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vermögen dir nicht zu helfen in der Freude und nicht beim Gelage und nicht bei Kauf und Verkauf, aber sie sind gute Helfer in der Not. Neige dein Ohr zu mir, damit das Geheimnis meiner Gabe bewahrt bleibe und gelobe mir, daß du sie nicht auf die Zunge nehmen und von dir geben willst außer an einen ehrlichen Mann in guter Meinung.«

      Das gelobte Immo.

      Da pflückte Bertram vier Grashalme von der Erde, reichte dem Jüngling einen in seine Hand und sprach feierlich: »Drei Lehren sind es und eine, mit denen ich dich begabe, öffne dein Ohr und halte sie fest. Die erste bedeutet, daß dem Manne nicht geziemt zu dienen, wo er gebieten darf; und sie lautet:

      Birg niemals in die Hand eines Herrn, was du allein behaupten kannst.«

      Und als Immo die Worte wiederholt hatte, reichte Bertram den zweiten Halm: »Dieser Spruch soll dich mahnen, wenn du einem Freunde unwillkommene Kunde ins Haus trägst, daß du sie ihm vertraust, bevor der Staub auf deinen Schuhen verweht ist; und der Spruch lautet:

      Üble Botschaft auf der langen Bank, macht dem Boten und dem Wirt das Herz krank.«

      Zum dritten Halm sprach er:

      »Mißachte den Eid, der in Todesnot geschworen wird. Wer dir Liebes gelobt, sich vom Strange zu lösen, der sinnt dir Leid, so oft er des Strickes sich schämt.«

      Und beim vierten gebot er:

      »Deines Rosses letzter Sprung, deines Atems letzter Hauch sei für den Helfer, der um deinetwillen das Schwert hob.«

      Als Immo jeden Spruch nach Gebühr wiederholt hatte, beschloß Bertram die Begabung, indem er gerührt sagte: »Es ist Brauch, daß der Spender heilsamer Lehren ein Entgelt dafür erhalte. Da du wenig hast und ich wenig nehmen darf, so hoffe ich, die guten Engel werden dir jene Pelzhandschuhe als Gegengabe anrechnen. Wegen des Otterfells aber hat dich der Gerber verraten, und wir wissen auch, daß dir's Herr Bernheri geschenkt hat, als du ihm die Otter lebendig brachtest. Und jetzt neige dein Haupt, mein Sohn Immo, damit ich dich segne; denn du hast die Weisheit meiner Vorfahren empfangen und ich will flehen, daß sie deinem Leben nütze, wie sie denen genützt hat, die sie vor dir besaßen. Wenn du sie aber mißachtest und ihr zuwider handelst, so siehe zu, daß die Verachtung sich nicht an dir räche.« Immo beugte das Haupt in die Hand des Alten und empfing den Segen. Dann traten sie wieder aus dem Schatten in die Sonne, die beiden Greise blickten einander zufrieden an und führten ihren Günstling zur Gartentür, dort begann Sintram: »Merke auch noch dies von meinetwegen. In all deiner Zukunft sorge dafür, daß du immer jemanden hast, der für dich zu den Himmelsherrn betet. Jetzt tut mein Bruder Bertram dies täglich für dich und auch ich gedenke des Abends deiner. Denn wir haben dein Gemüt längst erkannt, obgleich du unbändig dahinfährst. Aber wir beide sind alt. Oft hören die Himmlischen nicht gern die Worte eines Bedrängten, weil er ihnen durch seine Missetat verleidet ist, wenn aber ein anderer für ihn bittet, so fühlen sie leichter Erbarmen. Unselig ist auf Erden nur der, welcher in der Not allein die Hände faltet ohne einen Helfer. Darum gehe in Frieden, Immo, und denke auch darauf, daß du dem Präpositus nicht mißfällig wirst.«

      Immo sah bewegt den beiden Alten in die freundlichen Gesichter, welche einander ähnlich waren wie zwei Äpfel desselben Baumes, er neigte sich tief vor ihnen und entwich. Langsam schritt er die Hecke entlang, setzte sich endlich in den Schatten einer Mauer und wiederholte und bedachte in der Stille die Lehren des Bertram. Dann sprang er auf und schritt dem Hofe der Reisigen zu, der vor der großen Klosterpforte neben dem Haus des Pförtners stand. Dort lagen im Wachthause zu jeder Zeit einige kleine Dienstmannen des Klosters und dort weilte Immo am liebsten; er hatte daselbst auch seine besten Genossen, obgleich die Dekane das nicht zu wissen brauchten.

      Als er in den Hof trat, fand er eine Reihe Heuwagen, welche von den Knechten entladen wurden, während ein bejahrter Dienstmann im Schuppenhemd, die Blechkappe in der Hand neben seinem Rosse stand und geduldig den Arbeitenden zusah. »Gib mir ein Pferd, Hugbald,« begann Immo leise zu dem Kriegsmann, »daß ich mit dir reite.«

      Hugbald blickte bedeutsam nach dem Stall und wies auf einen handfesten Mönch zwischen den Heuwagen – es war der Bruder, welcher dem Pförtner in seinem schweren Amt als Trost beigegeben war. Immo verschwand in dem Stalle. Als die entlasteten Wagen zum geöffneten Tor hinausfuhren, bestieg auch der Reisige sein Roß, hielt unter dem Tore an und sprach mit dem Mönch, der auf den Verschluß achten sollte. Da stob Immo auf flüchtigem Pferde an den Redenden vorüber und war außer Rufes Weite, bevor der Mönch sich von seinem Erstaunen erholt hatte. »Der Vater Pförtner hat mir befohlen,« rief der unzufriedene Mönch, »diesen nicht ins Freie zu lassen, weil er sich vermessen hat, ohne Erlaubnis auf St. Michael zu reiten, aber er wischt dahin wie ein Feuermann in der Nacht.«

      »Laß ihn immerhin,« begütete der Dienstmann, »mir ist es recht, wenn ich heut einen schnellen Knaben an der Seite habe. Denn um dir meine Meinung zu sagen, ich werde froh sein, wenn du am Abend Wigberts Knechte und Gespanne vollzählig zurück erhältst.«

      »Du verkündest, was üble Ahnung macht,« rief der Mönch erschrocken. »Wie mag uns Gefahr drohen, leben wir doch in Frieden mit den Nachbarn.«

      »Ich sah schwarze Vögel flattern über der Grenze unserer Waldwiesen, und ich kenne den Schwarm. Die Dohlen sind es aus den Buchen des Grafen Gerhard, sie fliegen gern dorthin, wo sein gewappneter Haufe reitet; um unsere Marksteine schwebten sie und lachten untereinander.«

      »Anderen mögen die Schwarzen Böses bedeuten, doch nicht uns,« tröstete der Mönch, »denn wir im Kloster beten jedes Jahr für den Grafen Gerhard und für die Seele seines Vaters.«

      »Es ist wohl möglich, daß die Vögel sich darum nicht kümmern,« versetzte Hugbald. »Auch sah ich etwas im Holze des Grafen blinken, ich meine, es war eine Helmkappe. Du selbst magst erwägen, ob die Mannen des Gerhard an diesem heißen Tage den Eisenhut tragen, weil sie das Heufest des Klosters feiern.«

      »Harre, daß ich dem Vater Tutilo die Kunde zutrage,« rief der Mönch.

      »Unnütz wäre die Mühe,« versetzte der Dienstmann, die Achseln zuckend, »ich ritt hierher, weil ich der Meinung war, die Reisigen unseres Herrn Abts von St. Peter als Helfer zu erbitten. Aber Herr Tutilo wollte vor einem Sonnenblink auf fremdem Eisen nicht erschrecken und verbot mir, wegen der Heuernte an das Tor des Abtes zu reiten. Auch hat in Wahrheit das Kloster Fäuste genug auf die Wiesen gesandt, vielleicht, daß sie mit den Heugabeln ihre Tapferkeit erweisen. Doch sollte mir das Pferd straucheln, so wird der Jüngling dort zurückreiten und euch mahnen, daß ihr das Glockenseil zieht.« Der Reiter nickte und trabte den Wagen nach, der Mönch verschloß kopfschüttelnd das Hoftor.

      Als Hugbald den Jüngling erreicht hatte, welcher hinter einem Gebüsch seiner harrte, begann er: »Dein Pferd hast du gut gewählt, wenn du dich heut im Felde gegen einen Feind tummeln willst, aber den Stecken in der Hand vermag ich nicht zu loben; er ist nur gut, um einen Hund zu treffen, nicht aber eine Eisenhaube. Auch dein Strohhut wird dir schwerlich das krause Haar schirmen, wenn dich ein Schwertschlag erreicht.«

      »Denkst du an Hiebe?« frug der Jüngling und richtete sich hoch auf.

      »Wer über das Feld reitet, darf immer daran denken,« versetzte Hugbald vorsichtig, »darum nimm noch eine Warnung. Wenn du merken solltest, daß Bewaffnete gegen mich sprengen, so treibe die Weiber mit den Rechen hinter einen Strauch und sieh selbst aus der Ferne zu, damit du berichten kannst, daß ich mich ehrlich gehalten habe.«

      »Ich meine, Vater, besser werde ich das erkennen, wenn ich an deiner Seite reite,« sagte Immo stolz und trieb sein Pferd zum Sprunge.

      Hugbald lächelte ein wenig, dann wies er ernsthaft nach dem nahen Berge, wo der Abt sein Haus hatte. »Dennoch ist es schwer, zwei Gebietern zu dienen. Dort oben liegen wackere Gesellen müßig, welche bei einer Schlägerei im Heu wohl den Rücken decken könnten. Aber was einem Herrn gefällt, will der andere nicht leiden.«

      »Sage mir, ob du um Gefahr sorgst, so will ich hinaufreiten, sie zu rufen.«

      »Damit Herr Tutilo mir später Feindseliges sinne,« versetzte Hugbald kopfschüttelnd. »Lieber vertraue ich auf die Hilfe des heiligen Wigbert, denn ich habe ihm, solange ich lebe, nie etwas genommen und manchen Schlag zu seiner Ehre getan, warum sollte er mich also

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