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Das Schweigen der Prärie. Ole Edward Rölvaag
Читать онлайн.Название Das Schweigen der Prärie
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Ole Edward Rölvaag
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Alle drei lachten und Tönset‘n am meisten. Und er half Rasenstücke tragen, während die Sörine ging, um alles zum Empfang vorzubereiten.
II
Kaum war die halbe Stunde um, so kam der Zug über die Anhöhe herabgesickert. Der Per Hansen ging noch immer voran, der Große-Hans daneben, der Ole den Ochsen als Treiber zur Seite, und die Beret und das Gössel saßen im Wagen, — Buntscheck zottelte hinterher und ließ ein langes, kräftiges Begrüßungsbrüllen erschallen, als sie das andere Vieh auf der Prärie weiden sah.
Und bei des Hans Olsen Zelt standen sie zum Empfang bereit: der Hans Olsen und die Sörine und Tönset‘n mit seiner Kjersti; das Dirnlein aber hatte nicht Geduld zum Warten; es lief dem Zug entgegen, nahm den Großen-Hans bei der Hand und wollte vor allen Dingen wissen, ob es ihn in den Nächten auch sehr gegruselt habe.
Die Ochsen mußten sich hügelauf tüchtig in die Sielen legen.
»Nein, aber vertrödelt doch nicht so die Zeit!« rief ihnen der Per Hansen entgegen. »Es ist doch mitten in der Schicht, — ihr habt wohl hier im Westen nichts zu tun?«
»Vesperzeit, siehst du, Per Hansen!« kicherte Tönset‘n. »‘s ist akkurat Vesperzeit! Und da haben wir halt gemeint, wir könnten auf dich warten!«
»Hast schließlich doch hergefunden?« schmunzelte der Hans Olsen und wollte des Per Hansen Hand gar nicht mehr loslassen.
»Hergefunden? —Das mußt‘ einer doch, wo es nur immer geradeaus der Nase lang geht! Und ihr hattet auch die ganze Strecke ordentlich und nett abgesteckt. — — So! Und dies also wäre Gosen im Lande Ägypten ?«
»Höh-höh!« nickte Tönset‘n. »Akkurat Gosen! Jawohl! Wir haben vor, ihm diesen Namen beizulegen, falls dir nicht andere Narreteien einfallen.«
Die Beret und das Gössel waren inzwischen glücklich von dem Bretterende heruntergeklettert; die beiden andern Frauen wollten sich ihrer sogleich annehmen. Aber die Beret mußte sich erst einmal lange umschauen, ehe sie mit ihnen ging.
— Hier also sollten sie bleiben? — — Hier? — Sie betrachtete die halbfertigen Gammen, die Menschen, und es fuhr ihr durch den Sinn, daß sich hier Verkehrtes zusammenbraue; — die Vorstellung ängstigte sie nun schon tagelang, und sie vermochte sie nicht zu verjagen. Sie würgte sie. Nein, es hieß sich mit aller Macht zusammennehmen, — sie konnte doch nicht inmitten des Jubels um sie herum losweinen!
Sie ging den beiden andern Frauen ins Zelt nach und mußte sich schnell setzen.
Sörine umsorgte sie freundlich: »Zieh dich aus, Beret; es wird dich erfrischen, die Kleider zu wechseln. Hier ist ein weiter Rock, den kannst du derweile überwerfen! — Und hier ist Wasser; mach dir das Haar und laß dir gute Zeit, dich herzurichten, — laß dich nicht stören, wenn ich und die Kjersti aus und ein laufen!«
Die beiden andern gingen; sie saß immer noch reglos. Kaum aber waren die beiden draußen, da trieb es sie an den Zelteingang, sie mußte hinaussehen. — Ich begreife nicht, wie Menschen es hier aushalten? dachte sie. Hier gibt es ja nichts, wohinter man sich verbergen kann! — Das edelgeschnittene, schöne Gesicht war von Nachdenken beschwert. Sie wandte sich ins Zeltinnere und begann sich die Kleider aufzunesteln, hielt aber gleich darauf inne, um die Zeltstange mit all den Kleidungsstücken anzustaunen; die glich leibhaftig dem Riesen, den sie sich als Kind immer vorgestellt hatte, — sie konnte das Bild lange nicht loswerden. —
Inzwischen wartete draußen der Ole, die Hand auf dem einen der Ochsen; die Erwachsenen schienen vergessen zu haben, daß auch er noch auf der Welt war; das wurde nächstens langweilig, — die wurden ja niemals fertig mit dem Geschwätz, und er hatte doch auch noch etwas mitzureden!
»Wollen wir ausspannen, Vater?«
Der Per Hansen kehrte sich dem Buben zu:
»Ja, da sagtest du etwas Gescheites, du Ola! — Vielleicht bleiben wir nachtüber hier, da wir schon mal auf gute Bekannte gestoßen sind?
Wie steht‘s denn, Mannsleut,« wandte er sich an die beiden andern, »gibt‘s hier in der Nähe noch Land?«
»Land? Land?! — Kannst akkurat so viel davon nehmen, wie du willst, von hier bis zum Stillen Ozean!« Tönset‘n war so begeistert, daß ihm sogar eine Hand aus dem Hosengurt fuhr, um einen weiten Bogen in der Luft zu beschreiben.
»Mußt dich selber umtun,« sagte der Hans Olsen, »und nehmen, was dir am meisten zusagt. Aber eigentlich habe ich auf dem Quart nördlich von mir ein Merkzeichen für dich eingerammt. Kannst es dir ja später ansehen. — Der eine Solumbub wollte es anfänglich nehmen; aber ich sagte ihm, es sei das beste, er ließe es, bis du kommst. — Dort grenztest du auch an den Bach, und ich und du würden nächste Nachbarn, wie wir von Anfang an gewollt. — Der Bub könnt‘ wirklich gerad so gut den Quart neben dem Bruder nehmen.«
Der Per Hansen atmete heftig. Er hatte ein unendlich wohltuendes Gefühl: Hier hatte der Hans Olsen während der ganzen Zeit alles für ihn vorausbedacht und geordnet und prächtig zurechtgelegt. »Gut, darüber reden wir später, Hans Olsen, — ich sage nur: einstweilen danke! — — Spann‘ die Ochsen aus, Ola! — — Und froh wäre ich, hättet ihr jetzt etwas Eßbares oder Trinkbares!«
»Oder vielleicht auch beides, Per Hansen?« rief Tönset‘n.
»O ja, gern auch das, Syvert!«
Bald darauf standen alle um ein weißes Tuch herum, das die Sörine auf dem Erdboden ausgebreitet hatte. Auf ihm aber lag ein ganzer gedörrter Hammelschinken und ein großer Haufe echt norwegischen Flachbrotes; und Käse und Butter und Quark; inmitten des nahrhaften Kreises aber stand eine große Schüssel süßer Vollmilch; und vom Kochherd trug ihnen die Brise einen angenehmen Duft von gebratenem Speck und starkem Kaffee zu. Die Sörine richtete her und trug auf und nötigte sie, sich einen recht bequemen Sitz zu suchen. Und Per Hansens gedrungene Gestalt rollte sich in paradiesischem Wohlbehagen zusammen, als er sich jetzt auf die gekreuzten Beine niederließ:
»Jetzt komm du aber schleunigst selber, Sörine. — Jaja, da zeigt sich‘s, daß wir bei Herrenleuten gestrandet sind! — Kannst gut den Pharao höchstselbst vorstellen, Hans Olsen!«
»Und wo bleibe ich?« wollte Tönset‘n wissen.
»Du, Syvert? Ich weiß nicht recht, was ich mit dir machen soll! Du wärest wohl am liebsten Mundschenk; doch der Mensch soll nie im Übermaß begehren; denn du weißt wohl, wie es dem Mundschenk ging? Sollten wir dich nicht lieber zum Bäcker machen? Was meinst du dazu, Hans Olsen?«
Und wieder lachten alle.
Aber da brachte die Sörine einen Teller, auf dem sich eine ansehnliche Flasche nebst rundlichem Glas befanden. »Nimm mir das aus der Hand, Hans Olsen, der du damit umzugehen weißt!«
Jetzt geriet Tönset‘n rein aus dem Häuschen: »Nein, du Sörrina, du Sörrina! Nein, wer doch auch solch ein Weib hätt‘!«
Da hocken sie nun alle auf dem Boden um das Tuch herum und plauderten und langten zu und fühlten sich so wohl.
Der Hans Olsen war seit Mittag wie ausgewechselt; der ganze lange Körper ringelte sich geschmeidig vor guter Laune; er konnte sich gar nicht satt sehen an Per Hansens bärtigem Schelmengesicht! Der schnitt sich eine tüchtige Ecke aus dem Hammelschinken heraus und betrachtete philosophisch die entstandene Scharte: »Und ihr, ihr habt also alles wohlbehalten hergebracht?«
»Jösses, Jösses, ja,« versicherte der Hans Olsen treuherzig. »Alles — ja also abgesehen davon, daß da irgendwo im Osten der Prärie ein Hammelschinken liegengeblieben ist; aber das ist nicht der Rede wert.«
Der