte wichtig für ihr Selbstverständnis als Mitarbeitende an einer Pädagogischen Hochschule ist.

      Die akademisch – und praktisch – interessante Frage für mich persönlich war, ob Mitarbeitende der Pädagogischen Hochschule das Handwerk von Lehrpersonen beherrschen und über diese Primärerfahrungen im Schulzimmer verfügen müssen, um ihre Tätigkeiten an der Pädagogischen Hochschule – sei es in der Lehre oder in der Forschung – ausüben und ihre Arbeit effektiv auf das Berufsfeld ausrichten zu können. Oder anders gefragt: Gibt es einen kausalen Zusammenhang zwischen der Ausbildung und der Berufserfahrung als Lehrperson und der Qualität der Arbeit und Produktivität von Dozierenden an Pädagogischen Hochschulen?

      Diese Fragen konnten wir im Projekt nicht abschliessend beantworten. Es war auch nicht unsere Aufgabe, diese Frage zu beantworten. Wir haben uns jedoch auf die Spurensuche gemacht und uns im Rahmen des Projekts gefragt, wie diese Norm eines «doppelten Kompetenzprofils» der Dozierenden in der Ausbildung künftiger Lehrpersonen gestaltet wird und wie sich Dissertation und Lehrdiplom als formale Anforderung an Dozierende begründen lässt. Weiter interessierte uns, über welche formalen Kompetenzen die Dozierenden in der Ausbildung künftiger Lehrpersonen beziehungsweise an den Pädagogischen Hochschulen heute verfügen. Und wir konnten nach den Erwartungen fragen, die Studierende und Dozierende selbst an ein Kompetenzprofil von Dozierenden an Pädagogischen Hochschulen und an deren Berufsfeldbezug haben. Besonders interessierte uns die Art und Weise, wie die Menschen an den Pädagogischen Hochschulen arbeiten. Welches Wissen und welche Erfahrungen beziehen sie ein, wenn sie den vielfältigen und allgegenwärtigen Bezug zu den Schülerinnen und Schüler, den Lernenden und den für sie zuständigen Bildungsfachleuten gestalten? Welchen Herausforderungen begegnen sie, und wie gehen sie in ihrer Professionalität damit um? Das vorliegende Buch gibt Einblicke in diese Spurensuche.

      Mein Zugang als ehemalige Primarlehrerin zur Professionalität an Pädagogischen Hochschulen unterscheidet sich wesentlich von demjenigen meines Kollegen, macht Christa Scherrer deutlich. Als ich Dozentin an der PH wurde, war ich zeitgleich noch an der Uni Studentin der Erziehungswissenschaft. In der damaligen Aufbauphase der Pädagogischen Hochschulen erlebte ich, dass mein Wissen aus dem Studium zum reichen Fundus an Wissen, zu den Unterrichtsmaterialien und Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen passte. Wir deckten zusammen verschiedene Phasen einer Berufsbiografie ab und verfügten gemeinsam über vielfältige Ressourcen: In unserem Team kamen Schulleitungserfahrungen, Erfahrungen als Lehrer, Lehrerin an unterschiedlichen Orten der Schweiz und auf unterschiedlichen Stufen sowie Wissen aus Studien in Psychologie, Erziehungswissenschaft und Heilpädagogik zusammen. Einige Teammitglieder waren in der regionalen Bildungslandschaft der Pädagogischen Hochschulen verankert, andere nicht. Unsere Aufgabe war, die berufspraktischen Module und die Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen und Lehrern im Schul- und Berufsfeld aufzubauen, wozu wir auf interessierte, engagierte Lehrerinnen, Lehrer und Schulleitenden zählen konnten. Daran anschliessend, lassen sich Fragen nach der Bedeutung einer Vielfalt berufsbiografischer Wege zur Aufgabenbearbeitung im Team stellen. Zudem legt die Erfahrung nahe, dass das Interesse für Bedingungen einer gelingenden Zusammenarbeit mit den Partnerinnen und Partnern im Schulfeld der Zielstufen eine aufgabenbezogen immer wieder neu zu beantwortende Frage ist.

      Die beiden exemplarisch eingebrachten, unterschiedlichen berufsbiografischen Zugänge von Jürg Arpagaus und Christa Scherrer zum Thema des «doppelten Kompetenzprofils» und die daraus resultierenden Fragen machen deutlich: Die Diversität an unterschiedlichen Bildungs- und Berufsbiografien, Funktionen und Aufgaben charakterisiert auch das Team im Projekt. Es konnte sinnigerweise nur erfolgreich sein, wenn auch die Projektbeteiligten sich in unterschiedlicher Art und Weise den Berufsfeldern zuwendeten und sich damit auseinandersetzten.

      Im Rahmen der Projektarbeiten wurde schnell deutlich, dass die Vorstellungen zur Heterogenität hinsichtlich formaler Kompetenzen, der Aufgaben, Funktionen und Rollen, der Teamzusammensetzungen und des Verständnisses, wie ein Berufsfeldbezug hergestellt werden kann, sehr gross ist. Wir durften auch erkennen, dass diese grosse Heterogenität eine Stärke ist und dass die Dozierenden in ihrer täglichen Arbeit an den Pädagogischen Hochschulen gelernt haben, Forschung und Lehre immer auch auf das Berufsfeld zu beziehen. Diese Vielfalt in der Herstellung des Berufsfeldbezugs von Dozierenden hat uns beeindruckt und ist ein Ausdruck ihres professionellen Verständnisses.

      Die Porträts von 22 Mitarbeitenden aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen an Pädagogischen Hochschulen der Deutschschweiz bieten einen Zugang zur Auseinandersetzung mit der Frage nach der Bedeutung des Berufsfeldbezugs für die Pädagogischen Hochschulen und die Bearbeitung ihrer Aufgaben unter den Prämissen der Wissenschaftlichkeit und eines vertieften Verständnisses des Schulund Berufsfeldes. Zusammen mit rund 5500 weiteren Personen, die schweizweit an Pädagogischen Hochschulen tätig sind, tragen die Porträtierten dazu bei, dass die Pädagogischen Hochschulen ihren Bildungsauftrag wahrnehmen können. Sie gewähren Einblick in ihre Arbeit und zeigen damit auf, welche Wege sie an die Pädagogischen Hochschulen geführt haben und wie sie die dabei erworbenen Kompetenzen bei der Bearbeitung ihres Auftrags einsetzen. Sie machen deutlich, was ihnen dabei wichtig ist, welche Herausforderungen sich ihnen stellen und wie sie damit umgehen.

      Für Bildungsprozesse ist nach Wilhelm von Humboldt die «Verknüpfung des Ichs mit der Welt zu der allgemeinsten, regesten und freiesten Wechselwirkung» erforderlich (vgl. 1793/2017, S. 7). In den Porträts wird deutlich, wie die Porträtierten in ihrem Fach und für ihre Aufgabe den Horizont der Bezugswelten erfahren und auf verschiedenen Ebenen gestalten. Sie befördern damit Erkenntnisprozesse und Bildung für sich und andere. Dass es dazu nicht nur das Individuum, sondern die Vielfalt der Fächer und Köpfe braucht – auch darauf hat Humboldt hingewiesen: «Das Verfahren unseres Geistes, besonders in seinen geheimnisvolleren Wirkungen, kann nur durch tiefes Nachdenken und anhaltende Beobachtung seiner selbst ergründet werden. Aber es ist selbst damit noch wenig geschehen, wenn man nicht zugleich auf die Verschiedenheit der Köpfe, auf die Mannigfaltigkeit der Weise Rücksicht nimmt, wie sich die Welt in verschiedenen Individuen spiegelt» (ebd., S. 11).

      In diesem Sinn laden wir, die Herausgeberinnen und der Herausgeber, die Leserin, den Leser ein, sich von den Porträts zur Auseinandersetzung mit weiteren Arbeitswelten an Pädagogischen Hochschulen anregen zu lassen und zu erkunden, inwiefern ihr Personal nicht nur vielerorts, sondern auch andernorts Teil der Pädagogischen Hochschulen als «wissenschafts- und praxisorientierte[r] Professionshochschulen mit dem spezifischen Fokus auf Bildung» (swissuniversities 2020, S.1) ist.

      Der Blick von aussen gehört zu den Grundkonstanten von Entwicklung. Deshalb enthält dieses Buch ein 23. Porträt. Von aussen kann sichtbar werden, was dem Innenblick verwehrt bleibt. Aussenblicke erweitern in der Regel den Wahrnehmungsraum. Die Blickrichtung spielt auch bei der Gestaltung des Berufsfeldbezugs eine Rolle. Mitarbeitende von Pädagogischen Hochschulen blicken aufgrund ihrer Anstellung an einer Institution der Lehrerinnen- und Lehrerbildung von dort aus auf das weitere Bildungssystem, das den Pädagogischen Hochschulen als Berufsfeld gelten kann. Die Herausgebenden sind mit dem 23. Porträt allerdings einen Schritt weitergegangen und haben gefragt, wie ein solcher Perspektivenwechsel auf einer abstrakteren Ebene gefasst werden kann. In der literarischen Verarbeitung einer Thematik sehen sich Schriftstellerinnen und Schriftsteller vor ähnliche Herausforderungen gestellt wie die Mitarbeitenden der Pädagogischen Hochschulen bei der Gestaltung des «Schul- und Berufsfeldbezugs». Wir haben in der Differenz also die Analogie gesucht, sodass das Eigene vor dem Hintergrund des Andersartigen neu gesehen werden kann. Schriftstellerinnen und Schriftsteller ermöglichen anderen (den Leserinnen und Lesern) in ihren Texten Zugänge zu «Welten», die sie aus eigener Erfahrung sehr gut kennen, oder dann sprechen sie über spezifische Bereiche, von denen sie nur punktuell oder gar nicht Teil sind. Wir verstehen die Auseinandersetzung mit diesem Spannungsfeld als etwas, was der Arbeit an den Pädagogischen Hochschulen wie

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