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Das Schweigen der Prärie. Ole Edward Rölvaag
Читать онлайн.Название Das Schweigen der Prärie
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Ole Edward Rölvaag
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Der Per Hansen löste sich den Bauer vom Hals.
»Oh,« sagte er müde, fast stumpf, »da ich schon einmal so weit gereist, hielt ich es fürs beste, zugleich etwas auszurichten.« Er reichte ihr den Bauer. »Hier hast du also deine Hühner. Weiß zwar nicht, ob sie noch lebendig sind?«
Die Beret ging mit dem Bauer zum Haus hinauf. Und jetzt umdrängten sie ihn, die andern, und wollten Bescheid über alle Widerwärtigkeiten, die er erlebt.
Tönset‘n aber redete vorneweg: »Kannst du mir sagen, Per Hansen, was du da für einen Burschen bei den Kühen herumlaufen hast?«
Etwas wie ein Grinsen legte sich über das verschwitzte Gesicht.
»Der da? — oh, das ist bloß ein Trönder.«
»Nein, bist du toll! Ja, dann wird er wohl taugen! — Wo hast du denn den erwischt?«
Der Per Hansen stieg ab und reichte dem Großen-Hans die Zügel. »Gib dem zu saufen und versorge ihn gut! — Wo ich den erwischt habe? — Ich verführte eine nette Trönder-Bäuerin dazu, ihn mir auf ein Jahr zu borgen. Ich versprach ihr zehn Dollar für sein übriges Leben. Das sind genau 2,50 auf deinen Teil, Syvert. Aber schau, das kommt dir auf die Dauer billiger, als alle Jahre ganz Dakota Territory nach deiner Kuh abzusuchen!«
Die Sörine und die Kjersti konnten sich gar nicht genug damit tun, dem Per Hansen warm und nachdrücklich zu danken. Das Gescheiteste aber verlautbarte diesmal die Kjersti, so schien es dem Per. Als sie sich nämlich den ganzen Bericht bis zu Ende angehört hatte, wie weit und wie lang er geritten, da sagte sie still und nachdenklich:
»Wenn die Lust schon in einem stummen Tier so gewaltig ist, wie muß sie dann erst in einem Menschen hausen! — Den Streich vergeß ich dir nimmer, Per Hansen!«
Und sie lachten alle miteinander. —
Die Merkzeichen im Gras
I
Der Per Hansen wurde weiter und weiter in das Märchen hineingetragen, in jenes wundersame Märchen, worinnen er der König und der Prinz zugleich war und alle Herrlichkeiten der Welt besaß. Und es war mit diesem wie mit den andern Märchen: es wurde kurzweiliger und unverlierbar köstlicher, je weiter er hineinkam.
Rast gönnte er sich nur noch, wenn er vor Ermüdung einschlief. Das geschah nicht zu oft; denn es war zum Müdewerden viel zu unterhaltsam. Und je länger es währte, desto schöner wurde es, und die Sonne über dem Schloß strahlte immer heller.
Er besah sich den Acker und lachte, lachte ihn herzlich an wie etwas Schönes und Lustiges. Nein, was für ein Boden! Den Pflug brauchte man bloß hineinzustoßen und die Grasnarbe zu kehren, und die Krume lag vor einem. Und das war nicht etwa gewöhnlicher Boden, der nur Gerste und Hafer, Kartoffeln und Heu und derlei Alltäglichkeiten hergab! O nein, der hier taugte zu Weizen, ja, also zu Weizen, dem König unter den Kornsorten! Diesen Boden hatte der Herrgott eigens für den edlen Samen geschaffen. Und auf 250 Morgen davon ging der Per Hansen herum, und sie waren sein eigen!
Ein schöner, lockender Gedanke war in ihm aufgedämmert: Dieser Quart war bloß für Ackerland bestimmt; der Quart daneben nach Osten zu aber wäre trefflich für Vieh, Weide und Heu! Es ginge ja wohl auch mit dem westlich angrenzenden an; doch der nach Osten war besser, der hatte nämlich fließendes Wasser. Diese beiden Quarte zusammen ergaben jedoch einen prächtigeren Landsitz, als ihn die meisten Könige alter Zeiten gehabt! — Er sagte vorläufig nichts von dem zweiten Quart, erwähnte ihn mit keinem Wort; er sah noch nicht, wie er ihn erwerben könne; aber die Buben wuchsen jeden Tag mehr heran, — und mit der Zeit kam schon auch noch Geld ins Haus.
Und noch viele andere gute und schöne Einfälle kamen, von den Dingen nämlich, die vorerst an die Reihe mußten. Zum Beispiel die Herde. Ansehnlich sollte die mit der Zeit werden! Rösser und Schweine, Rinder und Hühner, Enten und Gänse, Großes und Kleines! Das sollte schnattern und grunzen, brüllen und wiehern aus jedem Winkel. — O, es sollte hier ringsum schon lebendig werden und aufgabenreich für die Beretmutter!
Aber am lustigsten war es, an dem künftigen Königshof zu bauen. Behausung für Hühner und Ferkel, einen geräumigen Stall, ein prächtiges Stabbur. Stabbur = das für norwegische Gehöfte bezeichnende Vorratshaus, auf Pfosten 1—2 m über dem Boden ruhend, meist durch schönes Schnitzwerk vor den übrigen Gebäuden ausgezeichnet. Und dann das eigentliche Schloß! Blitzneu und glänzend sollte der Königshof erstehen, — das Schloß selbst weiß, mit grünen Windbrettern. — Und das alles wollten er und die Buben allein miteinander schaffen!
Ja, es war wie im Märchen! Ringsum lagen die Dinge so geheimnisvoll und hatten die Tarnkappe auf; aber dann berührte er sie, tröpfelte ein paar Tropfen aus dem Zauberhorn auf sie, und die Tarnkappe war verschwunden, die Dinge lagen leuchtend klar vor ihm! — Yes Sir! Da sah er das Schloß vor sich! Ein Zaun um einen großen, großen Garten! Der Zaun weiß, gerad wie das Schloß. Viele Bäume dahinter und davor: Bäume mit Äpfeln darauf, Bäume mit andern Früchten, und — und — Bäume mit Zapfen daran, yes Sir — Bäume mit Tannenzapfen! Es blinkte feucht in des Per Hansen Augen, — denn wirklich, es hingen Tannenzapfen an etlichen von diesen Bäumen! Der Tannenbaum = der Liebling des norwegischen Bauern, ein Symbol seiner Heimat. — Noch wußte er nicht, wo er sie herholen solle; aber haben mußte er sie. —
Der Per Hansen war lauter lebendige frohe Unruhe, er breitete der wundersamsten Zukunft beide Arme entgegen. Er war so schelmisch froh und zärtlich. — — Aber stille sitzen konnte er nicht! Kaum einmal an einem Sonntag! Und dann war er leicht übelgelaunt. Fiel ihm nichts Besseres ein, so unternahm er weite Streifzüge über die Prärien, fand bald diese zur Besiedlung gutgeeignete Stelle, bald jene. Hierher kommen doch gewiß Leute, sich anzubauen! dachte er; dann gehe ich mit ihnen mit und zeige ihnen alles! — Und fast überall war derselbe vortreffliche Boden. Das Besondere lag hier unbegrenzt! — —
II
Die Buben waren eines Sonntags abends rein toll heimgekommen. Sie hatten einen weiten Ausflug zu einigen großen Sümpfen gemacht, die von hohem Gras umgeben und mit weiten Strecken offenen Wassers dazwischen, in der westlichen Prärie lagen. Jetzt berichteten die Buben, daß dort Tausende und aber Tausende von Enten nisteten; die seien nicht scheuer, als daß man sie fast mit der Hand greifen könne. Der Große-Hans erzählte, bis ihm das Wort in der Kehle steckenblieb und er vor Aufregung bibberte, — und der Bruder machte es nicht viel anders. —
Tagelang redeten die Buben nur noch von den Enten. Wie konnte man sie bloß fangen? Eine Schrotflinte hatten sie nicht. Die Lange Marie dürften sie nicht benutzen, sagte der Vater; sie habe schon ohnehin zu wenig Futter, ... und niemand könne wissen, — nein — niemand könne wissen. — Was es war, was ›niemand wissen könne‹, erörterte er nicht näher. Aber soviel begriffen die Buben: mit der Büchse und den Enten war es nichts. — Da trieben sich also die Enten in unabsehbaren Mengen herum, flogen von dem einen Wassertümpel auf, ließen sich auf dem nächsten nieder, wenn die Buben zu nahe herankamen! Und nicht der kleinste Stein in der Gegend aufzutreiben! Vertrackter konnte es gar nicht sein! —
Seit der Entdeckung der Enten waren die Buben jeden Sonntag an den Sümpfen. Der Vater hatte noch nicht Zeit gehabt, sich die Herrlichkeit selber zu besehen. Aber schließlich an einem Sonntagvormittag anfangs August gönnte er sich mit dem Großen-Hans einen Spaziergang nach Westen. Der Ole mußte daheimbleiben. Die Mutter dürfe nicht allein sitzen, wo sie drei ausgewachsene Mannsleut im Hause habe, hatte der Vater gesagt. Und der Ole, als der Größere, müsse zuerst heran. Der Bub benahm sich so ungebärdig, daß die Mutter es für das geratenste hielt, auch ihn gehen zu lassen. Doch der Vater war auf dem Ohr taub; nächsten Sonntag werde er selber daheimbleiben und der Ole freihaben; heute bleibe es bei seiner Anordnung.
So machten denn also er und der Große-Hans diesen Ausflug. Enten gab es da freilich! Das war gerad wie an Finmarkens Finmarken = nördliche Provinz Norwegens. Vogelbergen!
Der Große-Hans zeigte und wisperte unausgesetzt,