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und seines Freundes gehört in die unterste Tiefe des niedrigen Comischen; ein paar mäßige, lüderliche, rauschichte Schlingels, deren platte Scherze, Wortspiele und tolle Einfälle nirgends als auf einem Engländischen Theater, und auch da nur die Freunde des Ostadischen Geschmaks und den Pöbel belustigen können. Wir lassen also diese Zwischen-Scenen um so mehr weg, als wir der häuffigen Wortspiele wegen, öfters Lüken machen müßten. Alles was in diesen beyden Scenen einigen Zusammenhang mit unserm Stüke hat, ist dieses, daß Sir Tobias seinen Zechbruder, Sir Andreas, als einen Liebhaber der schönen Olivia ins Haus einführt und ganz ernsthaft der Meynung ist, daß sie ein recht artiges wohlzusammengegattetes Paar ausmachen würden; und daß Jungfer Maria den würdigen Oheim ihrer Dame höflich ersucht, um seiner Gesundheit willen sich weniger zu besauffen; und um der Ehre des Hauses willen, seine Bacchanalien nicht so tief in die Nacht hinein zu verlängern.)

      Fünfte Scene

      (Verwandelt sich in den Pallast.)

      (Valentin, und Viola in Mannskleidern, treten auf.)

      Valentin. Wenn der Herzog fortfährt euch so zu begegnen wie bisher, Cäsario, so werdet ihr in kurzem einen grossen Weg machen; er kennt euch kaum drey Tage, und er begegnet euch schon, als ob es so viele Jahre wären.

      Viola. Ihr müßt entweder seiner Laune oder meiner Aufführung nicht viel gutes zutrauen, wenn ihr die Fortsezung seiner Gunst in Zweifel ziehet. Ist er denn so unbeständig in seinen Zuneigungen, mein Herr?

      Valentin.

      Nein, das ist er nicht. (Der Herzog, Curio und Gefolge treten auf.)

      Viola.

      Ich danke euch; hier kommt der Herzog.

      Herzog.

      Sah keiner von euch den Cäsario, he?

      Viola.

      Hier ist er, Gnädigster Herr, zu Befehl.

      Herzog (zu den andern.) Geht ihr ein wenig auf die Seite – Cäsario, du weist bereits nicht weniger als alles; ich habe dir das Innerste meines Herzens entfaltet. Geh also zu ihr, mein guter Junge; laß dich nicht abweisen, postiere dich vor ihrer Thüre, und sag ihr, du werdest da wie eingewurzelt stehen bleiben, bis sie dir Gehör gebe.

      Viola. Gnädigster Herr, wenn sie sich ihrer Betrübniß so sehr überläßt, wie man sagt, so ist nichts gewissers, als daß sie mich nimmermehr vorlassen wird.

      Herzog.

      Du must ungestüm seyn, schreyen, und eher über alle Höflichkeit und Anständigkeit hinüberspringen, als unverrichteter Sachen zurük kommen.

      Viola. Und gesezt, ich werde vorgelassen, Gnädigster Herr, was soll ich sagen?

      Herzog. O dann entfalte ihr die ganze Heftigkeit meiner Liebe; preise ihr meine ungemeine Treue an; es wird dir wol anstehen, ihr mein Leiden vorzumahlen; sie wird es von einem jungen Menschen, wie du, besser aufnehmen, und mehr darauf Acht geben, als wenn ich einen Unterhändler von ernsthafteren Ansehen gebrauchte.

      Viola.

      Ich denke ganz anders, Gnädigster Herr.

      Herzog. Glaube mir's, mein lieber Junge; deine Jugend wäre schon genug, diejenigen lügen zu heissen, die dich einen Mann nennten. Dianens Lippen sind nicht sanfter und rubinfarbiger als die deinigen; deine Stimme ist wie eines Mädchens, zart und hell, und dein ganzes Wesen hat etwas weibliches an sich. Ich bin gewiß, du bist unter einer Constellation gebohren, die dich in solchen Unterhandlungen glüklich macht; du wirst meine Sache besser führen, als ich selbst thun könnte. Geh also, sey glüklich in deiner Verrichtung, und du sollst alles was mein ist, dein nennen können.

      Viola.

      Ich will mein Bestes thun, Gnädigster Herr —

      (vor sich.)

      Eine beschwerliche Commission! Ich soll ihm eine andre kuppeln, und wäre lieber selbst sein Weib.

      (Sie gehen ab.)

      Sechste Scene

      (Olivia's Haus.)

      (Maria und der Narr vom Hause treten auf.)

      (Maria schilt den Narren aus, daß er so lange ausgeblieben, und sagt ihm, die Gnädige Frau werde ihn davor hängen lassen. Der Narr erwiedert dieses Compliment mit Einfällen, an denen der Leser nichts verliehrt; man weiß daß auch der allersinnreichste und unerschöpflichste Hans Wurst doch endlich genöthiget ist, sich selbst zu wiederholen, so gut als ein andrer wiziger Kopf; und so geht es Shakespears Clowns oder Narren von Profeßion auch; sie haben ihre) locos communes(, auf denen sie wie auf Steken-Pferden herumreiten, wenn ihnen nichts bessers einfallen will; und dieser wird endlich der Zuhörer und der Leser satt.)

      Siebende Scene

      (Olivia und Malvolio zu den Vorigen.)

      Narr. O Verstand, sey so gut und hilf mir den Narren machen – Diese gescheidten Leute, welche sich einbilden sie haben dich, beweisen sehr oft daß sie Narren sind; und ich, bey dem es ausgemacht ist, daß ich dich nicht habe, mag für einen weisen Mann gelten. Denn was sagt Quinapalus? Besser ein wiziger Narr, als ein närrischer Wizling! Guten Tag, Frau!

      Olivia.

      Schaft mir den Narren weg.

      Narr.

      Hört ihr's nicht, Kerls? Schaft mir die Frau weg.

      Olivia.

      O, geh; du bist ein trokner Narr; ich habe deiner genug; zu allem Überfluß wirst du zu deiner Albernheit noch ungesittet.

      Narr. Das sind zween Fehler, die sich durch guten Rath und einen Krug Halb-Bier verbessern lassen. Denn, gebt dem troknen Narren zu trinken, so ist der Narr nicht mehr troken: Sagt dem ungesitteten Menschen, wie er sich verbessern soll, so wird er nicht länger ungesittet seyn. Alle Dinge in der Welt, die man ausbessert, werden geflikt; Tugend, die sich vergeht, ist nur mit Sünde geflikt; und Sünde, die sich bessert, ist nur mit Tugend geflikt. Wenn dieser einfältige Syllogismus die Sache ausmacht, wol gut; wo nicht, was ist zu thun? Gleichwie kein andrer wahrer Hahnrey ist als Elend; so ist Schönheit eine vergängliche Blume: Die Gnädige Frau sagte, man solle den Narren wegschaffen, also sag ich noch einmal, schafft sie weg.

      Olivia.

      Sir, ich befahl daß man euch wegschaffen sollte.

      Narr. Mißverstand im höchsten Grade Gnädiges Fräulein, (cucullus non facit monachum;) das ist auf Deutsch: Mein Hirn sieht nicht so buntschekicht aus als mein Rok: Liebe Madonna, wollt ihr mir erlauben, euch zu beweisen, daß ihr eine Närrin seyd?

      Olivia.

      Wie willt du das machen?

      Narr.

      Gar geschikt, gute Madonna.

      Olivia.

      Nun, so beweise dann.

      Narr. Ich muß euch vorher catechisieren, Madonna, wenn ihr mir antworten wollt.

      Olivia. Gut, Sir, so schlecht der Zeitvertrieb ist, so wollen wir doch euern Beweis hören.

      Narr.

      Gute Madonna, warum traurest du?

      Olivia.

      Um meinen Bruder, guter Narr.

      Narr.

      Ich denke, seine Seele ist also in der Hölle, Madonna?

      Olivia.

      Ich weiß, seine Seele ist im Himmel, Narr.

      Narr. Eine desto grössere Närrin seyd ihr, Madonna, dafür zu trauern, daß euer Bruder im Himmel ist; schaft mir die Närrin weg, meine Herren.

      Olivia.

      Was denkt ihr von diesem Narren, Malvolio? Verbessert er sich nicht?

      Malvolio.

      Ja, und wird sich verbessern bis ihm die Seele ausgehen wird.

      Zunehmende Jahre machen den vernünftigen Mann abnehmen, und verbessern hingegen den Narren, weil er je älter je närrischer wird.

      Narr.

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